Yuna POV
Ich sah durch meine mehr als nur verschwommene Sicht, wie Jungkook zurücktaumelte und schließlich zu Boden krachte, um sich schmerzverzerrt sein Schienbein zu halten. Mein Herzschlag setzte einen Moment lag aus. Ich war unfähig auch nur irgendwas zu tun. „ Es reicht, Chanyeol"
Suho hatte im letzten Moment, ehe Chanyeol direkt auf Jungkooks Brust hätte zielen können, seine Hand ergriffen und die Pistole soweit runter gezerrt, dass Chanyeol Jungkooks Bein getroffen hatte. Alle standen wie angewurzelt da. Dann sprangen halb BTS zu Jungkook und knieten sich zu ihm nieder. Chanyeol starrte immer noch verbissen auf den schmerzerfüllten Jungkook. Was war er nur für ein schrecklicher Mensch! Ich schloss für eine Sekunde die Augen und atmete durch.
Ganz ruhig bleiben, Yuna. Doch es wollte mir einfach nicht gelingen.
„Mach mich los!", schrie ich Chanyeol dann an, doch der fixierte weiterhin sein Opfer. „Macht mich sofort los! Sofort! Hallo?! Sofort hab ich gesagt?! Warum hast du geschossen?!" Ich schlug um mich, sofern das gefesselt ging und brüllte wie am Spieß. Doch nur Ignoranz. „ Reicht euch das als Warnung?", fragte Chen kalt. Namjoon richtete sich auf und wollte gerade etwas erwidern, als ich ihm ins Wort fiel: „Okay, ich werde Tao zu euch bringen! Ich...ich bin ihm ein Mal begegnet und weiß, wie ich ihn zu euch locken kann!"
Ach, wusste ich das? Mein Mund hatte sich selbstständig gemacht. Namjoon offener Mund klappte wieder zu. 16 Augenpaare lagen auf mir. Ich biss mir auf die Lippe. „Ach, das ist aber interessant zu hören" Suho schubste Chanyeol einfach weg und musterte mich von oben herab. Ich schluckte. „ Ich bringe ihn zu euch, aber nur wenn ihr mich jetzt sofort losmacht, niemanden weiter verletzt und uns ziehen lasst" Ernst schaute ich den Leader an. Der überlegte seufzend.
„ Und woher weiß ich, dass wir dir vertrauen können und du dich nicht danach nie wieder, geschweige denn mit Tao, blicken lässt" Nun war meine Lippe schon fast aufgeplatzt. „ Eine Woche. Bis dahin habt ihr Tao, versprochen, sonst...sonst" „Sonst?", fragte Suho. „Sonst könnt ihr mit mir machen, was ihr wollt"
Fuck, Yuna, was du da tust ist reiner Selbstmord, ist dir hoffentlich klar?! Ja war es, aber...hach, scheiß drauf. Suho richtete sich auf und nickte schließlich. „Okay, Deal" „Was? Dein Ernst, Suho? Das kannst du der doch nicht abkaufen?!", meinte Chanyeol. „Du bist jetzt mal ganz ruhig" Chanyeol schaute beleidigt weg.
Meine Aufmerksamkeit lag einzig und allein auf Jungkook, den ich gar nicht wirklich sehen konnte, weil dingsda Jin und Taehyung vor ihm hockten und mir die Sicht versperrten. Mein Herz überschlug sich fast, als Suho mich unter den fassungslosen Augen seiner Gang-Mitglieder endlich losband und ich, kaum ich frei war, auf Jungkook zu sprintete und mich neben ihn au die Knie fallen ließ.
Er hatte die Augen fest zusammen gekniffen und hielt mit seinen beiden Händen immer noch die Einschussstelle am rechten Schienbein zu. Seine zerschlissene Jeans war getränkt mit Blut. „Kannst du aufstehen?" Warum war ich plötzlich so besorgt? Okay, vor mir lag gerade eine angeschossene Person, die mir auch noch...ja, nahe stand, konnte man das so sagen? Denke schon. Jungkook öffnete immer noch schmerzerfüllt die Augen und sah mich an. Er nickte und versuchte sich irgendwie hoch zu rappeln.
Sofort kamen ihm Jimin und Yoonig noch zur Hilfe und schließlich stand er, mehr oder weniger gestützt von den anderen, auf. Ich drehte mich zu Namjoon und Suho. „ Wir warten", meinte dieser und verschränkte seine Arme. „Das ist unser Untergang", hörte ich Xiumin flüstern. Was hatte ich da nur angerichtet? Liebe Mum, ich habe nur einem Freund aus einer absoluten Notlage gerettet, wofür ich aber selbst eine Notlüge verwenden musste. Ist doch nichts falsch dran, oder?
Wie sollte ich denn bitte Tao auftreiben? Wie?! Ich schüttele den Gedanken ab. Vorerst war das nicht wichtig. Ich würde das schon irgendwie hinbekommen...hoffte ich zumindest.
Als wir endlich aus der Sichtweite der Kneipe die Straße mit Jungkook langgingen, tippte ich hektisch die Nummer von Doktor Chuu auf mein Handy ein. „Ich werde einen Arzt anrufen, du musst sofort ins Krankenhaus!" Doch ehe ich den Anrufknopf betätigen konnte, hatte Jungkook plötzlich seine Hand auf meine und das Handy gelegt.„Keinen Arzt...bitte", presste er mühevoll hervor. Ich starrte ihn verständnislos an.
„Wieso denn nicht? Hallo, du wurdest gerade angeschos...!" „Ich...ich hab keine Krankenversicherung. Arzt kann ich mir nicht leisten", gab er kleinlaut zu. „ A-Aber...da ist doch egal! Sie müssen dir helfen, du bist schwerverletzt!" Ich war völlig außer mir. „ Yuna, ohne Krankenversicherung keine Behandlung (1), ich spreche aus Erfahrung", sagte Hoseok leise. „Euer Ernst?" Mit Tränen in den Augen starrte ich die Bangtan Boys an. Selbst Namjoon wusste nicht, was zu sagen war. „Ich werd' trotzdem einen Arzt anrufen, irgendwas wird man schon tun können!" Ich würde nicht aufgeben.
„Macht sich Park Yuna etwa Sorgen um mich?", knirschte Jungkook schmerzhaft grinsend durch die Zähne hindurch. Das er selbst in so einer Situation blöde Sprüche bringen musste. Ich beachtete ihn einfach nicht und rief entschlossen Doktor Chuu an. „Guten Tag, hier Professor Dok...." „Doktor Chuu? Ich bin es, Park Yuna. Meine Mutter war bei ihnen zwei Wochen lang bis heute in Behandlung. Ich habe einen Notfall Ein angeschossener...junger Mann!", prasselte ich auf ihn nieder. „Na dann kommen sie umgehend mit ihm zum Krankenha..." „Da gibt es ein Problem. Der Patient hat keine Krankenversicherung"
Kurze Stille. „ Ähm, nun dann..." „Ich flehe Sie an! Seien Sie menschlich! Schreiben sie es auf meine Versicherung oder was auch immer, aber bitte um Gottes Willen helfen sie ihm!" Ich hörte ihn seufzen. „Na gut, weil Sie es sind. Wo ist der Patient?" Ich schaute zu Jungkook, der mich anschaute. „ Seoul, west-nördlicher Stadtteil, Lee-Hoo Straße, Nr. 97"
„Gut, ich werde in Kürze da sein" „Danke!", rief ich noch, doch der Arzt hatte schon aufgelegt. BTS starrte mich an. „Komm, wir müssen zu dir nach Hause!"
Gesagt, getan. Jungkook legten wir auf sein Bett ab und schauten gebannt zur Uhr. „Diesmal hat es EXO echt zu weit getrieben!" Taehyung raufte sich die Haare. „ Sie waren schon immer so", murmelte Jimin. „Leute, nur keine unüberlegten Dinge tun, ja? Ich warne euch", schärfte Namjoon allen ein. „Apropo, wir sollten uns mal mit deinem Bruder beschäftigen. Was ist dein Plan?"
Alle betrachten mich. Meine Hände wurden schwitzig.
„Ich habe keinen"
„Was?", antworten Hoseok und Yoongi im Chor. „Bitte was?" Namjoon schaute mich mit großen Augen an. „Ich hab ihn zwar einmal gesehen, das stimmt. Und zwar, bevor ihr mich letztes Mal geholt habt, aber ich habe keine Ahnung wo er jetzt ist, geschweige denn, wie ich ihn zu EXO kriege", sagte ich matt. „Na super" Jimin fuhr hoch, „War ja klar, dass du blöd handelst" Wenn die Lage nicht so ernst gewesen wäre, hätte ich ihm jetzt eine Gescheuert. „Und was hätte ich dann deiner Meinung nach tun sollen? Sie euch erschießen lassen?", sagte ich aufgebracht.
„Tja, Ufomädchen is back", meldete sich Jungkook zittrig zu Wort. Ich wurde rot. Bestimmt hatte er den anderen davon erzählt. Doch Gott sei Dank bohrte keiner nach, da in diesem Moment die Tür klingelte und ich Doktor Chuu zu Jungkook zerrte.
„Guten Tag, ich bin Doktor Chuu von dem Gyungsoo-Hospital, ich werde sie jetzt verratzten und das ist eine absolute Ausnahme, ich werde keine Gage dafür verlangen, ich würde dennoch gerne mit einem Elternteil sprechen" Jungkook sah ihn schweratmend an. „Ist nicht da" „Wann könnte ich denn jemanden sprechen?" „Keine Ahnung" der Doc seufzte und begann Jungkook endlich zu verratzten.
Es regnete.
Und zum allen Überfluss begann es auch noch zu gwittern.
Wie ich es hasste.
Ich beobachtete die Jungs, wie sie angespannt Dotokor Chuus Handlungen verfolgten. Nach einer gefühlten Ewigkeit war alles glimpflich verlaufen. „So, da haben sie aber wirklich Glück gehabt, Herr Jeon! Der Schuss ist nicht sehr tief eingedrungen. Ich werde in drei Tagen nochmal wieder kommen. Sie sollten das Bein eine Woche ruhig legen und danach erst langsam wieder mit der Belastung anfangen" Er reihte eine Masse von Medikamenten auf dem klapprigen Nachtisch auf. „Und das hier nehmen" Jungkook nickte nur.
Der Doc machte eine kurze Pause. „Und, es geht mich ja eigentlich nichts an, aber, woher haben sie den Schuss?" Mist. Jungkook öffnete den Mund.
„Mein Hobby ist Sichelschießen (2), der Schuss kommt von mir selbst, war ein Versehen" Ich schluckte. Er konnte noch besser lügen, als ich. Doktor Chuu nickte nur, wenn auch zögerlich und musterte dann BTS, die in einer Reihe vorm Sofa standen. „Und sie sind?" „Freunde" Namjoon lächelte ihn an, „Die in seinem Sichelschießenverein sind"
„Aha, er braucht jetzt Ruhe. Und zu ihnen", er wandte sich erneut an Jungkook, „Ich möchte umgehend ihre Eltern sprechen. Meine Nummer hab ich ihnen ja dagelassen. Rufen sie mich bitte zurück, sobald sie da sind. Ich muss das mit der Krankenversicherung klären" Jungkook nickte nur erneut.
Ich begleitete den Doc noch bis zu Haustür. „Tausend Dank!", sagte ich nun schon zum gefühlt zehnten Mal. „Hach, ja. Gut, dass sie mich gerufen haben. Etwas länger und eine Verblutung wäre die Folge gewesen" Sein Blick schweifte durch den Küchenbereich.
Es schien mal wieder niemand zu Hause zu sein.
Dann verabschiedeten wir uns voneinander, ehe ich zu den anderen zurückging, wo Jimin gerade hektisch telefonierte. „Ja, ist ja gut, wir sind gleich da!" Er legte genervt auf. „Das war Aileen. Sie steht schon vor dem Xenon und fragt sich, wo wir bleiben"
„Shit, heute schmeißt Youngbae ne' Party, was?" Jin schlug sich gegen die Stirn. Wer war denn jetzt schon wieder Youngbae? Moment, hatte Jiyong nicht mal den Namen genannt? Bestimmt auch so nen' steinreicher Dealer.
Alle blickten zu Jungkook. Ich musste zugeben, dass ich echt kurz vorm abkratzten gewesen war, als dieser Arsch von Papagei ihm die Kugel ins Fleisch gejagt hatte.
„Geht nur, mir geht's gut" Okay, doch ein schlechter Lügner.
„Hach, schaffst du schon Bro", Namjoon klopfte ihm noch einmal auf die Schulter, ehe er gefolgt von allen anderen, das Haus verließen, nicht um mir vorher etwas eingeschärft zu haben: „Hör zu Streberin: Ich weiß zwar nicht warum, aber du steckst jetzt halt mit drin. Aber wenn du auch nur irgendwem was erzählst, war's das mit dir, kapiert?"
Ich hatte geschluckt und genickt, ehe ich meine Tasche in Jungkooks Zimmer gesucht und gefunden hatte. Er hatte Recht. Immer wieder seit der Sache mit dem Ufo fragte ich mich, was aus mir und meinem Leben nur geworden war. Und immer wieder kam ich beim selben Punkt an, der da lautete, BTS oder Jungkook.
Ich wollte gerade ebenfalls den Raum verlassen, als mich Jungkook am Arm festhielt. Ich schaute ihn überrascht an.
„Bitte...bleib"
Es regnete immer noch.
Ab und zu donnerte es.
Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, so gut es eben ging.
Aufgewühlt knetete ich meine Hände. Ich saß an Jungkooks Bett und starrte auf mein Handy. 16 verpasste Anrufe von: Mama, 3; verpasste Anrufe von: Fuyumi; 7 Nachrichten von: Fuyumi, zeigte dessen Display an. Verdammt, meine Mum hatte ich schon fast vergessen. Die starb wahrscheinlich gerade vor Angst. „Sollte ich nicht doch besser mit den anderen zum Xe..." „Sie haben doch Aileen"
Ich seufzte. Wieso wollte er, dass ich hier blieb?
„Ich rufe jetzt deine Mutter an" Ich griff nach seinem Handy auf dem Nachtisch. „Nein, tu das nicht" Er legte schon wieder seine Hand auf meine. Ich zerrte meine nur weg. „Dann halt deinen Bruder, ich bitte dich, du hattest ne' Kugel im Bein!"
Jungkook kratzte sich an der Stirn und seufzte tief. „Sag mal, hast du deine Mutter denn gar nicht eingespeichert?" Seine Kontakte kamen mir allesamt unbekannt vor, außer die Jungs natürlich. „Ja, liegt daran, dass das nicht mein Handy ist" „Wessen denn dann? Und wieso hast du's?" Ich verstand den Typen echt nicht. Er schloss angestrengt die Augen.
„Hab's geklaut" Ich erstarrte augenblicklich. Na super. Diebstahl kam auch noch auf die Liste. Aber bei dem wunderte mich mittlerweile gar nichts mehr.
Ohne weitere Worte legte ich das Handy zurück und kramte meins hervor. „Ihre Nummer?" Ich schaute ihn eindringlich an. Er sah gekonnt an mir vorbei. „Hallo? Ihre Nummer?" Als er mir immer noch nicht antwortete, sprang ich wütend auf und suchte die Küche nach einem Indiz auf ein Adressbuch ab.
Schließlich fand ich ein paar vergilbte Zettel mit Telefonnummern, von denen eine mit Mama gekennzeichnet war. Na ja, ein Versuch war es wert, wenn Blödmann nicht den Mund aufbekam. Es tutete kurz, ehe sich eine Frauenstimme meldete: „Hallo mein Süßer, bist du einsam? Dafür bin ich ja da, wollen wir zwei Hübschen was zusammen machen? Wie kann ich dir dienen?"
Mein Kiffer klappte nach unten. „ Nicht so schüchtern, ich beiße nur sachte!" Ich brauchte eine Sekunde, um mich zu sammeln. „Ähm, Frau Jeon? Hier ist Yuna, eine...ähm....Freundin von Jungkook, ihr Sohn wurde am Bein angeschossen" Ich hörte, wie die Frau am anderen Ende der Leitung kurz erschrocken aufatmete.
„Oh, entschuldige meine Süße, ich verwechsle so häufig mein Arbeitshandy mit meinem Privaten!" Arbeit? Ach du Scheiße.
„Ähm, na ja, er wurde behandelt und es geht ihm dementsprechend gut, könnten sie vielleicht kommen?" Wieder eine kurze Pause. „ Ich arbeite noch bis 22 Uhr, danach komme ich sofort!"
Bitte was? Ich war sprachlos.
Meine Mutter hätte alles, aber wirklich alles stehen und liegen gelassen, wenn sie erfahren würde, dass ich angeschossen wurde.
„Ähm, entschuldigen Sie, ihr Sohn wurde angeschossen", wiederholte ich mich noch einmal ruhig und starrte die nicht mehr intakte Wanduhr an. „Ja, wie gesagt, ich bin nach 22 Uhr sofort da! Was der schon wieder tut..."
Klack. Sie hatte aufgelegt.
Ich fasste es nicht, was war sie denn bitte für eine Mutter?! Ich stützte mich einmal an der Herdplatte ab, bevor ich immer noch verwirrt zurück zu Jungkook ging. „Und? Sie kommt nicht, was?", presste der hervor. „Sie kommt nach der Arbeit", meinte ich matt. „Ach, hat sie das gesagt?" Ich nickte. „Wär'n Wunder" Betreten sah ich ihn an.
„Und? Schnallst du's jetzt? Sie interessiert sich nicht für mich" Ich setzte mich wieder an seine Bettkante. Irgendwie tat er mir echt leid. „Soll ich deinen Bruder anrufen?", fragte ich und strich mir die Haare zu Recht, die ich seither offen trug. Jungkook fing an zu Grinsen. „Als ob der dran gehen würde" Ich schluckte. Gut, dann eben nicht, Mister Blödmann. „Okay, ich sollte mich dann trotzdem mal auf den Weg machen, meine Mum macht sich sicher schon Sorgen" Ich wollte aufstehen, doch er hielt mich am Arm fest. Ich sah ihn verwundert an.
„Okay, Jungkook, was willst du von mir?"
Das wurde mir langsam zu bunt. Er schaute eindringlich zurück. „Ich weiß es nicht, aber du hast doch eh Angst vor Gewittern, oder?" Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als ich ertappt rot wurde. „Na-na und? Ich will jetzt trotzdem gehen!" Man, wieso brachte er mich immer wieder aus dem Konzept? Doch ehe ich noch weiter darüber nachdenken konnte, hatte Jungkook mich plötzlich aufs Bett gezerrt und beugte sich nun über mich.
Wie zur Hölle hatte er sich mit dem Bein bewegen können?! Sein Gesicht zeigte keinerlei Schmerz. Ich starrte ihn überrascht an. Mein Herzschlag verdoppelte sich innerhalb einer Sekunde. „Ich weiß, dass du mich willst", meinte er auf einmal nüchtern. „W-Was?", stotterte ich empört. Verdammt, ich war bestimmt knallrot. Sein Gesicht war nur kaum von meinem entfernt. Ich atmete flach.
Als ich mich aus seinem Griff befreien wollte, knotete er meine Hände gekonnt über dem Kopf am Bettende zusammen. Wieso tat ihm nichts weh? Hatten die Schmerzmittel so schnell gewirkt? „Ich weiß es", sagte er wieder. Ich schüttelte hektisch den Kopf. „ Du bist schrecklich!", warf ich ihm hilflos an dem Kopf. Wieso sagst du sowas, Yuna? Du willst ihn doch...Argh mein Kopf explodierte vor Gedanken.
Nicht schon wieder diese Situation hier.
Sein Grinsen wurde nur noch breiter. „Jungkook hör auf, ich hab kein Bock auf deine Spielchen!" Warum grinste er nur noch breiter, wenn das überhaupt noch möglich war? „Du hast doch angefangen zu spielen" „Was?" „Du wolltest doch wissen, was passiert ist, als zu betrunken warst, oder?", sagte er siegessicher.
Hilfe Gott, was tust du mir da an? Er verarscht dich nur, warum sollte er jemanden wie mich Streberin mögen? Obwohl wieso eigentlich nicht...warte, was?! „Was hat das denn jetzt hiermit zu tun?" „ Du wolltest, dass ich dich küsse"
Ich erstarrte förmlich. Sekunde, ich wollte was als ich betrunken gewesen war? „Wer's glaubt!" „Süße, so war es" Mit seiner freien Hand strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich schüttelte heftig den Kopf. „Warum sollte ich sowas gesagt haben?"
„Weil du mich willst"
Verdammt, wie Recht er hatte. Aber ich durfte ihn jetzt nicht gewinnen lassen, nein.
Alle hatten mich vor ihm gewarnt. Selbst Barbie-Aileen, die mittlerweile gar nicht mehr so Barbie war. Und was machte ich? -Das hier. Super, Park Yuna, ganz große Klasse. Auf einmal fasste ich Mut.
„Ja gut, vielleicht will ich dich, schön! Aber du findest mich doch sowieso zum Kotzen!" Er zögerte sichtlich. „Hab ich das jemals gesagt?"
„Ja!" Äh, nein. Nicht, dass ich mich daran erinnern könnte. Shit, Eigentor. Trotzig funkelte ich ihn an. Er lachte auf.
„Lachst du mich jetzt etwa aus?" „Vielleicht ein Bisschen" Ich funkelte noch mehr. „ Du bist süß", sagte er dann plötzlich. Okay, jetzt war es um meine Gesichtshautfarbe geschehen. Er beugte sich noch tiefer zu mir runter. Ich betrachtete sein Gesicht, seine schön geschwungenen Lippen, perfekt zum Küssen. Argh, was dachte ich da schon wieder?! Dann lagen seine Lippen auf meinen. Ich ließ es mit mir geschehen. Er legte seinen Kopf schräg und bewegte seinen Mund schneller auf meinen.
Fuck, wieso konnte er nur so gut küssen? Ich muss zwar zugeben, ich kann keinerlei Vergleiche vorweisen, aber trotzdem war ich mir sicher. Na ja, er hatte ja auch Übung in so was, im Gegensatz zu mir...Ich stockte kurz. Doch Jungkook schien das nicht zu stören. Im Gegenteil, er nutzte mein Zögern und öffnete meinen Mund. Okay, ganz ruhig Yuna, ist ja nur dein erster Zungenkuss. Er löste seine Hand von meinen über meinen Kopf zusammenknoteten und fuhr mit ihr an meiner Taille runter zu meiner Hüfte. Es löste ein Kribbeln in meinem Körper aus. Langsam legte ich meine Hände um seinen Nacken. Die eine versenkte ich in seinem Haaren.
Oh mein Gott, wieso hatte er so weiche Haare? Ich musste mir ein Stöhnen verkneifen. Langsam legte Jungkook das Gewicht seines Körpers auf meinen. Ungelogen, ich konnte seine Bauchmuskeln durch den T-Shirt Stoff spüren. Plötzlich stöhnte er auf und fuhr ruckartig hoch. Hatte ich was falsch gemacht? Flach atmend sah ich ihn an. Er setzte sich neben mich, so gut es mit dem Bein ging, hin. Ich rappelte mich betreten auf. „Fuck", er griff sich ans Bein und schaute mich aus seinen fast schwarzen Augen heraus an.
Dann begann er wieder zu grinsen. Ich schaute schnell peinlich berührt weg. Erdloch, wo bist du? „ Siehst du, du willst mich"
Musste er das jetzt unbedingt noch mal sagen?! Reichte es ihm denn noch nicht, dass ich hier so saß? Ich wollte gerade etwas erwidern, als mein Handy klingelte. Shit, meine Mum. Zittrig ging ich ran. „Yuna, wo zur Hölle bist du?! Warum bist du nicht an dein Handy gegangen? Komm jetzt sofort nach Hause! Ich wollte gerade schon die Polizei rufen! Und kannst du mir mal bitte erklären, warum eben gerade sechs junge Männer vor meiner Tür standen und behauptet haben, sie wollen dich zu einem Nachtclub mitnehmen?! Huh?! Yuna, hörst du mir überhaupt zu?!"
Meine Augen weiteten sich. Oh mein Gott, alles nur nicht das jetzt!
Zwei Tage zuvor...; Taehyung POV
„Ich war neulich auch bei dir zu Hause" Ich musste lächeln und fixierte die Bettdecke.
„Echt?", fragte sie mich ungläubig. Ich nickte. „Aber du warst in Busan", versuchte ich mit wenig Nachdruck zu sagen.„Stimmt", flüsterte sie.
„Yuna ist deine beste Freundin, oder?" „Ja" „ Sie ist ziemlich gerissen" „Ich hoffe, du meinst das als Kompliment" „Klar" Ich grinste sie an. Doch dann wurde ich ernst.
„Ich besuche jedes Mal den Tunnel", sie sah mich an, mit ihrem klaren, scheuen Gesichtsausdruck. „Ich war schon ewig nicht mehr da" War nicht mal gelogen. „Es hat sich nichts verändert", meinte sie matt. Ich lächelte nur. Ihr hübsches Gesicht nahm eine hellrosa Farbe an.
Kurze Zeit schwiegen wir. Keiner sagte etwas.
„Ich hab immer an dich denken müssen", sagte ich dann schließlich und sah Fuyumi tief an, „Tja, du warst nun mal meine erste große Liebe" „Das ist kitschig!", sie schlug mir gespielt auf den Arm. „Es ist aber wahr" „Ach, komm, mach mir doch nichts vor, du hast mich ignoriert und alles mitgemacht, was mir deine Freunde angetan haben" Ich schluckte.
„Ich wusste halt einfach nicht, wie ich handeln sollte" „Auf jeden Fall nicht so, wie du es getan hast" Wieder schwiegen wir. Draußen bellte mein bescheuerter Nachbarshund. „ Es tut mir leid", sagte ich mit gesenktem Blick. „Du bist genauso ein Playboy wie sie"
„ Egal, welche ich...also mit welcher ich was hatte, ich habe immer Ähnlichkeiten mit dir gesucht" Hätte ich das vielleicht nicht sagen sollen? Sie schaute mich starr an. „ Ich habe nie mit jemand andern außer dir was angefangen, weil ich auf dich gewartet hab, verdammt!"
Toll gemacht, Taehyung, jetzt weinte sie schon wieder wegen dir. Ich wischte ihr eine Träne weg. Sie ließ es geschehen. „Es tut mir leid", weiderholte ich mich.
(1) Natürlich müssen ihm Ärzte trotzdem helfen, das hier ist rein fiktiv, da es zu gut in den Kontext gepasst hat o.O
(2) Frei erfundene Sportart, bei der man mit einer Pistole Ziele treffen muss.
Annyeong!
Wenn ich das Kapitel jetzt betrachtet, erscheint es mir wirklich mehr als unlogisch, allein schon meine Kranknversicherungs-Gedöns da, aber bitte nehmt den Wahrheitsgehalt nicht zu ernst;)
Ansonsten euch noch einen schönen Sonntag~
LG. eure Lacie<3