Bevor ich sterbe

By Shade_15

6.3K 684 689

Alexia, genannt Alex, hat ein kompliziertes Leben. Nachdem ihr großer Bruder Shade mit fünfzehn gestorben ist... More

PROLOG
1
2
3
4
00:23, 24 Juni, Samstag
5
6
8
23:54, 25 Juni, Sonntag
9
10
11
23:18, 30 Juni, Freitag
13
14
15
COVER ÄNDERN?
16
17
18
04:31, 23 Juli, Sonntag
19
20
Platin-Award!
21
00:54, 24 Juli, Montag
22
23
24
25
26
27
28
00:01, 29. August, Montag
Letztes Kapitel - Das Ende

7

195 22 10
By Shade_15

Na gut - du hast Recht.", stimmt Zoey mir zu, nimmt einen Schluck von dem extra-starken Kaffee und beobachtet, wie ich unruhig hin und her laufe. "Das ist wirklich merkwürdig ... besonders diese Sache jetzt, dass deine Mum dich jetzt einfach alleine lässt, um >die Sache< mit deinem Dad zu regeln."

"Ja, und diese Sache macht mich noch wahnsinnig!", schnaube ich, verschränke die Arme vor der Brust und tigere unruhig durch den Raum. "Irgendwann werde ich Mum mit einer Pistole bedrohen und sie zur Rede stellen!"

Zoey lacht leise und nimmt einen Schluck aus ihrer Tasse. "Tut mir leid, aber für solche leeren Versprechungen bin ich noch nicht wach genug."

"Jaja, tut mir auch leid.", brummele ich und bleibe stehen, während ich darauf warte, dass Zoey etwas wacher wird. Doch es ist einfach nur still, unterbrochen von dem Zwitschern der Vögel vor offenen Terassentür. Das volle Aroma des Kaffees erfüllt den ganzen Raum.

Ich halte dieses Ruhig-sein nur etwa zehn Minuten durch, dann drehe ich wieder meine nervösen Kreise. Zoey lacht wieder.

"Ich weiß, ich weiß.", sage ich. "Das muss nerven, aber ... Was denkst du, was sie mir verschweigt? Ich meine ... wir hatten schon seit Jahren keine Geheimnisse mehr; sie hat mir alles erzählt und mit Dad hat sie nicht einmal mehr guten Kontakt! Nachdem sie sich getrennt haben, hat sie ihn immer gemieden!! Aber jetzt ... jetzt ist es geradezu so, als würde sie sich immer mehr zu ihm hingezogen fühlen. Als hätten sie beide zusammen ein Geheimnis und würden unter einer Decke stecken, um ein Problem zu lösen!"

"Ach Süße, das ist beschissen, ich weiß.", beruhigt mich Zoey. "Aber es tut mir leid, ich habe keine Ahnung, was sie dir verschweigen könnten. Entspann dich, du kannst sowieso nichts daran ändern."

Ich zucke unwillkürlich zusammen. 'Du kannst sowieso nichts daran ändern, Alex', hatte Shade damals gesagt, als ich ihn weinend im Krankenhaus besucht hatte. Das war nur ein Monat gewesen, bevor er starb. 'Das ist jetzt meine Sache und du darfst dich davon nicht beeinflussen lassen.'

"Alex?" Zoey klingt angespannt. "Alex ... alles in Ordnung?"

Mein Kopf ruckt hoch und ich blinzele müde. Dann fahre ich mir über die Augen und schüttele den Kopf. Shades Stimme zu hören ist selbst nach all diesen Jahren noch verwirrend und irgendwie ... beängstigend. Es reißt mich mit, zurück in meine Vergangenheit. Manchmal habe ich Angst davor, dass ich gar nicht mehr zurückwill und hängen bleibe - gefangen in meinen Gedanken und Erinnerungen.

"Ja. Entschuldige ... Ich schätze, ich bin noch etwas müde.", murmele ich und fahre mir über die Augen.

"Tja - wem sagst du das?!", stimmt mir Zoey schnaubend zu und hebt ihre Tasse hoch. "Das ist übrigens verdammt guter Kaffee."

"Ja ... den macht meine Mum immer.", murmele ich und sehe wieder hoch. Kopfschüttelnd setze ich mich neben Zoey aufs Sofa. Meine Gedanken schwirren umher und bereiten mir Kopfschmerzen ... irgendetwas stimmt bei Mum nicht. Da ist irgendetwas faul.

"Okay, jetzt hör mir mal zu.", sagt Zoey bestimmt, stellt die Kaffeetasse auf einem Tisch neben dem Sofa ab und nimmt meine beiden Handgelenke, damit sie mir besser in die Augen sehen kann. Ihr Blick ist sanft und ernst. "Du machst dir zu viele Sorgen, das ist nicht gesund. Für keinen von uns."

Ich grinse matt und in Zoeys blaue Augen stiehlt sich wieder dieses Funkeln.

"Wenn du wirklich herausfinden willst, was sie vor dir geheim halten, dann schaffst du das auch. Ich kenne dich nicht lange, Alex Morgan, aber so viel weiß ich inzwischen: Wenn du dir etwas in den Kopf setzt, dann machst du das auch." Sie lächelt mich aufmunternd an. "Und in der Zwischenzeit rate ich dir, dir keinen Kopf zu machen. Frag deine Mum einfach direkt, wenn sie zurück kommt. Am besten drohst du ihr noch damit, auszuziehen."

Diesmal kann ich nicht anders - ich muss lachen. Zoey sieht zufrieden aus und lässt meine Handgelenke wieder los, die sich automatisch kalt anfühlen.

"Gut, Ziel Nummer Eins ist schonmal erreicht.", stellt sie fest. "Und jetzt unternehmen wir etwas gegen deine wirre Laune."

Sie springt auf, nimmt meine Hand und zieht mich auf die Beine. Überrascht sehe ich sie an. "Wo gehen wir hin?"

Zoey grinst breit. "An einen meiner Lieblingsplätze."

_

Eine der faszinierenden Tatsachen an Zoey ist, dass sie es immer wieder schafft, einen zu überraschen. Sie schafft es mit einem ruhigen Lächeln in vertrackten Situationen, indem sie an kalten Tagen Eis isst und im Schlamm barfuß läuft. Ich denke das ist es, was ich an Zoey so liebe. Die Fähigkeit, andere Menschen zu bezaubern.

"Jetzt sag schon - wohin gehen wir?", verlange ich lachend zu wissen, während ich Zoey durch die Straßen folge und auf den offenen, vollen Marktplatz trete. Es riecht nach gebratenem Fleisch, frischem Obst, Brot und warmer Sommerluft. Es sind schon ein paar Menschen unterwegs und erledigen ihre Einkäufe. Ich hatte ganz vergessen, dass diesen Sonntag ein Markt ist.

Zoey dreht sich einmal im Kreis und lächelt zufrieden. "Ist doch schön, oder?"

Ich ziehe skeptisch eine Augenbraue nach oben, obwohl sie sich mit ihrer Euphorie allmählich ansteckt. "Du meinst die Menschen und ein normaler Sonntagsmarkt?"

Zoey lacht nur, stellt sich direkt hinter mich und schlingt ihre Arme um meine Taille, bevor sie ihren Kopf auf meine Schulter legt. Trotz der warmen Temperaturen läuft mir eine Gänsehaut über den Rücken und ich schaudere. Zoeys Stimme an meinem Ohr ist leise und angenehm und ein Luftzug streift meinen Hals, als sie redet.

"Nein - sieh dich doch mal richtig um!", sagt sie begeistert. Ich folge ihrer Anweisung. "Diese Menschen haben alle ein Leben, sie haben alle Probleme und Sorgen und ihre Freuden und glücklichen Momente! Und obwohl diese Welt verdammt unfair ist ... sie machen trotzdem weiter und gehen auf einen Markt - kaufen Sachen! Sie leben so schön es geht, weil sie es einfach wollen. Sie denken nicht daran, was morgen vielleicht passieren könnte! Ist das nicht unglaublich?"

Du bist unglaublich, denke ich, schweige jedoch. Und zwar im positiven Sinn.

Langsam beginne ich zu verstehen, was Zoey in diesen Menschen sieht. Es ist wirklich ein ... Naja, ein Wunder. Nur ist es unfair, dass mein Bruder nicht dabei sein darf. Ich nicke und Zoey lächelt wieder.

"Ist das dein Lieblingsplatz?", frage ich lächelnd und drehe mich zu Zoey um, die mich loslässt und grinsend den Kopf schräg legt. "Auf dem Marktplatz, mitten unter den Menschen?"

"Nein, du ungeduldiges Etwas!" Lachend packt mich Zoey wieder am Handgelenk und zieht mich durch die Menge hindurch auf die nächste Straße zu. Dann steuert sie auf ein niedriges, alt aussehendes Häuschen zu, dessen außenhängendes Schild verkündet, dass die Bar jetzt geöffnet hat.

Doch statt durch die Tür zu gehen, steuert mich Zoey an der Wand entlang auf die entgegengesetzte Seite des Hauses zu. An der Wand neben den vielen Sträuchern ist eine niedrige, schäbige Holztür mit einem eisernen Vorhängeschloss. Zoey lässt mich los und zieht einen Schlüssel aus ihrer Hosentasche hervor. Grinsend sieht sie mich an.

"Meinem Cousin gehört das hier eigentlich, aber der ist für zwei Jahre nach Kroatien gegangen, also hat er mir das alles gemacht. Bereit?"

Ich nicke und Zoey öffnet das Schloss. Mit einem leisen Rasseln gleitet die Kette beiseite und Zoey stößt die Tür auf. Ich betrete den Raum und Zoey schließt hinter uns wieder zu, während ich mich staunend umsehe.

Wir stehen in einem niedrigen Gewölbekeller, der ganz offensichtlich als eine Art botanischer Garten benutzt wird. In hohen Kästen, die mit Erde gefüllt sind, wachsen Blumen und Sträucher, die ich noch nie in meinem Leben gesehen habe. Kerzen und Lichterketten sind im ganzen Gewölbe verteilt, die Zoey jetzt mit geübten Bewegungen anmacht und damit den ganzen Keller beleuchtet. Überall wachsen Pflanzen und in Käfigen aus Holz, die an der Decke hängen, sind kleine Kerzen. Die Luft ist angenehm kühl und frisch.

"Wow.", murmele ich verblüfft.

Zoey macht die letzten Kerzen an und lächelt. "Mund zu, oder es zieht.", warnt sie mich amüsiert, doch auch sie sieht sehr angetan aus. "Ja, Luke hat das alles angefangen, aber ich durfte es weiterführen."

Ich streiche mit den Fingern sacht über die Blätter einer Blume und lächle automatisch, während ich weiter in das Gewölbe gehe. Durch kleine Fenster, die knapp unter dem Dach angebracht sind, strömt warmes Sonnenlicht und tanzt in hellen Punkten durch den ansonsten dunklen Raum.

"Das sind Nachtgewächse.", erklärt Zoey, während ich mich auf eine Schaukel setze, die im hinteren Bereich angebracht ist. "Die können alle in der Dunkelheit wachsen - und viele davon sind sehr exotisch ... vermutlich auch toxisch." Sie sieht mich etwas besorgt an. "Magst du es?"

Ich sehe mich noch einmal um und grinse dann breit. "Ich liebe es."

_

Heyho! Wie fandet ihr das Kapitel? Tut mir leid, wenn es etwas gedauert hat - ich hatte erstmal nen kleinen Aussetzer. Ich freue mich auf Kekse und Kritik :)

Luna

Continue Reading

You'll Also Like

163K 6.7K 106
Avery Nach außen hin scheint Avery alles zu haben: Geld, Luxus und ein Leben in der High Society. Doch hinter dieser Fassade verbirgt sich eine tiefe...
43.4K 1.7K 51
Melina Kreuzer ist 27 Jahre. Und lebt seit 10 Jahren in Dortmund. Sie postet bei Instragram gerne Bilder von sich, aber auch macht sie Collagen von F...
508K 13K 121
Einleitung Der 26 jährige Fussballer Marco Reus liebt sein Leben!Er liebt das feiern,hat viel Geld und ist unabhängig.Doch das soll sich bald ändern...
1.3K 55 10
Eine Einladung zu einem großen Tanz im Ballsaal. Niemand ist dort. Doch dann taucht er auf. Eine Kurzgeschichte inspiriert von dem Lied "Tanz mit dem...