Die Androidin

By MadeleineBaudel

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Sie heißt Kim. Er nennt sie so. Das steht in dem Brief, den er mir hinterlassen hat. Altmodisch in einen weiß... More

#1.1 Kim
#1.3 Verführung
#1.4 Post-K.
#1.5 Abschiedsbrief
#1.6 Mutter
#1.7 Degradierung
#1.8 Rückkehr
#1.9 Silberstreifen
#2.1 Charlotte
#2.2 Unzertrennlich
#2.3 Date
#2.4 Plateau
#2.5 BMI
#2.6 Provisorien
#2.7 Kim und ich
#2.8 Park
#2.9 Perspektiven
#2.10 Verrat
#2.11 Büro
#3.1 Die Magd
#3.2 Der Anfang vom Ende
#3.3 Synergien
#3.4 Bubble bath
#3.5 Nachtschwärmer
#3.6 Elysische Felder
#3.7 Ultimatum
#3.8 Kindheiten (home is where the hatred is)
#3.9 Neandertaler
#4.1 Nachrichten aus der Zwischenwelt
#4.2 Geheimnisse
#4.3 Hochzeit
#4.4 Plusquamperfekt

#1.2 Shopping

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By MadeleineBaudel


Heute ist Freitag, der vierzehnte September. Übermorgen ist mein Eisprung, sagt das kleine Symbol auf meinem Handy mit der -2. Normalerweise habe ich jetzt Lust auf Sex, denke ich. Und selbst wenn ich keine besondere Lust hätte, würde ich Marc verführen, wenn er heute abend nach Hause käme. Weil ich schwanger werden wollte und weil das Wochenende eine gute Gelegenheit ist, zu üben.

Doch statt mich begehrt zu fühlen, statt an die Familienplanung zu denken oder wenigstens ein paar vertraute Stunden zu zweit zu verbringen, werde ich den Abend allein zu Hause sein und nicht wissen, was ich mit mir und meiner Zeit anfangen soll. Wie jeden Abend, seit Marc weg ist.

Es ist so traurig. Ich bin so traurig. Ich bin zu einer Frau geworden, die von einem Mann abhängig ist. Ich bin zu jemandem geworden, den ich vor ein paar Jahren verachtet hätte. Ich bin abhängig von Marc. Nicht abstrakt abhängig, sondern ganz praktisch.

Wenn ich allein zu Hause bin, langweile ich mich. Ich kann nichts mehr mit mir anfangen. Meist fang ich an zu arbeiten oder zu trinken. Was soll ich auch tun? Ich arbeite, trinke oder höre meiner Nachbarin beim fernsehen und telefonieren zu. Wenn sie nicht fernsieht oder telefoniert, kocht sie und isst oder flirtet auf irgendwelchen Apps mit Männern, die es sowieso nicht ernst mit ihr meinen oder die es gar nicht gibt oder die sich als grauenhaft erweisen, wenn sie sie erst trifft. Vielleicht geht sie auch manchmal, wenn sie abends das Haus verlässt, zu einem Sexandroiden und lässt sich nach allen Regeln der Kunst verführen und flachlegen. Aber das hilft auch nicht. Ganz im Gegenteil.

Vor ein paar Jahren, als es immer mehr davon gab, hatte mir eine Bekannte erzählt, dass sie mit einer Freundin dort gewesen sei. Seltsam sei es gewesen, sagte sie, sinnlich und angsteinflössend zugleich, man fühle sich ein wenig ausgeliefert, nicht dem Androiden, sondern sich selbst, den eigenen Gefühlen, dem eigenen Körper und dem was er mit einem mache.

Ich hatte damals lange darüber nachgedacht und dann hatte ich Marc gefragt, was er davon halte und vorgeschlagen, es auszuprobieren. Ich war damals noch offen für solche Sachen gewesen, wie ich das immer war oder mir immer eingeredet habe. Bestimmt hatte ich auch ein bisschen Angst, dass Marc es hinter meinem Rücken ohne mich tun würde. So war es mir lieber. Es gab mir das Gefühl mein Sexleben unter Kontrolle zu haben.

Also sassen wir zwei oder drei Tage später, am Wochendende, zusammen auf dem Sofa und klickten uns auf dem Portal des Anbieters durch die verschiedenen Modelle und Ausführungen. Wir sahen uns die Vorstellungsvideos an und scherzten über die Vor- und Nachteile gewisser Körperteile, über unsere Vorlieben und was sie wohl bedeuteten.

Er machte einen Termin mit einer brünetten Barbie im Sommerkleid und ich mit einem dunkelhaarigen Ken in Flanellhosen. Und so sassen wir auf dem Sofa, tranken Wein und beglückwünschten uns dazu, was für ein aufgeklärtes, experimentierfreudiges, eifersuchtsloses Paar wir doch seien. Nicht wie unsere Eltern oder andere Paare, die wir kannten. Und als wir dann zu Bett gingen, liebten wir uns sogar zum ersten Mal seit Wochen wieder, so als haben wir unsere Beziehung gerade durch diesen Akt gemeinsamer Untreue auf eine neue Ebene gehoben.

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