Titanic

By My-Chemical-Parade

1.2K 338 261

Auf der Titanic, dem größten und luxuriösesten Schiff der Welt, kreuzen sich die Wege zweier Männer aus vollk... More

oo. Prolog
o1. Das Schiff der Träume
o2. Vielleicht
o3. Taschenuhr
o4. Die Wahrheit
o6. Armes Kerlchen
o7. Genau der.
o8. Eine Sensation
o9. Zurückgeblieben
1o. Einen Verrückten
11. Absolut glaubwürdige Geschäftsmänner
12. Ob das eine gute Idee war ...

o5. Ein Erbe

87 24 20
By My-Chemical-Parade

Atlantischer Ozean, 11. April 1912

Als Louis Harry in die Gänge der ersten Klasse führte, blieb dieser abrupt stehen. „Wo gehst du denn hin?"

„Na, auf das Promenadendeck", antwortete Louis. „Wieso fragst du?"

Nach dem Missverständnis im Büro des Offiziers waren sie offiziell zum „Du" übergegangen.

Harry sah ihn einen Moment lang ungläubig an. „Hast du mal gesehen, wie ich aussehe?", fragte er und zeigte demonstrativ an sich herunter. „So kann ich doch hier nicht am hellichten Tag herumlaufen."

Louis zog die Augenbrauen zusammen. „Warum nicht?"

Einen Moment lang fragte der Pianist sich, ob er das wirklich ernst meinte. „Das ist die erste Klasse, schon vergessen?", erinnerte er ihn. „Und ich sehe definitiv nicht aus, als würde ich dort hingehören. Man wird mich doch sofort wieder rauswerfen."

Seine Wangen färbten sich rot vor Scham, weil er ganz genau wusste, wie bedauernswert er aussah. Eigentlich hatte ihm das nie etwas ausgemacht, aber jetzt, hier, war er in einer anderen Welt.

Louis dachte einen Moment lang darüber nach. „Dann nimm meinen Mantel", bat er, und als er Harry's Blick sah, seufzte er. „Dieses Mal wird dich schon niemand festnehmen."

Harry überlegte einen Moment lang, nahm dann allerdings den Mantel und knöpfte ihn so weit wie möglich zu, fuhr sich durch die Haare und klopfte sich den Staub von den Hosenbeinen, um einigermaßen präsentabel zu wirken.

Louis grinste. „So genau sieht doch ohnehin niemand hin."

„Na, hast du eine Ahnung..."

„Es tut mir leid, dass du wegen mir in diese Lage geraten bist", sagte Louis schließlich, als sie an die frische Luft tragen.

Der salzige Geruch des Ozeans kitzelte Harry's Nase, und der Wind fuhr ihm sanft durch die braunen Locken.

„Bist du sicher, dass du noch mit mir gesehen werden willst?", Harry versuchte, es mit einem Lächeln zu sagen, doch die Unsicherheit in seiner Stimme verriet mehr.

Die beiden Männer waren so verschieden, und der Unterschied in ihrer Kleidung schien diesen Punkt zu unterstreichen.

Während Louis in seiner eleganten, dunkelblauen Jacke mit dem feinen Stoff perfekt in die Welt der Reichen passte, fühlte Harry sich in seinem schlichten, abgetragenen Outfit wie ein Fremdkörper.

Louis lächelte nur leicht und schüttelte den Kopf. „Ich mache mir nicht viel aus solchen Konventionen."

Es war eine einfache Aussage, die aufrichtiger nicht sein konnte.

Sie erreichten das Promenadendeck, das zu dieser Tageszeit nur von wenigen anderen Passagieren bevölkert war.

Die See erstreckte sich in allen Richtungen, ruhig und still, während das Schiff unaufhaltsam seinen Weg über den Ozean nahm.

Die großen Fenster gaben den Blick auf die weite Wasserfläche frei, und der Wind trug den salzigen Geruch des Meeres mit sich.

„Das hier ist... anders," sagte Harry und ließ seinen Blick über die luxuriösen Decks schweifen. Er war es gewohnt, den Tag in den engen, einfachen Räumen der dritten Klasse zu verbringen, wo die Menschen dicht an dicht lebten, umgeben von einfachen Holzbänken und schmalen Kojen. Hier oben schien alles in einer anderen Welt zu sein – sauber, großzügig, fast unwirklich.

Louis lächelte leicht und lehnte sich an die Reling. „Das hier ist für viele eine Illusion. Der Ozean ist für jeden gleich, egal, in welcher Klasse man reist."

Harry hielt inne und betrachtete Louis von der Seite. Er war sich nicht sicher, was er von diesem Mann halten sollte, der trotz seines offensichtlichen Reichtums und seiner Privilegien eine solche Offenheit und Gelassenheit ausstrahlte. Louis schien sich wenig um die sozialen Unterschiede zu scheren, als wäre das, was sie trennte, für ihn bedeutungslos.

„Du bist anders als die meisten hier oben," sagte Harry schließlich, fast widerwillig. Es klang weniger wie ein Kompliment und mehr wie eine Feststellung, als würde er versuchen, Louis' Motive zu ergründen.

Louis lachte leise, ein warmer Klang, der von den Wellen des Ozeans widerhallte. „Vielleicht. Oder ich habe einfach nur keine Lust, mein Leben nach den Erwartungen anderer zu leben."

Sie gingen eine Weile schweigend weiter, die Stille zwischen ihnen war nicht unangenehm, sondern eher nachdenklich. Es war, als ob sie beide versuchten, die richtige Balance zu finden – zwei Männer aus vollkommen verschiedenen Welten, die auf merkwürdige Weise doch etwas Gemeinsames gefunden hatten.

„Wie bist du eigentlich dazu gekommen, Klavier zu spielen?", fragte Louis irgendwann, während zwei Kinder an ihnen vorbeiliefen, die sich gegenseitig zu fangen versuchten.

Harry blickte den beiden Kinder einen Moment lang nach, dann zuckte er die Schultern. „Meine Mutter hat es mir beigrbacht."

„Allein?", erkundigte Louis sich. Harry hätte am liebsten laut gelacht. Als hätten sie sich teure Klavierstunden leisten können.

Stattdessen nickte er allerdings nur. „Ja. Das war ihr ziemlich wichtig."

Louis sah ihn aufmerksam an. „Ist sie auch Musikerin?"

Harry nickte leicht und fuhr dann fort, als hätten die Erinnerungen ihn langsam aus der Tiefe seines Inneren gegriffen. „Ja, das war sie", antwortete er. „Aber anders als ich heute. Sie spielte in den Bars und Cafés unseres Viertels, abends nach ihrer eigentlichen Arbeit. Sie war nicht reich, aber die Musik... sie war ihre Zuflucht. Und jetzt ist sie meine."

Louis konnte sich das Bild gut vorstellen – ein kleiner Junge, der seiner Mutter beim Spielen zusah, während sie nach einem harten Arbeitstag die Tasten des Klaviers berührte. Ein kleiner Junge mit braunen Locken, der seiner Mutter nacheiferte, wie jedes Kind seine Eltern bewunderte.

„Dann hast du die Leidenschaft zur Musik wohl geerbt", lächelte Louis, vorsichtig und bemüht, nichts Falsches zu sagen.

Harry lächelte zurück, aber es war ein bittersüßes Lächeln. „Ja, das ist wohl richtig. Obwohl sie nie wollte, dass ich das gleiche harte Leben führen muss. Sie hoffte, ich würde etwas Besseres finden, etwas Sicheres. Aber ich muss dir wohl nicht erklären wie die Dinge laufen, wenn man weniger ... Mittel zur Verfügung hat."

Louis betrachtete Harry einen Moment länger. Es überraschte ihn, wie viel dieser Mann durchgemacht haben musste, und doch trug er es mit einer solchen Gelassenheit, dass man die Last seiner Vergangenheit kaum erahnen konnte.

„Es ist faszinierend," sagte Louis nachdenklich. „Wie die Musik so viel mehr sein kann als nur eine Kunst. Für dich ist sie etwas wie ein Erbe."

Harry nickte. „Im wahrsten Sinne des Wortes."

„Wie meinst du das?"

„Meine Mutter starb, als ich ein Jugendlicher war", erklärte er, seine Fassade makellos. „Sie war wirklich schwer krank."

Louis starrte ihn einen Moment lang verblüfft an. „Das tut mir leid..."

Harry zuckte die Schultern. „Es ist lange her."

Louis spürte die Schwere in Harrys Worten und wusste, dass er gerade etwas sehr Persönliches geteilt hatte. Ein weiteres Stück der Geschichte dieses Mannes, der äußerlich so ruhig und kontrolliert wirkte, während sich in seinem Inneren Welten bewegten.

Sie gingen noch ein Stück weiter, und Louis überlegte, wie er die Schichten weiter ergründen konnte, ohne zu aufdringlich zu sein. „Und was hat dich zur Titanic gebracht?" fragte er schließlich. „Was hat dich dazu geführt, hier zu spielen?"

Harry zuckte leicht mit den Schultern. „Es war eine Gelegenheit. Eine Chance, aus dem alten Leben auszubrechen und vielleicht etwas Neues zu finden."

Er sah Louis an und lächelte schwach. „Also habe ich mir meinen besten Freund Niall geschnappt und bin auf dieses Schoff gegangen, mit dem Ziel, in Amerika neu anzufangen."

„Ein Neuanfang also", wiederholte Louis. „Wir alle sind auf der Suche danach, nicht wahr?"

Harry sah Louis neugierig an. Es war seltsam, jemanden aus der Welt der Reichen und Mächtigen so offen sprechen zu hören. „Du?", fragte er irritiert nach, „Aber du hast doch alles..."

Louis schüttelte den Kopf und lächelte leicht bitter. „Manchmal sieht es von außen so aus, als hätte man alles. Aber in Wahrheit..." Er brach kurz ab und schien nach den richtigen Worten zu suchen. „...in Wahrheit ist es nicht das, was man besitzt, sondern das, was man fühlt. Und ich denke, ich suche auch nach etwas – nur weiß ich noch nicht, was es ist."

„Vielleicht finden wir es beide," sagte Harry leise, und in seinen Worten schwang mehr Hoffnung mit, als er zuzugeben bereit war. Er wollte endlich auch erfahren, wie es war, wenn sich nur für eineb kurzen Momemt alles richtig anfühlte.

Plötzlich wurde ihr Gespräch unterbrochen. Ein Offizier näherte sich ihnen zögernd und verbeugte sich leicht, bevor er sprach. „Entschuldigen Sie die Störung," sagte er zu Louis. „Aber der Herr hier..."

Der Blick des Stewards glitt zu Harry, und sein Ausdruck veränderte sich leicht. „...gehört zur dritten Klasse. Er darf sich nicht hier auf dem Promenadendeck der ersten Klasse aufhalten."

Harry verdrehte die Augen. Was hatte er auch erwartet?

Er fühlte, wie seine Wangen sich leicht röteten, als die harte Realität wieder zwischen sie trat. Er war ein Gast in einer Welt, in die er nicht passte, egal wie angenehm die Unterhaltung gewesen war.

Louis sah den Offizier kurz an, dann blickte er zu Harry und seine Augen verengten sich leicht. „Er ist bei mir," sagte er mit fester Stimme.

Der Angestellte zögerte, unsicher, ob er widersprechen sollte, aber die Regeln waren streng. „Es tut mir leid, Sir," sagte er schließlich bedauernd, „aber die Vorschriften sind klar. Passagiere der dritten Klasse dürfen diese Bereiche nicht betreten, auch nicht in Begleitung."

Louis wollte etwas sagen, vielleicht protestieren, doch Harry legte ihm sanft die Hand auf den Arm. „Das ist schon in Ordnung," sagte er ruhig. Sein Lächeln war schwach, aber ehrlich. „Danke für den Spaziergang."

Louis sah ihn an, als wollte er noch etwas sagen, doch Harry drehte sich bereits um, bereit, zu gehen. Der Moment zwischen ihnen war unterbrochen, die Realität der strengen Klassentrennung hatte sie eingeholt.

Doch während Harry sich entfernte, wusste Louis, dass das Gespräch nicht zu Ende war. Ihre Verbindung war noch da.

„Wir sehen uns später?" fragte Louis leise, als Harry bereits ein paar Schritte gegangen war.

Harry hielt inne, drehte sich um und lächelte. „Ich hoffe es."
_________
Hallo Freunde, ich wünsch euch einen schönen Freitagabend!🤍
Na, wie war eure Woche?
Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen. :)x

All the love,
Helena xx

Continue Reading

You'll Also Like

33.1K 2.5K 13
Louis Tomlinson ist ein ganz normaler Schüler aus Doncaster, nur etwas ist anders an ihm er ist schwul. Damit kommen seine Eltern überhaupt nicht kla...
42.5K 1.5K 72
...ein Mädchen, das versucht aus der Öffentlichkeit zu entfliehen... ...er der sich auf seine Karriere als Rennfahrer konzentriert und sich aus einer...
96.8K 8.7K 37
Styles und Sohn ist das erfolgreichste Pharmaunternehmen der Welt. Noch, denn Tomlinson Corp ist kurz davor es vom Thron zu stoßen. Und diese Rivalit...
349K 1.7K 6
Louis verliebt sich in Harry. Seinen besten Freund. So nah und doch so unerreichbar... Oder? Slow slow slow burn