love haunts - hate too

By Katharina1605

1.7K 27 0

Lucinda floh von ihrem alten Leben und ihrem Zuhause in Mexico. Zu gross war die Gefahr, zu schmerzhaft die... More

Vorwort
01
02
03 - Madox' Sicht
04
05
06 - 10 Jahre vorher
08
09 - Madox' Sicht
10
11
12 - 5 Jahre vorher
13
14
15 - Madox' Sicht
16
17
18 - 4 Jahre vorher

07

103 1 0
By Katharina1605

So merkwürdig es sich für mich auch anhörte, ich hatte nun eine Freundin.

Die erste Woche in der Schule hatte ich fast schon überlebt und ich musste zugeben, dass es eigentlich nicht schlimm gewesen war. Durch den Umstand, dass ich immer nur Privatunterricht bekommen hatte, war ich den meisten Schülern hier einiges voraus. Das einzige, das mich richtig störte, waren die Blicke. Anscheinend war hier seit dem Bürgerkrieg nichts Spannendes mehr passiert, denn ich fühlte mich, als wäre ich eine super faszinierende Attraktion, die man begaffen musste.

Gott sei Dank hatte ich Baylee. Ich hatte keine Ahnung, wieso sie sich mit mir anfreunden wollte, aber ich war ihr verflucht dankbar. Wir hatten mehrere Kurse zusammen und sie nahm mich zu ihren Freunden mit, wenn wir Mittagspause hatten.

„Bist du dabei, Harlow?", riss mich Baylees Stimme aus den Gedanken und ich schaute ertappt hoch.

„Sorry, ich war gedanklich gerade woanders", gab ich leicht betreten zu.

„Sie hat nur gefragt, ob du morgen mitkommst. Wir gehen einen Film schauen", antwortete Luis für sie.

Ich mochte Luis, er war mir von Anfang an symphatisch gewesen, seine braunen Augen strahlten eine Ruhe aus, von der ich gerne etwas abhaben würde. Auch der Umstand, dass er wie ich von Mexico stammte, wenn auch von Tijuana, liess mich gleich ein wenig wohler fühlen.

„Und, was sagst du?"

Gott, ich musste mich wirklich mehr auf das Gespräch konzentrieren.
„Klar, um welche Zeit denn?", hakte ich nach. Ich hatte noch nie mit Freunden was unternommen und war auch noch nie im Kino gewesen. Ich hoffte, dass man mir das nicht anmerkte.

„Super!", meinte Baylee fröhlich und klemmte ihren Ordner unter die Achsel, „Leute, ich muss gehen, Miss Holt will noch etwas mit mir besprechen. Ist es okay, wenn ich dich um sieben Uhr abhole?"

Ich nickte.

„Schreib mir einfach die Adresse, ich muss wirklich langsam los!" Sie winkte uns zum Abschied und ich lächelte ihr zu.
Fühlte es sich so an eine Freundin zu haben?
Im Casa haben nur wenige Gleichaltrige gewohnt und keiner hat sich getraut, sich mir zu nähern.

„Was hast du als nächstes?", fragte ich Luis. Sport, wie er mit hängenden Schultern antwortete, der Arme.
Ich hatte nun Kunst, ich liebte es zu malen. Den Kurs hatte ich mit Makena zusammen, meistens sass sie mit uns am Tisch, doch heute gab sie Nachhilfe. Sie war das totale Gegenteil von Baylee: ruhig und in sich zurückgezogen. Doch etwas hatte ich schon von Anfang an bemerkt.
Sie sah viel, gerade weil sie so still war, nahm sie mehr wahr, als andere. Bei ihr musste ich vorsichtig sein.

Aspen hatte nach der Schule noch Football Training und er hat mir angeboten, mich danach immer mitzunehmen. Anscheinend schien er doch nicht ein solches Arschloch zu sein. Bis dahin wartete ich einfach auf ihn und hörte Musik. Es war meine Art zu heilen.

Morgen würde ich doch tatsächlich mit meinen neuen Freunden ins Kino gehen. Ich war jetzt schon nervös, dennoch wippte ich freudig mit meinen Füssen bei der Aussicht darauf.

„Also, Harlow", Aspen zog die Wörter in die Länge, „wie war deine erste Woche?"
Das interessierte ihn?

Er hatte vom Duschen nach dem Training noch immer feuchte Haare, was... was wirklich gut aussah... Okay, ich werde nicht in diese Richtung weiterdenken.

„Hallo? Erde an Harlow!"

Heilige Scheisse, was war heute nur mit mir los?

„Ähm, ziemlich gut. Ich glaube, ich habe ein paar Freunde gefunden", meinte ich zögerlich.

„Wie heissen sie?"

Oha, was hatte ich denn jetzt falsch gemacht?

„Keine Sorge, es sind nicht deine Freunde oder Leute, mit denen du rumhängst."

„Das weiss ich, ich will nur wissen, mit wem du dich angefreundet hast. Ich möchte nicht, dass du an die falschen Leute gerätst."

Verwirrt runzelte ich die Stirn: „Warum kümmert dich das?"

Genervt fuhr er sich durch's Haar: „Ich will einfach nicht, dass du Schwierigkeiten bekommst oder sie dich nur benutzen und dann fallen lassen."

„Aber wieso kümmert dich das?" Ich liess nicht locker.

Er stiess frustriert die Luft aus und gab dem Lenkrad einen kurzen Schlag: „Weisst du was? Vergiss, dass ich was gesagt habe."

Schuldgefühle keimten in mir auf, vielleicht war er doch nicht so ein herzloser Idiot, wie ich immer gedacht hatte.

„Baylee, Makena und Luis. Wir gehen morgen Abend ins Kino", sagte ich schliesslich leise.
Eine Weile blieb er still doch dann nickte er leicht: „Die sind in Ordnung."

Wir redeten nichts mehr und es herrschte eine unangenehme Stille im Auto, bis wir in die Einfahrt einbogen und ich, sobald er anhielt, praktisch aus dem Auto floh. Ich rief nur noch ein kurzes 'Danke' über meine Schulter und stürmte dann sofort in mein Zimmer.

Marcie war nicht da, sie hatte Schicht im örtlichen Krankenhaus.
Ich hörte, wie Aspen sich in der Küche etwas zu essen machte, traute mich aber nicht nach unten zu gehen.

Ich hatte keine Ahnung, nicht den blassesten Schimmer, was man anzog, wenn man mit seinen Freunden ausging.
Normal, so wie in der Schule?
Oder doch ein wenig schicker?
Ich werde mich hüten, Aspen zu fragen und Marcie ist vor einer Stunde zu ihrer Schicht aufgebrochen.

Baylee würde in einer halbsn Stunde hier sein. Und ich stand in BH und Slip vor meinem halbvollen Kleiderschrank.

Ich hatte noch immer nicht wirklich viele Kleider, deshalb war meine Auswahl begrenzt. Schlussendlich entschied ich mich für ein hellblaues Shirt, das ziemlich flatterig war und weisse Jeans. Ich band meine Haare zu einem hohen Dutt, als ich es klingeln hörte.
Oh nein, hoffentlich öffnete Aspen nicht.
Ich riss meine kleine Tasche vom Stuhl - in der mein Handy und Portmonnaie war - und stürmte nach unten.

Zu spät, Aspen hatte schon geöffnet und schräg hinter ihm sah ich nur eine sehr irritiert aussehende Baylee.
Grossartig.

„Ähm, Sorry, ich muss mich wohl in der Adresse geirrt haben", murmelte sie, während sie angestrengt auf ihrem Handy etwas suchte.

„Hast du nicht!", rief ich etwas zu laut aus, und kam neben ihnen zum Stehen.

Verwirrt hoben sich Baylees Augenbrauen, während sie zuerst auf mich, dann auf Aspen und dann wieder auf mich zeigte.

„Viel Spass euch", er fuhr sich wieder durch die Haare, anscheinend fühlte er sich wirklich unbehaglich, „falls was ist, du hast ja meine Nummer, Harlow."

Während Baylees Mund noch immer stumm auf und zu ging, wie der eines Fisches, zog ich sie kopfschüttelnd zu ihrer Schrottkarre. Und das war noch nicht einmal übertrieben.

„Was. Zur. Hölle. Harlow!" Ich zuckte bei ihrem quietschigen Tonfall zusammen.

„Verflucht, Baylee! Meine Ohren!"

„Sorry, sorry. Aber wann wolltest du mir sagen, dass du mit dem heissesten Typen der Schule unter einem Dach wohnst?"
Der heisseste Typ?
Wenn ich darüber nachdachte, machte es sogar Sinn. Er sah wirklich gut aus, spielte Football und na ja... sah eben gut aus.

„Warte, ihr seid doch nicht Geschwister, oder?", dachte sie laut und klang so entsetzt, dass ich lachen musste.

„Nein, seine Mutter war eine gute Freundin von meiner. Sie hat mich bei sich aufgenommen, als meine Mom gestorben ist."
Das war unsere Erklärung, wenn man fragen würde, wieso ich bei ihnen war.

Baylee wurde ganz still: „Tut mir leid, das wusste ich nicht."

Ich winkte ab: „Ist schon okay, ich habe es akzeptiert."

Sie erwähnte nichts von dem, was gerade passiert war, vor Luis und Makena. Ich war ihr dankbar dafür. Wenn ich bereit war, würde ich es ihnen selbst sagen.

Ich hatte trotz schlechtem Gewissen Marcie gestern gefragt, ob ich etwas Geld für ein Kino Besuch haben könnte. Sie war begeistert gewesen und hat mir auch sofort befohlen, ich solle auch noch eine Cola und Popcorn kaufen.

Ich tat mein Möglichstes um mir nicht anmerken zu lassen, dass ich so etwas noch nie gemacht hatte. Überraschenderweise war das nicht einmal ein Problem, da ich mich einfach in ihre Unterhaltung mit einbeziehen liess.

Ich genoss den Film zur Gänze. Es war ein Thriller/Horrorfilm über einen Psychopathen. Die Parallelen zu meinem Leben übersah ich jetzt einfach mal.
Der Mörder beugte sich über die junge, blonde und naive Frau - Achtung, Klischee - und flüsterte: „Du gehörst mir, meine Schöne."

Du gehörst mir, meine Schöne.

Du gehörst mir.

Meine Schöne.

Mir.

Der Nachhall klang tief in meinem Inneren nach und eine eisige Kälte breitete sich in mir aus.

Er beugte sich über mich, die Hand um meine Kehle, seine Augen dunkel vor Gier, Verlangen und Hass.
Meine Schreie, meine flammende Wut und meine mich erdrückende Panik. Die Erkenntnis von dem, was er gleich tun würde. Sein böses Lächeln, die Hilflosigkeit ihm nicht entkommen zu können.

Schieres Entsetzen.

Seine kalten Lippen auf meinen. Meine Seele aussaugend.

Bis ich leer war, so unendlich leer.

Tot.

Wie tot.

Leer.

Sein Atem an meinem Ohr: Du gehörst mir, meine Schöne. Du gehörst mir, meine Schöne. Du gehörst mir, meine Schöne...

Noch nie hätte ich den Tod so begrüsst, wie in diesem Augenblick.
Doch er konnte mich nicht leersaugen.
Meine Gabe - mein Fluch. Fluch, Fluch. Fluch! - als Seelengeberin konnte er mich unendlich quälen.

Unendlich.

Für immer.

Leer.

Tot.

Ich schrie und schrie, konnte nicht danit aufhören, gefangen in meinem Verstand, in meinen Erinnerungen. Starke Arme umfassten mich, Stimmen redeten auf mich ein. Doch ich fühlte nur die Eiseskälte. Die Leere, wo einmal meine reine und vollständige Seele gewesen war.

Continue Reading

You'll Also Like

Hearts By HeyGuys77

Teen Fiction

8.6M 408K 107
Robyn ist 18, gerade mit ihrem Abitur beschäftigt und sehr darauf bedacht in Chemie nicht durchzufallen. Zumindest bis der neue Nachbar Adrian einzie...
813K 14.9K 46
𝑆𝑖𝑒 𝑒𝑖𝑛 𝑏𝑖𝑙𝑑ℎü𝑏𝑠𝑐ℎ𝑒𝑠 𝑀ä𝑑𝑐ℎ𝑒𝑛 𝑑𝑎𝑠𝑠 𝑖𝑛 𝑑𝑒𝑟 𝐵𝑎𝑟 𝑎𝑟𝑏𝑒𝑖𝑡𝑒𝑡 𝑢𝑛𝑑 𝑏𝑒𝑖 𝐼ℎ𝑟𝑒𝑛 𝑉𝑎𝑡𝑒𝑟 𝑙𝑒𝑏𝑡. 𝐸𝑟 𝑑𝑒�...
4.7M 138K 84
Anisha Benson ist unsichtbar für andere. Sie ist in der untersten Schicht der Schule. Keiner will mit ihr was zu tun haben und jeder hasst sie, obwoh...
240K 4.4K 82
Eines Tages kommt Shiva nach Hause und sieht ihren Vater mit drei Männern sprechen. Sie wusste nicht, dass von hier an ihr Leben an einen Fremden geb...