Lauras POV
Meine bandagierten Hände liegen auf dem Geländer, ich setze meinen Fuß an, um darüber zu steigen. Wie aus dem Nichts packt mich jemand an meinen schwächlichen Oberarm und zieht mich von der Railing weg. Ich drehe mich um und blicke in Melinas entsetztes Gesicht, sie schnauft ein wenig, aber nicht viel. Sie ist gekommen um mich zu retten, um mich vor einem Fehler zu bewahren. Vielleicht habe ich auch nur über reagiert. "Melina..", sage ich leise, aber erleichtert, ich höre die Tränen in meiner eigenen Stimme. Ich umarme sie nun, sie legt ihre Arme um mich, ich bin so froh, dass sie gekommen ist und ich vergrabe meinen Kopf in ihren Pulli.
"Laura!" Ich entferne mich kurz von Melina, um zu sehen, wer nach mir schreit. Shirin, schwer atmend, ist nun auch bei uns, ich blicke sie prüfend an. "Es tut uns leid, wir hätten euch nicht belauschen sollen, verzeih' mir bitte!" Ich merke ihr an, ihrem Gesicht, dass sie es ernst meint, wortlos löse ich mich nun ganz von Melina und nehme Shirin in meine Arme. Sie streicht mir über die Haare und drückt mich fest an sich. "Gut, dass alles wieder geklärt ist, gehen wir zurück?", fragt Melina, wir lösen uns voneinander gehen zurück Richtung Studio.
Als wir im Studio ankommen, sind die anderen schon da, Shirin hat ihnen per WhatsApp Bescheid gegeben. "Laura, wie siehst du denn aus?", meint Dagi, als sie mich erblickt, zitternd mit den nassen Klamotten am Körper klebend stehe ich zwischen Melina und Shirin. "Ja, wir sollten sie lieber nach Hause bringen", meint Shirin mich begutachtend. "Wäre wahrscheinlich besser so, bevor sie sich noch erkältet." "Ok, ich bring zum Apartment, ich komm dann zur Besprechung wieder", sagt Melina, sie legt eine Hand auf meine Schulter. Ju drückt ihr noch einen Pizzakarton und die Einkaufstüten in die Hand. "Passt auf euch auf!", meint Paola, wir beide nicken und Melina geleitet mich aus der Tür.
Draußen hat es mittlerweile aufgehört zu regnen, die Luft ist klar und rein. Aber ich friere und zitterte, auch wenn die Sonne nun scheint, denn es ist sehr windig. "Melina?" "Ja?" "Ach nichts. Wollte nur kein Schweigen mehr." Ich hasse es, wenn es still ist, wenn niemand weiß, was er sagen soll. Auch wenn ich oft selbst nicht weiß, was ich sagen soll. Ich hasse die Stille, wenn man seine eigenen Gedanken hört. "Geht mir genauso. Ach, da fällt mir noch was ein!" Sie kramt etwas aus ihrer Hosentasche und gibt es mir, es ist mein Handy, ich habe es schon vermisst. "Ah, danke." Ich entsperre es schnell, ich wurde in eine neue WhatsApp-Gruppe hinzugefügt. Ich werde mir die Nachrichten später durchlesen. Mir kommt wieder Hannah in den Sinn, ich bin so glücklich, denn sie liebt mich auch. Aber ich werde sie wahrscheinlich nie wiedersehen, Leben ist so ungerecht!
"Geh erstmal heiß Baden, dann zieh dir was frisches an. Danach kannst du die Pizza essen und fernsehen. Shirin und ich kommen in ca. einer Stunde wieder. Falls irgendwas ist hier ist meine Nummer." Sie drückt mir einen Zettel in die Hand und geht dann wieder zur Tür. "Bis später." "Bye." Sie schließt die Tür und lässt mich alleine, sie muss mir anscheinend sehr vertrauen. Ich entfalte den Zettel und speichere die Nummer gleich in meinem Handy ein. Dann gehe ich das Badezimmer und lasse mir warmes Wasser ein. Ich streife die an mir klebenden Klamotten von meinen Körper und lege sie auf die Waschmaschine, bei der das rote Lämpchen blinkt, das anzeigt, dass sie fertig ist. Ich steige nun in die Badewanne und drehe den Wasserhahn wieder zu. Oh man, tut das gut. Ich habe schon seit Ewigkeiten kein Bad mehr genommen und meinen halb gefrorenen Körper gibt dieses warme Wasser neue Energie. Kurz tauche ich mit meinen Kopf unter und dann wieder auf, ich versuche zu entspannen. Und es klappt, denn so locker war ich seit Langem nicht mehr.
Nach einiger Zeit wird das Wasser kalt, ich steige aus der Wanne und hülle mich in ein großes, weißes Handtuch. Aus dem Schrank hole ich Melinas Föhn und stecke ihn ein. Da meine Haare sehr lang sind, worauf ich sehr stolz bin, braucht es immer ewig bis sie trocken sind. Zwischendurch fahre ich mit einer Haarbürste, die sie mir heute gekauft haben, durch meine prächtige, braune Mähne. Als sie endlich trocken sind, verräume ich den Föhn wieder und gehe in den Hausflur, wo meine Klamotten noch in den Tüten sind. Ich ziehe mir schwarze Unterwäsche, eine einfache Jeans und einen schwarzen Pullover heraus und kleide mich ein.
Es ist drei Uhr Nachmittags mittlerweile, ich schnappe mir die Pizza und setze mich auf die Couch. Ich schalte mir The Big Bang Theory ein, eine meiner Lieblingsserien und esse die Margherita. Gerade bei einer spannenden Stelle wird zur Werbung übergeschalten, also nehme ich mir jetzt mein Handy und schaue mir den WhatsApp-Chat an, die Gruppe heißt "Die Besten ❤", keine Nummer habe ich eingespeichert, außer Melinas, aber die Namen stehen daneben.
*Du wurdest hinzugefügt.*
Melina: "So, Laura, jetzt bist du hier in der Gruppe "
Shirin: "Yay "
Dima: "Wer ist Laura? "
Dagi: "Man, Dima!"
Sascha: "Ja, du blickst mal wieder gar nichts."
Ju: "Ja, Sascha, du weißt natürlich von wen wir hier reden?"
Sascha: "Ja, die wo jetzt bei Melina und Shirin wohnt."
Luna: "Haha, der weiß es ja wirklich."
Timo: "Hä? Wieso erfahre ich erst jetzt davon?"
Kelly: "Männer! Hören ja echt gut zu, wisst ihr was ich meine, Mädels?"
Paola: "Und wie!"
Sascha: "Was soll das heißen?"
Joyce: "Riecht nach Streit im Paradies."
Cengiz: "HAHAHAHA! Joyce ✋"
Jan: "✋"
Andre: "Seit wann bist du Joyce?"
Jan: "Hehe."
Melina: "Man, ihr seid doch echt..."
Simon: "Was soll diese Gruppe? Und wer ist die unbekannte Nummer?"
Bibi: "Schnellchecker "
Hichääm: "Ich blick's auch nicht..."
Joon: "Ha, ich hab's verstanden!"
Shanti: "Glaubt dir aber niemand."
Melina: "Ok, jetzt nochmal für alle. Die unbekannte Nummer ist Laura, eine 16 jährige, die von zuhause abgehauen ist und jetzt bei Shirin und mir wohnt. Sie wird im Video von Shirin, Dagi, Luna, Ju, Paola und mir zu sehen sein, was morgen online geht."
Cengiz: "Wieso lasst ihr die bei euch wohnen?"
Shirin: "Sie wurde von so einen Typen angegriffen und wir hätten sie da nicht sterben lassen können, Idiot."
Simon: "Wie lange wird sie bei euch wohnen?"
Melina: "Werden wir sehen."
Und dort endet der Chat, die letzte Nachricht ist keine fünf Minuten her, Melina muss sie auf den Rückweg ins Studio geschrieben haben. Ich schiebe mir das letzte Stück Pizza in den Mund und beschließe ein wenig zu schlafen. Müde schalte ich den Fernseher aus und lege mich in einer gemütlichen Position auf die Couch.
Ich fühle mich grad so inspiriert, deshalb so viele Kapitel in so kurzer Zeit. Aber ich bin zu faul um nach Rechtschreibfehlern zu schauen. Verzeiht mir, haha.