Es geht wieder aktiver weiter
Rache für Laura
Luna hatte sich mittlerweile auf den Schoß ihres Vaters gesetzt, und ihr Gesicht an dessen Brust vergraben. Mit der anderen Hand hielt sie sich immer noch an Harry fest.
„Soll ich Fred rufen?“
„Nein, noch nicht“, kam die geschluchzte Antwort.
„Ist gut.“
Harry wusste, was mit diesem ‚noch’ gemeint war. Luna wollte damit einfach nur sagen, dass sie noch nicht so starkes Vertrauen zu ihrem Freund hatte, um ihn bei so einer Situation zu holen. Der Nekomata konnte das verstehen, ihm war es damals gleich gegangen, zwar hatte er sich in seinem dritten Jahr in Severus verliebt, aber er vertraute ihm nicht genug um ihn um Hilfe bei Rons Entführung zu bitten. Er hatte ihn ja sogar bewusstlos gehext.
Severus hatte kurz den Raum verlassen und kam mit einer kleinen Flasche zurück.
„Hier, trink das. Es ist ein Beruhigungsmittel auf der Basis von Fawkes’ Tränen.“
Luna nahm das Fläschchen dankbar an, musste sich aber von ihrem Vater helfen lassen, da sie sehr stark zitterte.
Fawkes kam angeflogen und stimmte ein ruhiges Lied an. Und nach einiger Zeit zeigte beides Wirkung. Luna schlief ein.
Xeno setzte sich etwas bequemer hin, ließ seine kleine Tochter aber nicht los.
Fasziniert konnten Harry und Severus beobachten, wie sich die Miene des sonst so freundlichen Mannes verdüsterte.
Mit eiskalter Stimme fing er an.
„Ich werde diesen Kerl aus seinem Loch zerren und dafür büßen lassen, was er meiner Familie angetan hat.“
„Was genau meinst du mit aus seinem Loch holen? Er sitzt doch schon in Askaban.“
„Ganz einfach, mein Lieber, ich werde den Kerl auf die gleiche Weise bestrafen, wie ihr es mit den Mephisticuffs getan habt.“
Harry verstand natürlich sofort.
„Du willst ihn auf die Drachenfelsen schicken.“
„Und nicht nur das!“
Severus musste schlucken. So hatte er Xeno noch nie erlebt. Der Mann hatte im Moment mehr von einem Racheengel als von einem sanften Traumtänzer. Jetzt erinnerte er sich auch wieder an die Drohung, die Xen kurz vor ihrer Hochzeit ausgesprochen hatte. Nur gut, dass Sev seinen Kleinen wirklich liebte, denn auf ein Duell mit einem wütenden Lovegood hatte er keine Lust. Dennoch musst er einschreiten.
„Xeno, so sehr ich deine Wut auch verstehe, bitte bleib ruhig. Du machst deiner Tochter sonst Angst. Und das, obwohl sie schläft.“
Sofort blickte der blonde Mann auf Luna, und es stimmte: die Kleine zitterte.
Sanft strich er ihr über den Rücken, küsste sie auf den Schopf und sprach ruhig auf sie ein.
Nach einiger Zeit durchbrach Harry das Schweigen.
„Wie meinst du das, du willst Holtropp nicht nur mit den Drachenfelsen bestrafen?“
„Ganz einfach, die schlimmste Strafe für Leute, die auf die Insel kommen, ist es, das Essen für die Oger zuzubereiten.“
„Ja, weil es künstliches Menschenfleisch ist.“
„Genau, für gewöhnlich sieht man das aber nicht, es sind nur Fleischstücke, die könnten auch von Tieren stammen. Ich will aber, dass dieser Mörder ganz genau weiß, was er da zubereitet.“
„Du willst, dass er einen Menschen sieht!“
Nein, Severus wollte wirklich nie auf der falschen Seite von Xens Zauberstab stehen.
Was der Mann allerdings als nächstes sagte, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
„Nicht irgendeinen.“
„X... Xeno...“
Harry sah den Mann mit großen Augen an.
„Tut mir leid, Harry, ich wollte dich nicht erschrecken, aber genau das habe ich vor. Er wird immer sein Ebenbild vor sich haben. Du weißt sicher, wie sehr Lauras Tod Luna zugesetzt hat?“
„Ja, natürlich. Sie hat ein halbes Jahr nicht mehr gesprochen.“
Nun musste sich auch Severus setzen.
Er nahm seinen Mann in den Arm, ohne dass der die Hand von seiner Schwester loslassen musste.
„Ein halbes Jahr?“
„Allerdings. Und sie ist jede Nacht durch einen Albtraum aufgewacht. Ich musste Alarmzauber auf sie legen, weil sie selbst dann keinen Ton von sich gegeben hat. Es ging sogar so weit, dass sie teils nur schlafen konnte, wenn sie bei mir war. Auch hatte mein Stern unglaubliche Verlustängste. Sie wollte mich nie aus den Augen lassen, ich musste sie auch in die Redaktion mittnehmen. Ich hatte schon befürchtet, dass ich sie nicht nach Hogwarts werde schicken können, aber mit der Zeit wurde es besser. Nur dass sie eben jetzt noch verträumter ist als vorher. Ich denke, damit will Luna ihrer Mutter näher sein, die war ja genau so.“
Stille kehrte ein, jeder hing seinen Gedanken nach. Severus hätte nie gedacht, dass hinter dem fröhlichen Mädchen so viel Trauer steckte. Eigentlich kein Wunder, dass sie sich so gut mit Harry verstand. Und gleichzeitig peinlich für alle Lehrer, dass sie das wieder mal nicht bemerkt hatten.
„Die Idee ist ja an sich nicht schlecht, aber wirst du das auch schaffen? Ich meine, Daniel Holtropp wurde ja bereits verurteilt. Kann man da die Bestrafung einfach so ändern?“
Harry sah die beiden Männer abwartend an.
„Kann man, wenn berechtigter Grund besteht und man genug Einfluss hat. Und den hat Xeno, auch werde ich alles tun um ihn zu unterstützen, und der Orden mit Sicherheit auch.“
„Danke, Severus. Was anderes, um was geht es denn in dem Buch, dass Luna und du herausbringen wollt?“
Harry atmete tief durch.
„Es sollte eigentlich eine Weihnachtsüberraschung für dich und den Orden werden. Der Inhalt des Buches könnte den Krieg umkrempeln.“
Nun blickten ihn die beiden erwartungsvoll an.
„Das stand auch in dem Brief meiner Frau, aber was genau ist damit gemeint?“
„Reicht es, wenn ich sage, der Titel lautet: ‚Die Wahrheit über Salazar Slytherin’?“
Wenn es ging, wurden die beiden Männer noch blasser.
„Laura hat...“
„Ja, deine Frau war wirklich eine außergewöhnliche Hexe. Allein ihre Experimente, wenn man die weiterentwickelt, wäre das fantastisch. Und was das Buch betrifft, Mrs. Lovegood hat es sich nicht leicht gemacht, alle ihre Nachforschungen haben Hand und Fuß. Und es beweist, dass Slytherin ein ganz anderer Mann war als alle bis jetzt geglaubt haben. Wenn Riddle das rausfindet, beißt er vor Wut mit Sicherheit in seinen Thron.“
Gegen ihren Willen mussten die beiden Männer doch lachen.
„Wenn es eine Überraschung werden soll, dann will ich auch nicht, dass ihr sie jetzt schon verratet. Ich werde meine Rache auch so bekommen.“
Harry nickte erleichtert.
Es dauerte noch eine halbe Stunde, ehe Luna wieder aufwachte.
„Na, meine Kleine, geht es wieder besser?“
„Ein wenig.“
Luna kuschelte sich an ihren Daddy.
Plötzlich sprang Zähnchen auf Lunas Schoß und hielt ihr etwas hin.
„Eine Nuss. Das ist echt eine Ehre, Schwesterchen. Nicht mal Igel wollte sie eine abgeben, und den vergöttert die Kleine regelrecht.“
Lächelnd nahm Luna das Geschenk an.
„Danke, Zähnchen, das ist lieb von dir.“
Das Werhörnchen war sichtlich stolz darauf, das Mädchen zum Lächeln gebracht zu haben.
„Daddy.“
„Ja, was möchtest du?“
„Können wir Mummy besuchen?“
„Natürlich, Kleines. Severus dürfen wir deinen Kamin benutzen?“
„Natürlich.“
„Ich werde Luna morgen wieder zur Schule bringen. Ich glaube, sie braucht ein bisschen Zeit mit ihrem alten Vater.“
„Du bist nicht alt“, kam es protestierend.
Die beiden verabschiedeten sich von dem Ehepaar und machten sich auf den Weg Lauras Grab zu besuchen.
Kurz nachdem sie gegangen waren, ging es auch schon los.
Die Luft im Zimmer wurde immer kälter, und einige Gegenstände fingen auch schon gefährlich zu wackeln an.
Als Severus sich zu seinem Mann drehte, stockte ihm kurz der Atem.
Harrys Flügel waren aus seinem Rücken gebrochen, dummerweise hatten sie dabei wieder mal sein Hemd zerstört. Das würden sie wohl noch üben müssen.
Auch die Augen des Weißen Vampires hatten sich verändert. Das Grün wurde immer heller, bis es nur noch weiß war. Die Zähne verlängerten sich. Das Fell an Ohren und Schweif hatte sich gesträubt und auch die langen Haare standen wild ab.
Die Klauen hatten sich verlängert, und waren jetzt gut dreißig Zentimeter lang.
Und dann hob der Junge ab.
Er schwebte knapp unter der hohen Decke und um ihn bildete sich ein Magiesturm.
„Fawkes, bring die anderen nach nebenan, ich werde mich um Harry kümmern. Nein, keine Wiederrede.“
Wild schimpfend leistete der Feuervogel dem Wunsch folge. Auch wenn es weder ihm noch den anderen Tieren gefiel.
Langsam ging Severus auf den wilden Magiesturm zu. Erstaunlicherweise schien der ihm nichts zu tun. Vermutlich war das Harrys Unterbewusstes, das den Tränkemeister nicht verletzen wollte.
Harry hing immer noch in der Luft. Allerdings war deutlich zu sehen, dass er keinerlei Kontrolle über seine Flügel hatte, denn er hing kopfüber da.
Das hinderte den Jungen allerdings nicht daran weiter zu toben. Er fauchte, knurrte und schrie.
Es tat Severus weh seinen Kleinen so zu sehen.
„Harry, Kitten, bitte beruhige dich. Xeno wird alles tun, damit es Luna wieder besser geht. Und ich werde es auch, versprochen. Bitte komm wieder herunter.“
Vorsichtig streckte Sev seine Arme in Harry Richtung.
Der hatte sich zu der Stimme umgedreht und nun konnte Severus auch Tränen in den Augen seines Kleinen sehen.
„Komm zu mir.“
Mehr brauchte es nicht. Harry stürzte sich geradezu in Severus’ Arme. Die Flügel hatte er dabei immer noch draußen, allerdings störte das die beiden nicht.
Severus setzte sich, mit Harry auf dem Schoß, auf das Sofa.
Nach einiger Zeit ließ der Magiesturm nach und auch die Tiere trauten sich wieder in den Raum.
Es dauerte einige Zeit, bis sich Harry wieder völlig beruhigt hatte.
Nun hingen die Flügel wie eine Schleppe an dem Jungen herunter.
„Tut mir leid.“
„Muss es nicht, ich verstehe dich völlig. Und glaube mir, ich würde auch gerne das ein oder andere zerstören.“
„Arme Luna. Sie hat mir erzählt, wie es ihr damals gegangen ist. Wenn sie nicht so einen tollen Vater hätte, hätte sie das Ganze vermutlich nicht überstanden. Weißt du, es war eine Explosion, die ihrer Mutter das Leben kostete. Und ich muss dir wohl sicher nicht sagen, wie ihr Körper danach ausgesehen hat. Luna hat auch einiges abbekommen. Zum Glück war es aber nicht so schlimm, die Verletzungen sind ohne Narben verheilt.“
Severus atmete erleichtert aus, er hatte gar nicht gemerkt, dass er die Luft angehalten hatte. Unglaublich, aber Harry und Luna gehörten wohl zu den stärksten Menschen, die er kannte.
„Wie bekomme ich eigentlich die Flügel wieder los? Und warum haben sie schon wieder meine Kleidung zerrissen?“
„Du hast viel Energie verbraucht, wenn du etwas isst, geht es dir sicher wieder besser, und du kannst sie einziehen. Und das mit der Kleidung. Naja, mein lieber, da wirst du wohl üben müssen, auch was die Kontrolle über deine neuen Körperteile angeht.“
Harry nickte nur.
Dann knöpfte Severus sein Hemd auf. Das meinte sein Mann also mit Essen.
Und es stimmte, Harry wollte unbedingt etwas von dem köstlichen Blut seines Mannes.
Severus war überrascht von der Gier seines Kleinen, das Ganze schien ihm doch mehr Kraft gekostet zu haben als gedacht. Es dauerte fast zwei Minuten, bis er aufhörte zu trinken.
„Das war gut ein dreiviertel Liter.“
„Sorry, aber es ging nicht anders.“
„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich habe ja mehr als genug Blut. Was hältst du davon, wenn wir uns etwas zu essen bestellen, indisch, und dann sehen, ob du deine Flügel wieder loswirst?“
„Können wir danach noch baden?“
Harry sah seinen Mann schüchtern aber auch mit Bettelblick an.
„Gerne, komm.“
Der restliche Tag, war wie im Flug vergangen. Die beiden hatten ihn in der Wanne und auf dem Sofa verbracht. Natürlich erst als Harry seine Federn wieder los war.
Am nächsten Morgen klopfte es wie irre an der Tür.
„Verflucht, das ist eine Tür, keine Trommel.“
Harry fragte sich, wer da draußen so wenig an seinem Leben hing, dass er dermaßen auf das Holz schlug? Wütend riss er die Tür auf.
„Was?“
„Wo ist Luna!?“
Vor Schreck stolperte Harry nach hinten und wäre fast auf dem Hintern gelandet.
„Verflucht, Fred. Musst du mich so erschrecken?“
Der rothaarige Junge ging gar nicht auf die Beschwerde ein.
„Wo ist Luna? Sie hat gesagt, wir würden uns heute Morgen treffen. Aber wer war nicht da? Mein blonder Engel. Da sie sonst nie zu spät kommt, muss etwas passiert sein.“
„Erstens, nenn sie nicht blonder Engel, sie hasst die Bezeichnung. Und zweitens, Luna ist bei ihrem Vater, sie kommt aber sicher bald.“
„Was ist passiert?“
„Das würde ich auch gerne wissen“, kam es geknurrt von Severus.
Da kam er nichts Böses ahnend aus dem Bad und wer stand da? Ein Weasley. Und der schrie auch noch seinen Mann an.
Zornig baute sich der Schülerschreck vor dem Zwilling auf.
„Er macht sich Sorgen um Luna.“
Na toll, damit war die Wut verraucht. Harry gönnte ihm aber auch gar keinen Spaß.
„Sie wird sicher gleich im Büro ihres Hauslehrers auftauchen. Kommen Sie am besten gleich mit.“
„Erzählt ihr mir jetzt endlich was passiert ist?“, wollte Fred auf dem Weg zu Halle wissen.
Harry seufzte.
„Nein, tut mir Leid, Fred, aber weder ich noch Severus haben das Recht darüber zu reden. Das musst du Luna fragen. Ich kann dir nur so viel sagen: überrumpele sie nicht und sei für sie da. Klingt kitschig, ist aber im Moment das Einzige, was du tun kannst.“
„Geht es ihr schlecht?“
Harry nickte nur düster.
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Vor dem Eingang zur großen Halle standen dann wirklich Luna, ihr Vater und Professor Flitwick.
„Guten Morgen, Schwesterchen.“
„Morgen, Harry.“
Luna ging sofort auf ihren Bruder zu und umarmte ihn fest.
„Mach dir keine Sorgen, es geht mir schon wieder besser. Hallo, Severus, Fred, sorry, dass ich dich versetzt habe.“
„Macht nichts, aber jag mir bitte nie wieder so einen Schreck ein, ja?“
„Ich versuche es“. Damit umarmte sie auch ihn.
Xeno verabschiedete sich, da er einen Termin im Ministerium hatte.
„Sev, macht es dir was aus, wenn ich mich heute zu Luna setze?“
„Nein, geh nur.“
Damit machten sie sich getrennt auf den Weg. Die verwirrten Blicke der Schüler ignorierten sie dabei.
Natürlich erzählte Luna Fred noch am selben Tag, was passiert war. Die Folge war ein unkontrollierter Magieausbruch des Jungen und ein wütender Filch, weil dabei einige Fenster zu Bruch gingen. Das heiterte das blonde Mädchen dann doch wieder auf.
Zwirbel und Toby wichen nun überhaupt nicht mehr von der Seite des Mädchens.
Das verschärfte sich noch, als am nächsten Tag im Tagespropheten über Laura Lovegoods Tod berichtet wurde.
„Ich habe mir zwar gewünscht nicht mehr auf den Titelseiten zu sein, aber so nun auch wieder nicht“, meinte Harry, als er die Schlagzeile sah. Denn natürlich hatten es einige der Fotos von Hogsmeade in die Zeitungen geschafft.
„Schon, aber eine andere Möglichkeit blieb Xeno leider nicht. Wenn er das Urteil von Holtropp ändern will, muss er auch begründen, warum. Und, so leid es mir tut, aber ein Todesser, wenn auch kein offizieller, der eine Mutter vor den Augen ihres Kindes tötet, ist eine gute Begründung.“
„Ich weiß, aber mich stört, dass dadurch wieder die Sensationsgier der Leute angestachelt wird.“
„Kann ich verstehen, aber daran können auch wir nichts ändern.“
Allerdings hatte das Ganze auch etwas Gutes, die HA-Mitglieder bestanden noch am selben Tag auf ein Treffen. Nicht um nähere Informationen von Luna zu erhalten, sondern um zu trainieren. Jeder wollte für den Ernstfall bereit sein. Außerdem konnten sie auf diese Weise zeigen, dass sie für das Mädchen da waren.
„So, da ihr heute alle so entschlossen hier erschienen seid, habe ich entschieden, schon heute Gruppen einzuteilen.“
Alle blickten Harry verwundert an. Zwar wussten sie, dass der sie in Gruppen einteilen wollte. Aber eigentlich war das erst für nach die Feiertage geplant.
„Schaut nicht so, ihr seid soweit. Also, dass Ron, Hermine und ich in einer Gruppe sind, ist wohl klar, wir kämpfen ja auch schon Jahre zusammen. Luna, du wirst mit Fred und Puck eine Gruppe bilden. Ihr ergänzt euch super, du bist gut im Heilen und behältst auch in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf. Fred ist gut in Abwehr und Puck ist super bei Angriff. Er hat beim letzten Mal sogar Hermine ins Schwitzen gebracht. George, du bist in einer Gruppe mit Neville und Mimmy.“
„Nicht, dass ich mich beschweren will, aber warum bin ich nicht mit Fred in einer Gruppe? Wir ergänzen uns doch super.“
„Ja, das tut ihr, andererseits lenkt ihr euch aber auch gegenseitig zu sehr ab. Das ist in einem Kampf alles andere als Vorteilhaft.“
Und so ging es dann weiter, bis alle in Dreiergruppen aufgeteilt waren.
„Okay, bevor wir jetzt auslosen, welche Gruppe gegen welche kämpft, will ich, dass sich die jeweiligen Mitglieder gegenseitig einen Expelliarmus an den Hals hetzen. Bevor ihr fragt, erkläre ich es gleich. Wenn ein Kamerad im Kampf seinen Stab verliert und ein anderer verletzt ist, kann es überlebenswichtig sein, dass man sich auf den fremden Stab verlassen kann. Das funktioniert allerdings nicht einfach nur so. Der Stab akzeptiert euch nur dann als Träger, wenn ihr ihn in einem Kampf gewonnen habt.“
„Woher weißt du das?“
Hermine, und auch die anderen, blickten ihn neugierig an.
„Ich habe mal zum Spaß Severus’ Stab ausprobiert und er hat funktioniert. Sev meinte, dass das nur geklappt hat, weil ich ihn ja bereits einmal besiegt habe. Sonst hätte ich nicht mal ein Lumos hinbekommen. Oder zumindest nur einen schwachen. Aber ich warne euch gleich, es wird nicht funktionieren, wenn ihr es kampflos geschehen lässt. Der Zauberstab lässt sich nicht so leicht täuschen. Ihr werdet also erst mal gegeneinander kämpfen müssen.“
Und das taten sie dann auch.
Es dauerte gut eine halbe Stunde, bis jeder den Stab des anderen „erbeutet“ hatte.
Danach wurde ausgelost, welche Gruppe gegen welche kämpfen würde.
Und in genau diese Szene platzte Severus, der von Dobby hergebracht wurde. Der Tränkemeister hatte nur noch Zeit einen Schutzschild zu sprechen, bevor ihm auch schon ein gutes Dutzend Zauber um die Ohren flog.
Gebannt sah er dem Treiben zu. Die Zauber, die hier durch die Gegend flogen, wurden teilweise erst in der siebten Klasse gelehrt. Andere lernte man nur in der Auror- oder Fluchbrecherausbildung. Flora setzte gerade ihren Patronus, einen Schmetterling, ein. Der fegte, mit unglaublicher Kraft auf Hanna zu und schmiss das Mädchen um. So hatte er diesen Zauber auch noch nie gesehen.
Plötzlich flog Colin mit einem lauten Schrei an ihm vorbei. Der Junge wurde von Wurzeln an die Wand genagelt. Die kamen von einem sichtlich stolzen Neville. George klopfte ihm auf den Rücken und ließ die Hand länger da, als es nötig gewesen wäre.
Severus zog gerade die Augenbraue hoch, als er sich bereits vor den nächsten umgeleiteten Zaubersprüchen in Sicherheit bringen musste.
„Die Kinder werden immer besser.“
Severus sah zu Dobby.
„Zumindest verstehe ich jetzt, was Remus meint. Ich bin auch froh, dass sie alle auf unserer Seite sind. Ich möchte nicht mal einen der Erstklässler gegen mich haben. Nicht bei dem Lehrer.“
In dem Moment bemerkte Cho den Lehrer.
„Professor, wollen Sie zu Harry?“
„Wenn ich es überlebe.“
Die Asiatin lächelte und machte das Time-out Zeichen in Richtung Fawkes. Der erhob sich auch sofort und flog einen großen Bogen über die Kämpfenden. Dabei hinterließ er einen Funkenregen.
Sofort wurden die Kämpf eingestellt.
„Sev!“
Harry sprang auf seinen Mann zu.
„Und, was sagst du?“
„Ab morgen bringe ich dir nonverbale Sprüche bei.“
„Cool. Aber deswegen bist du nicht hier, oder?“
„Nein, ich muss gehen.“
„Bitte?“
Harry verlor jegliche Gesichtsfarbe und klammerte sich panisch an seinen Mann fest.
Severus dachte: ‚Memo an mich selbst: Keine solchen zweideutigen Bemerkungen mehr’.
„Beruhige dich wieder, so meinte ich das nicht. Die Todesser greifen einige der erwachsenen Neu-Zauberer an. Der Orden will ihnen helfen. Deswegen werde ich heute wohl später kommen. Vermutlich hängt das auch mit dem Angriff auf Arthur zusammen.“
Die Weasleys blickten ihren Tränkelehrer verwirrt an.
„Dir passiert doch nichts?“
„Natürlich nicht, ich bin nicht allein. Dein Streichelwolf und der Flohbeutel sind dabei.“
„Pass trotzdem auf dich auf.“
„Natürlich.“
Gerade wollte Severus nach einem Kuss gehen, da hörte er:
„Fawkes, begleite ihn, bitte.“
Und schon setzte sich der übergroße Truthahn auf seine Schulter.
Da er wusste, dass protestieren zwecklos war, machte er sich mit dem Suppenhuhn auf den Weg.
Seinen unglücklichen Mann zurücklassend.