Wie sieben Mittelerdler unser...

By July191117

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Was glaubt ihr passiert, wenn ihr sieben Mittelerdler findet und sie spontan zu euch einladet? Jede Menge Cha... More

\\Time to say hello - Vorwort
//Bahnhöfe, schlechtes Wetter und unerwartete Besucher T1 ✓
//Elbenohren und vermeintliche Ichs T1 ✓
//Der erste Kontakt mit einem Lichtschalter T1 ✓
//Abendessen und eine nette Zimmeraufteilung T1 ✓
//Ein Sturz am Morgen und die Geschichte mit den Pflastern T2 ✓
//Der Gang zum Bäcker, Uno und die nicht vorhandene Klingel T2 ✓
//Emanzipatorische Aufklärung und Nostalgie T2 ✓
//Bilbos Kochkünste und provokative Diskussionen T2 ✓
//Auch ungewöhnliche Wege führen zum Ziel T2 ✓
//Der Kampf um das Salatblatt T2/3 ✓
//Die erste Autofahrt T3 ✓
//Kuschelsocken-Desaster und weitere Geschichten T3 ✓
//Der beste Freund des Menschen T3 ✓
//Diebe am frühen Morgen T4 ✓
//Der mysteriöse Hefeteig T4 ✓
// [...]
// [...]
//Donald Duck und Heulanfälle
//Kilis Pläne
//Der Plan
//Ausflug
//Der erste Ship
//Langschläfer
//Aria in Gefahr
//Ferienplanung
//Fliegende Wecker
//Abreise
//Neuzugang und eine erneute Zimmeraufteilung
//Neuer Tag, neue Katastrophen
//Kaninchen
//Cola mit...Alkohol?
//Ein neuer Ship und eine Versöhnung
//Möwen und Karnickel
//Auto- und Fahrradfahren
//Wir eröffnen einen Zoo
//Ärzte und andere Katastrophen
//Tiere, Tiere und nochmal Tiere
//Nahtoderfahrungen und ein neuer Ship
//Namensgebung und allerlei mehr
//Der fünf Sterne Koch aka Bilbo
//Der Morgen
//Frühstück und noch mehr Fangirltode
//Eine verrückte Abby
//Die inoffizielle Versammlung der Fangirls
//Die verhängnisvolle Reise nach New York
//No Comment
Happy Birthday
//I love my life
//Katzen und Bikinis
//Hobbit auf Drogen
//Igel und schwimmende Hobbite
//Meer und Geburtstag
//Noch mehr Meer
//Legyana
//Kreischanfälle vom Feinsten
//Von absoluter Verblödung und geheimen Aktivitäten
//Pizza und Disney-Filme
//Ein neuer Morgen
//Guten Morgen liebe Sorgen oder auch: Abby's arme Nerven
//Drama, Zahnbürsten und Backöfen
//Chaos, Diebe und oversized Pullis
//Edeka, Netto und Glitzer
//Igel und Kuchen
//Gemüsediskussionen und zerstörte Kuchen
//Zöpfchen, Igelkuscheln und Kitzelattacken
//Heiße Backöfen und wütende Hobbite
Corona-SPECIAL Teil 1
Corona-SPECIAL Teil 2
Corona-SPECIAL Teil 3
Corona-SPECIAL Teil 4
Corona-SPECIAL Teil 5
//Partyvorbereitungen sind Chaos
//Von Igeln und dem Weltuntergang
//Träume, T-shirts und Pärchen
Information
//Backbleche und schlagfertige Elbenkönige
//Bügeleisen und der Krieg der Tassen
//Letzte Vorbereitungen
//Party
//Menschliches Sandwich
//Igel
//Ungebetener Besuch
//Geschenke
//Alkohol, Apfelkuchen und noch mehr
//Das war wohl ein Gläschen zu viel...
//Der ersaufende Hund aka Abby unter Alkoholeinfluss
//Anleitungen, eine Wii und die Wunder der Technik
//Looooove is in the aaaaaiiir
Information 2
//Just Daaaance
//Verstörende Tatsachen (Lesenacht 1)
//Nutella-Kur (Lesenacht 2)
//To-Do-Listen (Lesenacht 3)
//Das große Backen der Nordsee (Lesenacht 4)
//GNTM (Lesenacht 5)
//Abfahrt
//Schwangere und stolze Schwiegerväter
//Der beste Vater aller Zeiten
//Komische Käuze, Parfüm und Lautsprecherladys
//Raubtierfütterung
//"Meine Küche!!" 2.0
//Lily aka SMAUGGGIIII
//Joghurt und Abbys Parkkünste
//Lilys Sohn und regenbogen Zuckerwatte
//Jack Sparrow Junior
//Hui-Buh und Rainbow Dash
//Wasser, Wasser und noch mehr Wasser
//Tante Gisela und weitere lustige Geschichten
//Thunfisch-Eis und Tarzanschaukeln
//Feuerwerk
\\Time to say goodbye - Nachwort

//Der erste richtige Filmeabend T3 ✓

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By July191117

*Lilys Sicht*

"Weißt du, was ich gar nicht mag?", ich warf das Geschirrtuch in die Ecke und drehte mich routiniert nach rechts.
"Lass mich raten", Fili streckte mir einen Stapel Teller entgegen, "aufräumen?"
Ich nahm das Geschirr entgegen und verstaute es im Schrank über mir, während ich einen giftigen Blick auf die Wanduhr warf. "Wir räumen bereits seit einer Viertelstunde den Geschirrspüler ein und spülen ab. Und das nur, weil JEMAND das sagt."
Kili, der am Waschbecken stand und mithilfe einer halben Flasche Spülmittel einen Topf schrubbte, warf seinem Bruder einen amüsierten Blick zu. Der warf elegant ein Glas in die Luft und fing es ohne Hinzusehen wieder auf. Ich zog böse die Augenbrauen zusammen und entriss ihm das Glas: "elender Angeber."

Er grinste nur, aber der Blick von Kili wurde frech. Ich verdrehte schon mal sicherheitshalber die Augen.
"Vorsicht, wir helfen dir freiwillig. Sei lieb und sag schön Danke", bemerkte er auch schon, im Gesicht ein breites Grinsen. Ich fixierte ihn und lehnte mich ein Stückchen vor: "ich würde mich nicht reizen, dann weiß ich nicht mehr, was ich tue."
Angesprochener Zwergenprinz legte den Kopf schief und grinste zurück: "könnte ja auch gut enden."
Verdammt, er lernte schnell.
Fili, der notgedrungen zwischen uns stand, zog beide Augenbrauen nach oben: "ich kann auch gehen, wenn euch das lieber ist."

Meine gemurmelten Flüche gingen im allgemeinen Trubel unter, als jemand die Tür zum Flur aufstieß. "Wer möchte seine Jogginghose?", flötete Evie, in der Hand einen riesigen grünen Wäschekorb.
Die Zwergenbrüder rannten förmlich zu ihr, wobei Kili sich aber einen Spaß daraus machte, die letzten Meter in seinen lila Kuschelsocken über den Boden zu schliddern. Nachdem wir vorhin den Einkauf ausgeräumt und den Großteil der Klamotten in die Waschmaschine verfrachtet hatten, wollte der Zwerg partout seine Socken nicht hergeben. Seitdem war er äußerst zufrieden und sah aus als hätte er die bunten Hufe eines Einhorns. Das hatte ich ihm natürlich nicht gesagt.

Hinter meiner Freundin betraten Thranduil und Aragorn die Küche, letzterer mit einer Vase voller Tulpen. Beide trugen schon ihre Jogginghosen, Thranduil allerdings kombiniert mit seinem Mantel. Sämtliche Mittelerdler waren im Moment zum Teil in ihrer eigenen Kleidung, zum Teil in Kleidung von hier unterwegs, weil die Waschmaschine nur begrenzte Kapazitäten hatte.
Obwohl es dem Elbenkönig wohl viel eher um Stil ging, ein T-Shirt hatte er nämlich. Wie er in dieser sehr gewagten Kombination auch noch stylisch und gut aussehen konnte?
Gute Frage, aber diese Gabe hätte ich auch gerne.

"Naa?", Ally spazierte aus dem Wohnzimmer zu uns herein und grinste mir entgegen. Augenblicklich stemmte ich die Hände in die Hüften: "wir sprechen uns noch, Madame. Morgen hast du Küchendienst!"
Gut gelaunt legte mir meine Freundin einen Arm um die Schulter. "Das hast du verdient, denn wegen dir musste mein Lieblingsoberteil in die Wäsche."
"Das bisschen Ketchup war ja wohl wirklich nicht der Rede wert!", empörte ich mich.
Eventuell hatte ich während dem Abendessen die Flasche ein bisschen zu heftig und zu weit in Allys Richtung geschüttelt. Naja, aus Filis Bart war die rote Farbe schnell wieder draußen, aber Allys Oberteil weichte gerade noch in Fleckenmittel ein. Hoffen wir, dass es half, sonst würde ich bis an mein Lebensende die Küche aufräumen.

Meine Freundin zuckte mit den Schultern und wandte sich dann nach rechts an Aragorn. "Gerecht ist gerecht. Und du, lass dir bitte helfen, sonst ertrinken die Tulpen noch!"
Kopfschüttelnd beobachtete ich, wie Ally dem Waldläufer zu Hilfe eilte und gleichzeitig Thranduil aus dem Weg zog. Der wäre nämlich um ein Haar von Evie gerammt worden, die offenbar die Maße des Wäschekorbs nicht einberechnet hatte.
Diese Vermutung bestätigte sich, als gleich darauf ein Poltern im Flur ertönte und jemand laut fluchte.

Neugierig durchquerte ich den Raum und streckte den Kopf aus der Tür. Direkt davor lag der Wäschekorb mit der Öffnung nach unten, ansonsten aber unbeschädigt. Einen halben Meter weiter stapelten sich July und Evie am Boden, dahinter Thorin mit genervtem Gesichtsausdruck. Eigentlich müsste er sich mit Thranduil bestens verstehen, der "Hilfe, ich bin von Idioten umzingelt"-Blick war bei beiden sehr überzeugend.
"Ich glaub, ich hab mir was gebrochen!", jammerte Evie los und zog sich unter July heraus. Die schnaubte bloß und stemmte sich nach oben: "Das ist mein Bein, du intelligentes Stück-"

Die restlichen Beleidigungen gingen in meinem Lachen unter, als ich an ihnen vorbei ging. "Respekt, das ist ein eins-A Sandwich. Schade, dass niemand gefilmt hat."
Dann nahm ich die Beine in die Hand und düste die Treppe nach unten, allerdings erwischte mich trotzdem der Hausschuh, den Evie nach mir warf. Ich brachte ihr ihn später wieder mit den Worten "Gewalt ist keine Lösung!" mit.
Sie verdrehte nur die Augen und klaute sich eine Packung Gummibärchen, die ich aus dem Keller geholt hatte.
"Was hast du da?", wollte Kili neugierig wissen, aber ich schlug seine Finger weg.
"Das gibt's nachher bei eurem ersten richtigen Filmeabend!", bestimmte ich. Fili runzelte die Stirn: "wieso nachher, wir sind schon fertig. July hat gesagt, wenn wir umgezogen sind, können wir starten."
Als Beweis deutete er auf seine Jogginghose und schob mich dann sanft ins Wohnzimmer.

Dort hatten die anderen schon alles vorbereitet. Der Fernseher leuchtete mir entgegen, die restlichen Lichter waren bis auf eine kleine Lampe im Eck ausgeschaltet. Irgendwer hatte die Couch ausgezogen und nach hinten gerückt und statt dem Couchtisch lagen auf dem Teppich davor einige Kissen und Decken.
Ally saß bereits eingekuschelt im Sessel und erklärte Bilbo, der es sich auf dem Boden davor gemütlich gemacht hatte, wie man sich am besten in eine Kuscheldecke einwickelte. Kurz lauschte ich ihrer Erklärung, dann spazierte ich triumphierend zu ihr und wackelte mit der Lindt Packung in meiner Hand. "Schau mal!"

Die Augen meiner Freundin leuchteten buchstäblich auf, ihre Hand schoss sofort unter der Decke hervor.
Gespielt nachdenklich ging ich vor ihr auf und ab, genau wissend, dass sie nicht nochmal aufstehen wollte.
"Ich überlege, ob ich die alle für mich behalte, weil du mich zum Aufräumen verdonnert hast. Oder aber", ich machte ein Pause und grinste sie an, "du übernimmst morgen Früh das Wäschewaschen für mich."
Ally warf mir einen bösen Blick zu, doch dann gab sie sich geschlagen und willigte ein. Ich teilte also ganz gerecht die Packung mir ihr, während Bilbo demonstrativ in einen Apfel biss. Langweiler.

Nachdem wir uns alle irgendwie auf die Couch gestapelt und letzte Fragen zum Thema "Hilfe, was ist ein Film" geklärt hatte, startete ich den ersten Teil von Fluch der Karibik.
Wir hatten während dem Abendessen lange über die richtige Filmauswahl diskutiert, uns schlussendlich aber dafür entschieden, weil die Mittelerdler hier wenig bis gar keine Kenntnisse über Technik oder modernes Leben haben mussten. "Learning by watching", kommentierte July trocken.
Sie hatte sich aus Platzmangel zu Ally auf den Sessel gequetscht und die beiden sahen unter der Kuscheldecke aus wie ein großes, sehr flauschiges Marshmallow.
"Hat noch jemand Lust auf Marshmallows?", fragte ich deshalb in die Stille, aber Thorin brachte mich mit einer Handbewegung zum Schweigen.
Süß, da war wohl jemand vom Fernseher fasziniert.

Als ich mich nach der Hälfte des Films erdreistete, eine kurze Pause einzulegen, waren vor allem die Zwerge empört. Von elbischer Seite gab es wie immer wenig Kommentare, aber die gebannten Blicke auf den Bildschirm sagten alles.
"Wir schauen ja gleich weiter, keine Sorge. Mann, schon nach zwei Tagen sind die von der digitalen Welt gefesselt", grinste ich im Vorbeigehen und spazierte zur Küchentür.
"Bring die Chips mit!", rief mir Evie nach, die sich wie eine Katze eingerollt hatte und von Fili schräg beobachtet wurde.
"Was genau sind diese 'Chips'?"

"Das sind frittierte Kartoffelscheiben in sehr gutem Gewürz. Schmecken leider viel zu gut", hörte ich July im Hintergrund sagen, während ich die erste Packung aufriss und in eine Schüssel füllte. Zur Beruhigung für Bilbo, der im Nebenzimmer etwas von "ungesund" einwarf, nahm ich noch eine Schale mit Trauben mit.
"Keine Sorge, ein bisschen was ist okay. Wir essen ja auch noch was anderes und sind nicht total unsportlich", beruhigte ich den Hobbit, sobald ich wieder im Wohnzimmer war.
Ally verdrehte die Augen, lehnte sich über den Hobbit und klaute sich einige Chips aus der Schüssel in meiner Hand. "Chillen ist auch Sport."

Neben uns zog Legolas kritisch eine Augenbraue nach oben: "das bezweifle ich irgendwie. Aber du darfst uns ab jetzt gerne in der Früh beim Laufen begleiten."
Jetzt war es an uns Mädels, blöd zu schauen. Wenn man mal darüber nachdachte war es nicht verwunderlich, dass die Mittelerdler in irgendeiner Form trainierten, aber wieso hatten wir das nicht mitbekommen?
"Wie, ihr geht joggen? Hab ich das etwa jeden Morgen verschlafen?!", empörte sich July. Sprachlos sah sie die beiden Elben an, die schulterzuckend nickten.

Da schaltete sich Evie ein, inzwischen wieder sitzend und mit Handy in der Hand. "Naja, du hast heute bewiesen, wie tief du schlafen kannst. Das Foto von der Heimfahrt sagt das Gleiche. Ist übrigens sehr putzig."
Während Ally und ich gleichzeitig zu ihr hechteten um besagtes Foto zu sichten, schoss July senkrecht nach oben. In unter zwanzig Sekunden hatte sie sich aus der Decke befreit und war über Ally, aus dem Sessel und zu Evie gestolpert.
Auf deren Bildschirm prangte ein etwas unscharfes Foto von July im Auto, schlafend an Legolas Schulter. Auf der anderen Seite Aragorn mit vorgehaltener Hand, der offenbar vom Blitz geblendet wurde.

Es herrschte eine kurze Stille, dann fauchte unsere Freundin wie eine Katze höchstpersönlich: "ich bringe Abby um!"
Da räusperte sich Thranduil, der bisher unbeteiligt neben uns gesessen hatte und deutete auf das Handy. "Ich fürchte, das war nicht deine Schwester. Aber sie hat mir im Tausch einiges angeboten, das konnte ich wirklich nicht abschlagen."
Legolas und July musterten den Elbenkönig mit dem gleichen entsetzten, ungläubigen Gesicht. Ally schien hingegen absolut begeistert zu sein: "jetzt bist du mir kurz sogar sympathisch!" Sie hielt dem Elbenkönig die Hand hin und ließ ihn einschlagen, wenn auch sehr zögerlich.
Da schien es Kili vor lauter Neugier nicht mehr auszuhalten: "können wir jetzt endlich weiter schauen? Es war gerade spannend!"

*Evies Sicht*

Leise hörte ich hinter mir ein Räuspern, jemand zog vorsichtig an meiner Decke. Ich schlug demjenigen auf die Finger und wedelte genervt in die Richtigung. Ausgerechnet in der Schlussszene, wer war das bitte?! Idiot.
Empört kuschelte ich mich noch ein bisschen weiter ein. Der Stoff dieser Decke war einfach unglaublich, so weich. Ich musste morgen mal fragen, wo July und Abby die gekauft hatten.
Da räusperte sich neben mir wieder jemand, diesmal aber lauter und ausdrücklicher. Ich blickte nach links und begegnete Thranduils verärgertem Blick, verstand jedoch nicht, was ich ihm getan hatte.

"Was denn?", flüsterte ich leise. Der Elbenkönig deutete auf meine Decke: "ich hätte gerne meinen Umhang zurück!"
Irritiert sah ich nach unten, dann bemerkte ich meinen Fehler. Das war gar keine Kuscheldecke, das war Thranduils heiliger Umhang! O nein. Offenbar war der von der Couch nach unten gehängt und ich hatte ihn für meine Decke gehalten. Der Elb würde deswegen doch sicher keinen Mord begehen, oder? Was musste der auch dieses riesige Teil Zuhause an haben?!

Mit einem sehr reuevollen Blick wickelte ich mich aus und wandte mich peinlich berührt ab. Der Elb würde hoffentlich nie erfahren, dass ich mir nach den fettigen Chips die Finger nicht gewaschen hatte. Oje, oje, ich wollte am liebsten ganz schnell weg von hier.
"Rette mich bitte!", flüsterte ich Lily panisch ins Ohr. Meine Freundin sah mich jedoch nur fragend an und legte die Hand an meine Stirn. Vielleicht war ein plötzlicher Fieberanfall nicht die schlechteste Idee?

Allerdings schien Thranduil vom Film so gefesselt zu sein, dass die Info über meine frevelhafte Tat nicht bis in sein Gehirn drang. Er verabschiedete sich nach dem "the end" auch so schnell ins Bett, dass sich meine Nerven wieder beruhigten. Trotzdem war ich froh, dass Lily bei mir schlief und die Zwergenbrüder nebenan.
"Der hat doch nicht mal seine Schwerter", beruhigte mich meine Freundin, als ich ihr vor dem Schlafengehen davon erzählte. Selbstverständlich hatte sie mich zuerst herzhaft ausgelacht, bis ich sie aus dem Bett geschubst hatte.

"Ach komm, ein bisschen Angst ist doch begründet. Der Kerl kann mich mit bloßen Händen vermöbeln! Hast du mal seine Muskeln gesehen?", ich warf ihr einen eindeutigen Blick zu. Lily, immer noch am Boden sitzend, verdrehte die Augen. Da ertönte Kilis Stimme: "über wen redet ihr da?"
Beide Zwergenprinzen standen im Türrahmen, der jüngere grinste wie ein Honigkuchenpferd. Offenbar hatten sie meinen letzten Satz gehört, aber ohne Kontext war der natürlich etwas missverständlich. Heute war echt nicht mein Tag.

Lily öffnete gerade den Mund, da funkte ich dazwischen. "Muss ich mir die Ohren zuhalten oder ist der Kommentar jugendfrei?"
Empört drehte sie sich zu mir, aber ich brachte sie mit einem einzigen Blick zum Schweigen, der sie leicht rot anlaufen ließ.
Interessiert lehnte sich Kili nach vorne: "das finde ich jetzt interessant. Will mich jemand einweihen?"
Fili, ganz der große Bruder, schubste ihn in den Raum und schloss die Tür. "Das könnt ihr morgen klären und zwar ohne uns!"
Er zwinkerte mir zu, dann verschwanden die beiden hinter dem Raumtrenner. Dankbar sank ich ins Kissen und drehte der Welt den Rücken zu. Für heute reichte es.

Offenbar hatte aber irgendeine höhere Macht etwas gegen mich, denn schon wenige Stunden später wurde ich unsanft geweckt. Im Raum war es dunkel, nur schemenhaft erkannte ich die Umrisse unserer Koffer und den Kram, der am Boden lag.
Etwas anderes erkannte ich jedoch ganz klar und das war Lily. Die hatte sich im Schlaf halb auf mich gerollt und nahm fast das ganze Bett ein. Deshalb hatte ich mir wohl auch meinen Kopf an der Wand angeschlagen, wovon ich aufgewacht war. Zudem war mein T-Shirt verschwitzt und mein Hals eine Wüste.

"Mein Gott, wie soll man denn so schlafen?!", grummelte ich schlecht gelaunt und schob meine Freundin von mir weg. Nachdem wir fast wie Schwestern aufgewachsen waren und ungefähr jedes Wochenende Übernachtungspartys gemacht hatten, wusste ich, wie tief sie schlafen konnte. Deswegen gab ich mir auch nicht wirklich Mühe, leise zu sein, als ich mich aufsetzte und über sie kletterte. Jedoch hatte ich die Bettkante übersehen und landete unsanft auf dem Boden.
"Das kann jetzt nicht war sein!"

Ich überlegte gerade, aus Frust laut zu schreien, da ertönte eine Stimme von der anderen Seite des Zimmers. "Alles okay bei dir?"
Mein inzwischen waches Gehirn registrierte, dass das Fili war. Ach stimmt, wir hatten ja Gesellschaft.
Seufzend richtete ich mich auf und zupfte mir das T-Shirt über den Kopf, um es im nächsten Moment durch eins aus meinem Koffer auszutauschen. "Nein. Aber hey, wenn du schon wach bist, hast du Durst? Ich hole mir was zum Trinken."
Auf der anderen Seite hörte ich dumpfe Schritte, dann spürte ich Filis Anwesenheit in der Nähe und tastete mich im Dunkeln bis zur Tür und zum Zwerg vor.

Der Weg nach unten gestaltete sich als sehr spannend und ich bereute nicht nur einmal, dass ich hier im zweiten Stock wohnte. Die Treppe ins Dach hatte nämlich weder Fenster, noch Lampen und diese Kombination gestaltete sich als sehr unpraktisch. Immerhin knallte ich nur einmal gegen Fili und wir fanden sogar die Türklinke nach nur zwei Anläufen. Im ersten Stock angekommen wollte ich erleichtert anmerken, dass wir es geschafft hatten, da berührte etwas meinen Fuß.

Trotz dem Licht durch das Fenster im angrenzenden Treppenhaus, schrie ich zuerst und schaute dann nach. Fili, dessen Fuß ausversehen meinen berührt hatte, gab mir mit winkenden Bewegungen zu verstehen, dass ich leise sein sollte. Ich wollte ihn gerade schimpfen, da hörte ich Schritte im Zimmer neben uns. Oh, da war wohl jemand von mir geweckt worden.
Ohne Kommentar packte ich den Zwergenprinz und zog ihn so schnell wie möglich in die Ecke des Flurs, wo kein Licht hin schien.
Wenn das Ally war, wollte ich ihrer schlechten Laune nämlich nicht begegnen, die kannte ich gut genug.

Im nächsten Moment öffnete sich die Tür zum Gästezimmer und Allys Kopf spähte heraus. "Da ist niemand!", flüsterte sie ins Zimmer. Gleich darauf erschien Thorin neben ihr, die Augen prüfend zusammengekniffen. "Das kann doch nicht sein!"
Ich spürte Filis flachen Atmen neben mir, keiner von uns rührte auch nur einen Muskel. Wie sollten wir denen plausibel erklären, was wir hier zu zweit mitten in der Nacht machten, ohne falsche Gedanken zu wecken?!

Da öffnete sich die Tür neben uns, zum Glück so, dass sie unser Eck verdeckte.
"Was macht ihr da?", wollte ein sehr irritierter Legolas wissen.
Ally gab ihm mit wilden Gesten zu verstehen, dass sie das nicht war, aber auch niemand entdecken konnte.
Wenn der Elb auch nur einen Blick nach rechts warf, würde er uns mit seinen guten Augen sicher entdecken. Ich kramte in meinem Gehirn bereits nach einer realistischen Ausrede, da zischte Julys Stimme Legolas zu, er solle gefälligst die Tür wieder zu machen.
Ich sendete ihr einige imaginäre Umarmungen, als sich nach kurzem Zögern die Tür wieder schloss und auch Ally und Thorin wieder verschwanden.

"Bloß weg hier!", flüsterte Fili leise in mein Ohr und wir sprinteten in Rekordtempo über den Flur und die Treppe runter. Heil in der Küche angekommen, lehnte ich mich erschöpft auf die Arbeitsfläche. "Das war viel zu anstrengend. Gibst du mir eine gekühlte Wasserflasche?"
Mein zwergischer Begleiter holte uns zwei Flaschen aus dem Kühlschrank, die wir dann nachher gleich mit nach oben nehmen konnten. Dabei fielen ihm zwei Würfel Hefe runter, die er jedoch noch im Flug auffing.
Und ich hatte plötzlich eine grandiose Idee.

"Fili, lass uns einen Hefezopf backen. Da freuen wir uns morgen Vormittag und ich kann eh nicht schlafen. Bist du dabei?"
Enthusiastisch deutete ich auf die Würfel in seinen Händen. Der Zwerg blickte mich im fahlen Licht der kleinen Küchenlampen schräg an: "kannst du mit Hefe backen? Und was ist mit Bilbo? Der schläft nebenan."
Ich zuckte mit den Schultern und deutete nach unten. "Wofür gibt es online Videos? Und den Teig rühren wir halt im Keller an, da hört uns niemand."

Logisch betrachtet hatte ich lange schon keine so verrückte Idee mehr gehabt. Hungrig betrachtet war sie jedoch gar nicht so schlecht.
Im großen Vorratskeller gab es genug Platz und Zutaten, nur auf das Ruhrgerät verzichteten wir sicherheitshalber aus Lärmschutzgründen.
Leider hatten wir einen Löffel zu wenig mitgenommen und als uns zu viel Mehl in die Schüssel rieselte, bekamen wir es nicht wieder in die Packung zurück. Das war der Moment, in dem ich beschloss, leicht vom Rezept abzuweichen könne nicht schaden.
"Wenn wir von allem noch ein bisschen was dazu tun, ist es wieder gleich. Online steht, das Rezept hat das Niveau 'einfach', das ist okay", überzeugte ich Fili und warf den zweiten Hefewürfel auch noch mit rein.

"Wir haben alles so gemacht wie im Video, das wird super", gab ich freudig von mir, als ich den Teig dann oben in den Kühlschrank stellte. Fili seufzte leise und löschte hinter uns das Licht: "Ich hoffe, du hast Recht."
Gut gelaunt hüpfte ich die ersten Stufen der Treppe hoch und grinste im Dunkeln vor mich hin.
"Ach komm, was kann schon passieren?"

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