Beyond all reason - Gegen jed...

By Stracatella

418K 12.8K 472

-Reason is powerless in the expression of love- Wenn Jaron und Clea aufeinander treffen, prahlen zwei Welten... More

Prolog
1. Alles auf Anfang
2. Doe-Zwillinge
3. Raus damit
4. Mysteriöser Eisklotz
5. Das kann ja noch spannend werden...
6. Knutschfleck & ein bekannter Retter
7. Ungewolltes Wiedersehen
8. Einkommende Normalität
9.Unachtsame Rollbrettfahrer
10. Ich mag sie...
11. Eine etwas andere Party
12. Unerwarteter Besuch
13. Das Übliche
14. Strafe muss sein
15. Date ?
16. Midnight Snack
18. Unfreiwilliger Aufpasser
19. Böses Erwachen
20. Stripties & peinliches Kennenlernen
21. Vater vs. Tochter -Küchenknecht gesucht
22. Unverhofft kommt oft
23. Erdbeerkampf & verflixte Elektronik
24. Rettender Besuch
25. Begleitung gesucht & schlechte Nachrichten
26. Krankenhausbesuch
27. Gala
28. Wiedersehen vorprogrammiert
29. Gefühlskram
30. Böse Überraschung
31. Klartext
32. Irgendwann
33. Gefühlsachterbahn
34. Kommunikationsdefizit
35. Vorschriften
36. Fragen über Fragen
37. Lückenbüsser
38. Ängste
39. Autorennen
40. Psychologe Neunmalklug akka Lifesaver
41. Nicht irgendwann, jetzt!
42. Love is in the Air
43. Konkurrenzkampf vom aller Feinsten
44. Ungewollte Stützen
45. Einen Gefallen
46. Enthüllungen
47. Gefängnis
48. Verrückt nach dir.
49. Au Revoir Arschloch
50. So schmeckt Freiheit
51. Offiziell
52. Nachforschungen
53. Schatten
54. Family Dinner
55. Jobangebot
56. Der richtige Zeitpunkt
57. Menschlicher Traumfänger
58. Aufgeflogen
59. Vertrauen beruht auf Gegenseitigkeit
60. Funkstille
61. Kälte
62. Aussprache
63. Du bist krank!
64. Ängste und Sorgen
65. Gelandet
66. Am Ende
67. Erstes Date
68. Gefährliche Eifersucht
69. Schwarz und weiss
70. Wünsche und Träume
71. Der Sch(l)uss
72. Versprechen
Epilog
Danksagung

17. Birthday

7.2K 177 7
By Stracatella

"HAPPY BIRTHDAY!!", kreischte eine aufgedrehte Brianna, kaum war ich in die Küche getreten.
Trotz der Überraschung sie schon um diese Zeit hier vorzufinden, bildete sich augenblicklich ein Grinsen auf meinem Gesicht.
"Danke, Süße.", erwiderte ich und zog sie in meine Arme.
Ja, heute war es endlich soweit.
Heute war mein langersehnter 18. Geburtstag!
Irgendwie kaum zu glauben.
Obwohl ich normalerweise nicht viel von Geburtstagen hielt, war es dieses Jahr irgendwie anders.
Die Hoffnung, dass mein nächstes Lebensjahr endlich wieder nach meinen Vorstellungen verlaufen wird, war zu gross. Neue Zahl neues Glück war mein Motto.
Vielleicht konnte ich jetzt wenigstens ein wenig besser abschliessen. Wünschen würde ich es mir jedenfalls.
"Alles Gute, mein Schatz!", warme graue Augen traten in mein Sichtfeld und keine Sekunde später lag ich schon in den nächsten Armen.
"Danke Mum.", murmelte ich in ihre Halsbeuge und atmete ihr vertrautes Parfüm ein. Sie war erst gestern Abend spät von New York zurückgekehrt. Worüber ich sehr froh war. Für einen kleinen Moment hatte ich schon gedacht, meinen
Geburtstag ohne sie feiern zu müssen. Ich löste mich aus der festen Umarmung und lenkte den Blick zum Esstisch, an welchem mein Vater grinsend lehnte.
Mit Freude stellte ich fest, dass seine Gesichtszüge wieder um einiges entspannter wirkten und der müde, gestresste Ausdruck in seinen Augen langsam zu schwinden schien.
Gestern Mittag war die Verhandlung von diesem Pädophilen gewesen und Dad' Bemühungen schienen nicht umsonst gewesen zu sein.
Denn das Urteil fiel nicht gerade zum Gunsten des Mannes aus. Er wird jedenfalls für eine ganze Weile keinem kleinen Kind auch nur annähernd näher kommen können.
Und mein Dad konnte endlich wieder aufatmen und sich ein wenig entspannen, ehe wieder der nächste Fall seine volle Aufmerksamkeit beanspruchte.
Doch solange dies noch nicht der Fall war, genoss ich seine Aufmerksamkeit, welche ganz mir und meiner Mutter galt.
"Mein kleines Mädchen wird erwachsen.", murmelte mein Vater berührt und zog mich ebenfalls in eine strake Umarmung.
Seine Stimme verriet allen Anwesenden, wie zwigespalten er darüber war, dass ich heute mein 18. Lebensjahr antrat.
"Ich bin erwachsen Dad.", korrigierte ich ihn amüsiert. Ein Grunzen entwich seiner Kehle und er drückte mich gleich noch etwas stärker an sich, was ich mit einem leisen Lachen quittierte.
"Und da du jetzt erwachsen bist, hoffen wir, dass du dich gut um dein neues Baby kümmerst.", kam es von meiner Mum. Etwas verwirrt drehte ich mich zu ihr um.
Was meinte sie denn damit?
Doch als meine Augen das schwarze Etwas in ihren Händen entdeckten, konnte ich es nicht fassen.
Ungläubig starte auf das Teil, was in der Hand meiner Mutter baumelte und nur darauf zu warten schien, genutzt zu werden. Als die Botschaft dann endlich in meinem Gehirn angekommen war, verliess ein spitzer Schrei meinen Mund.
Unter normalen Umständen hätte ich mir selbst für solch einen Ton eine gescheuert, doch meine Vorfreude stellte dies in den Schatten.
Ohne Vorwarnung schnellte meine Hand nach vorne und ich riss Mum regelrecht den Gegenstand aus der Hand und sprintete aus dem Haus in unsere Einfahrt. Dabei murmelte ich immer wieder die selben Wörter. Doch als ich draussen angekommen war und den schwarzen Mini sah, schrie ich die Wörter schon fast.
"Oh mein Gott! Das kann nicht sein... Das kann nicht sein...!", eine Träne verliess meinen Augenwinkel als ich dem Wagen näher kam.
Da stand es. Mein absolutes Traumauto seit ich denken konnte.
Und ich hatte die Schlüssel!
Ich konnte mein Glück kaum fassen. Immer noch fassungslos drehte ich mich um und konnte meine Eltern und meine beste Freundin, die mir gefolgt waren, nur sprachlos anstarren. Alle drei grinsten vom einten Ohr zum anderen, sichtlich zufrieden mit sich. Verdient, denn damit hätte ich nie im Leben gerechnet. Einen nigelnagelneuen Wagen geschenkt zu bekommen und dann auch noch mein absolutes Traumauto, das hätte ich mir nie und nimmer erträumen lassen.
"Danke, danke, danke!!!", meine Stimme überschlug sich förmlich, während ich wie ein kleines Kind auf meine Eltern zustürmte und ihnen erneut in die Arme fiel.
"Freut uns, dass es dir gefällt.", lachte Dad und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
"Das ist die Untertreibung des Jahres!", erwiderte ich immer noch strahlend und drehte mich wieder zu meinem neuen Baby um.
Der Mini war schwarz. Doch die beiden weissen Streifen auf der Motorhaube, wie das weisse Dach und die gleichfarbigen Seitenspiegel setzten einen aussergewöhnlichen Akzent. Es war einfach perfekt!
"Von nun an kannst du ja das Taxi spielen.", entschied Brianna scherzhaft, nicht minder begeistert über mein Geschenk.
Ich lachte leicht. Jetzt war ich endlich nicht mehr von dem öffentlichen Verkehrsmittel wie dem Bus abhängig. Ich konnte jederzeit hin wo ich wollte. Dieses Gefühl liess ich erst mal wohlwollend meinen Körper durchfluten. Ich konnte es einfach immer noch nicht glauben.
"Bau mir aber ja keinen Unfall mit diesem Ding!", warf mein Vater dann nochmals ein und sein Gesicht wurde eine Spur ernster. Auch wenn es eher ein Witz sein sollte, wusste ich auch wie ernst die Worte wiederum gemeint waren. Seine fürsorgliche Seite übernahm wieder die Oberhand. Doch wenn dies nicht der Fall wäre, dann würde etwas nicht stimmen. Ich war es gewohnt, nickte deshalb nur und hielt seinem durchdringenden Blick stand, um ihm zu zeigen, dass es mir ebenfalls ernst war. Nach ein paar Sekunden schien er dann zu frieden zu sein und liess mich dann mit einem letzten nachgiebigen Blick endlich ziehen.
Das liess ich mir natürlich nicht zwei Mal sagen. Zusammen mit Anna hastete ich regelrecht auf mein Auto zu. Vorsichtig fast schon ehrfürchtig schloss ich den Wagen auf und liess mich auf die Fahrerseite gleiten.
Kurz darauf liess sich auch Anna neben mir nieder und grinste mich voller Erwarten an.
Mit einem fetten Grinsen liess ich den Wagen anspringen und fuhr von unserem Grundstück.
Das Radio sprang automatisch an und als hätte es der Zufall nicht anders gewollt, drang eins meiner Lieblingslieder aus den Boxen.
Die Fahrt verlief recht still, doch wir beide hatten ein Permanentlächeln um unsere Mundwinkel.
Doch dann zog meine Freundin plötzlich scharf die Luft ein und starrte mich an. Genauer gesagt meine Arme. Etwas verwirrt über ihren abrupten Stimmungswechsel, folgte ich ihrem Blick und blieb dann an meinen Unterarmen und Handgelenken hängen.
Auch mein Lächeln schwand nach und nach und ich schluckte.
Wie auch schon gestern, zierten meine Arme und Handgelenke dunkelblaue Flecken, wobei manche schon in Richtung violett gingen.
Ja, die Spuren vom Vorfall vor zwei Tagen waren noch deutlich zusehen. Mein Vater hatte ganz schön Panik geschoben als er am Abend, nachdem Jaron gegangen war, in mein Zimmer trat, um mir gute Nacht zu wünschen. Ich hatte die Mahle zu diesem Zeitpunkt nicht verdeckt und so fielen sie seinem geschulten Blick natürlich sofort auf. Er war ausser sich und hatte die kuriosesten Gründe für die Flecken. Als ich ihm dann alles schilderte, wobei ich aber Jaron nur kurz erwähnte, war er wütend, sehr wütend. Er liess gleich darauf eine kleine Gruppe Streifenpolizisten in den Park schicken. Vielleicht war die Gruppe ja noch dort, doch Fehlanzeige. Auch Mum war schockiert als sie davon erfuhr.
Dad hatte sie telefonisch darüber in Kenntnis gesetzt. Anfangs bestanden sie sogar darauf, dass ich den darauffolgenden Schultag aussetzte, doch ich blieb standhaft. Ich musste mich ablenken und ausserdem wollte ich keine Schwäche zeigen.
Den ganzen gestrigen Tag waren die Erinnerungen an das Zusammentreffen mit dem Ekelpaket von einer Strickjacke überdeckt.
Was mir zwar ein paar schräge Blicke einbrachte, denn wer Bitteschön trug mit gesundem Menschenverstand schon eine Strickjacke bei 35 Grad?
Brianna wusste natürlich bescheid und taktierte jeden der es auch nur wagte mich blöd anzuschauen mit ihrem Killerblick. Anders als meine Eltern, wusste Anna auch über die anderen Details, die Jaron betrafen, bescheid. Sie schwankte während meinen Schilderungen immer wieder zwischen Entzücken und Argwohn.  Ihr war und blieb Jaron nicht geheuer, doch sie war auch durch und durch eine kleine Romantikerin. Auch wenn sie das nicht allzu oft zeigte.
"Ich habe das Gefühl, sie sehen noch schlimmer aus als gestern.", murmelte Anna leise.
Ich seufzte. Auch ich konnte mir besseres vorstellen, als an meinem Geburtstag blauilane Flecken zur Schau zustellen. Doch was wollte ich schon machen. Wenigstens schien der Schmerz langsam abzuklingen, auch wenn meine Handgelenke immer noch etwas steif.
"Es wird noch ein paar Tag dauern, bis sie verblassen. Aber davon lass ich mir den heutigen Tag nicht vermiesen,", erwiderte ich fest entschlossen und lenkte den Wagen gekonnt auf das Schulgelände.
Anna nickte verstehend und wieder erschien ihr unverkennbares Grinsen auf den Lippen. Dieses gewisse Grinsen wenn sie etwas wusste, was ich nicht wusste.
"Keine Angst, dieser Tag wird unvergesslich für dich sein.
Du wirst dich sogar noch mit künstlichem Gebiss und Rolator daran erinnern!", prophezeite sie mir.
Ich verdrehte belustigt die Augen.
Schon seit ein paar Tagen lag sie mir mit dem heutigen Abend in den Ohren. Anscheinend hatte sie und die anderen vor, mit mir in einen der beliebtesten Club zu gehen, um meinen 18. gebührend zu feiern. Besser könnte es meinen Geburtstag eigentlich nicht mehr treffen. Denn Morgen fällt die Schule aus, weil wir einen Feiertag haben und da es unnötig war, bloss für einen einzigen Tag wieder in die Schule zu kommen, bevor das Wochenende starten würde, schenkte man uns dieses Jahr auch noch den Freitag. Also hiess das für mich die paar Stunden Schule heute so schnell wie möglich hinter mich zubringen und dann mein verlängertes Wochenende geniessen.
Bevor wir aus dem Wagen stiegen, warf ich mir über mein marineblaues Kleid eine schwarze langärmlige Strickjacke, die notdürftig alles verdeckte, was es zu verdecken gab.
Als ich mit Anna im Schlepptau den Parkplatz überquerte, schaute ich mich automatisch nach einem grauen Dodge um oder eher gesagt nach dessen Besitzer. Doch wie auch schon den Tag zuvor war weder das Auto noch der mysteriöse sich langsam auftauende Eisklotz zu sehen.
Langsam fragte ich mich wirklich, wieso er immer so oft abwesend war. Ich wette, jeder andere Schüler hier hätte schon längstens die Schulleitung am Hals.
Doch bei den Doe-Zwillingen schien das so eine Sache zu sein. Ich gebe zu, dass mich leichte Enttäuschung überkam. Ich hatte gehofft, ihn heute wiederzusehen. Ich wollte wissen, wie wir seit Montagnacht zueinander standen. Denn auch wenn ich es nur ungern zugab, da war irgendetwas. Und ich war noch völlig unschlüssig, ob ich das gutheissen oder schleunigst dafür sorgen sollte, dass sich wieder alles dem Alten zuwendete. Wobei wären die Gerüchte und die Ereignisse, bei denen ich selbst anwesend und unfreiwilliger Zeuge war, eigentlich Beweis genug, nur das nötigste mit den Doe' zu tun zu haben. Vor allem mit Jaron.
Aber es war ja nichts neues, dass ich Gefahr anzog wie die Motten das Licht.

***

"Uhu hier sind wir!", die laute Stimme von Shane drang trotz des lauten Beats zu uns herüber.
Sofort steuerten Anna und ich auf unsere Freunde zu. Was aber gar nicht mal so einfach war.
Obwohl der Club gerade erst geöffnet hatte, war er schon gestochen voll.
Nicht auszudenken wie es dann erst in ein paar Stunden sein wird.
Doch der Schuppen hatte auch ganz schön was zu bieten. Die Bezeichnung "Schuppen" war in diesem fall ja fast schon eine Beleidigung.
Denn dieser Club war alles andere als das. Desto verwunderlicher war es auch, dass er im armen Viertel war.
Denn da passte er eigentlich so gar nicht rein. Die Möbel hier waren allesamt Modern und perfekt aufeinander abgestimmt.
Das Herzstück war die weisse Bar, die von Led-Lampen umrahmt wurde.
Die Bar war um eine gläserne Säule aufgebaut die mit Tablaren vollgepackt war. Auf welche jede erdenkliche Sorte von Alkohol vorzufinden war. Auch die Tanzfläche konnte sich blicken lassen.
Sie war schön gross, was gut war, so viele Leute wie hier Ansturm fanden. Der DJ stand auf einem Podest und drehte schon voll auf. Doch das Beste war, dass es am Club nicht an Sitzmöglichkeiten mangelte.
So gut wie überall hatte es kleine Tische oder Sitznischen.
In solch einer Sitznische saßen auch Shane, Tamian, Xavier und Sofia. Die aber aufstanden als wir bei ihnen ankamen. Sofort wurde ich nur so überhäuft von Glückwünschen und herzlichen Umarmungen.
"Unser Kücken hat endlich mal ein richtiges Alter erreicht!", grölte Tamian, der sichtlich schon ein paar Shots intus hatte. Ich verdrehte darauf nur die Augen.
Ich war es mir mittlerweile schon gewöhnt, von ihnen immer wieder gefoppt zu werden.
Sie konnten es einfach nicht lassen. Vor allem, dass ich die Jüngste im Bunde war, schien immer wieder ein gefundenes Fressen für Tamian und Shane zu sein.
Sofia und Xavier hingegen begnügten sich damit, unsere Streitereien mit amüsierten Blicken zu kommentieren. Während Brianna einfach nur froh war, nicht mehr allein die ganze Aufmerksamkeit der beiden Nervensägen auf sich zu haben. Unsere Freunde rutschen in der Nische etwas zusammen, so dass Brianna und ich auch noch Platz fanden. Kaum sank ich in die weichen Polster der Kunstleder Bank, entfloh mir ein leichtes Seufzen.
"Keine Angst Süße, am Anfang schmerzt es wie die Hölle.
Doch sobald du ein paar Gläser Alkohol intus hast, spürst du so gut wie nix mehr.", beruhigte mich Anna, die mein Höllenquallen zu bemerken schien. Ich schenkte ihr nur einen grimmigen Blick.
Schliesslich war der Zustand meiner Füsse allein ihr zuzuschreiben.
Sie hat mich solange vollgeschwafelt und nicht locker gelassen, dass ich mich in einem schwachen Moment zugestimmt hatte, hohe Schuhe zu tragen. Und was für hohe Schuhe.
Das waren mindesten 10 cm hohe Monster-Dinger!
Doch Anna meinte, da ich sowieso schon über meinen Schatten gesprungen war und ein sehr auffälliges Outfit trug, konnte ich an den Schuhen nicht wieder nachlassen. Und ich konnte auch nicht abstreiten, dass meine Beine mit diesen Dingern nicht übel aussahen. Zumal verlangte der silbrige Pailletten-Rock gerade zu nach solchen Schuhen. Wenn ich meinen flachen Schuhen treu geblieben wäre, hätte es das Ganze ganz schön abgewertet. Meine Flecken an den Armen waren ebenfalls ganz gut bedeckt. Ich trug ein spitzen CropTop, wobei ich es eher als BH bezeichnen würde, und darüber ein schwarzes, eng anliegendes, durchsichtiges Oberteil.
Mann sah zwar durch dieses durch, doch das Schwarz kaschierte die Flecken und ausserdem war der Club stark abgedunkelt und die verschiedenen Farben, die hier im Takt herum blinkten, sorgten auch dafür, dass niemandem etwas auffiel. Mein Outfit war etwas freizügiger als man von dir gewohnt war, doch heute hatte ich mal Lust, einen draufzulegen und ich fühlte mich erstaunlicher Weise ganz wohl in meiner Haut.
Auf schmerzhafte Art und Weise wurde ich wieder ins hier und jetzt zurückgeholt, als sich Anna' Ellbogen in meine Seite bohrte.
"Was ist denn?", wollte ich etwas genervt wissen. Anna schenkte mir nur einen herausfordernden Blick und deutete auf die Bedienung, die vor uns stand und mich etwas genervt anschaute.
Shit, wo kam die denn auf einmal her.
"Ähm, ich nehme einen Mojito.", beeilte ich mich zusagen und schenkte der Blondine einen entschuldigenden Blick. Diese nickte, notierte die Bestellung, und stöckelte in ihrem knappen Kleidchen zurück zur Bar.
"Alter, siehst du was ich sehe...?", murmelte Tamian neben mir verträumt.
"Wenn du diese Beine und diesen Arsch meinst, dann ja...", erwiderte Shane neben Anna nicht weniger angetan. Sofia, Anna und ich stöhnten synchron auf.
Doch die beiden liessen sich davon nicht beirren und glotzten der Frau immer noch ungeniert hinterher als sähen sie zum ersten Mal einen weiblichen Körper.
Anna und ich verpassten den Beiden eine kleine Kopfnuss, bevor sie uns noch den Tisch voll sabberten.
"Ich denke, die ist etwas zu alt für euch, meint ihr nicht?", warf Sofia spöttisch ein.
Sie hatte recht. Die Blondine war zwar echt hübsch, doch sicher schon anfang dreissig.
"Für ein Quiky in einer der engen, müffelnden Clubtoiletten tut sie es schon. Ausserdem werden meine Augen sowieso an anderen Stellen sein als in ihrem Gesicht, wenn ihr versteht was ich meine...", gab Tamian dreckig grinsend zurück und leckte sich lüstern über die Lippen.
Ew, dieses Kopfkino hätte jetzt echt nicht sein müssen.
Auch Anna und Sofia schienen da gleicher Meinung zu sein, den beide gaben gleichzeitig ein angeekelter Laut von sich und verzogen dementsprechend das Gesicht.
Xavier dagegen schien das Ganze sehr lustig zu finden und hatte grosse Mühe, sein Lachen zu unterdrücken.
"Lach nicht so blöd! Unterstütz uns lieber!", blaffte Anna ihn an.
Doch Xavier dachte nicht mal daran. Er hob entschuldigend die Hände,"Sorry Kleine, aber die Beiden kann man nicht mehr retten.
Ich denke, ihre Lendengegend übernimmt da die ganze Gehirnmasse."
Nun war es an uns, zu lachen, während Shane und Tamian ihren Freund mit einem beleidigten Blick bedachten.
"Falls du es nicht vergessen hast, bist du auch ein Exemplar mit solch einer Lendengegend.", erinnerte Shane ihn grummelnd.
"Und trotzdem verhalte ich mich nicht wie ein sexsüchtiger Idiot ", konterte Xavier, ohne mit der Wimper zu zucken.
Damit war die Diskussion beendet.
Keine zwanzig Sekunden später kam ein Kerl mit unseren Getränken, da die Blondine gerade alle Hände voll zu tun hatte. War vielleicht auch besser so, somit wurden wir wenigstens von einem weiteren traumatischen Kopfkino verschont.
Wir lehrten unsere Drinks gleich mit einem Zug runter und begaben uns dann auf die volle Tanzfläche.
Wir bildeten einen kleinen Kreis und tanzten einfach mit der Musik. Irgendwann schienen die Jungs daran gefallen gefunden zu haben, uns immer wieder im Kreis umher zu wirbeln, bis wir nicht mehr wussten, was oben und unten war.
Es ging nicht lange und meine Füsse, die ohnehin schon mit den Schuhen zu kämpfen hatten, rebellierten nach diesen duzenden von Drehungen so stark, dass ich mich mit dem Vorwand eine Pause zu benötigen, um meinen Durst zu löschen, von der Gruppe löste und zur Bar stakste.
Wo glücklicherweise gerade ein Barhocker frei wurde.
Ich bestellte mir nochmal einen Cocktail und liess meinen Blick über die Tanzfläche gleiten, bis ich meine Freunde wieder im Blick hatte und sie lächelnd beobachtete.
Es war mittlerweile fast schon unvorstellbar ohne die vier.
Auch wenn Shane und Tamian etwas geschmacklose Ansichten hatten, was Frauen anging. Doch solange ich davon nicht betroffen war, war mir das egal. Manchmal war es sogar ganz amüsant. Und ehrlich gesagt waren die Frauen, die sich auf sie einliessen selbst Schuld, wenn sie schlussendlich nicht mehr waren als ein One-Night- stand. Denn eins muss man den beiden lassen, sie machten von Anfang an klar, was Sache war.

Langsam spürte ich, wie sich der Alkohol in mir ausbreitete. Einmal dachte ich den Geruch von Gras ausmachen zu können, doch ich konnte dessen Herkunft nicht entschlüsseln.
Die Luft war stickig und der Lärm war so Ohrenbetäubend, dass mein Gehör klingend protestierte.
Eine Gruppe Muskelpakete, die gerade in den Club traten, zogen meine Aufmerksamkeit auf sich.
Sie liessen ihren Blick prüfend umher schweifen.
Doch dafür hatten sie nicht mal en Minute Zeit, denn da kamen auch schon eine Gruppe Mädchen auf sie zu und hängten sich an ihre Hälse, was die Männer aber nicht zu stören schien. Kopfschüttelnd beobachtete ich das Geschehen und konnte mir beim besten Willen, kein Grinsen verkneifen.
Ich wurde von einem heissen Atmen am Nacken aus meinen Gedanken gerissen.
"Kleine, ich geh eine rauchen.
Willst du mit?", fragte Xavier, der plötzlich neben mir stand.
Kurzer Hand nickte ich und nahm einen letzten grossen Schluck von meinem Drink. Frische Luft wird mir bestimmt nicht schaden.
Draussen war es nicht mal halb so voll wie drinnen. Nur ein paar kleinere Gruppen standen umher. Das Einzige was man sah, war aber nur das Leuchten der Zigaretten. Auch Xavier stillte sogleich sein Verlangen nach einer Kippe und entspannte sich sichtlich als er den ersten Zug inhalierte.
Ich beobachtete ihn und fragte mich, mit leicht schief gelegtem Kopf, wie man so abhängig sein konnte.
Ich verurteilte niemanden der rauchte. Doch für mich galt abhängig von etwas zu sein als Schwäche.
Sich immer auf etwas oder jemanden verlassen zu können, ist ein Luxus, den ich mir nicht leisten konnte.
Auch wenn meine Eltern, vor allem mein Vater, so gut wie alles daran setzten, dass es mir an nichts fehlte, hatte das vergangene Jahr gezeigt, dass trotzdem nie alles sicher war.
Von Worten wie 'Es wird alles wieder gut', ' Wir sind für dich da' oder ' Dir wird nichts passieren', war ich früher abhängig, ich hatte mich auf sie verlassen, doch ich wurde eines besseren belehrt. Diese Worte halfen einem vielleicht gerade in dem Moment, doch irgendwann kommt dann der Zeitpunkt, der dir auf schmerzhafte Weise klar macht, dass das doch alles nur leere Worte waren. Auch wenn sie vielleicht ernst gemeint sind, konnte man sie einfach nicht einhalten. Schlussendlich ist man immer auf sich selbst gestellt.
"Du schaust mich an wie meine Mutter.", grummelte Xavier Augen verdrehend, während er wieder einen Zug nahm. Verwirrt blickte ich zu ihm auf. Ich konnte ihm nicht folgen.
Wie zur Hölle kam er denn jetzt auf seine Mutter?!
"Die schaut mich auch immer mit diesem Blick an, wenn ich eine rauche.", erklärte er.
"Wie schaue ich dich denn gerade an?", wollte ich wissen und hob herausfordernd meine beiden Brauen, da mir das Talent, nur eine zu heben, leider nicht in die Wiege gelegt wurde.
"Mit diesem Blick eben. Ein Gemisch von Argwohn, Mitleid und Befremdung.", darauf erwiderte ich erstmal nichts.

"Ich kann mir nur nicht vorstellen, so abhängig von etwas zu sein.
Und dann auch noch von etwas was einem nicht gut tut.", warf ich dann vorsichtig meine Bedenken ein.

"Leider kann man sich nicht immer aussuchen, von was oder wem man abhängig ist.", hielt Xavier achselzuckend dagegen.
Ich war etwas perplex über diese Aussage, die für einen Junge in seinem Alter recht Weise war.
Xavier war wohl das perfekte Beispiel, dass einem das Aussehen ganze schon in die Irre führen konnte. Trotz all den Tattoos, die ihm ein gefährliches Aussehen verliehen, schien er als Person eher das genaue Gegenteil sein. Doch um das zu sehen, musste man ihn schon erst mal kennen.
Für Xavier schien das Gespräch nun beendet zu sein.
Er hatte seine Sucht gestillt und wollte wieder rein, schien dann aber mit einem der Türsteher ins Gespräch zu kommen. Sie tauschten eine brüderliche Umarmung aus und Xavier lachte ein paar mal ehrlich auf, was mich ebenfalls zum Lächeln brachte. Er stellte mich dem Mann kurz vor, irgendein alter Freund namens Dan oder so. Keine Ahnung. Die beiden schienen so in ihrem Gespräch vertieft zu sein, in welchem meine Wenigkeit nicht mal im geringsten mithalten konnte, dass ich deshalb einfach auf Durchzug stellte. Mein Blick schweifte wieder um mich herum, bis er bei einer Gruppe junger Männer zum Stehen kam. Einer von ihnen zog besonders meine Aufmerksamkeit auf sich oder eher sein muskulöser Rücken.
Die Gruppe stand genau unter einer Laterne, die hier in regelmässigen abständen aufgestellt wurden, und erlaubten mir einen guten Blick in deren Gesichter.
Sie alle sahen nicht gerade harmlos aus, doch man sah und vor allem hörte man auch, dass sie alle schon nicht mehr ganz nüchtern waren.
Als ich fertig war mit dem Mustern der anderen, fiel mein Blick zurück auf den muskulösen Rücken, der in der engen Lederjacke perfekt zur Geltung kam. Einer der Typen, der mit Abstand am harmlosesten aussah, schien mein Starren zu bemerken und sagte irgendwas in die Gruppe, so dass sich der Typ mit der Lederjacke leicht zu mir umdrehte.
Ich wette, dass wir beide etwa gleich blöd aus der Wäsche kuckten als wir den jeweils anderen erkannten.
Ich starrte direkt in die braunen kalten Augen von Jaron.
Irgendwie schienen wir immer wieder an den selben Orten zu sein.
Als er den Schock verdaut hatte, mich vor sich stehen zu sehen, erschien ein entschlossener ja sogar wütender Ausdruck in seinen männlichen Zügen. Er sagte kurz etwas zu seiner Truppe und kam dann mit schnellen Schritten auf mich zu.
Die leichte Freude ihn wieder zu sehen, die sich aus einem unergründlichen Grund in mir ausgebreitet hatte, schwand mit jedem seiner Schritte.
Eigentlich hatte ich ja gehofft, dass wir nun seit den Geschehnissen Montagnacht darauf aufbauen konnten, doch anscheinend war die Hoffnung umsonst gewesen.
Er sah alles andere glücklich darüber aus, mich zu sehen.
Bei mir angekommen, packte er mich bestimmt am Oberarm und zog mich etwas abseits, weg von Xavier.
Doch das schien diesen nicht im geringsten zu stören, wenn er es denn überhaupt bemerkt hätte.
"Was zur Hölle soll das?!", zischte Jaron auch sogleich, kaum sind wir etwas abgeschirmt von den neugierigen Blicken seiner Truppe.
Ich konnte leider nichts anderes tun als ihn perplex und verwirrt anzustarren. Sein Ton schreckte mich etwas zurück.
Was zur Hölle hatte ich denn jetzt schon wieder gemacht, was dem werten Herr nicht passte?!
Meine gewünschte Antwort liess nicht lange auf sich warten.
"War ich letztens nicht deutlich genug? Dieses Viertel ist nichts für Mädchen wie dich! Du hast hier nichts zu suchen.", donnerte er auch schon drauf los und hob fahrig die Arme, um seine Aussage noch zu unterstreichen. Wobei er immer wieder nervös die Umgebung abcheckte.
Okay, das ging jetzt langsam zu weit.
Klar, hatte er mir letztens in meiner Küche deutlich gesagt, was er davon hielt, dass ich mich hier aufhielt, doch was hatte er denn Bitteschön erwartet? Dass ich wie ein Hund den Schwanz einzog und mich seinem Befehl fügte?!

Oh nein, nicht mit mir!

"Sag mal, ist das dein Ernst?!
Seit wann hast du zu entscheiden, wo ich sein darf und wo nicht?
Ich habe deine Meinung letztens in Kenntnis genommen aber mehr nicht. Mehr kannst du auch nicht erwarten! Für wenn hältst du dich eigentlich?!", redete ich mich in Rage.
Meine Stimme überschlug sich an manchen Stelle, was ich peinlicher Weise dem Alkohol zuschreiben musste.
Dies schien auch dem Muskelpaket vor mir aufgefallen zu sein, denn schneller als ich blinzeln konnte, überquerte er noch die letzten beiden Schritte Distanz zu mir. So dass wir uns so nahe waren, dass sich unsere Nasenspitzen praktisch berührten. Für meinen Geschmack also viel zu nahe.

"Wie viel hast du getrunken?", wollte er leise, fast schon drohend wissen, wobei seine Augen prüfend über mein Gesicht wanderten als bekäme er so die Antwort.
Kurzer Hand schubste ich ihn von mir weg und funkelte ihn wütend an.
"Ich wüsste nicht, was dich das angeht!", meinte ich schnippisch.

"Verdammt Clea, wie viel?", dieser Idiot wollte einfach nicht klein bei geben. Tja, ich leider auch nicht.

"Weist du was? Ich habe wirklich besseres zu tun, als mich hier von dir zu rechtfertigen. Noch einen schönen Abend und lass mich ja in Ruhe!", mit diesen Worten löste ich unseren duellierenden Blickkontakt auf und rauschte, so gut es halt auf diesen blöden Hacken ging, davon.
Xavier war nicht mehr bei dem Türsteher. Wahrscheinlich war er davon ausgegangen, dass ich bereits wieder drinnen auf der Tanzfläche war. Und genau das werde ich jetzt auch tun. Doch zuerst werde ich mir nochmal etwas bestellen.
Ich wollte diese Nacht geniessen, meinen Spass haben und das liess ich mir von diesem arroganten Mistkerl ganz sicher nicht nehmen, verdammt nochmal!

Continue Reading

You'll Also Like

1.2M 30.1K 102
*wird überarbeitet* Ein Leben an der Seite eines kriminellen Mafiabosses? Als seine Ehefrau? Für Nyx undenkbar. Doch das Schicksal hat andere Pläne...
1.9M 95K 61
Dass eine einzige Party das Leben der siebzehnjährigen Rebecca völlig auf den Kopf stellt, hatte sie nicht kommen sehen, aber als ein schöner, unbeka...
5.7K 382 4
Die Schule abbrechen, von einem Job zum anderen rennen und die Schulden von ihrem Vater abbezahlen. Das ist das Leben von Isabella schon seit dem si...
46.6K 2.2K 33
Sie ist stur, zielgerichtet, vorausdenkend und pflichtbewusst. Sie ist eine Rebellin, die für die Freiheit gegen das Regime kämpft. Er ist sorglos...