Stacy und ich fickten.
Überraschung, Überraschung.
Irgendwann schlief sie ein, trotz des Lärms der unten herrschte.
Ich blieb wach, zum einen, da ich eh alle noch rausschmeißen musste, zum anderen, da ich nicht schlafen konnte.
Sie spukte mir im Kopf herum und alles was ich versuchte half rein gar nichts.
Nach einem kurzen Blick auf meinen Wecker - 01:52 AM - stand ich auf um die Party zu beenden.
Was sich dann unten als leichter gesagt als getan herausstellte, denn zig besoffene Jugendliche davon zu überzeugen, nach Hause zu gehen war nicht gerade einfach.
Doch nach einer halben Stunde waren alle weg und um die Reste der Party würde ich mich morgen, beziehungsweise später, kümmern.
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Am Morgen wachte ich mit Kopfschmerzen auf und war immer noch genauso enttäuscht von Vanessa wie gestern.
Ich setzte mich auf, stützte meine Ellenbogen auf meine Knie und wandte meinen Blick zu Stacy, die mit entblößtem Rücken zu mir gewandt schlief.
Seufzend stand ich auf und zog mir eine Jogginghose an, bevor ich mich auf den Weg ins Bad machte.
Dort angekommen klatschte ich mir Wasser ins Gesicht, als ich Geräusche aus dem Flur hörte.
Leise öffnete ich die Badezimmertür und blickte auf den Gang, wo ich Vanessa entdeckte, die die Treppe runter schlich.
Als ich sie wieder sah, wuchs meine Wut erneut und ich folgte ihr, was sie jedoch nicht bemerkte.
Bevor sie die Haustür öffnete, hielt ich sie am Arm fest, drehte sie um und drückte sie gegen die Tür.
Vanessa blickte hoch, ihre Schminke hatte sich unter ihren Augen verteilt und ihre Haare hingen ihr unordentlich über die Schultern.
„War's toll?", schnauzte ich sie an, woraufhin sie anfing zu zittern, was ich ignorierte. „Sag mal, hast du auch nur eine Sekunde an mich gedacht, als du mit ihm gevögelt hast?" Ich atmete tief durch. „Ich hatte immer Schiss, dass auch du bald gehen würdest. So wie es alle getan hatten. Erst hatte ich gedacht, du bleibst, aber jetzt weiß ich, dass ich dir nie etwas bedeutet habe. Denn die Leute die man liebt verletzt man nicht."
„Jack, bitte, hör mir zu. Das war nicht so, ich ...", fing sie an, doch ich unterbrach sie, indem ich gegen die Tür neben ihrem Kopf schlug, um meine Wut irgendwie abzubauen.
„Sei still! Du weißt nicht, wie ich mich gestern gefühlt habe. Ich habe dich geküsst, doch deine einzige Reaktion war, es sofort mit deinem Ex, der zufälligerweise mein Bruder ist, zu treiben."
„Was ist mit dir? Du hattest auch deinen Spaß mit Stacy!", sagte sie leise.
„Wer hat angefangen, hm? Du hast an meinem Geburtstag meinen Bruder gefickt! Das ist so eine unglaubliche verfickte Scheiße, dass ich keinen Respekt mehr vor dir habe. Du bist für mich gestorben. Ich habe dich kleine Hure anders eingeschätzt." Ich konnte es nicht verhindern, denn in diesem Moment war sie für mich nichts. Deswegen spuckte ich ihr ins Gesicht.
Sie war eine verdammte Schlampe.
Und ich war kein Deut besser.
Vanessa kramte etwas aus ihrer Tasche. „Jack, hier."
Mein Geburtstagsgeschenk.
Ich nahm ihr das Blatt ab und warf einen Blick darauf. Es war eine Konzertkarte für meine Lieblingsband.
Auch wenn ich sauer war, freute ich mich, doch trotzdem ließ ich sie hinter mich auf den Boden segeln. „Glaubst du, das macht es wieder gut?! Du bist so eine dreckige Schlampe, verpiss dich jetzt. Und glaub ja nicht, dass du dein Leben jetzt einfach weiterleben kannst. Du wirst diesen Tag nie vergessen. Du wirst es bereuen, das mit mir abgezogen zu haben."
Weil ich ihre Anwesenheit nicht mehr aushielt, drehte ich mich um, lief den Flur entlang und blieb am Treppenansatz stehen, wo ich die Tür ins Schloss fallen hörte.
Nachdem ich Minuten auf einer Stufe saß, entschloss ich, wieder hochzugehen.
„Jack?"
„Verpiss dich!", antwortete ich sofort.
Liam ignorierte meine Worte, was ich an den Geräuschen seiner Schritte hörte.
Ich wirbelte herum und blickte meinen, lediglich mit einer Boxershort bekleideten, Bruder an. „Ich habe gesagt, verpiss dich!", schnauzte ich ihn an.
„Hör mir zu, sie ist es nicht wert. Wie du siehst, sie ist eine Schlampe."
Ich holte aus und ließ meine Faust in sein Gesicht schnellen. „Du bist selber ein dreckiger kleiner Wichser, also laber keine Scheiße", zischte ich unter zusammengebissenen Zähnen.
Er wich zurück, während er seine Hand auf sein rechtes Auge presste, mich hasserfüllt ansah und anfing, mich anzuschreien. „Das ist meine Ex! Versteh endlich, dass ich keinen Bock hab, dass du die vögelst."
„Ganz ehrlich, wenn ich nur noch die Weiber bumsen dürfte, die du noch nicht hattest, könnte ich überhaupt keine mehr flachlegen!", brüllte ich ebenso laut zurück.
Nun holte er aus und verpasste mir einen ordentlichen Kinnhaken.
„Alter, lass die Scheiße, ich bin stärker als du." Ich stieß die Luft aus und schlug ihm nochmal eine rein.
„Jungs!", brüllte eine weibliche Stimme und wir wirbelten beide in die Richtung der Person.
Es war Stacy, die, nur in einem meiner Shirts bekleidet, in meinem Türrahmen stand. „Steigert mal nicht. Vanessa ist eine Fotze. Keinen Grund, sich wegen ihr zu boxen."
Ich konzentrierte mich darauf, meine Atmung zu regulieren und nickte schließlich.
„Übrigens hat mir Nate gesagt, dass er gesehen hat, wie sie mir Drogen untergemischt hat", warf Liam mit gesenkter Stimme ein und ich erblickte seine aufgeplatzte Lippe.
Überrascht weiteten sich meine Augen. Das hätte ich nicht gedacht.
Dass sie so verlogen war, um meinem Bruder Drogen zu verabreichen, hätte ich ihr nicht zugetraut.
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Sonntagabend war Stacy nochmal vorbeigekommen und hatte kurzerhand auch bei mir zu Hause übernachtet hat.
Mum war zwar nicht gerade begeistert gewesen, als sie ihr die Tür geöffnet hatte, aber damit musste sie leben.
Am Montag verschliefen wir beide dann hochkant, dass wir zu spät kommen würden, konnte vielleicht auch daran liegen, dass Stacy gefühlte drei Stunden im Bad gebraucht hatte.
Als wir schließlich im Auto saßen, war ich mehr als froh darüber, trotzdem ließ ich mir Zeit dabei, in die Schule zu fahren.
Die aufgedrehte Musik ließ die Passanten sich zu uns drehen, doch das war mir restlos egal.
Ich parkte mit einer einzigen Bewegung auf dem Parkplatz unserer High School und zog den Zündschlüssel.
Bevor ich ausstieg, sah ich Vanessa mit Jenni auf einer Bank sitzen und zu uns schauen, was mir ein kaltes Lächeln bescherte.
Ich setzte mir meine Sonnenbrille auf und stieg gleichzeitig mit Stacy aus dem Auto, bevor wir beide es umrundeten und uns vor der Motorhaube wieder trafen.
Sie schlang ihre Arme um mich und küsste mich, woraufhin ich sie näher zu mir zog, wohlwissend, dass Vanessa uns in diesem Moment beobachtete.
„Bis später", gurrte Stacy und ich spürte während ihren Worten ihren warmen Atem auf meinen Lippen.
Nickend löste ich mir von ihr und blickte ihr hinterher, wie sie auf die Schule zu lief.
Mein Augen lagen auf Vanessa, die in diesem Moment aufstand, sich mir in den Weg stellte und mich so am weitergehen hinderte.
Überrascht musterte sie meinen Kiefer, der dank Liams Schlag vorgestern blau angelaufen war.
„Jack, können wir reden?", fragte sie schließlich, woraufhin ich meine Sonnenbrille hochschob.
„Was willst du?"
„Ich kann es dir erklären. Alles kann ich dir erklären!", fing sie an und ich lachte ein kaltes, gefühlloses Lachen.
„Der war schlechter, als das Kondom, das deine Eltern bevor du entstanden bist, verwendet haben!" Sie verdiente es nicht anders.
„Jack..."
Ich unterbrach sie. „Ich weiß dass du billig bist, aber das heißt noch lange nicht, dass ich dich auch kaufen möchte." Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen, umrundete ich sie und ging weiter.
Es tat gut.
Es tat gut sie anzufahren, es tat gut sie zu beleidigen.
Auch nachdem ich das Schulgebäude betreten hatte, verschwand das spöttische Grinsen auf meinen Lippen nicht.
Ich war wieder ich.
Ich, wie ich, bevor ich Megan kennengelernt hatte, war; ich, wie ich nach ihrem Tod war.
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Meinen Montagnachmittag verbrachte ich im Fitnessstudio.
Durch das Zeit verbringen mit Vanessa hatte ich meinen Körper genug vernachlässigt, doch nun konnte ich das wieder ändern.
Irgendwann war ich fertig und wollte gerade aus der großen Schwingtür verschwinden, als ein Mädel vor mir meine Aufmerksamkeit fing.
Sie ging auf meine Schule und hieß, glaub ich, Brooke oder so ähnlich, das Wichtige war jedoch, dass sie unglaublich heiß war.
Auch als ich direkt neben ihr stand, bemerkte sie mich nicht, denn ihre Konzentration galt nur der Übung.
Ihre Figur war der Traum jedes Mannes.
„Hey", rief ich und sie zuckte zusammen, bevor sie sich erschrocken zu mir drehte.
Als sie mich erkannte, gab sie ein müdes „Hi", von sich und drehte sich wieder weg.
„Du bist Brooke, richtig?"
„Brooklyn."
„Ich bin-„
„Ich weiß wer du bist", unterbrach sie mich, ich grinste und sah ihr weiter bei der Übung zu.
„Du machst das falsch, so machst du dir den Rücken kaputt", meinte ich schließlich.
„Kann sein."
„Warte, ich helf dir." Sanft legte ich ihr meine Hände auf die Schultern und rückte sie so in die richtige Position.
„Versuch so zu bleiben."
Brooklyn nickte.
Nach der Übung machte sie ebenfalls Schluss und gemeinsam liefen wir aus dem Studio.
„Was machst du jetzt?", fragte ich und zwirbelte meine Autoschlüssel um meinen Zeigefinger.
„Duschen", sagte sie lächelnd, „und das solltest du auch machen."
„Willst du damit sagen, dass ich stinke?", protestierte ich ironisch.
„Ja. Ich muss jetzt rechts", sagte sie und deutete auf die Bushaltestelle.
„Du bist mit dem Bus da?"
„Ja." Ihre schwarzen Haare wehten im Wind und ich bemerkte, wie sie sich ihre dünne Jacke enger um den Körper zog.
„Ich fahr dich nach Hause und davor holen wir uns noch was zu essen bei Mecces", beschloss ich, nahm ihre Hand und zog sie zu meinem Auto.
„Brauchst du nicht, ich will keine Umstände machen."
„Machst du nicht."
Brooklyn widersprach nicht, sondern setzte sich auf den Beifahrersitz.
Auch ließ sie sich von mir ihr Essen zahlen und nach Hause fahren, ohne irgendwas dagegen einzuwenden.
In den Minuten, die ich mit ihr verbrachte, kam ich nicht darum herum, sie mit Vanessa zu vergleichen und mein Entschluss war, dass die beiden grundlegend verschieden waren.
Während Ness schon ein Theater gemacht hätte, wenn ich ihr erklären wollen würde, dass sie die Übung falsch machte, hatte sich Brooklyn von mir helfen lassen.
Sie hatte sich schnell von mir überreden lassen, dass ich ihr Essen zahlen dürfte und sich ohne große Einwände nach Hause fahren lassen.
Allein schon beim DriveIn hätte Vanessa eine riesen Szene gemacht und hätte unbedingt ihren Burger zahlen wollen, nur um mich zu provozieren, weil ich darauf bestanden hätte ihn zu bezahlen.
Und das war alles gut so. Ich wollte nicht noch einem Menschen begegnen, der so war wie Vanessa, denn diese waren allesamt falsch.