Das war gar nicht so einfach, aber ich habe noch die Kurve bekommen. Oder sagen wir mal, das Lando seine Gedanken und Gefühle die Kurve noch bekommen haben ^-^
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„Mom."
Unfähig mehr über die Lippen zu bekommen, starrte Lando auf den Kamin. Starrte auf die sieben Socken, welche am Kaminsims vollgefüllt hingen.
„Carlos ist dein Freund. Er gehört zur Familie."
„Aber Savannah hat keine Socke. Ollie und sie sind schon viel länger zusammen."
„Liebling. Carlos ist ein sehr besonderer Mensch. Ja, auch unsere Schwiegertochter in Spe liegt uns sehr am Herzen, das weiß Oliver. Aber schau Lando. Carlos kennt die englischen Traditionen nicht und er ist vielmehr als nur ein Gast."
Die Geste ging ihm zu Herzen. Vergeblich versuchte Lando seine Gefühle zu Kontrollieren. Das Carlos in so kurzer Zeit so einen enorm wichtigen Stellenwert auch innerhalb seiner Familie einnehmen würde, hatte er nicht erwartet. Sicherlich hatte er auch nicht erwartet, dass sein Freund nach drei Tagen Beziehung eine Weihnachtssocke am Kamin bekommen würde. Es gab Partner sowohl bei Oliver als auch bei Flo die hatten nie eine Socke bekommen.
„Lando, dieser Mann hat so viel mehr getan als unseren Sohn zu Retten. Deinem Dad und mir ist bewusst, dass noch eine schwere Zeit auf uns alle zukommen wird und es wird sicher auch Rückschläge geben, aber Carlos hat uns viel Mut gegeben mit seinen Erfahrungen, mit seinen Worten. Wir sehen, wie glücklich du mit Carlos bist, auch wenn alles für dich neu ist und du oft Konflikte mit dir selbst hast, glauben wir fest daran das Carlos nicht umsonst seinen Weg in der Vorweihnachtszeit zu uns gefunden hat."
+
Nervös tippelte er auf den Zehnspitzen, knabberte unruhig an seiner Unterlippe.
Das Gespräch mit seiner Mom hatte Lando aufgewühlt und sich in die mütterliche Umarmung Fliehen lassen. Körperkontakt war in diesem Moment das einzige Mittel, was seine wilden Gedanken halbwegs Bändigen konnten. Und er konnte deutlich spüren wie erleichtert und glücklich seine Mom über diese Umarmung war.
Schon früh war er aufgewacht und hatte sich ganz vorsichtig aus der Umklammerung Carlos gelöst, um nach unten in die Küche schleichen zu können. Er wollte wenigstens eine Kleinigkeit für Carlos zurechtlegen, damit dieser direkt mit den englischen weihnachtlichen Traditionen beginnen konnte. Das seine Mom und Dad wirklich eine Socke für Carlos an den Kamin befestigt hatten, war überraschend. Sehr überraschend und überwältigend. Carlos und er waren gerade drei Tage zusammen, so frisch wie eine Beziehung nur sein konnte und seine Eltern brachten ihn mit dieser Geste einfach in ein hilfloses Gefühlswirrwarr.
Ob Carlos sich über die Socke freuen würde?
Würde dieser es anmaßend finden? Vielleicht sogar voreilig?
Hektisch schüttelte Lando den Kopf. Sie mochten frisch zusammen sein und es war sicher alles andere als perfekt so kurz vor Weihnachten eine Beziehung einzugehen. In seinem Fall, sogar die erste Beziehung. Aber Carlos würde sicher nicht Abhauen, nur weil seine Eltern diesem eine Weihnachtssocke gaben.
Aber was, wenn Carlos das zu schnell ging? Immerhin hatte dieser doch mitbekommen, wie unsicher er in allen Dingen war. Was wenn Carlos glaubte, dass er diesen mit dieser sehr wichtigen englischen Tradition nur an ihn Binden wollte? Aber das wollte er nicht. Er wollte Carlos sicher nicht zwingen sein Freund zu bleiben, nur weil sie zusammen ein sehr wichtiges Fest zusammen feierten.
Wahrscheinlich würde Carlos nur ertragen das alles mitmachen zu müssen und nach Weihnachten so schnell wie möglich Abreisen, weil dieser mittlerweile genug Faktoren zusammengesammelt hatte, um ihre Beziehung zu beenden.
Schon sein kindisches Benehmen als er den Spanier nackt gesehen hatte und geflüchtet war, war doch nur einer von vielen Punkten, die gegen ihre Beziehung sprachen. Seit diesem Moment benahm Carlos sich schon wieder anders und Lando war sicher das es nur am ihm lag, weil er nicht in der Lage gewesen war mit seinem Freund über diesen Moment sprechen zu können. Zwar hatte Carlos versucht ihn auf die Situation anzusprechen, aber er hatte sofort geblockt und dicht gemacht.
„Mi amor."
Heftig zuckte Lando zusammen, als er so plötzlich aus seinen Gedanken gerissen wurde. Reflexartig griff er sich an die Brust, wo sein Herz drohte, hinauszuspringen.
„Lando?"
Seine Atmung war etwas schnell, aber sein Blick klärte sich schnell und fokussierte den Mann in seinem Bett. Auch wenn Carlos ziemlich verschlafen – aber süß- aussah, dauerte es keine Sekunde, bis die braunen Augen mit Sorgen gefüllt wurden und der Ältere sich rasch aus dem Bett schob.
„Lando ist alles in Ordnung?"
Auch wenn alles in ihm schrie, die Arme, um Lando zu legen, riss Carlos sich zusammen und griff sehr vorsichtig nach den Händen seines Freundes, drückte diese liebevoll gegen seine Brust, während er geduldig wartete, das Lando redete.
„Mein Kopf." Wisperte Lando leise. Carlos würde sofort wissen, was er mit diesen zwei kleinen Worten ausdrücken wollte.
Und sein Freund enttäuschte ihn nicht. Sanft zog Carlos ihn zu sich, küsste seine Stirn und blieb ansonsten ruhig, während er seinen Rücken streichelte.
Es vergingen Minuten, in denen sie einfach in seinem Zimmer standen. Carlos hielt ihn schützend, während er sich selbst ebenfalls an dessen Shirt festhielt.
„Möchtest du darüber reden?"
„Lieber nicht."
Zärtlich schob Carlos seine Finger zwischen die des Jüngeren, nachdem er Lando etwas von sich geschoben hatte und lächelnd nickte. Gemeinsam führte er sie wieder zum Bett, wo er Lando neben sich zog und die Decke über sie ausbreitete. Ein Blick auf die Uhr reichte, um festzustellen das es noch viel zu früh war, um aufzustehen.
Je länger sie lagen und er sich von Carlos gleichmäßigen Atmen einlullen ließ, desto blöder kam Lando sich vor.
„Was beschäftig dich so Lando?"
„Zweifel. Unsicherheiten. Unerfahrenheit. Du kennst mich doch mittlerweile."
„Du glaubst das ich es nicht ernst meine?"
„Ich glaube das der Vorfall aus dem Badezimmer ein weiterer Punkt ist, der dir zeigt, wie fucking scheiße ich bin, wie krank, unerfahren und verklemmt."
Lando spürte das Carlos was erwidern wollte, rasch schüttelte er den Kopf, welcher auf der Brust des Spaniers ruhte. Wenn er jetzt seine weiteren Gedanken nicht teilte, würden diese wieder alles kaputt machen. Und gerade heute wollte er einfach mal ohne alles zu zerdenken überstehen. Er wollte doch nur schöne, besinnliche Weihnachten mit seinem Freund und seiner Familie.
„Meine Eltern haben, was gemacht, was ich eigentlich schön finde. Es hat mich so gefreut, dass sie daran gedacht haben, aber die negativen Gedanken haben alles wieder zerpflückt, weil ich nicht weiß was du darüber denkst, wie du dazu stehst. Ich habe Angst das dies auch ein weiterer Punkt auf der Liste wird, um mit mir Schluss zu machen. Kann man eigentlich Schluss machen, wenn man drei Tage zusammen ist? Wir haben noch nichts gemacht, was Paare machen, oder? Wir schlafen zusammen in einem Bett, wir haben Körperkontakt und wir kuscheln. Das könnten Freunde auch machen."
Irgendwie hatte Carlos ein wenig gehofft das es heute am Weihnachtsmorgen etwas entspannter sein würde. Die mentalen Erkrankungen seines Freundes würde er nie ausblenden oder ignorieren, da diese zu Lando dazu gehörten und trotzdem war da ein kleiner Funke Hoffnung gewesen, der vielleicht einen wirklich entspannten, schönen Tag hätte bringen können. Aber niemals würde er Lando diesbezüglich Vorwürfe machen, wusste Carlos doch das dieser nichts dafürkonnte und nur weil Weihnachten war, stellten sich die psychischen Erkrankungen ja auch nicht in eine Ecke und verhielten sich ruhig.
Seit ihrem kleinen Vorfall mit dem Badezimmer hatte er versucht Lando nicht erneut in so eine Situation zu bringen, spürte gleichzeitig aber auch das Lando sich selbst etwas zurückgezogen hatte. Sie schliefen noch zusammen in einem Bett und kuschelten auch und trotzdem wurde Carlos das Gefühl nicht los, das Lando noch mehr nachdachte und sich genau überlegte, wie er ihn anschaute.
„Das, was im Badezimmer vorgefallen ist, wird garantiert kein Punkt sein, weil ich auch keine Liste habe, auf die ich diesen Vorfall notieren könnte. Ich weiß dir war dieser Moment sehr peinlich, aber ich schäme mich nicht. Ich schäme mich nicht für meinen Körper und auch nicht dafür das mein Freund mich nackt gesehen hat. Irgendwann wird der Tag kommen, wo auch du dich stolz anschauen wirst, wo auch du sehen wirst wie hübsch und sexy du bist. Aktuell wirst du meinen Worten sicher nicht glauben, sie nicht Verstehen. Vielleicht denkst du auch das ich Voreingenommen bin, weil ich dein Freund bin und dich sexy, heiß und begehrenswert finden muss. Aber auch ohne die Liebe zu dir, finde ich das du ein hübscher junger Mann bist. Lando es ist egal wie sehr du glaubst Punkte zu finden, die mich veranlassen könnten unsere Beziehung zu beenden. Ich werde nicht Schluss machen. Wir können dieses Gespräch gerne immer wieder führen. Ich werde dir immer die gleiche Antwort geben. Ich liebe dich. Ich werde dich nicht Aufgeben und sicherlich nicht unsere Beziehung, die erst ihren Anfang hat."
Es war Lando unbegreiflich, woher Carlos diesen grenzenlosen Optimismus nahm. Er selbst war ständig am Hadern mit sich selbst, mit seinen Gedanken und Körper, hatte ständig Angst was falsch zu machen, falsch zu sagen oder sogar falsch zu handeln.
„Ich möchte doch nur ein schönes Weihnachtsfest...ich...ich...kann ich dir zeigen, wieso ich wieder in so einen blöden Gedankenstrudel geraten bin und kurz davor bin Panik zu bekommen, weil ich denke du machst jeden Moment Schluss?"
Vielleicht war das die beste Lösung um zu Verstehen, woher Lando mit einen mal wieder diese vielen Zweifel hatte. Rasch nickte Carlos und ließ sich von dem Jüngeren aus dem Bett ziehen. Er deutete es als sehr gutes Zeichen, das Lando ihre Finger ineinanderschob, während sie das Zimmer verließen und nach unten gehen. Aus der Küche hörte er leise Weihnachtsmusik, was ihn automatisch Lächeln ließ. Cisca war wirklich zeitig im Gange.
Die körperliche Veränderung nahm Carlos sofort wahr, als sie das geräumige Wohnzimmer betraten, wo der prächtige Weihnachtsbaum schillernd, bunt und grell leuchtete.
„Siehst du die Socken?"
Natürlich sah er die Socken, waren diese doch nicht zu Übersehen, aber als sein Blick die komplette Reihe gescannt hatte, blieb ihm die Mund offenstehen.
„Ich habe voll geweint und Mom ganz fest umarmt, als ich gesehen hatte, dass sie eine Weihnachtssocke für dich aufgehangen haben. Diese Socken bedeuten uns Briten viel und nur sehr wichtige und geschätzte Menschen bekommen eine. Ich glaube, wenn du nicht mein Freund wärst, hätten meine Eltern dich adoptiert, so sehr lieben sie dich. Nicht so sehr wie ich, aber schon sehr. Naja, du kennst mich mittlerweile. Nachdem die große Freude, das pure Glück sich in mir breit gemacht hat, kamen direkt darauf wieder Zweifel und Ängste. Würdest du dich über die Socke freuen? Oder es als zu schnellen Eingriff in dein Leben erhaschen? Wir sind drei Tage zusammen, kennen uns ein paar Wochen. Jetzt schon als Paar Weihnachten feiern ist schon seltsam. Und dann bekommst du direkt so eine wichtige Tradition von uns Briten aufgezwungen. Ich habe Angst das du dich überrumpelt fühlst, dass dir das zu schnell geht und du dich in die Ecke gedrängt fühlen könntest. Ich möchte nicht das du dich aus falscher Freundlichkeit dazu genötigt fühlst mit mir zusammen zu bleiben."
Die Gedankengänge seines Freundes waren beachtlich durcheinander und trotzdem fiel es Carlos erstaunlich leicht Lando seinen Worten und Gedanken zu folgen. Beruhigend rieb er über den zittrigen Handrücken während Lando versuchte seinem Blick standzuhalten. Viel Erfolg hatte der Jüngere mit diesen Vorhaben nicht, drehte den Kopf etwas zur Seite und starrte auf den Weihnachtsbaum.
„Ich habe gelesen, dass ihr Briten ein Faible für Mistelzweige habt. Vor vielen Jahrhunderten habt ihr sie gegen Hexen, Geister und Feuer aufgehangen. Und zur Zeit der Kelten wurde aus ihnen Heilmittel und Fruchtbarkeitstränke hergestellt."
Lando war die Verwirrtheit anzusehen, nachdem dieser den Kopf zurück in seine Richtung gedreht hatte. Lächelnd legte Carlos seine freie Hand an die Wange seines Freundes, drückte dessen Kopf etwas nach oben und grinsten noch breiter, als Lando wohl die Bedeutung seiner Worte und Geste verstand.
Direkt über ihren Köpfen hing ein Mistelzweig.
Wer um alles in der Welt hing dieses Ding direkt über den Kamin auf? Hatten seine Eltern das schon all die Jahre gemacht? Das einige Mistelzweige im Haus verteilten waren wusste er, aber noch nie war ihm einen direkt über den Kamin aufgefallen. Lando spürte, wie sein kompletter Kopf glühte, seine Ohren rot wurden und er verlegen den Blick senkte.
„Ihr Briten legt sehr viel Wert auf eure Tradition, oder?"
„Ja."
Ihrer beiden Stimmen war nur ein Flüstern in dem großen Raum. Fast war Lando der Meinung das Carlos sein rasender Herzschlag hören musste.
„Ich als Gast der Familie und Freund des Sohnes, der Familie möchte mir nicht euren Unmut zulegen, indem ich eure wertvollen Traditionen missachte."
Zärtlich schob Carlos seine Hand hinter den Nacken, kraulte sanft die feinen Locken, während er Landos Gesicht ein weiteres mal etwas hinauf drückte und sich selbst näher an diesen brachte. Mit jedem Blick in die Augen seines Freundes, signalisierte Carlos diesem das sie jederzeit Abbrechen konnten, das Lando nichts machen musste, was er nicht wollte.
Jener Moment als ihre Lippen sich das erste Mal trafen war magisch, geheimnisvoll, wunderschön. Reflexartig schloss Lando die Augen, krallte sich hilfesuchend mit seiner freien Hand an Carlos Shirt, während sein Freund ihn so liebevoll und bedeutungsvoll küsste, das ihm ganz warm ums Herz wurde.
Es vergingen nur wenige Sekunden, aber diese Sekunden bedeuteten Lando alles. Mit großen Augen blickte er Carlos an, hob seine Finger und strich sich selbst über die Lippen, welche angenehm kribbelten.
„Carlos..."
„Ich habe dich nicht überfordert?"
„Nein."
„Es war wirklich schön dich zu küssen."
„Das...das war mein erster Kuss."
„Ich weiß."
Schmunzelnd platzierte Carlos seine Lippen auf Landos Stirn, schlang die Arme um dessen Rücken und konnte irgendwie selbst nicht glauben das sie sich gerade wirklich geküsst hatten. Noch nie hatte er so einen kurzen Kuss. Aber noch nie hatte sich ein Kuss so richtig, so perfekt angefühlt wie dieser mit Lando.
„Lando, ich fühle mich wirklich geehrt, dass ihr mir eine Weihnachtssocke aufgehangen habt. Damit habe ich nicht gerechnet. Schon die Einladung mit euch Weihnachten verbringen zu dürfen war so großherzig. Ich bin so gerne hier. Mir ist bewusst, dass ich dir deine Ängste auch mit meinen Worten nicht nehmen kann, nicht ganz. Aber du kannst dir sicher sein, dass ich mich zu nichts gedrängt fühle. Man trifft nicht oft in seinem Leben Menschen, die einen so offen und herzlich aufnehmen wie deine Familie und du. Weißt du dieser Moment, diese Geste deiner Eltern zeigt mir ein weiteres mal deutlich, das ich damals in dem Freizeitpark haben sein sollen. Ich habe dich sehen sollen. Ich habe das Gespräch deines Dads annehmen sollen und nach England reisen sollen. Ich bin sicher nicht der Typ Mensch, der an Vorhersagungen und Schicksal glaubt, aber das mit uns beiden hat einfach sein sollen."
+
Nach seinem ersten Kuss und den darauffolgenden Worten seitens Carlos, war an Schlaf nicht mehr zu denken. Unruhig lag er in den Armen seines Freundes, vergewisserte sich immer wieder das er wirklich nicht geträumt hatte.
Er hatte verdammt nochmal seinen ersten richtigen Kuss!!!
Innerlich schrie er gerade, wie eins der 13-jährigen Teenagermädchen und am liebsten hätte er direkt seine besten Freunde angerufen, aber das wäre wohl zu viel des Guten gewesen. Er konnte George und Alex auch noch später davon berichten.
„Mi amor. So aufgeregt?"
„Ja, alles kribbelt und irgendwie fühle ich mich gut. Also, so richtig gut. Ich kann es kaum erwarten nachher runterzugehen. Außerdem riecht es schon so lecker. Ich habe richtig Hunger."
„Ihr habt zum Mittag ein Christmas Dinner, nicht wahr?"
„Ja. Mom hat mir erzählt das wir es dieses Jahr etwas international halten werden. Es gibt schon unsere typischen englischen Gerichte, aber auch einiges aus deiner Landesküche?"
„Es ist nicht viel, weil ich euch auch nicht in euren Traditionen dazwischenfunken wollte, aber ein paar Kleinigkeiten aus der spanischen Küche habe ich besorgt."
„Weißt du den wie so ein typischer Weihnachtstag bei uns Briten abläuft?"
„Nein, nicht so wirklich. Aber ich habe Erfahren das ihr euer Frühstück eher klein gestaltet, weil später zum Christmas Dinner das große Essen losgeht."
Sanft malte Carlos wahllose Muster auf dem Rücken von Lando, welcher endlich ruhiger geworden war und auf seinem Brustkorb lag. Eine Position die Lando sehr liebte, die aber auch Carlos sehr mochte.
„Stimmt. Zum Frühstück gibt es meistens Toast oder gefüllte Croissants mit unterschiedlicher Marmelade. Das, was du jetzt schon im Haus riechst, ist der Truthahn. Der ist mit Kräutern und Trockenobst befüllt. Dazu wird es Bratkartoffeln und Yorkshire Pudding geben."
„Pudding?"
Lachend ruckelte Lando sich etwas zurecht, nahm seinerseits das Zeichnen auf Carlos Brust auf.
„Yorkshire Pudding ist ein fluffiges Gebäck aus Mehl, Eiern und Milch. Aber es wird auch noch Rosenkohl geben und Preiselbeeren und natürlich Soße. Und Lachs hat Mom auch gemacht. Flo und Ollie lieben Lachs. Ich hasse Fisch. Und ich glaube einen kleinen Nussbraten hat Mom auch vorbereitet."
„Das ist wirklich viel. Hört sich aber auch irgendwie spannend und lecker an. Ich bin sehr gespannt."
„Später zum Dessert muss du unbedingt unseren berühmten Plum Pudding essen, oder auch Christmas Pudding genannt. Den hat Mom schon vor Monaten zubereitet. Ich hoffe du magst es deftig und etwas alkoholisch."
Nun musste er Lando doch anschauen. Vorsichtig schob er seine Hand unter dessen Kinn und blickte direkt in ein breites Lächeln.
„Plum Pudding ist schon reichhaltig. Er wird aus Nüssen, getrockneten Früchten, Eiern, Mehl und Rinderfett zubereitet. Und dann muss er dunkel lagern und wird dabei immer wieder mit Brandy getränkt. Viel schaffen wir Briten davon auch nicht. Hinzu kommt noch das er mit einer Stechpalme und flambiert serviert wird und man dazu Brandy Butter, warme Vanillesauce, flüssige Sahne und Eis reicht. Wenn du Glück hast, nimmt Mom nur 1-2 von der Zusatzauswahl. Oder auch alles. Wir dürften auch Mince Pies haben. Die sind nicht so reichhaltig. Letztes Jahr hat Mom noch Trifle gemacht. Aber dieses Jahr wollte sie nicht so viel machen."
Er musste geschockt aussehen, so herzhaft wie Lando mit einem Mal lachte. Ein Lachen, was durch seinen ganzen Körper ging, und eine wohlige Gänsehaus auslöste.
„Das war erst Dinner und Dessert."
„Was? Da kommt noch mehr?"
Lando nickte arg, streckte sich etwas und drückte überschwänglich seine Lippen auf die von Carlos, ließ die Freude und das Glück die Oberhand übernehmen und zuckte auch nicht peinlich verlegen zurück, als ihm sein Tun bewusst wurde.
Carlos war erschrocken und überrascht, lächelte aber glücklich als Lando ihn von sich aus küsste und nicht direkt Fliehen wollte.
„Ähm. Ja also...später haben wir ja noch Tea time. Zwischen Dinner und Tea time hast du aber Pause. Da gehen wir meistens Spazieren oder wir spielen was. Sonst macht der Bauch irgendwann nicht mehr mit. Neben dem typischen Yorkshire Tea gibt es den Christmas Cake, auch ein Kuchen der Monate vorher zubereitet wird und später quasi in Brandy ertränkt wird. Man kann ihn aber auch gegen Abend zusammen mit Sandwiches essen. Je nachdem."
„Wow. Das ist echt eine Menge."
Nickend schmiegte Lando sein erhitztes Gesicht an Carlos Hals. Ob er so viel Essen würde, können? Vielleicht nicht die Menge die alle anderen zu sich nehmen würden, aber er verspürte wirklich richtigen Hunger und auch Lust auf Essen.
„Irgendwie schäme ich mich für meine Suppe, die Coca und das Turrón."
„Sind das deine weihnachtlichen spanischen Gerichte?"
„Sopa de Galets ist eine einfache Suppe mit großen muschelförmigen Nudeln. Manchmal füllt man diese mit Hackfleisch oder man serviert sie einfach in einer klaren Brühe. Abgerundet wird diese mit Möhren, Lauch und Kartoffeln. Ich habe mir das Rezept von meiner Mama geben lassen. Coca ist ein dünnes Brot. Zu Weihnachten wird dieses traditionell süß zubereitet und mit Anis, Mandeln und Pinienkernen verfeinert. Und die Turrón sind die bekanntesten und beliebtesten Weihnachtssüßigkeiten in Spanien. Traditionell werden die aus Mandeln, Honig, Eiweiß und Zucker hergestellt. Mittlerweile bekommt man aber unzählige Nougat Sorten zu kaufen. Für jeden Geschmack. Mit Schokolade, Joghurt, Nüssen oder Trockenfrüchten."
Vorsichtig stemmte Lando sich auf, so dass er mit seinem Hintern auf Carlos Oberschenkel saß. Den Kopf leicht schief gelegt, musterte er den Älteren einige Momente.
„Ich freue mich darauf einen Teil deiner spanischen Heimat probieren zu dürfen."
Fast war es so, als seien sie zwei Motten, die von Licht angezogen wurden, als sie sich beide Unabhängig voneinander näherten, sich tief in die Augen blickten, bevor ihre Lippen ein weiteres Mal an diesen Morgen zu einem zarten, liebevollen Kuss verschmolzen.
TBC...