-Wellen sind die Tore in eine Völlig neue Welt. Auch wenn der Weg durch sie hindurch hart wird...-
- Penelope Morgan
Die letzten Tage verliefen ohne große Probleme. Octavia versuchte Constantine weitgehend zu meiden, auch wenn dies auf einem Schiff recht unmöglich war.
So blieben ihr nur noch 8 Tage, bis sie die Nordküste Frankreichs erreichen würden.
Camp Six Echo befand sich laut Constantine in London, doch die Küstengebiete sind über und über mit dunklen Geschöpfen besiedelt, da Hades und Clover fürchten, dass zu viele Menschen bis zum Camp durchdringen würden.
Die peinlichen Momente zwischen ihr und Constantine nahmen rapide zu, da ihr so in irgendeiner Weise alles komisch vorkam.
So stand sie einfach, wie jeden Abend auf dem Außendeck und starrte in die nur noch halb zu sehende Sonne, welche langsam am Horizont verschwand.
Sie sah den immer höher werdenden Wellen zu, wie sie am Schiffsbug brachen und in kleinen Tropfen in ihr Gesicht spritzten.
Seit bereits 1 Stunde stand sie einfach nur da und lies sich den Wind ins Gesicht blasen.
Es war ein wunderschönes Gefühl und sie ertappte sich dabei, wie sie in manchen Momenten einfach vergaß, dass Krieg herrschte.
Es war ihr bewusst. Da sie die Auserwählte war, war sie die jenige, die Clover töten musste um die Welt zu befreien. Doch wie sollte sie das schaffen?
Die Wellen wurden immer höher. Das Wasser spritzte in ihr Gesicht und perlte sanft an ihrer Haut ab. Sie schmeckte das Salz auf ihrer Zunge.
"Komm besser rein, Mein Kind. Ein Sturm zieht auf" rief Lucille und sie drehte sich zu ihr um. Eine riesige Welle prallte gegen den Schiffsbug und setzte alles in kürzester Zeit unter Wasser.
Octavia verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden. Das strömende Wasser, durchweichte ihre Sachen und sie gleitet zu den sicheren Stangen, die das einzige waren, was sie jetzt noch von dem eisig kalten Wasser fern hielt.
Schreiend, krallte sie sich an einer von ihnen Fest und knallte schmerzhaft an das Metall der Schiffs Ummantelung. Ein lautes metallenstes Geräusch war zu vernehmen und sie spürte, wie sich das Blut in ihren Adern staute.
Sie hörte die klagenden Schreie von Lucille, welche aus dem Boot heraus rannte um ihr zu Hilfe zu eilen, doch Roland hielt sie fest. "Es ist zu gefährlich, das Paket ist Aal Glatt!" Rief er.
Octavias Hände rutschten immer weiter von den glitschigen Stangen ab und sie kniff die Augen zusammen, in der letzten Hoffnung, nicht zu sterben, bevor alles begonnen hatte.
Sie hörte die Stimme von Nathaniel, der sich zu ihr durch zu kämpfen versuchte. "Halt durch!" Schrie er mit aller Kraft und stemmte sich gegen die Eisenstangen.
Das Schiff erhob sich in einer starken Welle in die Luft und Nathaniels Beine rutschten immer wieder ab, so steil ging es hinunter.
"Octavia!!" Hörte sie nun auch hysterisch Constantine schreien. Nathaniel streckte ihr seine Hand hin. "Nimm sie! Ich ziehe dich hinauf!"
Octavia biss die Zähne zusammen. Sie war kurz davor abzurutschen. Ihre nassen Hände glitten noch immer von den rutschigen Eisenstangen ab. Und gerade als sie nach Nathaniels Hand greifen wollte, konnte sie der Schwerkraft nicht mehr stand halten.
Ihre Hände rutschten ab und sie fiel für den Bruchteil einer Sekunde, bis sowohl Constantine als auch Nathaniel ihren Unterarm ergriffen hatten.
Sie hatte solche Szenen oft in Filmen gesehen, zuletzt auch in Titanic. Doch niemals hatte einer dieser Filme einem verraten, dass es so höllisch wehtat, wenn deine Arme dein gesamtes Gewicht tragen und die Hände der anderen deine Haut beinahe abreißen.
Ihr Blick war vernebelt, als sie endlich wieder Boden unter den Füßen spürte und man sie unter Deck bringen konnte.
Lucille schmiss ihr eine Decke über. Sie zitterte am Ganzen Körper. Ihre Lippen waren leicht blau gefärbt. Die Wellen hatten ihre Anziehsachen komplett durchnässt.
Von ihren Haaren tropften dicke Wassertropfen auf die Lederbezüge der Sitzbank. Brook kam mit Claude in die Küche gelaufen und starrte sie perplex an.
Constantine schien es Ihnen gleich zu tun. Er saß neben ihre und es störte sie mittlerweile erheblich, dass er kein Wort sagte.
Ja klar. Sie hatte es verstanden. Seit dem Vorfall im Badezimmer versuchte nicht nur sie ihm aus dem Weg zu gehen, sondern auch umgekehrt, aber verdammt sie wäre beinahe gestorben. Ein 'geht's dir gut?' Wäre doch nicht zu viel verlangt.
Lucille kam mit einem kleinen weißen Koffer zurück auf welchem ein rotes Kreuz zu sehen war. Sie stellte ihn auf den dunkelbraunen Holztisch vor ihr und zog ein Tuch heraus. "Roland, hol den Whiskey aus dem Schrank" befahl sie ihm arg und er lief sofort zu einem kleinen hellbraunen Eckschrank, mit feinen Schnitzereien.
Er zog eine Flasche 'Jack Daniels' heraus und drückte sie Lucille in die Hand. Sie schüttete ihn über das saubere weiße Tuch in ihrer Hand und zog vorsichtig Octavias Hose zurück.
Ihre gesamte Wade war aufgerissen und von dunklem Blut überdeckt. Sie schrie vor Schmerz als Lucille das Tuch darüber legte und drauf drückte, damit der Alkohol in die Wunde fließen konnte.
Sie spürte wie Constantine sie an der Taille umklammerte und versuchte fest zu halten, damit sie nicht von der Bank fiel. Sie zitterte, als sie seine rauen Hände an ihren durchnässten Sachen spürte.
Lucille legte den Weichen Verband darum, welcher sich sofort mit ihrem Blut voll saugte und die Schmerzen verblassen ließ.
"Mum! Ich hab sie!" Rief Nathaniel und kam in die Küche gerannt. "Er hat was?" Fragte Octavia ängstlich, als sie die riesige Spritze in Nathaniels Hand sah. "Das ist zur Heilung...und gegen die Schmerzen" sagte Lucille ruhig.
Octavia biss die Zähne mit aller Kraft zusammen. Die Spritze hatte ihr Bein noch nicht einmal berührt und doch spürte sie schon die Schmerzen, die sie für Tage Laufunfähig machen würden.
"Mach die Augen zu" hörte sie eine Stimme flüstern. Constantine festigte seinen Griff und sie schloss krampfhaft die Augen.
Das nächste was sie spürte, war der bellende, Knochenberstende Schmerz der sich durch ihre Nerven zog. Sie griff aus Reflex heraus nach Constantines Hand und klammerte sich so daran fest, dass sie sich sicher war mit ihren Nägeln seine Haut durchbohrt zu haben.
Das letzte jedoch was man hören konnte, waren ihre Ohrenbetäubenden Schreie. Die in die stürmische Nacht hinaus drangen...