Kathleen konnte es immer noch nicht fassen. Bereits am ersten Schultag war sie zu den beliebtesten Mädchen der Schule befreundet. Anas Familie, die Singers, war eine der wohlhabendsten Familien der Stadt, sie selbst trug immer den neuesten und teuersten Trend und sah außerdem auch noch umwerfend gut aus. Sie hatte lange, dunkelbraune Haare, war ziemlich groß, und vor allem war sie sehr sportlich und dementsprechend schlank. Anas Freund, Julian Walther, hatte sie auch schon kennen gelernt. Er war, wie man sich den perfekten Freund vorstellt. Extrem gutaussehend und sportlich, aber trotzdem kein Angeber. Die beiden waren ein wirklich tolles Paar.
Emelie dagegen war ganz anders. Ihre Familie war sogar noch reicher als die Singers, und eine Gemeinsamkeit der beiden Schönheiten war das Shoppen. So viel hatte Kathleen schon mitbekommen. So oft sich die Gelegenheit ergab, fuhren die beiden in größere Städte um dort ihr Geld auszugeben. Emelie hatte kurze, braune Haare, mit Locken und Stirnfransen. Außerdem hatte sie Sommersprossen im Gesicht, die sie jünger wirken ließen. Aber vor allem war sie kein Sportfreak, wie ihre beste Freundin und aß gerne auch Süßigkeiten.
"Du hattest also kaum Freunde auf deiner alten Schule, weil dein Vater sie alle vertrieben hat, oder wie?" fragte Emelie.
"Ja genau, er mochte vor allem keine Jungs, aber auch wenn ein Mädchen zu mir heim gekommen ist, hat er es ausgefragt, als ob er von der Polizei wäre und einen Mordfall aufdecken müsste. Deshalb wollte niemand mehr zu mir heim." "Was ist dein Vater dann vom Beruf?" fragte ein Mädchen, sie hieß Christa oder Christina oder so ähnlich, Kathleen hatte sich den Namen nicht gemerkt. Sie wollte den anderen Mädchen aber unter keinen Umständen erzählen, als was ihr Vater arbeitete, deshalb meinte sie: "Er arbeitet als Techniker in einer großen Firma. Ich habe mir nicht gemerkt, wie sie heißt."
Erleichtert atmete Kathleen auf, als es zum Ende der Pause läutete, und die Mädchen ihr keine Fragen mehr über ihren Vater stellen konnten. Zusammen mit Ana und Emelie machte sie sich auf den Weg, zurück in die Klasse.
Der Chemieunterricht war ziemlich langweilig und Kathleen kam mit dem Stoff nicht hinterher. Sie verstand das Thema, das gerade durchgenommen wurde nicht, in ihrer alten Schule waren sie noch nicht so weit gewesen. Beinahe wäre sie eingeschlafen, als sie ein Papierflieger aufschreckte.
"Nicht einschlafen :) Emelie übernachtet heute bei mir, hast du Lust dich anzuschließen? Ana" stand auf dem Papier und Kathleens Herz machte einen Satz. Sie konnte es nicht fassen, sie hatte tatsächlich an ihren ersten Schultag Freunde gefunden. Verstohlen schaute sie hinter sich, zu Ana und Emelie und nickte leicht mit dem Kopf, um ihnen mitzuteilen, dass sie sich sehr gerne anschließen würde.
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Kathleen war gerade dabei mit ihren neuen Freundinnen das Schulgebäude zu verlassen, als sie hinter sich jemanden ihren Namen rufen hörte. Sie musste schwer schlucken, denn sie wusste schon, bevor sie sich umdrehte, wer hinter ihr stand. Phillip Stolz, ihr Vater, winkte ihr zu, mit Besen und Wischlappen bewaffnet. Schnell durchsuchte sie ihr Gehirn nach einer Lösung, um heil aus der Situation herauszukommen.
"Lasst uns schnell weitergehen. Dieser schräge Putzmann, hat mich schon heute Morgen belästigt," in Gedanken entschuldigte sie sich bei diesen Worten bei ihren Vater und zog Ana und Emelie weiter, ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen.
Daheim beeilte sie sich mit ihrer Hausaufgabe und packte dann ihre Sachen, die sie brauchte, um bei Ana zu übernachten. Immer wieder schwirrte ihr der Vorfall mit ihren Vater durch den Kopf und sie hoffte, kein Misstrauen erweckt zu haben. Wenn Ana und Emelie, und alle anderen herausfanden, dass ihr Vater als Reinigungsfachkraft in der Schule arbeitete, würden sie sie ganz sicher auslachen.
Gerade als ihr Vater das Haus betrat, kam Kathleen die Stufen hinuntergestürmt, um mit dem Fahrrad zu Ana zu fahren. "Hey Schatz“, begrüßte ihr Vater sie, "es tut mir leid, dass ich in der Schule deinen Namen gerufen habe. Ich weiß ja, es ist gegen die Abmachung. Denkst du, dass du mir verzeihen kannst?" sagte er dann, nachdem seine Tochter ihm nicht geantwortet hatte.
"Ich fahre jetzt zu einer Freundin und übernachte bei ihr“, sagte Kathleen, ohne auf seine Frage einzugehen und ließ die Tür ins Schloss fallen. Sie wollte ihrem Vater keine Möglichkeit geben, sie aufzuhalten.
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Dieses Mal habe ich ein Bild von Emelie hochgeladen xD Bittet votet, wenn euch das Kapitel gefallen hat. :)