Werewolf Game ✔

By Story-Ecke

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Das Leben des Dorfes nahe des Düsterwaldes ist unspektakulär und eintönig. Als jedoch eines Tages eine geheim... More

✎ αℓℓє rσℓℓєท
۞ 0. - ρrσℓσg
۞ 1. кαρiτєℓ - ∂αs sρiєℓ
۞ 2. кαρiτєℓ - ∂iє єrsτєท αทкℓαgєท
۞ 3. кαρiτєℓ - ∂iє grαυєทvσℓℓє єrsτє ℓyทcнυทg
۞ 4. кαρiτєℓ - gєƒαнrєทαυsωєrτυทg
۞ 5. кαρiτєℓ - ∂iє αท∂єrєท ραrτєiєท
۞ 6. кαρiτєℓ - ∂єr jυทgє αυƒ ∂єr αท∂єrєท sєiτє
۞ 7. кαρiτєℓ - gєƒαทgєท iท ∂υทкℓєr ทαcнτ
۞ 8. кαρiτєℓ - gє∂υʑτ
۞ 9. кαρiτєℓ - gєsταℓτєท ∂єr ทαcнτ
۞ 10. кαρiτєℓ - ∂єr ℓєнrℓiทg ∂єs sєriєทмσєr∂єrs
۞ 11. кαρiτєℓ - ∂αs gєsicнτ вєωαнrєท
۞ 12. кαρiτєℓ - єriททєrυทgєท αท ƒrυєнєr
۞ 14. кαρiτєℓ - ∂iє jαg∂
۞ 15. кαρiτєℓ - dєr schwαrzє rαвє
۞ 16. кαρiτєℓ - τrαiทiทg
۞ 17. кαρiτєℓ - вєsσท∂єrє ƒєsτℓicнкєiτєท
۞ 18. кαρiτєℓ - ℓσriαท
۞ 19. кαρiτєℓ - ωαs ƒrєυท∂scнαƒτ isτ
۞ 20. кαρiτєℓ - ∂αs ωαнrє ρααr
۞ 21. кαρiτєℓ - τєαмαrвєiτ
۞ 22. кαρiτєℓ - vσท αвƒαℓℓ υท∂ αвscнαυм
۞ 23. кαρiτєℓ - ωαнrє τнєsєท
۞ 24. кαρiτєℓ - ∂αs sρiєℓ ∂єs ωαℓ∂єs
۞ 25. кαρiτєℓ - єiท τσє∂ℓicнєr υทƒαℓℓ
۞ 26. кαρiτєℓ - ∂єr grσßє кαмρƒ
۞ 27. кαρiτєℓ - τσ∂ єiทєs gєℓiєвτєท
۞ 28. кαρiτєℓ - ∂iє єxρє∂iτiσท
۞ 29. кαρiτєℓ - cαrτєr ∂αs мє∂iυм
۞ 30. кαρiτєℓ - єiทє кℓєiทє gєscнicнτє
۞ 31. кαρiτєℓ - вєσвαcнτєr
۞ 32. кαρiτєℓ - єiท ℓєisєs gєsταєท∂ทis
۞ 33. кαρiτєℓ - ρƒєiℓ υท∂ вσgєท
۞ 34. кαρiτєℓ - scнrєcкєท
۞ 35. кαρiτєℓ - ∂iє gαssє
۞ 36. кαρiτєℓ - τrαgiscнє vєrωirrυทg
۞ 37. кαρiτєℓ - ∂єя ∂υƒт ∂єs sıєgєs ısт ηαн
۞ 38. кαρiτєℓ - isτ ∂αs ∂αs єท∂є?
۞ 39. кαρiτєℓ - ∂αs ℓєвєท ทαcн ∂єм єท∂є
۞ 40. - єρiℓσg

۞ 13. кαρiτєℓ - ∂iє ℓiєвєท∂єท єrωiscнτ

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By Story-Ecke

Noch etwas verstört von den Ereignissen am frühen Morgen war Evelyn zum Marktplatz gegangen, hatte dort allerdings niemanden mehr angetroffen. Als sie Pixie nach dessen Grund fragte, sagte sie, dass die Lynchung ohne sie und Mary schon abgehalten worden war.

"Der Beobachter sagte, dass ihr heute nicht unabdingbare Spieler wärt. Und da Verletzungen allgemein im Spiel stören, aber ab und zu doch vorkommen, sollte Mary gute Pflege genießen, um schnell wieder voll einsatzfähig zu sein", meinte Pixie, "Und er erwähnte, dass du dafür genau richtig wärst."

"Dass ich was?", fragte Evelyn und hob eine Augenbraue.

"Na dass du es gut kannst", wiederholte Pixie, "Wer weiß, was er damit gemeint hat." Sie kicherte leicht. Sie war erleichtert.

Doch das war das erste Mal, dass Evelyn über das stutzig wurde, was der Beobachter sagte. Sie hatte es nicht kritisiert, sondern wusste ganz einfach nicht, was sie mit dieser Information anfangen sollte. Ihr Vater hatte ihr beigebracht, immer alle Informationen zu sammeln, so unbedeutend sie im ersten Moment auch wirken mochten. Doch sowas ...

Nachdem sie den Kopf geschüttelt hatte, fragte sie Pixie nach den Toten. "Wie du ja weißt, wurden sogar zwei Personen gelyncht. Möchtest du die gute oder die schlechte Nachricht zuerst?"

Evelyn wollte sie gern gleichzeitig erhalten, jedoch entschied sie sich letztendlich für die gute zuerst.

"Hunter war Werwolf. Das hätte ich nun wirklich nicht vermutet. Er war so aktiv in den Anklagen, weißt du. Ich dachte immer, die Wölfe halten sich eher bedeckt."

"Das wird leider alles nur Taktik sein. Auch sie dürfen nicht auffallen und das lässt sich natürlich auch durch aktives Einbringen bewirkt", meinte sie und nickte, "Und die schlechte?"

"Rosie war jemand vom Dorf. Unserer Seite. Sie war Unruhestifterin."

"Oh", sagte Evelyn in bedecktem Tonfall, "sie hat für ihren eigenen Tod gesorgt."

Pixie nickte bekräftigend, stellte Evelyn eine heiße Tasse Tee vor die Nase und nahm ihr gegenüber ebenfalls am Küchentisch Platz. "Evy, ich glaube dir übrigens."

Das kam unerwartet. Evelyn wandte ihren Blick stumm zu ihrer Teetasse. Die warme Flüssigkeit ließ einen kleinen Dunst über der Tasse aufsteigen. Ähnlich des Nebels, den man von den nächtlichen Dächern über dem Düsterwald schweben sah.

"Danke", meinte sie und blickte lächelnd auf, "Ich glaube auch von dir, dass du zum Dorf gehörst."

"Du, sag mal", meinte Pixie überlegend, "Der Beobachter sagte doch etwas von Rollenverrat. Doch ein Tipp würde nicht dagegen sprechen, oder?"

"Da hast du natürlich Recht", meinte Evelyn, "Jedoch würde ich es nicht darauf anlegen." Sie würde ihre Rolle nicht verraten wollen. Wenn sie tatsächlich erwähnt hätte, Dorfbewohner zu sein, hätte das zu stark nach eine Lüge ausgesehen. Das konnte sie unmöglich eingehen.

"Aber Evy", meinte Pixie lächelnd, kam um den Tisch und nahm ihre Hände in ihre, "Ich möchte dir voll und ganz vertrauen."

"Ich glaube nicht, dass das in diesem Spiel möglich sein wird", sagte Evelyn nun ernster. Ihre Augen verloren in diesem Moment ihren Glanz und wurden leeren, trübsinniger. "Aber ich kann dir anvertrauen, zum Dorf zu gehören. Das ist sicher und eigentlich weißt du es selbst schon."

Pixie wirkte mit dieser Antwort nicht wirklich zufrieden, nickte jedoch und setzte sich wieder.

Dafür stand Evelyn nun auf, umarmte Pixie etwas länger, als sie es sonst getan hätte und verabschiedete sich bis zu den Anklagen. Weit musste sie nicht laufen, da Pixie im benachbarten Haus wohnte. Jedoch verließ sie ihr Haus durch die Hintertür und durchquerte den gemeinsamen Innenhof. Sie blickte zu ihrem Baumhaus hinauf, stieg allerdings nicht in die Baumkrone zu diesem hoch. Heute würde sie etwas anderes tun. Kochen vielleicht. Einfach um die Gedanken etwas schweifen zu lassen.

∴━━━✿━━━∴

Am Nachmittag hatte Evelyn ihre kleine Kochstunde beendet und war zu dem Schluss gekommen, dass sie die Behauptung der Liebschaft zwischen Aidan und ihr ganz einfach wiederlegen konnte. Jedenfalls malte sie es sich so aus.

Vor den Anklagen war sie etwas früher gekommen, um die Stimmgaben vor dem Rathaus zu studieren.

╭────────╯•╰────────╮
STIMMGABEN

Carter
2x Drohbrief

Hunter
Aidan
Alex
Ed
Elera
Evelyn
Franklin
George
Gordon
Gulli
Henry
Lucas
Mary
Olivia
Pitsch
Pixie
Rosie
Silly

Rosie
Carter
Chap
Cherry
Fairy
Hunter
James
Mallow

Ed
Lorian
Luke
Marco
Mia
Talis
William
╰────────╮•╭────────╯

Evelyn las sich die Namen unter Rosie und Ed intensiver durch. Hunter war relativ klar als Werwolf deklariert worden und nichtsdestotrotz gab es Spieler, die nicht für ihn gestimmt hatten. Die Annahme, dass darunter wahrscheinlich mehrere Wölfe waren, konnte sie sich in den Anklagen zunutze machen.

Auf dem Weg zum Saal, hörte sie die Menschen um sie herum ungewöhnlich angeregt sprechen. Der Tonfall der Bewohner klang dabei nicht so anklagend und wütend wie am Vortag, sondern neugierig und traschbegeistert. So wie es in einem ganz normalen Dorf üblich sein musste. Oder so, wie es vor diesem Spiel im Dorf gewesen war. Die Erinnerung an diese Zeit hing ihr seltsam trüb in den Gedanken, dabei war es doch beinahe erst eine Woche her. Das seltsamste war jedoch, dass sie nicht mehr wusste, wie sich ein normales Leben in einem normalen Dorf wohl anfühlen mochte. Hatte man dort auch eine innere Last zu tragen, wie es hier die Angst vor dem Tod war? Wie würde sich ein Charakter ohne eine vorgegebene Rolle wohl dort entwickeln? Und war es nicht furchbar langweilig ohne die täglichen Anklagen und nächtliche Aktionen?

Evelyn schluckte schwer. Sie hatte sich in so kurzer Zeit so sehr an dieses Leben gewöhnt, dass ein ruhiges Leben fast schon unvorstellbar und langweilig wirkte. Natürlich, die Anklagen und Nächte brachten Tode, Trauer und Schmerz mit sich und doch wurden dies alles von einer angenehmen Spannung umgeben.

Evelyn versuchte wie immer, logisch ihre Gefühle zu betrachten und zu begreifen, kam hier jedoch lediglich zu dem Schluss, dass sie sich mit der Situation abgefunden haben musste und deswegen in alles mögliche Positives hineininterpretierte. Sie war sich sicher, dass alles so schrecklich sein musste, dass ihr Kopf automatisch irgendwo etwas Gutes fand oder es zumindest danach aussehen ließ. Genau so musste es sein. Sie hatte garantiert keinen Spaß an diesem Spiel.

Ein Mädchen zu ihrer linken flüsterte plötzlich etwas zu laut. "Wie kann man sich in einer solchen Zeit verlieben?"

Evelyn wendete den Blick von den teppichbelegten Stufen auf das Mädchen. Olivia hatte sie mit einem verständnislosen Blick angesehen und sich etwas zu offensichtlich weggedreht. "Komm", sagte sie leise zu ihrem Begleiter William. Die beiden nahmen die Stufen schneller als Evelyn und waren wenig später um die Ecke zum Saal verschwunden.

Sie selbst stand immer noch auf den Stufen und blickte in die Luft. Das Gerücht hatte sich furchtbar schnell weiter getragen und noch dazu viele Anhänger gefunden, die sich an diesem erlabten. Kaum zu glauben, dass man sich so auf ein Gerücht stürzen konnte. Jetzt war Evelyn es, die verständnislos dreinblickte und die Stufen zum Saal hinaufstieg.

Im Saal waren schon einige anwesend. Als sie zur Tür hinein kam, wurden die Gespräche abrupt leiser, andere hörten sogar gänzlich auf zu sprechen. Es waren einfach nur alle Augen auf sie gerichtet.

Evelyn spürte ein klein wenig Ärgernis, doch ansonsten agierte sie kühl und überlegt wie immer. Mit neutralem Blick, der Emotionen absolut verschleiert ließ, nahm sie neben Pixie Platz. Als sich nun einige Augen abwandten und neue Gespräche begannen, sah sie zu Pixie. Jedoch war nicht sie es, die das Gespräch begann.

"Evy", meinte Pixie mit enttäuschter Miene, "Ich hatte gedacht, dass wir uns alles sagen würden. Ich dachte zumindest, dass du mir das anvertrauen könntest."

Evelyn atmete aus und schloss kurz die Augen. "Das verstehst du falsch."

"Da du es niemandem erzählt hast", meinte Pixie den Tränen nahe, "bedeutet das, dass einer von euch böse ist. Ihr gewinnt also allein. Eigenständig. Ihr müsst uns alle töten." Sie stand auf.

"Pixie, bitte", meinte Evelyn mit flehender Stimme. Doch Pixie lief die Tribüne entlang und setzte sich ans andere Ende der Bankreihe. Sie blickte mit nassen Augen starr nach unten.

Evelyn wandte den Blick ab und blickte ebenfalls vor sich ins Leere. Wenig später sah sie blinzelnd wieder nach oben. Aidan saß ihr wie immer gegenüber, war heute jedoch erstaunlich ruhig und gefasst. Nichts mit großen Sprüchen oder provokanten Gesten. Heute hatten sie ein ganz anderes Problem.

"Dann lasst die Anklagen beginnen!", meinte Franklin von unten. Nach seiner Ansage blickte er kurz zu Evelyn. In seinem Blick lag Sorge. Evelyn sah zu ihm hinab und schüttelte unmerklich den Kopf. Franklin schien verstanden zu haben.

"Es herrschen Gerüchte", fing eine weibliche Stimme an. Evelyn drehte sich um und erblickte eine Frau in der letzten Reihe sitzen. Sie hatte ein Bein über das andere geschlagen und schien mit eiskalten Augen erhaben über den Saal zu blicken. Evelyn wappnete sich für das Wortgefecht. Es ging los.

"Aidan und Evelyn wurden erwischt", fuhr Silly fort, "Und dabei schienen sie sich mitten am Tag getroffen zu haben und keinerlei Skrupel gehabt zu haben. Ganz schön mutig." Ein kleines, teuflisches Lächeln umspielte ihre Lippen.

"Wir bezeugen das", meinte Mia nickend aus der anderen Richtung. Lorian saß neben ihr und beteuerte dies.

"Es war gerade erst gestern. Ein paar von uns sind Pixie Zuhause besuchen gegangen, um die kleine Mary nach ihrem Sturz zu besuchen. Als wir jedoch nach oben gegangen sind, blieben Evelyn und Aidan in der Küche."

Evelyn wurde mit einem mal ein ganzes Stück kleiner. Aidan ihr gegenüber legte eine Hand an die Stirn und schloss kurz die Augen. Damit hatte er seine Provokation sicher nicht begründen wollen.

"Wir fragten uns natürlich, was sie taten", Lorian legte alle Fakten auf den Tisch. Dabei schien er rein wie ein kleines Unschuldslamm zu argumentieren, mit klaren Augen und in absolut tadellosem Auftreten. Evelyns Augen verschärften sich dabei ungemein, weil sie Lorian deutlich listiger, als er es in dieser Erscheinung zugab, in Erinnerung hatte.

"Schließlich sind wir nach unten zurückgekehrt und fanden die beiden in vertrauter Position vor. Sehr vertraut, muss dazu gesagt werden." Lorian schaute in die Runde. "Als wir sie ertappten, wichen sie augenblicklich auseinander. Und ihre Blicke waren so verdattert, wie man es von den beiden niemals in den Anklagen erwarten würde." Er schmunzelte charmant. Evelyn hätte ihm am liebsten sofort ein vernichtendes Argument entgegen geschleudert.

"So ist es", meinte Mia nickend, "Das bedeutet sogar, wir müssen nur einen von ihnen anklagen."

Es war einen Moment still, als sich Franklin höchstpersönlich einmischte. "Aber sie können doch auch gut sein. Ich meine, wenn sie beide eine Dorfrolle haben."

"Diese Chance liegt unglaublich gering", warf Lorian ein, "Die beiden sind wunderbar im Argumentieren. Es wäre verwunderlich, wenn keiner der beiden je in einen Wolf verwandelt oder in die Sekte eingeladen worden wäre."

Mia nickte bekräftigend.

"Aber die zwei wegen Liebe anzuklagen", meinte Fairy plötzlich und verzwirbelte ihr Haar, "Das kommt mir so tyrannisch vor."

"Wo denkst du, befinden wir uns?", rief Pitsch aufgewühlt dazwischen, "Dieses Dorf besteht nur noch aus Mord und Todschlag. Dass da überhaupt noch Platz für Liebe ist, ist willkürlich genug!"

"Aber das ist umso mehr ein Grund, sie am Leben zu lassen! Ich meine, wenn sie sich lieben-"

"Es reicht, Fairy! Ich weiß, dass dich Jacks Tod in der dritten Nacht sehr aufgewühlt haben muss. Schließlich hat er sich für dich geopfert. Aus Liebe. Aber wenn Aidan und Evelyn wirklich ... nein, nicht wenn, sie sind es! Sie sind böse!" In seinen Augen loderte Rachlust. Hatte Evelyn sich mit diesem Mann wirklich erst heute morgen unterhalten? Konnte er sich innerhalb dieser paar Stunden so verändert haben?

"Wenn einer von ihnen der Serienmörder ist, dann müssen wir sie töten!", rief er entgeistert. Pitschs Gesicht war rot. Purpurrot.

"Ganz ruhig bleiben", meinte Evelyn nun endlich. Sie hatte sich in das Gespräch schon viel zu spät eingeschalten, doch genauso wie Aidan war sie einfach nicht zu Wort gekommen. "Ihre Unterhaltung ergibt wenig Sinn, da Aidan und ich nicht verliebt sind."

Doch das Dorf schwieg. Die meisten sahen betroffen zu Boden und wollten nicht aufsehen, weil sie Evelyn nicht glaubten. Andere zeigten die Lächerlichkeit ihres Satzes ganz offen.

Silly lachte hoch. "Da haben wir den Beweis, dass ihr nicht zu uns ins Dorf gehört!"

"Doch was ich sage, entspricht der Wahrheit. Aidan und ich haben abseits der Anklagen nichts miteinander zu tun. Rein gar nichts." Sie machte eine Pause. "Und um gänzlich die Wahrheit zu sagen, kann ich ihn nicht mal besonders gut leiden", fügte sie trocken hinzu.

"Um das zu sagen, musstest du dich bestimmt sehr überwinden", meinte Lorian grinsend. Es war ein böses Grinsen, berechnet und seinen Triumph offen zeigend.

"Evelyn hat in dieser Hinsicht ein einziges Mal Recht", meinte Aidan ebenso trocken wie sie zuvor, "Mit Liebe haben wir nichts am Hut."

"Natürlich", meinte Mia nickend, "Das glauben wir euch auf's Wort. Das einzige, bei dem ihr meine Anerkennung bekommt, ist euer Schauspiel die ganzen Anklagen über durch. Ihr habt euch teilweise ja wirklich angegiftet. Hoffentlich habt ihr euch später wieder vertragen." Sie schien furchtbar vergnügt. Mia und Lorian waren ein kleiner Teil des Dorfes, der genauso wie Evelyn auch Tage des Lächelns haben konnten. Trotz dessen, dass um sie herum immer mehr Menschen starben und sich die Zahl an Dorfbewohnern erschreckend schnell dezimierte.

"Eine so gute Schauspielerin gebe ich nicht her", meinte Evelyn und nahm mit einem mal etwas Druck von sich. Sie würde das schon gerade biegen. Wenn sie das nicht vermochte, hatte sie es schlichtweg nicht verdient, bis jetzt noch am Leben zu sein.

"Gut, gut", meinte Mia, "Gehen wir großzügiger Weise auf dein hervorragendes Schauspiel ein. Wie erklärst du dir die Nähe zu Aidan, die nicht nur ich, sondern auch Lorian, Carter und Franklin bezeugen können?"

Evelyn sammelte kurz ihre Gedanken. "So seltsam es klingen mag, aber diese Nähe wurde gänzlich falsch interpretiert."

"Wie kann man Nähe falsch interpretieren, hm?" Sie hob eine Augenbraue.

"Aidan provozierte mich. Auf ungehörige Weise", sie hob den Kopf, "Ich wollte ihm ein letztes Mal nahe legen, was ich von Provokationen halte."

Mia dachte nach. Jedoch konnte man aus ihrer Antwort schlussfolgern, dass das nicht ehrlich gewesen war. "Dazu bist du also nah zu ihm gekommen? Und wolltest ihm mitten ins Gesicht fauchen?"

"Ganz genau", meinte Evelyn.

Mia pfiff abfällig. Sie glaubte davon kein Wort. "Beim besten Willen, das sah wirklich anders aus."

Evelyn gab nicht auf. "Ich kann wirklich nur versichern, dass wir nicht verliebt sind-"

"Vielleicht wisst ihr einfach nicht was Liebe ist!", unterbrach sie Fairy, "Vielleicht habt ihr sie ja nie bekommen und könnt sie so nicht begreifen."

Evelyn schüttelte den Kopf. "Ich denke, sowas müsste mir auffallen."

Mia schüttelte ungläubig lächelnd den Kopf. "Wie gut ihr schauspielern könnt, verblüfft mich immer wieder."

Evelyn schien auf den ersten Blick keinen akzeptablen und begrüßenswerten Ausweg aus dieser Situation zu finden. Wie sie die Lage auch drehte und wendete, die Verbissenheit der anderen Dorfbewohner und die Hoffnung, endlich böse Spieler ausschalten zu können, verhinderte jeglichen taktischen Zug.

"Aber wie Pitsch selbst sagte", meinte Evelyn, "sind Aidan und ich gut im Argumentieren. Falls ihr also einen von uns wirklich töten wollen würdet, würde damit die Angriffsstärke der Anklagen verkleinert werden. Erheblich sogar."

"Das Risiko müssen wir wohl eingehen", meinte Lorian mit verflucht netter Miene.

Als Evelyn nun den Kopf hob, erblickte sie viele Gesichter, die sie ansahen. Nicht freundlich, sondern ängstlich, ungläubig und vorwurfsvoll. Sie fühlten sich alle verraten, hintergangen von Personen, auf die sie zumindest in den Anklagen hätten zählen können. Bei Evelyn machte sich ein unwohles Gefühl breit. Sie genoss es eigentlich, mit Worten zu kämpfen, doch so in die Ecke gedrängt zu werden, war ein vollkommen neues Gefühl.

"Zeiten ändern sich", sagte Lorian wieder, "Wir werden auch ohne euch auskommen."

Evelyn blickte zu Boden. Hatten sie ihren Willen etwa schon gebrochen? Doch das war es nicht. Nicht ihr Wille wurde gebrochen, sondern die Argumente, welche sie sich so perfekt bereit gelegt hatte. Es war deprimierend.

Und doch weiteten sich ihre Augen genau in diesem Moment. Ihr war ein Gedanke gekommen. Eine Idee, wie sie sich aus diesem Schlamassel winden könnte. 'Wenn es dunkel ist, ist ihre Zeit vorbei.'  Genau das hatte der Beobachter zu den ersten Anklagen gesagt. Mit diesem kleinen Zeitspiel könnte sie es schaffen, den heutigen Tag zu überleben. Sie müsste nur auf Zeit spielen. Das würde sie schaffen.

Doch ein entscheidendes Problem gab es. Aidan musste mitspielen. Denn nur wenn sie von beiden Seiten Argumente einwarfen, die die Anklagen hinauszögerten, könnten sie gewinnen.

Sie blickte, ganz ruhig und gefasst, auf. Aidan saß ihr gegenüber zurückgelehnt da. Augenscheinlich ganz lässig und arrogant, auch wenn ihn die Situation innerlich ganz sicher aufregte. Sie sah ihn weiter an. Währenddessen unterhielten sich Silly, Mia und Fairy lautstark.

"Vielleicht können wir sie wirklich noch für unsere Zwecke nutzen!", beteuerte Fairy gerade.

"Indem sie ihre Liebschaft verweigern, geben Sie damit offensichtlich zu, böse zu sein!", rief Silly. Ihr Standpunkt war deutlich. Es kam ihr unglaublich gelegen, dass sie Aidan und Evelyn mit einem mal aus dem Rennen ziehen konnte.

"Das wäre viel zu gefährlich für uns", meinte Mia etwas ruhiger. Für sie war dies ein einziger, großer Spaß, vor allem, da sie nicht selbst in die Schussbahn geriet.

"Noch gefährlicher wäre es, sie zu töten!" Hinter Fairy stand eindeutig das Trauma mit Jack, der sich aus Liebe vor sie geworfen hatte und damit den Wölfen ein Fressen wurde.

Als Fairy ihren Satz beendet hatte, sah sich Aidan endlich im Raum um. Weit kam er jedoch nicht, da sein Blick sofort bei Evelyn hängen blieb. Sie schaute ihm direkt in die Augen. Blau traf blau. Niemals hätte sie sich träumen lassen, einmal mit ihm zusammen arbeiten zu müssen, doch da es jetzt doch soweit war, hielt sie ihren Hass ihm gegenüber im Zaum. Auch Aidan selbst war nicht begeistert und schien wegen den Ergebnissen ein wenig eingeschnappt zu sein. Doch den Blickkontakt behielt er trotzdem bei.

Ganz langsam und unbemerkt tippte sie auf ihr Handgelenk, an dem normalerweise eine Armbanduhr hing. Der Blonde schien in seinem Gedächtnis zu wühlen, ehe er begriff. Zeit. Sie mussten auf Zeit spielen. Am besten redeten sie sogar ununterbrochen, damit niemand auch nur auf den Gedanken kam, eine Anklage zu stellen.

Aidan nickte so klein und fein, dass wenn man nicht genauestens darauf geachtet hätte, es niemandem aufgefallen wäre. Nun lächelte Aidan das erste mal seit langem wieder. Natürlich auch jetzt kein warmherziges, sondern das alte, arrogante Lächeln, doch zumindest etwas Selbstsicherheit schien er wieder gewonnen zu haben.

"Das bringt doch nichts", hörte man Silly nun wieder reden, "Sich darüber zu streiten, ob das Böse ausgelöscht werden sollte, bevor es uns auslöscht, ist wirklich nicht diskutabel."

"Nur, dass ich nicht böse bin", meinte Aidan souverän. Er hatte heute noch nicht viel gesagt. Vielleicht hatte er sich ebenso wie Evelyn einen Ausweg überlegen wollen und da dieser nun mit einem Mal gegeben war, konnte er zur Tat überschreiten.

"Das glaubt dir hier aber niemand", erwiderte Silly.

"Lasst uns doch einmal anders an die Sache gehen. Möglicherweise wurde diese angebliche Nähe ein wenig übertrieben. Aber bei mündlich weitergegeben Erzählungen ist das natürlich kein Wunder", er nahm sofort die Schuld von Mia und Lorian, "Hier sitzen wahrscheinlich viele Menschen, die den Zeugen gern beipflichten würden. Allein schon, weil endlich ein Hoffnungsschimmer erschienen ist, nicht wahr?"

Aidan schaute sich im Raum um. Seine Augen leuchteten wahrlich so hell, wie nur selten. Und einige sprangen darauf an. Nun gab es jemanden im Raum, der auch das restliche Publikum einspannte; der nicht immer mit den gleichen Leuten sprach. Und dann sagte er auch noch diese Worte, die vielleicht niemand bewusst dachte, doch alle gerade in sich trugen.

"Ich verstehe euch bestens. Da wurden zwei Menschen gesichtet, die sich anscheinend näher gekommen sind. Das bietet sowohl Raum für Spekulationen als auch für Hoffnung. Doch was die meisten dabei vergessen, ist, dass es Dinge gibt, die manchmal nicht so sind, wie sie zu sein scheinen. Und falls ihr uns nun wirklich für etwas verurteilen wollt, dass lediglich ein einfaches Missverständnis ist, das unter normalen Umständen in wenigen Minute geklärt worden wäre, dann kann ich euch auch nicht weiterhelfen." Seine künstliche Pause war genaustens präzisiert. "Denn wenn einer von uns stirbt, ist er unwiderruflich tot. Dann wird ihn auch euer Bedauern nicht mehr zurückholen."

Stille. Nun schauten die Dorfbewohner nicht nach unten, weil sie gegen das waren, was gesagt wurde, sondern weil sie den Sinn von Aidans Ansprache verstanden hatten. Ein Tod konnte nicht widerrufen werden. Und wenn sie tatsächlich falsch lagen, würde das Konsequenzen haben.

Aus der letzten Reihe drang plötzlich ein einsames Klatschen an die Ohren der Dorfbewohner. "Wunderbar", Silly lachte, "Das hast du aber schön geprobt. Hat Evelyn dir noch ein paar Tipps bezüglich der rechten Aussprache gegeben?"

"Mir scheint", meinte Evelyn selbst, "Dass du nichts anderes kannst, als dich lächerlich zu machen. Argumente vorzubringen scheint nicht deine Stärke zu sein, nehme ich an?"

Sillys Lachen versteinerte. "Gegen so etwas braucht man keine Argumente. Diese Liebe liegt so offensichtlich vor uns. Aber wenn du doch eines haben möchtest: Versuchst du gerade, Aidan zu helfen?"

"Keinesfalls", meinte Evelyn, die nun an der Reihe war mit lächeln, "Ich schütze lediglich mich selbst."

"Diese Ausreden!", Silly schien gereizt, "Spätestens bei eurer Lynchung werden wir die Wahrheit erfahren."

"Eine fälschliche Wahrheit", meinte Aidan lässig, "Mit vielen Fehlern."

"Die Wahrheit lügt nicht", meinte Silly stolz.

"Eure Wahrheit sieht momentan so aus, dass wir ein Paar sind. Die Wahrheit, die sich bei einer Lynchung entfalten würde, sähe anders aus", erwiderte Aidan.

"Wahrheit oder nicht, ihr seid immer noch schuldig", meinte Lorian. Mia, die neben ihm saß, war etwas ruhiger geworden. Ihre Augen hatten sich verengt, während sie über irgendetwas nachdachte.

"Wenn ihr wirklich verliebt seid, solltet ihr diese Liebe auch ausleben können!", meinte Fairy auf einmal.

"Du schon wieder mit deinem Liebesquatsch", sagte Silly verärgert, "Das ist absolut kontraproduktiv."

"Habt ihr denn ein paar bessere Argumente? Bis jetzt könntet ihr mit diesen auch alle anderen beschuldigen", meinte Evelyn ohne bösen Unterton.

"Wie oft denn noch", grummelte auch Lorian nun, "Wir haben euch gesehen."

"Bei einem Vorfall, den man überbewertet", sagte Aidan, "Man sieht doch allein in den Anklagen, dass Evelyn und ich auf verschiedenen Seiten stehen. Und laut dem Beobachter gingen Charakterveränderung mit den Anklagen einher. Das bedeutet, wir könnten diesen Hass zwischen uns niemals so authentisch spielen."

Evelyn nickte bekräftend. Aus Aidan Mund hatte sie noch nie das Wort Hass so offen gleiten hören, wie jetzt. Dies beiirrte sie jedoch kein Stück.

"Charakteränderung", Lorian pfiff bei diesem Wort, "Vielleicht gehört es dazu, eine gute Show abziehen zu können."

"Möglich, aber nicht wahrscheinlich", meinte Evelyn nun wieder.

Mit diesem abwechselnden Sprechanteil zog sich die Debatte über Evelyns und Aidans Schuldigkeit durch den ganzen Nachmittag. Die Zeit floss nur so dahin und langsam wurden die Hauptankläger Lorian und Silly müde. Mia hatte sich seit Aidans aufschwingender Rede gänzlich aus der Diskussion zurück gezogen und hörte nur noch still zu. Und bei Evelyn und Aidan lief alles perfekt nach Plan. Egal wer sprach, einer der beiden suchte einen idealen Konter, während der andere im Kopf die Antwort des Klägers vorausplante und sich bereits eine gute Antwort heraussuchte.

Auch wenn die Diskussion erheblich angereizt wurde, wenn die beiden auf unterschiedlichen Seiten standen, so mussten sie sich dennoch eingestehen, ein unschlagbar gutes Team zu sein, wenn sie gemeinsam fungierten.

Und so näherte sich die Diskussion allmählich ihrem Ende und das Ziel der beiden rückte immer näher und näher. Draußen war es bereits dunkel geworden, als plötzlich jemand aufsprang.

"Halt!", rief Silly. Sie hatte kurz zuvor müde auf ihrem Platz gesessen, als ihre Gesichtszüge sich auf einmal anspannten und ihre Augen begannen, zu leuchten. "Sie spielen auf Zeit! Zeit ist es!"

Lorian blickte sie fragwürdig an. "Was meinst du?" Doch schon kurz nach dieser Frage schien im ein Licht aufzugehen.

"Na los! Klagt sie an! Schnell!", rief sie erregt.

"Ich klage-", begann Lorian, wurde jedoch unterbrochen.

"Schön, schön!", rief der Beobachter und lachte schallend durch den ganzen Saal, "Welch ein Spaß das heute war!"

"Nein, warten Sie doch!", meinte Silly verzweifelt.

"Tut mir leid, doch die Anklagen sind geschlossen", meinte er vergnügt, "Ihr habt es nicht mehr rechtzeitig geschafft."

"A-aber?", meinte Silly entgeistert, "Was passiert denn jetzt morgen? Entfällt die Lynchung?"

Der Beobachter lachte erneut. "Natürlich nicht! Lassen Sie sich einfach bis morgen überraschen."

Silly stand der Mund offen. Sie glaubte nicht, was sie da hörte. Schließlich hatte sie die Taktik doch gerade durchschaut. Doch leider zu spät. Das Dorf erhob sich zu diesem Moment. Silly saß noch eine Weile länger auf ihrem Platz und schaute Löcher in die Luft, als sie ihr Stolz einholte und sie ebenfalls nach draußen ging. Dabei würdigte sie Evelyn mit keinem Blick.

Diese saß noch auf ihrem Platz, bis alle aus dem Raum geströmt waren. Sie blickte Aidan einen kurzem Moment an, der ebenfalls noch auf seinem Platz saß, und stand auf. Kurz bevor sie aus seinem Sichtfeld trat, meinte sie: "Nie wieder."

Aidan grinste sie dabei nur mit seinem typischen Grinsen an. "Gleichfalls."

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