Das Wispern aus dem Abgrund

By Selcarnor

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In der Zukunft ist die Erde am Sterben. Ökologisch fast tot, die meisten Städte in Trümmern und die Bevölkeru... More

Prolog: Eine sterbende Welt
Kapitel 2: Der Abgrund
Kapitel 3: Die Hütte am Dorfrand
Kapitel 4: Die vier Engel
Kapitel 5: Heiligkeit
Kapitel 6: Die ersten Tropfen
Kapitel 7: Das Ende der Kindheit
Kapitel 8: Durch die Wildnis
Kapitel 9: Im Tempel
Kapitel 10: Rückkehr zur Zivilisation
Kapitel 11: Die Räuber
Kapitel 12: Massaker
Kapitel 13: Die Stadt
Kapitel 14: Die Gilde
Kapitel 14: Das erste Abenteuer
Kapitel 16: Regen
Kapitel 17: Ende einer Expedition
Kapitel 18: Rückkehr zur Gilde
Kapitel 19: Die Ländereien des Grafen
Kapitel 20: Das Mädchen
Kapitel 21: Befreiung
Kapitel 22: Zuflucht
Kapitel 23: Durch die Nacht
Kapitel 24: In der Plantage
Kapitel 25: Abendmahl
Kapitel 26: Befreiung
Kapitel 27: Gründung
Kapitel 28: Syndikat
Kapitel 29: Die Handelsstadt
Kapitel 30: Die Schmugglerkneipe
Kapitel 31: Die Präsenz des Bösen
Kapitel 32: Tee und Kuchen
Kapitel 33: Nächtliches Treffen
Kapitel 34: Der Aufwiegler
Kapitel 34: Eine zufällige Begegnung
Kapitel 36: Lissi
Kapitel 37: Honigwaffel
Kapitel 38: Die Toten
Kapitel 39: Die Abgesandten der Elfen
Kapitel 40: Das Versprechen der Elfen
Kapitel 41: Erinnerungen der Freundschaft
Kapitel 42: Beginnender Sturm
Kapitel 43: Straßenkampf
Kapitel 44: Feuerpuppen
Kapitel 45: Feuer gegen Schatten
Kapitel 47: Wasser und Blut
Kapitel 48: Im Pfuhl der Dunkelheit
Kapitel 49: Rückkehr zur Oberfläche
Kapitel 50: Kommende Schatten
Kapitel 51: Die Runenmeisterin
Kapitel 52: Der Drahtzieher
Kapitel 53: Das Licht jenseits der Dunkelheit
Kapitel 54: Bestrafung
Kapitel 55: Ungewisse Kunde
Kapitel 56: Neuer Aufbruch

Kapitel 46: Blutiger Donner

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By Selcarnor

Lissi sah nichts mehr als Schwärze. Ein alles in sich einschließender Schatten hatte das Lagerhaus verschlungen, ausgehend von den finsteren Flügen, die aus Nilims Rücken gewachsen waren.

Die schrecklichen Szenen mit den brennenden Männern, den Feuern oben an der Decke und der in einer Robe gekleideten Magier verschwanden in diesem dunklen Mantel.

Die Welt wurde blind. Sie verlor augenblicklich ihr Zeitgefühl. Sie hörte ihren eigenen Atem und ihren Herzschlag, doch sie war nicht in der Lage diese zu zählen. Ihr Kopf war dazu zu sehr mit Furcht und Grauen erfüllt. Ihre Augen huschten umher, in der Hoffnung etwas zu erfassen. Doch da war nichts.

Nur ein Flüstern. Zuerst dachte sie, es wäre ihre Einbildung. Doch desto angestrengter sie lauschte, desto deutlicher waren da Stimmen. Sie verstand keine Worte, doch in den Lauten war eine strenge Emotionslosigkeit, der unerbittlich auf ihre Seele einprasselte.

Als sie schon glaubte von diesem Wispern zermalmt zu werden, obwohl es weiterhin kaum hörbar war, tropfte die Dunkelheit langsam herab, so als ob schwarze Farbe an einer Glasfläche herabfließen würde.

Die dunkle Kuppel, in der sie hockte, wurde wieder sichtbar und schien sich ausgebreitet zu haben, umfasste nun auch Nilim. Trümmer vom nun vollkommen zerstörten Lagerhaus rutschten an der dünnen, dunkelgrauen Hülle herab.

Aus den Augenwinkeln bemerkte sie noch wie die letzten Tropfen aus Finsternis versickerten und dabei scheinbar Formen annahmen von schrecklichen Szenen, bei denen sich ihr der Magen umdrehte. Es war ein Schattenspiel größter menschlicher Niedertracht und Grausamkeit.

Wassertropfen vom Regen prasselten nun herab. Die magische Glocke löste sich auf und sie fühlte wie ihr Kopf und Kleid nass wurden. Rauch stieg von den nun halb unter Schutt vergrabenen Leichen der Halunken auf. Vom Magier fehlte jede Spur.

Nilim stand vor ihr in ihrem einfachen Kleid, unverletzt und unter dem wolkenverhangenen Himmel wirkte sie ganz anders als beim Sonnenlicht. Die Klingen aus dunklem Glas waren an ihren Armen verschwunden.

Etwas tropfte vor Füßen ihrer Freundin zu Boden. Es war dickflüssig und wirkte schmutzig. Langsam drehte sich das andere Mädchen um.

Lissi strauchelte nach hinten und keuchte entsetzt.

Das rechte Auge von Nilim war nun schwarz, mit Ausnahme eines einzelnen, weiß schimmernden Punkt in der Mitte. Eine schwarze Träne lief an ihrer Wange herab und noch mehr von dieser unheiligen Flüssigkeit sickerte zwischen ihren Lippen hervor. Der Regen wischte es weg, doch es kam immer Neues heraus.

Sie hob ihre Hand und steckte sie Lissi entgegen, um ihr hochzuhelfen.

»Kannst du auch dies ertragen?«, fragte Nilim und sie hatte keinerlei Probleme zu sprechen, trotz der dunklen Flüssigkeit, die zweifelslos ihren Gaumen füllte.

Mit purem Entsetzen erfüllt sprang Lissi auf und begann zu rennen. Sie drehte Nilim den Rücken zu und eilte auf die Überreste vom Tor zu. Sie sah wie Menschen auf der Straße kämpften. Blutverschmierte Helme von Stadtwachen lagen in Pfützen auf dem Boden. Der nasse Stein reflektierte weitere Feuer von anderen Lagerhäusern.

Lissi verspürte keine Angst vor den Schwertern und der Gewalt dort. Sie wollte einfach nur mehr Abstand zwischen sich und Nilim.

Was war geschehen? Was war aus dem hellen, freudigen Tag geworden?

Es war ihr wie ein Wunder vorgekommen al sie heute ihre erste richtige Freundin gefunden hatte. Doch war sie stattdessen in die Fänge eines Dämons geraten?

Sie erreichte die Straße. Ein Körper fiel ihr entgegen, doch sie wich ihm aus. Beinahe stolperte sie dann über etwas, doch sie fing sich und rannte weiter.

Ein Kran stürzte auf ein Schiff im Kanal. Sie sprang über jemanden hinweg in dem fast ein halbes Dutzend Pfeile steckte und der sich dennoch mit einem Arm über den Boden zog. Ein brennendes Pferd ritt vorbei und schleuderte sich ins Wasser. Ein Wehklagen und Schreien scholl durch das Prasseln des Regens wie perverser Donner.

In diesem Sturm aus Himmelsfällen und Blut erreichte sie eine ihre unbekannte Nebenstraße, die menschenleer war.

»Vater«, rief Lissi aus und bemerkte nun erst, dass sie weinte.

Neben ihr wurde eine Tür aufgestoßen und ehe sie sich versah, umpackten sie kräftige Hände und zogen sie hinein.


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