Nachdem ich wieder eine vollkommen klare Sicht hatte lief ich weiter. Ich betrat die nächste Halle. Sie war leer, wirkte fast schon verlassen und heruntergekommener, also die Hallen zuvor. Irgendwas stimmte nicht. Ich hörte Geräusche. Schritte. Wo war die Person?
Ich drehte mich um. Nichts. Verwirrt wendete ich mich wieder zur gegenüberliegenden Richtung. Kaum stand ich wieder mit dem Rücken zur Tür, aus der ich gekommen war, musste ich schlucken. Vor mir stand eine einzelne Person. Doch auch diese, war nicht irgendeine.
Das war mein Ebenbild. Vor mir stand ich selber.
Mein Ebenbild hatte die gleiche Kleidung an wie ich sie tatsächlich trug, doch die Ärmel waren hochgekrempelt und auf dem linken Arm erkannte ich einen Totenschädel, dessen Zunge eine Schlange war. Das Zeichen der Todesser.
Aus ihrem Mund lief Blut und ihr Blick war kalt. Die Haut weiß wie Schnee und um ihre unnatürlich blassen Augen waren dunkle, fast schwarze Adern zu erkennen.
Meine Gegenüber hob die Hand und feuerte Feuerbälle auf mich, weswegen ich zur Seite sprang und ihr Blitze entgegen jagte.
Einige Zeit ging das so. Ein Feuerball folgte dem andern. Blitze surrten durch den Raum. Eiskristalle sprießen aus dem Boden.
Als mein Ebenbild erneut Blitze auf mich schoss, beschwor ich einen Schutzschild. Am Gesicht konnte ich erkennen, dass sie überrascht zu sein schien, was ich nutze und ihre Beine einfror. Erschrocken starrte sie zu Boden, weswegen sie zu spät den Feuerball auf sich zufliegen sah.
Mit einem lauten, unmenschlichen Kreischen verbrannte sie, doch keine Asche blieb übrig.
Keuchend sank ich auf die Knie, als sie vollends verschwunden war, atmete mehrere Male tief, bis mein Atem regelmäßiger wurde und ich mir schließlich den Schweiß von der Stirn wischte.
Dann ging es weiter durch noch eine Tür, hinter der sich ein großer Abgrund befand. Die Brücke war eingestürzt. Allerdings hatte ich meine Zweifel, dass dies ein Teil der Prüfung sein sollte. Von der anderen Seite schien Licht durch die Tür.
Dort war mehr als nur sicher der weitere Weg, nur wie würde ich dorthin gelangen?
Ich überlegte, bevor ich in die Knie ging, meine Hand auf den Boden legte und versuchte, die Erde unter den Steinen zu beeinflussen, was auch nach einer kurzen Weile klappte.
Eine Art Brücke erschien vor mir und ich lief schnell und trotzdem vorsichtig rüber.
Erleichtert seufzte ich, als ich durch den flurartigen Gang lief.
Als ich erkannte, was dahinter war, blinzelte ich.
Vor mir erstreckte sich hinter einem Altar eine Feuerlinie. Die blauen Flammen loderten hoch und ich konnte nicht sehen, was sich dahinter verbarg.
Vorsichtig trat ich näher an den Altar, der eher ein staubiger, alter Steinblock war, auf dem sich auf der Vorderseite Innenschriften befanden.
„Leg ab das Zeichen der Magie. Könige und Sklaven, Krieger und Mägde, Zauberer und Hexen. Werdet gereinigt durch die goldenen Flammen."
Langsam griff ich in meine Jacke und zog meinen Zauberstab hervor.
Das war das Einzige Zeichen von Magie, welches ich wirklich ablegen konnte.
Kurz sah ich es an, bevor ich es auf den Altar legte.
Die Flammen dahinter färbten sich von Blau zu Gold.
Dann lief ich vor. Tief sog ich Luft ein, bevor ich auf die Flammen zuschritt und durch sie hindurch.
Eine Energie schien durch meine Adern zu fließen und ich hörte Stimme in meinem Kopf, bevor alles ruhig wurde und nur noch das tanzende Feuer hinter mir zu hören war.
Das Feuer selbst hatte ich nicht gespürt. Nicht ein bisschen.
„Ihr habt den Spießrutenlauf gemeistert,...", hörte ich und drehte mich zum Wächter des Tempels um. „...und wurdet gleich hier gereinigt."
Er trat näher an mich heran, hob mir meinen Zauberstab entgegen, welchen ich langsam wieder an mich nahm. Als ich ihn mir nochmals kurz ansah, bemerkte ich, dass der Griff nicht mehr rötlich schimmerte, sondern nun gräulich. Dadurch, dass es nur ein Schimmer im Licht war konnte ich jedoch nicht erkennen, ob es sich um Silber oder Dunkelgrau handelte.
„Ihr habt Euch als würdig erwiesen, Rhea Guerrin. Nähert Euch der Statue und bekommt ein Teil des Vermächtnisses", sagte er und verschwand wieder, so schnell wie er gekommen war.
Ich drehte mich um und sah am Ende einiger Stufen eine Statue. Sie passte hier nicht rein.
Während alles hier einfach gestrickt war, war diese Statue voller Verzierungen und Details. Das erkannte man sogar von weitem.
Es handelte sich um eine Frau, die eine Hand auf ihre Brust gelegt hatte, die andere leicht anhob. Ihre Handfläche zeigte vermutlich nach oben, wenn ich es richtig erkannte. An dieser Hand loderte Feuer.
Die Statue trug ein Kleid. Um ihre Hüfte war eine Art Gürtel, in dem ein Greif abgebildet war und auf ihrem Haupt eine Krone. Ihre Haare schienen ihr bis zur Hüfte zu gehen und der Blick zeigte nach oben. Ihr Kopf war leicht angehoben und doch war ein leichtes Lächeln zu erkennen.
Die Statue war erleuchtet von einem einzigen Loch in der Decke, aus dem, wie in der Eingangshalle, in der der alte Kauz saß, die Sonne zu scheinen schien.
Langsam trat ich die Stufen hoch, nachdem ich meinen Zauberstab wieder weggepackt hatte.
Ein überwältigendes Gefühl überkam mich. Ich fühlte mich besonders und stark.
Als ich meinen Blick vom Gesicht der Statue zum Fuß wandern ließ, erkannte ich ein ledernes, schwarzes Armband.
Zögernd griff ich danach und betrachtete es. Auf dem Armband war der gleiche Greif abgebildet, wie auf dem Gürtel der Statue.
Leicht fuhr ich über die Umrandung des Greifes, bevor ich mir das Armband um mein Handgelenk machte.
Plötzlich schien der Greif, sowohl auf dem Armband als auch auf dem Gürtel zu leuchten und ein Gefühl, als würde Feuer durch meine Adern fließen, schoss durch meinen Körper, weshalb ich zischte.
Der Schmerz schien meinen Körper nahezu zu zerreißen.
Als das Leuchten wieder erlosch, die Schmerzen sofort wieder weg waren, war der Greif, welcher vorher die gleiche Farbe wie das Armband hatte, dunkelgrau und doch gut erkennbar auf dem schwarzen Hintergrund.
Ich hatte das Gefühl, damit war mein Spießrutenlauf hier nun vollkommen abgeschlossen.
Der Rückweg dauerte nicht einmal halb so lang wie der Hinweg. Ich musste schließlich keine weiteren Aufgaben erfüllen.
Als ich die Tür öffnete und heraustrat, war es in der Halle noch genauso hell wie vorher, als ich aus dieser getreten war.
Langsam schlürfte ich mich zu der kleineren Treppe, die ich herunterstieg.
Der ältere Mann, der am Feuer saß, hob seinen Blick, bevor er aufstand und auf mich zukam.
„Du hast es also geschafft", lächelte er.
„Hab ich doch gesagt", meinte ich, bevor ich gähnte.
„Na komm. Ruh dich aus und schlaf eine Weile. Das brauchst du."
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich legte mich auf seine Jacke, die er ausgebreitet hatte und war binnen kurzer Zeit eingeschlafen.
Als ich aufwachte sah mich mein Begleiter an. Ich tippte innerlich, dass er Hitzewallungen hatte und deswegen eigentlich die Jacke ausgezogen hatte.
„Ausgeschlafen?", fragte er, nachdem ich mich aufgesetzt hatte.
„Zum ersten Mal seit langem...", murmelte ich.
„Gut", meinte er und stand auf. Als er aufstand, hatte er seine Hände auf die Knie gestemmt und als ich auf seinen linken Arm sah, wurde ich direkt hellwach.
Sofort sprang ich auf und sah ihn zornig an.
„Du gehörst zu seinen Anhängern?!", rief ich wütend und entsetzt. Meine Frage war gleichzeitig eine Aussage.
Schnell nahm ich eine Haltung ein, die ihm zeigte, dass ich bereit zum Angriff war und ich beschwor meine schwarzen Flammen. Während diese an meinen Händen loderten spürte ich eine neue Art von Kraft in mir. Beinahe erfrischend.
Er sah mich ruhig und geduldig an.
„Ich habe meine Gründe."
„Dann nenn sie mir und bete, dass es gute Gründe sind, sonst zerreiße ich dich in der Luft!"
Nach dieser Aussage begann er zu lachen.
„Dafür bist du noch etwas zu Schwach, Rhea."
„Nun nenn mir deinen vermaledeiten Grund, warum du ein Todesser bist!", befahl ich laut.
So schnell, wie er sich auf mich zubewegte, konnte ich nicht reagieren. Ich keuchte laut, als er mir mit seiner Faust in den Bauch schlug.
Leicht gekrümmt taumelte ich wenige Schritte nach hinten.
„Erst, wenn du dich beruhigst."
„Du weißt, dass dein eigener Sohn und deine Schwiegertochter von Todessern gefoltert und ermordet wurden, oder?!"
„Besser als du es tust."
„Und du gehörst trotzdem zu ihnen?!"
„Lass deine Flammen verschwinden und setzt dich."
„Einen Teufel werde ich tun!"
Erneut erntete ich einen Schlag, doch diesen bekam ich diesmal ins Gesicht, weshalb ich zu Boden fiel.
Meine Flammen verschwanden ungewollt. In meinem Mund sammelte sich etwas Blut, welches ich ausspuckte und ihn dann wütend anfunkelte.
„Ich bin ein Spion. Cole wusste das. Leliana ebenfalls. Genau wie Dumbledore."
„Du lügst!"
„Wirklich?", fragte er gespielt überrascht. „Nur, weil du nichts von mir gewusst hast und ich dir jetzt die Karten auf den Tisch lege, lüge ich? Dumbledore ist der einzige Lebende, der hiervon weiß", sagte er und zeigte auf das Zeichen der Todesser.
„Bitte was?"
„Unter den Todessern bin ich unter einem anderen Namen bekannt. Wüssten sie, dass mein Name Alistair Nelaros Guerrin ist, dann hätten wir beide weitaus größere Probleme."
„Das war immer noch keine Antwort auf das warum."
Ich rappelte mich auf, stand grade und funkelte ihn weiterhin an.
„Wenn du zugehört hättest, hättest du gehört, dass ich ein Spion bin. Genau wie Severus Snape. Wir geben die Informationen weiter, die wir sammeln, damit sich die Welt auf den Angriff von Voldemort vorbereiten kann. Wer glaubst du, hat damals Dobby angewiesen, den jungen Potter zu warnen?"
„Ich glaub dir nicht!"
„Miss Guerrin kann ihm glauben!", ertönte es plötzlich hinter mir. Schnell drehte ich mich um und erkannte den ehemaligen Hauself der Malfoys.
Er stand etwas von mir entfernt und hatte nur einen dreckigen Lumpen an. Man musste auch nicht genau hinsehen um zu erkennen, dass er leicht zitterte.
Trotz dem Feuer war es recht kühl hier drinnen und der Elf, der nur aus Haut und Knochen bestand und nur diesen Lumpen anhatte konnte da nur frieren.
Ich zog mir die Jacke aus und lief etwas auf ihn zu, als er leicht zurückzuckte.
„Keine Sorge", sagte ich sanft. „Ich werde dir nichts tun."
Damit lief ich langsam auf ihn zu und legte ihm meine Jacke, welche mehr als zu groß für ihn war, um deine kleinen Schultern.
„Komm ans Feuer und wärme dich etwas."
Ich legte ihm leicht meine Hand auf seinen zierlichen Rücken und schob ihn sanft Richtung Feuerstelle.
„Miss Guerrin ist genauso freundlich wie Mister Potter."
„Du brauchst nicht so förmlich zu sein. Du kannst mich ruhig nur Rhea nennen", lächelte ich, doch das Lächeln verging, als ich in die Richtung des anscheinenden Spion sah.
„Mister Guerrin hat Recht. Mister Guerrin ist kein richtiger Todesser. Er hat Dobby befohlen..."
„Gebeten", unterbrach der ältere den Elfen, welcher nickte.
„Er hat Dobby gebeten, Mister Potter zu warnen."
„Ist das auch die Wahrheit?"
Der Elf nickte kräftig. „Das ist die Wahrheit."
„Und woher soll ich wissen, dass er mich nicht töten will?"
„Hätte ich es tun wollen, hätte ich es schon lange getan. Dafür hätte ich dich nicht den ganzen Weg hierher gebracht."
Dies war logisch, doch beunruhigt blieb ich trotzdem.
„Cole wollte dich beschützen. Und ich werde mit Sicherheit nicht mein eigenes Blut dem Erdboden gleich machen. Steh auf. Wir gehen zurück."
Noch kurze Zeit starrte ich ihn an, während er sich seine Jacke wieder anzog, bevor ich Dobby auf den Arm nahm.
Er hatte keine Schuhe, wie eigentlich keine (ehemaligen) Hauselfen, weswegen seine Füße auf dem kalten Boden reißen müssten.
Schweigend folgte ich meinem Großvater zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren...
Fortsetzung folgt...
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Rhea hat den Spießrutenlauf absolviert und ihre Prüfung bestanden.
Doch gleich darauf wurde ein neues Geheimnis gelüftet: ihr eigener Großvater ist ein Todesser.
Wie würdet ihr in so einer Situation ragieren? Könnt ihr Rheas Reaktion nachvollziehen?
Ganz ehrlich, ich wusste nicht mehr, wie Dobby dazu kam Harry zu helfen und da ich kaum Zeit hatte, weder zu lesen noch die Filme zu schauen, habe ich mir das einfach mal so ausgedacht ^^'
Würde mich über eure Meinung, Tipps und Kritik wahnsinnig freuen :)
Es ist 5 Uhr am Morgen und ich konnte nicht mehr weiterschlafen, also habe ich gedacht, statt wie gedacht Mittag oder Nachmittag das Kapitel hochzuladen, kommt es einfach mal jetzt :)
Vielen, vielen Dank an Dreamfog und Lunaforlovesti für eure superlieben Kommentare! Natürlich auch ein riesengroßes Danke an über 4.3K Aufrufe und 186 Abstimmungen! Ihr seid so süß! ♥♥♥
Auch der Februar ist schon fast rum. Die Zeit vergeht wirklich schnell.
Wie dem auch sei.
Euch allen ein wundervolles Wochenende!
Liebe Grüße ♥