Die Magieritter

By Grantik2

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Schwerter zerrissen ihre Kehlen, Pfeile jagten nach ihren Feiglingen und Feuer bereitete ihnen ihren endgülti... More

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By Grantik2

Ich hatte nicht lange Spaß an Merri, denn sie starb nach drei oder vier Monden an einem starken Fieber. Auch viele der anderen Menschen, die wir gefangen und versklavt hatten, starben an einer Krankheit. Damit keine Seuche ausbrach, entsorgten wir die Leichen im Meer. Wir banden Steine um die leblosen Körper und schmissen sie die Klippe hinunter. In dem vergangenem Jahr haben wir etwas über eintausend Menschen getötet. Zu der Zeit empfand ich diesen Tieren gegenüber nur Hass und Verachtung. Sie waren es ja, die uns unsere Heimat wegnahmen. Wir mussten die Menschen mit dem Hammer der Gerechtigkeit bestrafen. Im Nachhinein bin ich nicht stolz auf meine Taten, doch durch die Wut und den Hass, mussten diese Grausamkeiten hinaus in die Welt getragen werden. Viele meiner Landsleute schauten damals einfach über die Grausamkeit hinweg. Doch unsere Soldaten begrüßten diese sogar. Sie hatten selbst miterlebt, was auf den Schiffskämpfen mit unseren eigenen Frauen geschehen ist und wie machtlos wir zu dem Zeitpunkt waren. Doch von den Menschen gab es so viele, von uns nur so wenige. Da kam mir dann eines schönen Tages die Idee, dass wir nicht ihre Siedlungen und die Befehlshaber an sich vernichten mussten, sondern gezielt die menschlichen Ressourcen aufbrauchen sollten. Aber ich konnte mir denken, dass auch diese Strategie ins Nichts verlaufen würde. Denn die Menschen vermehrten sich wie die Ratten oder Maden im Gebein. Einfach nicht totzukriegen diese niederen Lebensformen. Töte einen, kommen zwei nach. Zerfleische drei, stehen fünf an ihrer Stelle...

Die Stimme, die ich damals gegen das Froschding in meinem Kopf vernahm, hat bisher die Schnauze gehalten. Meine Zweitrüstung wurde während der ganzen Raubzüge ramponiert und ist mittlerweile unbrauchbar geworden. Die meisten Artefakte haben auch ihren Geist aufgegeben und wir haben in den letzten Wochen derbe Verluste einstecken müssen. Es scheint so, dass die Menschen schon vorher wissen, wo wir als nächstes zuschlagen würden. Die Zahl unserer Kämpfer ist auf unter eintausend gefallen. Wir hatten vor nicht allzu langer Zeit noch knapp dreihundert mehr gehabt. Uns gingen langsam die Mittel aus, um weitere Rache auszuüben. Außerdem schlossen sich, laut den Berichten von unseren Spionen, die Adligen der Menschen zusammen. Die Kämpfe unter den Menschen verebbten langsam und wir bekamen die Nebenwirkungen unseren Tuns zu spüren. Dennoch konnten wir hin und wieder einige Blitzangriffe auf die Menschenstarten und somit ihre Zahl verringern. Alles an Eisen und anderen Rohstoffen nahmen wir mit und verwendeten diese weiter.

Unser Lager hatte sich langsam zu einer befestigten Stadt verwandelt und wir nannten sie Bundrff. Das bedeutet so viel wie Neuanfang. 

Nach Wochen der ständigen Raubzüge und vermehrten Verlusten, musste ich als höchster Adliger der Rogo den Befehl zum Rückzug geben. Auf unseren Stadtmauern ließ ich kleinere Skorpione montieren und erfand auch eine tragbare Variante. Ich nannte diese neue Waffe einfach halber Armskorpion, da mir nichts besseres einfiel. Die Rogo wurden langsam ungeduldig, weil wir Soldaten keine guten Erfolge mehr mit nach Hause brachten. Kurzerhand ließ ich alle Adligen zusammen kommen und sprach mit ihnen über verschiedenste Sachen. doch das Hauptthema war an diesem Abend die große Bedrohung der Menschen, die sich zusammen geschlossen hatten. Unsere Späher kamen immer wieder mit besorgniserregenden Nachrichten zurück, die wie heute zu besprechen hatten.
„Graf Vandred, wie sieht es bei dir gerade mit den Soldaten aus? Können wir noch einen Angriff wagen?", fragte ich den grimmig dreinblickenden Mann, der inzwischen fast neunzig Jahre alt war, aber immer noch so agil war, wie ein zwanzigjähriger Mensch. Das lag vor allem an unserer Veranlagung als Rogo. Stellt euch doch bitte mal einen 90-jährigen menschlichen Krieger auf dem Schlachtfeld vor. Was für eine lächerliche Darstellung.
„Nein, ich kann meinen Kämpfern nichts mehr zumuten. Sie sind erschöpft und müde. Wir haben viele verloren und auch einige, die uns sehr am Herzen gelegen haben. Bei den anderen sieht es gleich aus. Und dir müsste auch aufgefallen sein, dass die Magieritter auch nicht mehr kämpfen können." Da sprach er leider einen wunden Punkt bei mir an.
„Das ist mehr auch schon aufgefallen Bronos. Du musst langsam auch einsehen, dass wir gegen die Menschen kaum noch Möglichkeiten haben zu gewinnen", sagte mein Bruder mit einem müden Ausdruck in den Augen. Er hatte den Kampfeswillen schon verloren. Töteten wir einen Menschen, kamen drei an seiner Stelle nach. Auch nachdem wir so viele von diesen Ungeheuern vernichtet hatten, waren sie uns immer noch zahlenmäßig weit überlegen.
„Ranav hat Recht. Bronos, das einzige, was wir im Moment noch tun können, ist unsere Stadt zu verteidigen. Wir sind nicht so wie die Menschen - also nicht mehr - wir können nicht ewig kämpfen. Bis ein Mensch bereit ist zu kämpfen, braucht er nur fünfzehn Jahre; wir hingegen benötigen über zwanzig Jahre", sagte Graf Gurfva unendlich müde in die Runde. Er ist alt geworden. Sein Körper ist nicht mehr so fit wie früher. Was auch kein Wunder ist, wenn man schon über zweitausend Jahre lebt. Sein genaues Alter kannte ich nicht. Ich glaube sogar, dass er es niemandem verraten hatte. Nun meldete sich auch Jinghard zu Wort, der bisher nur still mit dabei war: „Bei mir und Hadrada sieht es ähnlich aus wie bei den Grafen. Wir können uns jetzt wirklich nur noch verteidigen. In den letzten Monaten haben wir reichlich Vorräte angesammelt und können erst mal wieder einige Jahre durchhalten. Fürst Bronos, Ihr müsst es doch jetzt endlich mal einsehen, dass wir am Ende sind!" Sie alle schauten mich erwartungsvoll an und ich knickte ein, da mir endlich bewusst wurde, wie ausweglos unsere Lage nun tatsächlich geworden ist.
„Ist ja gut, dann hören wir mit den Überfällen auf. Um ehrlich zu ein, ich bin des ewigen Kämpfens auch langsam müde. Mir gehen nämlich langsam die Artefakte aus. Dann werden wir uns auf die Verteidigung konzentrieren."
„Das hört sich doch endlich mal nach Einsicht an. Aber was machen wir mit den Menschen, die sich gegen uns zusammen tun?", fragte Ranav mich jetzt. Er schien besorgt zu sein, was ich ihm nicht verübeln konnte.
„Nun, ich würde mal sagen, dass wenn diese Tiere angreifen sollten, wir uns einfach verteidigen werden und dabei so viele von denen töten wie möglich. Da ich auch endlich mal wieder eine neue Waffe erfunden habe, die eine dicke Rüstung durchschlagen kann, sind wir jetzt auch etwas besser dran. Die Munition wird schon hergestellt und Tests habe ich auch schon durchgeführt..."
„Ja, ist ja schon gut Bronos! Bevor du jetzt anfängst von deiner neuen Waffe zu schwärmen und dabei einen hoch kriegst, lass uns jetzt lieber darüber reden, wie wir unsere Verteidigung verbessern können", unterbrach mich Hadrada einfach. Bei seinen Worten konnte sich manch einer ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Es störte mich nicht, denn die Moral muss sich schleunigst heben, egal wie. Und wenn es auf meine Kosten seil sollte.
„Nun, die Bauarbeiten sind schon im Gange. Ich lasse gerade eine starke Festung innerhalb der Stadt bauen. Sie wird unser letzter Zufluchtsort sein. Sie wird unseren Hafen schützen und wir können dann einfach auf unsere Schiffe rennen und verschwinden."

„Das ist ja alles schön und gut, aber glaubst, dass uns die Menschen so lange in Ruhe lassen würden, bis wir fertig mit dem bauen sind?", fragte Graf Vandred verächtlich. Ich konnte Denn Hass auf diese Tiere in seinen Augen auflodern sehen. Er war im Herzen noch immer bereit bis zum Äußersten zu gehen.
„Nein, das glaube ich nicht. Aber wir müssen so viel schaffen, wie nur irgendwie möglich ist. Etwas anderes können wir gerade sowieso nicht machen", gab ich scharf zurück. Die ganze Situation erhärtete sich, als wir von einem Boten gestört wurden. Er berichtete uns, dass eine große Menge an Menschen aufgetaucht sei. Allesamt bewaffnet. Also kam der Armskorpion früher zum Einsatz als erwartet. Zum Glück gab es keine Magier unter den Menschen. Das war die einzige positive Nachricht an diesem Tage gewesen.

Der Angriff der Menschen wurde mit aller Macht aufgehalten. Eigentlich kam es an diesem Tag zu keinem Angriff, denn ich vereitelte diesen, bevor er erst entstand. Als der Bote geendet hatte, liefen wir nach draußen in Richtung Mauer. Wir rannten die Treppen herauf, die zu den Wehrgängen führten. Dann kletterten wir Holzleitern hoch und befanden uns auf diesen. Der Anblick, der sich uns bot, war schrecklich. Ich hatte noch nie in meinem Leben so viele grimmig dreinblickende Mäuler gesehen. Es mussten fast dreitausend gewesen sein. Einer war hässlicher als der andere. Jeder von ihnen war muskelbepackt und mindestens einen Kopf größer als ich. Sie hatten auch Bogenschützen aufgestellt, doch diese hatten zum Glück für uns noch keine Pfeile angelegt.
„Ich werde nun hunderte von denen da verbrennen. Vielleicht lassen sie uns dann erst mal in Ruhe. Nach diesem Schlag werde ich einige Tage nicht mehr zaubern können, deshalb müsst ihr die meiste Verteidigung übernehmen", sagte ich dann laut aus, was aber nur die Adligen hören konnten, denn die Menschen standen viel zu weit weg. Ich sagte das in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. Nun musste ich mich konzentrieren. Ich musste die Magie in meinen Händen bündeln und an einen riesigen Feuerball denken. Dieser Ball musste so gewaltig sein, dass wirklich einige Hundert sterben würden. Ich war voll konzentriert und sammelte auch die Energie, die um mich herum existierte. Mein Kopf fing an zu pochen und die Schmerzen, die darauf folgten waren fast unerträglich gewesen, doch ich musste durchhalten. Inzwischen schossen die menschlichen Bogenschützen und Cid, Hadrada und Vandred schützten mich mit ihren Schilden, die sie vorhin sicherheitshalber mitgenommen hatten. Die Wachen schossen ebenfalls. Skorpione ruckten. Speere wurden geworfen und die Schreie der Sterbenden drangen durch die Luft. Jetzt hatte ich endlich genug Magie gesammelt und erschuf einen riesigen Feuerball direkt über den Menschen. Nein, ich erschuf nicht einen, sondern ein knappes Dutzend Feuerbälle und ließ diese gleichzeitig auf diese grausamen Wesen herabstürzen. Es brach ein wahres Inferno aus. Das Feuer breitete sich auf den umliegenden Wald aus, den wir noch stehen gelassen hatten. Die Menschen, die von den Kernen der Feuerbälle getroffen wurden, zerfielen sofort zu Asche. Überall liefen menschliche Fackeln herum und steckten teilweise ihre Kameraden in Brand. Aber ich hatte mein Ziel erreicht. Die Menschen flohen und ließen alles andere hinter sich. Ich brach zusammen und wurde ohnmächtig durch den hohen Magieverbrauch.  Der Sieg war an diesem Tag der unsere und ein jeder war erleichtert nicht sterben zu müssen. Hätten die Menschen einfach angegriffen und nicht gewartet, hätten sie uns an diesem Tag mit Sicherheit vernichtet.

Ich war nicht lange bewusstlos. Am Nachmittag wachte ich wieder auf und fühlte mich, als wäre eine Herde Pferde über mich hinweg geritten. Mir taten alle Knochen weh. Wie jedes Mal, wenn ich mich dermaßen verausgabt hatte. Das musste ich ändern und mir würde mit großer Sicherheit etwas dagegen einfallen.
„Na sieh mal einer an! Der Held des Tages ist wieder wach!", reif mein Bruder belustigt aus.
„Wie lange war ich weg? Und warum tut mir alles so verdammt weh?", fragte ich mit einem schmerzhaftem Gesichtsausdruck.
„Da warst nicht wirklich lange weg. Es ist gerade mal Abend. Und warum dir dein Körper schmerzt? Ganz einfach, du bist von der Mauer gefallen, als du ohnmächtig wurdest. Aber zum Glück hast du dir nichts gebrochen. Lustig war es aber trotzdem", lachte Graf Gurfva. Es standen alle hochrangigen Rogo im Raum.
„Das war eine Spitzenleistung von dir Bronos. Du hast nicht nur die Menschen zu Hunderten vernichtet, sondern auch noch ihre Moral in Grund und Boden gestampft", sagte Jinghard mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
„Dann dürften wir jetzt erst mal eine Zeit lang Ruhe vor den Bastarden haben, oder?", fragte ich.
„Klar. Da die so hohe Verluste erlitten haben, denke ich, dass sie uns für die nächsten paar Jahre in Ruhe lassen werden", meinte Granduri Hadrada leichthin.
„Aber eins verstehe ich noch nicht so ganz, vielleicht könnt ihr mir da weiterhelfen", sagte ich dann mit schmerzerfüllter Stimme. Meine Brust fühlte sich an, als wenn ein Pferd in diesem Moment auf mir sitzen würde.

„Und was wäre das, was unser schlauster Kopf nicht versteht?", fragte Graf Vandred, der sich jetzt erst zu Wort meldete.
„Nun, wo kommen denn dann die ganzen menschlichen Krieger her? Auf unseren Raubzügen sind wir tief ins Land eingedrungen und haben keine Städte vorgefunden. Wo kommen dann all diese Menschen her? Und das auf einmal so plötzlich?"
„Nun, das ist ja mal eine Frage...", gab mein Bruder nachdenklich von sich.
„Wartet mal kurz...Kann es sein, dass die ganzen Soldaten, die unsere Heimat vernichtet haben jetzt erst wieder zurückkommen? Dann könnte das doch gut möglich sein mit diesen riesigen Massen an Menschen!", rief Jinghard entsetzt aus. Nachdem er das gesagt hatte wurde es still in dem Raum. Konnte es wirklich sein, dass die Bastarde erst jetzt wieder heim kamen? Dann hatten wir ein ganz großes Problem. Das beste war es, wenn wir verschwinden würden. Aber das war für die meisten von uns undenkbar, da unsere Schiffe in keinem guten Zustand mehr waren. Außerdem haben wir die ganzen Skorpione abgebaut. Also alles in Allem, waren unsere Schiffe nur noch Schrott. Später erfuhr ich, dass noch sechs oder sieben von ihnen See tauglich waren, aber das waren eindeutig zu wenig. 
„Dann müssen wir uns jetzt vollkommen auf die Verteidigung konzentrieren! Wir müssen uns auf Angriffe von der See her verteidigen, sonst können wir uns gleich die Kehlen aufschlitzen!", sagte ich in die Runde und alle nickten nur zustimmend. Ein letztes Mal schaute ich in die grimmigen Gesichert bevor mich der Schlaf übermannte. Was heute nicht mehr zu schaffen war, erledigten wir einfach in den nächsten Tagen. Es blieb uns ja nichts anderes übrig.

Wir Adligen überlegten uns, wie wir am besten unsere verwundbarste Stelle schützen könnten. Jinghard schlug vor, dass wir eine Mauer aus Steinen auch an unseren Küstenstreifen entlang ziehen und in der Mauer runde Türme mit einbeziehen, auf denen dann große Skorpione stehen, die die Wände der Schiffe zerfetzen sollten. Ich sagte dazu, dass der Gedanke nicht schlecht wäre, aber dafür hätten wir nicht die Zeit und auch nicht die Mittel dafür. Da stimmten mir die anderen zu und wir verwarfen die Idee wieder. Am Ende einigten wir uns darauf, dass wir knapp zwei Dutzend fahrbare Skorpione aufstellen und je eine Kohlenpfanne und einen Bottich mit Feuerspeichel daneben stellten. Damit waren alle einverstanden, da der Feuerspeichel ja auch auf dem Wasser brennen kann. Die Spitzen der armdicken Speere ließen wir dann mit Tüchern und Stoffen umwickeln, damit diese dann so viel von dem Speichel aufsaugen konnten, wie möglich. Das hieß, dass wir riesige spitze Fackeln verschießen würden. Der Gedanke an ein solches Feuerwerk brachte uns alle zum Grinsen. Noch ehe wir alle Skorpione aufgestellt hatten, geschweige denn genügend Munition hergestellt hatten, wurden wir auch schon von allen Seiten angegriffen. Alle Rogo haben nicht mit einem so schnellen Angriff gerechnet. Aber da konnten wir mal wieder sehen, wie wir uns so in den Menschen getäuscht hatten.

Das kommende Unheil brachte uns Verderben, Leid und unendlich viel Tod.

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