Um diese Tageszeit wo die Dämmerung einsetzt, ist hier kaum noch jemand um sich die Tiere anzusehen.
Ich richte mich seufzend auf und strecke meine eingefrorenen Glieder durch und gehe gemächlichen Schrittes zu meinem Futter, das dort einsam am Boden seit dem Mittag liegt. Jeden Tag ist es das gleiche verdammte Fleisch. Jedes Mal bekomme ich den gleichen Fraß vorgeworfen. Ich kann schon nicht mal mehr erkennen nach was es schmeckt. Und trotzdem esse ich es immer wieder. Ich hoffe immer noch, dass es mal wieder etwas anderes ist. Dass ich endlich einen saftigen Brocken Fleisch vorgeworfen bekomme. Darüber würde ich mich freuen. Über einen saftigen Brocken Fleisch.
Ich nähere mich dem Fleisch. Beim näher kommen steigt mir der Duft des rohen Fleisches in die Nase. Riecht nicht köstlich, aber immerhin gut. Ich bin ein Löwe und somit ein Fleischfresser, da kann ich nicht nach langem Verzichten nein sagen. Auch wenn es ziemlich trocken ist. Mit ein paar Hapsen habe ich das Mahl verschlungen und begebe mich zurück auf meinen Platz. Unterwegs komme ich an einzelnen Büschen vorbei. Hier kann ich mich nicht wirklich gut verstecken. Mein Gehege ist viereckig und somit sind zwei Seiten, die neben einander liegen, mit Gitterstäben verziert. Von dort glotzen mich die Leute immer an. An den Wänden, wo zum Glück keiner durch gucken kann, ist ein großer Felsbrocken angebracht. Das ist wohl zum klettern und sonnen gedacht.Von oben kann die Sonne herein scheinen und auch der Regen kommt hindurch. Wenn er dann mal kommt, flüchte ich meistens unter den einen Felsvorsprung den ich habe. Manchmal ist der Regen aber auch eine angenehme Abkühlung in der Hitze, die hier zurzeit herrscht. Tarnen kann ich mich hier auch nicht, da alles entweder grün oder hellgrau ist. Und ich bin nun mal schwarz. Wäre ich doch bloß ein grüner Löwe, dann wäre es viel einfacher.
Seufzend will ich mich gerade auf meinen Platz fallen lassen, als ich ein Knacken wahr nehme. Ich halte in der Bewegung inne, rühre mich nicht. Hier ist noch jemand anderes im Käfig. Ich bin hier nicht allein. Mein Nackenfell sträubt sich. Ich drehe meinen Kopf in die Richtung aus der das Knacken kam. Direkt vor einem Busch sitzt ein schneeweißer Hase. Ich wüsste gerne wo der herkommt. Darf ich ihn fressen? Der Hase zuckt ängstlich mit der Nase. Langsam drehe ich mich um, den Blick immer noch auf das Häschen gerichtet. Dann lasse ich mich fallen. Auf den Boden. Ich habe keinen Hunger auf den Hasen. Soll er sich doch verkriechen. Hier kommt er nicht mehr raus und ich glaube kaum, dass er aus Versehen hier drin bei mir gelandet ist, denn ich sehe meinen blonden Betreuer vor dem Gitter stehen. Er ist groß, dünn und trägt den Namen Ash. Er ist noch sehr jung.