2. Geständnis
„Und wohin jetzt?“, fragte Emily.
Das war eine gute Frage, denn sie standen mitten in der Nacht auf einer verlassenen Straße. Emily setzte sich auf den Bordstein und ihr großer Koffer stand daneben. Vorsichtshalber zog sie ihren Zauberstab aus dem Koffer und versteckte ihn in ihrem Ärmel.
„Keine Ahnung“, sagte Harry und ließ sich neben seine Schwester fallen. „War nicht unbedingt die beste Idee wegzurennen. Wir haben kein Geld und eigentlich müsste das Ministerium mich schon suchen weil ich gezaubert habe.“
„Immerhin sind wir die Dursleys los“, sagte Emily und versuchte das alles positiv zu sehen. „Allerdings habe ich auch keine Ahnung-" Sie stoppte plötzlich und stand wieder auf.
„Was ist?“, fragte Harry verwundert, doch dann stand auch er auf.
„Ich habe etwas gehört“, antwortete Emily und drehte sich um zu den Büschen am Straßenrand. Ein komisches Gefühl sagte ihr, dass sie beobachtet wurden. Sie stellte sich zu, dass sie vor Harry stand und entzündete ein Licht an ihrem Zauberstab mit einem geflüsterten Lumos. Das helle Licht breitete sich aus und blendete sie kurz.
Für einen Moment sah sie die Umrisse von etwas großem, schwarzen mit leuchtenden Augen. Es sah verdächtig nach einem Hund aus. In seinen Augen stand für einen Augenblick so etwas wie Staunen, Schrecken und Ungläubigkeit stehen. Als ob der Hund fast schon menschlich wäre.
Ein Krachen riss sie aus ihren Gedanken. Harry war rücklings über seinen Koffer gefallen, sein Zauberstab lag neben ihm und hinter ihm stand ein violetter Bus. Ein Dreistöckiger um genau zu sein, mit den Namen Der fahrende Ritter. Woher kam der denn auf einmal? Emily rieb sich verwundert über die Augen, doch der Bus war immer noch da. Sie half Harry auf die Beine, als ein Schaffner auftauchte und sagte: „Willkommen im Fahrenden Ritter. Nottransport für gestrandete Hexen und Zauberer. Mein Name ist Stan Shunpike und ich bin heute ihr Schaffner. Was machst du da unten?“ Das letzte klang ein bisschen verwundert.
„Bin hingefallen“, sagte Harry. Er blickte über seine Schulter wo noch ein paar Sekunden zuvor der Hund gestanden hatte. Stan sah ihn verwundert an.
„So, der Bus fährt überall hin?“, fragte Emily und zog die Aufmerksamkeit wieder auf sich.
„Jep“, sagte Stan stolz. „Überall hin wo du willst.“
„Wie viel kostet es nach London?“, fragte Emily.
„Elf Sickel“, antwortete Stan und die beiden stiegen ein. „Wie heißt ihr?“
„Neville Longbottom“, sagte Harry hastig und strich seine schwarzen Haare über die Stirn.
„Emily Evans“, stellte Emily sich vor. „Eine Freundin von Neville.“ Es war gut, dass Harry sich nicht mit seinem richtigen Namen vorgestellt hatte, denn das hätte sofort die Aufmerksamkeit auf sie gelenkt. Sie sah sich in dem geräumigen Bus um. Es gab keine Sitze, stattdessen mehrere Betten. Zwischen den verhängten Fenstern brannten Kerzen. Emily und Harry schoben ihre Koffer mit Stans Hilfe unter das vorderste Bett und setzten sich.
Mit einem lauten Knall bewegte sich der Bus vorwärts. Emily fiel gegen Harry weil der Bus so schnell fuhr. Als sie wieder nach draußen sah, erkannte sie die Landschaft nicht mehr wieder. Irgendwo in Wales waren sie nun, laut Stan, denn dort waren sie bevor Harry den Bus gerufen hatte, indem er mit ausgestrecktem Zauberstab über seinen Koffer gefallen war.
Auf dem Weg sprangen die Häuser, Pfosten, Autos und was auch immer davon sobald sich der Bus näherte und als er vorbei war, wieder zurück. Und dass alles bei einem halsbrecherischen Tempo. Stan versteckte sich hinter einer Ausgabe des Tagespropheten. Auf der Titelseite war ein Mann mit eingefallenem Gesicht und schwarzen, verfilzten Haaren zu sehen. Harry stupste Emily in die Seite und deutete auf das Bild.
„Der Mann war in den Muggelnachrichten“, sagte er.
„Sirius Black“, sagte Stan. „Ist aus Askaban geflohen. Hat dreizehn Muggel auf einmal umgebracht. War vor zwölf Jahren.“
„Dreizehn Muggel?“, fragte Emily erstaunt.
„Jep“, bestätigte Stan. „Black war ein großer Anhänger von Du-Weißt-Schon-Wem. War angeblich die rechte Hand von ihm. Naja, sie haben Black eingeengt in einer Straße voller Muggel und Black zog seinen Zauberstab und jagte die ganze Straße hoch. Als sie ihn gefasst haben, hat er nur gelacht. Is’ ziemlich verrückt. Und jetzt ist er ausgebrochen. Hat es vorher noch nie gegeben.“
„Erzähl den Kindern was anderes“, sagte Ernie, der Fahrer. „Die Wärter von Askaban geben mir Bauchschmerzen.“
Für den Rest der Fahrt herrschte Schweigen. Emily überlegte, ob dieser Sirius Black die Gefahr war vor der Dumbledore sie gewarnt hatte. Aber warum war Sirius hinter Harry her? Sie kam zu keinem Ergebnis und schon bald kamen sie am Tropfenden Kessel an. Emily war froh, den Bus zu verlassen, denn Ernies Fahrstil drehte ihr den Magen um. Stan reichte ihnen ihre Koffer und sie wollten gerade in den Tropfenden Kessel gehen, als eine Stimme aus dem Schatten sagte: „Da bist du ja, Harry.“
Die Stimme gehörte zu Cornelius Fudge, dem Minister für Zauberei, persönlich. Es schien als ob er schon auf Harry gewartet hätte. Fudge schob Harry in den Pub hinein und Emily, die kaum beachtet wurde, folgte ihnen.
„Könnten wir bitte ein privates Zimmer bekommen?“, fragte Fudge Tom, den Besitzer des Pubs. Tom führte Fudge und Harry weg, bedeutete Emily aber zu warten. Es wunderte sie nicht, denn es wusste ja niemand, dass sie Harrys Schwester war. Ein paar Minuten später tauchte Tom wieder auf und führte sie nach oben in eins der Gästezimmer. Eos und Hedwig saßen auf dem Schrank und begrüßten Emily mit wildem Flügelflattern. Sie sah sich um, neben dem Bett standen ein großer Spiegel und ein Schreibtisch. Hier konnte man es aushalten, es war vor allem besser als das kleine Zimmer bei den Dursleys. Sie setzte sich auf das Bett und wartete auf Harry.
„Was wollte Fudge von dir?“, fragte Emily besorgt als Harry endlich wiederkam.
„Es war komisch“, antwortete Harry. „Ich bin nicht rausgeflogen. Noch nicht mal bestraft worden. Die einzige Auflage ist, dass ich in der Winkelgasse bleibe. Sie wollen mich nicht noch einmal verlieren, haben sie gesagt.“
„Das ist wirklich komisch. Das ist doch nur ein einfacher Fall von Zauberei und Fudge ist Minister“, sagte Emily verwundert.
„Eben“, antwortete Harry und schmiss sich aufs Bett. „Aber ich bin so müde. Lass uns schlafen gehen. Achso Tante Magda haben sie wieder aufgepickst. Alles in Ordnung.“
„Schade“, erwiderte Emily schläfrig. „Meinetwegen hätte sie als Ballon quer über England schweben können.“
Harry lachte leise, dann war er auch schon eingeschlafen. Emily war nur wenige Sekunden später ebenfalls eingeschlafen.
*
Zwei wundervolle Wochen ohne die Dursleys lagen vor ihnen und Emily würde sie voll ausschöpfen. Weder Harry noch Emily hatten das Bedürfnis ins London der Muggel zurück zu kehren, denn die Winkelgasse war faszinierend. Sie aßen jeden Morgen Frühstück im Tropfenden Kessel, dann wanderten sie durch die Gasse, kauften ihre Schulsachen und setzten sich dann in Florean Fortescue’s Eissalon. Florean half ihnen nicht nur bei den Hausaufgaben, sondern brachte ihnen auch noch jede halbe Stunde ein Eis vorbei. Jeden Tag spazierten sie am Laden für Quidditchausrüstung vorbei und betrachten den neuen Feuerblitz, den schnellsten Besen der Welt.
„Wär schon toll so einen zu besitzen“, sagte Harry träumerisch.
„Jep“, gab Emily zu. „Wir wären soviel schneller als Malfoy. Aber er ist viel zu teuer.“
„Da hast du leider Recht“, erwiderte Harry seufzend. „Aber wir sind sowieso besser als Malfoy. Wir sind einfach das bessere Team.“ Er grinste bei der Erinnerung an das Spiel gegen Slytherin im letzten Jahr. Gryffindor hatte mit Pauken und Trompeten gewonnen.
Zwischendurch kam ein langer Brief von Inga, gebracht von ihrer Eule Arachne. Arachne war absolut riesig und hatte ein braungeflecktes Gefieder. Arachne und Eos konnten sich auf Anhieb nicht leiden und weil Eos, auch wenn sie so klein war, andauernd die andere Eule angriff, verbannte Emily Arachne nach draußen, obwohl sie ihr das ziemlich übelnahm. Wie man eine Eule Spinne nennen konnte, erschloss sich Emily auch nicht.
Hallo Emily,
tut mir Leid, dass ich dir so lange nicht geschrieben habe, dafür kriegst du jetzt einen extralangen Brief von mir. Wenn Arachne Probleme macht, schick sie nach draußen. Sie ist ziemlich eigen. Lasse und meine Eltern haben gerade Urlaub und wir sind nach Schweden gedüst um Mamas Familie zu besuchen.
Hier ist es so hell, ich glaube die kennen überhaupt gar keine Nacht. Keine Ahnung ob ich mich wieder an Tag und Nacht in England gewöhnen kann. Immerhin kann ich hier wenigstens so lange aufbleiben wie ich will.
Ansonsten gibt es hier sehr, sehr, sehr viel zu Essen, ich glaube ich platze bevor ich zurückkomme. Also wenn wir uns nicht mehr sehen, dann weißt du warum. Lasse hat schon wieder ein Mädchen gefunden und kaum zu sehen. Ich will nicht wissen was er die ganze Zeit mit ihr anstellt und dank Merlin wissen es Mum und Dad auch nicht. Wenigstens bessert er so sein Schwedisch auf, was wirklich echt schlecht ist, auch wenn sie wahrscheinlich nicht so viel reden.
Wenigstens kann ich mit meinen Cousins Quidditch spielen. Einer von denen spielt auch in der Nationalmannschaft, die bereiten sich jetzt schon auf den Weltcup vor, obwohl der erst in einem Jahr ist. Naja, ich habe aus Versehen einem meiner Cousins einen Klatscher an den Kopf gedonnert und er ist vom Besen gefallen. Was kann ich denn dafür wenn er genau in den Klatscher hineinfliegt? Er war sowieso bescheuert. Meinst du ich könnte mich als Treiberin fürs Hausteam bewerben? Wir zwei beide als erbitterte Gegnerinnen auf dem Quidditchfeld? Inga Bergström, erstklassige Treiberin von Hufflepuff, haut die Klatscher wie Kanonenkugeln über das Feld, zielsicher wie ein Profi. Emily Evans, eine der erfolgreichen Jägerinnen Gryffindors, klein und flink, weicht allen Gefahren blitzschnell aus. Das wäre doch was, oder? Sorry, jetzt schweife ich aber ab. Lasse hat auch einen meiner Klatscher abgekriegt, aber ob das ein Versehen war, bin ich mir nicht so sicher. Er meinte nämlich, dass er unseren Eltern erzählen müsste, dass ich mich mit Anton, Elisa und Arvid nachts aus dem Haus geschlichen habe. Und er hat die ganzen Ferien nichts anderes gemacht! So ein Heuchler!
Auf jeden Fall sind wir seit ein paar Tagen wieder zurück in London und Lasse ist nach Rumänien gefahren. Er will Charlie besuchen, zusammen mit Tonks(okay, du kennst sie jetzt nicht, aber sie war mit Lasse und Charlie in einem Jahrgang und sie sind die besten Freunde, sie ist ziemlich cool, sie ist nämlich ein Metamorphmagus und ich schweife schon wieder ab). Meine Eltern sind arbeiten und ich habe die ganze Wohnung für mich alleine. Susan und Hannah waren ein paar Mal da, ich soll dich von ihnen grüßen! Neville habe ich auch ein paar Mal gesehen. Junge, hat der eine Großmutter! Wie ein bissiger Hund! Aber lass sie das bloß nicht hören!
Leider hat Mum mich gezwungen meine Schulsachen am Anfang der Ferien zu kaufen und den Rest per Eulenpost gekauft, so dass ich jetzt nicht in die Winkelgasse komme. Deshalb schreibe ich jetzt elllenlange Briefe an jeden den ich kenne. Du weißt nicht zufällig ob mein Brief an Leo angekommen ist? Antwort habe ich bis jetzt noch nicht bekommen.
Dafür erwarte ich von dir eine Antwort! Aber pronto. Sonst sterbe ich hier drin vor Langeweile (kannst du glauben, dass ich mir schonmal meine Bücher angeguckt habe? Ansonsten habe ich mir Lasses Bücher über Auroren geschnappt. Meinst du man könnte dieses Wissen gewinnbringend einsetzen? Wie verhexe ich meinen Gegner und so?)
So ich mach jetzt Schluss, sonst schweife ich noch mehr ab. Mein nächstes Ziel ist die Schallplattensammlung meiner Eltern, vielleicht finde ich da ja was interessantes.
käraste hälsningar, Inga (Das heißt allerliebste Grüße auf Schwedisch, ich wollte nur mal beweisen, dass ich wirklich Schwedisch kann)
Die Ferien waren wirklich perfekt als Emily entdeckte, dass es bei Flourish & Blotts auch Bücher über Animagi gab. Sie kauften gerade ihre letzten Schulbücher und Emily wanderte durch die Gänge. Sie erinnerte sich noch daran wie sie das erste Mal mit Snape hier gewesen war. Sie war so fasziniert gewesen und wäre am liebsten ewig in dem Buchladen geblieben. In einer dunklen Ecke stand ein schmales Regal in dem ein paar alte Bücher lagen. Eine dicke Staubschicht bedeckte alles und verriet ihr, dass sich selten jemand hier hin verirrte. Sie durchsuchte vorsichtig das Regal bis sie sich für ein dünnes, abgenutztes Buch entschied. Der Titel war kaum noch lesbar und die Seiten fielen beinahe heraus. Was aber noch viel wichtiger war, dass es die letzten Hinweise auf die Verwandlung enthielt. Emily wusste nicht ob sie ihr das Buch wirklich verkaufen würden, aber sie konnte es ja mal probieren. Sie legte das Buch zusammen auf einen Stapel mit ihren Schulbüchern und ging zur Kasse.
Der eine Verkäufer kämpfte gerade mit einer Ausgabe des Monsterbuches der Monster und war ziemlich verärgert. Er fertigte Harry und Emilys Einkäufe ziemlich schnell ab und musste dann schon wieder davon eilen um die Bücher davon abzuhalten sich gegenseitig zu töten, falls man bei Büchern davon sprechen konnte. Wie sich herausstellte war das Monsterbuch der Monster ihr Buch für Pflege magischer Geschöpfe.
Nachts, wenn Harry schon schlief, blieb Emily noch wach und studierte ihre Bücher über Animagi. Sie hatte herausgefunden, dass ihre Benutzung der Magie keine Aufmerksamkeit erregte, weil in der Winkelgasse nahezu alles magisch war. Also übte sie nachts Verwandlungen. Sie hoffte, dass ihr Animagus ihr helfen würde Harry zu beschützen. Außerdem hoffte sie, dass ihr Animagus nicht gerade eine Ratte war. Ratten war so ziemlich das einzige vor dem sie wirklich Angst hatte. Selbst vor Krätze, der steinalten Ratte Rons. Sie bedauerte es, dass Krätze nicht irgendwo in den Pyramiden verschwunden war, auch wenn sie das Ron niemals sagen würde.
An einem Morgen am Ende der Ferien trafen sie Ron und Hermine in der Winkelgasse. Nachdem sie sich begrüßt hatten marschierten sie gemeinsam zur Magischen Menagerie weil Hermine sich ein Haustier kaufen wollte und weil Krätze ziemlich krank aussah. Emily schnitt eine Grimasse als Ron die Ratte aus seiner Tasche zog und auf den Tresen legte. Ron unterhielt sich gerade mit der Verkäuferin als ein rothaariges Fellbündel durch die Luft schoss.
„Nein, Krummbein, nein“, rief die Verkäuferin während Krätze einfach verschwand. Ron und Harry jagten der Ratte nach und Emily blieb bei Hermine. Die Verkäuferin fing das Fellbündel wieder ein, das sich als ziemlich große Katze entpuppte. Ihr Gesicht sah so aus als ob sie gegen die Wand gerannt wäre und sie hatte O-Beine. Hermine hingegen fand Krummbein wundervoll und kaufte ihn.
„Sind Sie sicher, dass sie ihn kaufen wollen?“, fragte die Verkäuferin skeptisch. „Er ist schon seit Jahren hier. Bis jetzt wollte ihn keiner.“ Emily brauchte nicht zu fragen warum.
Doch Hermine ließ sich nicht davon abbringen und Krummbein machte es sich auf ihrem Arm bequem und schnurrte laut. Sie nahm auch das Tonikum für Krätze mit, das Ron in der Eile vergessen hatte, dann verließen die beiden Mädchen den Laden. Kaum sah Ron, dass Hermine den Kater gekauft hatte, brach sofort ein Streit zwischen ihnen aus, den Emily sich einfach stillschweigend anhörte. Nach zwei Jahren hatte sie sich an die Streitereien zwischen den beiden gewöhnt. Man konnte sie sowieso kaum davon abhalten. Die vier gingen zurück zum Tropfenden Kessel wo sie auf den Rest der Weasleys trafen.
„Fred! George!“, rief Emily und rannte auf die Zwillinge zu. Die beiden fingen Emily auf und zogen sie eine Umarmung.
„Da freut sich aber jemand uns zu sehen!“, sagte Fred lachend.
„Wer tut das nicht?“, sagte George trocken, was ihm einen Hieb mit dem Ellenbogen von Emily in die Rippen einbrachte.
„Hallo Emily!“, kam da die Stimme der jüngsten Weasley. Emily umarmte auch Ginny. „Wie war Ägypten?“
„Wundervoll“, erwiderte Ginny. „Fred und George haben versucht Percy in den Pyramiden einzusperren. Mum hat sie aber erwischt.“
„Er hatte es verdient“, verteidigte sich Fred. „Er ist jetzt Schulsprecher.“ Er wurde unterbrochen, denn jetzt tauchte Percy auf und schüttelte Emily und Harry feierlich die Hände. Emily versuchte ein Kichern zu verbergen als sie sah, dass Fred und George simultan die Augen verdrehten.
*
Emily war gerade auf dem Weg zu ihrem Zimmer als sie mitten im halbdunklen Gang auf Harry traf. Sie hatte die Zeit nach dem Abendessen mit Ginny und Hermine verbracht und sich über ihre Ferien ausgetauscht.
„Was machst du hier?“, fragte Emily leise.
„Psst“, erwiderte Harry leise und deutete auf die Tür, die ein bisschen offenstand. Emily runzelte die Stirn, aber hörte dann genauer hin.
„…es macht keinen Sinn es ihnen zu erzählen“, sagte Mr Weasley gerade. „Harry und Emily haben das Recht es zu wissen.“
„Arthur. Die Wahrheit würde sie verängstigen!“, sagte Mrs Weasley. „Willst du die beiden wirklich zur Schule schicken wissend was über ihnen hängt? Sie sind glücklich weil sie es nicht wissen!“
„Ich will sie wachsam machen!“, erwiderte Mr Weasley. „Du weißt wie sie sind. Sie müssen, dass dieses Jahr nicht noch einmal haben. Was alles hätte passieren können wenn der Fahrende Ritter sie nicht aufgelesen hätte.“
„Aber ihnen ist nichts passiert! Was ist also der Punkt?“
„Molly, sie sagen, dass Sirius Black verrückt ist. Er ist aus Askaban ausgebrochen, obwohl alle dachten es wäre sicher. Das einzige was sicher ist, dass wir wissen hinter wem Black her ist-"
„Aber Hogwarts ist sicher! Und niemand ist wirklich sicher, dass er hinter den beiden her ist.“
„Ich bin mir sicher“, sagte Mr Weasley. „Es stand nicht in der Presse, aber Fudge berichtete, dass Black im Schlaf redete: Er ist in Hogwarts. Er ist in Hogwarts. Er will Harry tot sehen und wahrscheinlich auch Emily, sobald er heraus gefunden hat, dass sie noch am Leben ist.“
„Arthur, du vergisst Albus Dumbledore. Niemand wird die beiden verletzen können, solange Dumbledore Schulleiter ist. Ich vermute er weiß über alles Bescheid?“
„Natürlich“, antwortete Mr Weasley. „Die Wachen von Askaban sind nun auf dem Schulgelände stationiert.“ Man hörte Schritte und dann nur noch Stille. Anscheinend hatten Mr und Mrs Weasley den Raum verlassen. Harry huschte schnell hinein und kam mit einer kleinen Flasche wieder hinaus.
„Das Tonikum für Krätze“, erklärte er. Dann gingen die beiden nach oben zurück in ihr Zimmer, nachdem sie das Tonikum Ron gegeben hatten. Sie setzten sich auf das Bett, beide nachdenklich.
„So, Black ist also hinter uns her?“, sagte Emily und brach die Stille zwischen ihnen.
„Das erklärt einiges“, erwiderte Harry. „Warum Fudge mich nicht bestraft hat, er war viel zu froh, dass ich noch am Leben bin. Warum wir in der Winkelgasse bleiben mussten. Und ein weiterer Grund warum wir froh sein sollten, dass deine Herkunft immer noch ein Geheimnis ist.“
Emily stimmte ihm zu. „Aber es gibt etwas womit Sirius Black nicht rechnen wird.“
„Was denn?“, fragte Harry verwundert.
Emily zog eine Grimasse. Eigentlich war es nur für sie selbst gedacht. Aber es wäre besser wenn sie es Harry mal endlich beichten würde. Irgendwann würde es sowieso heraus kommen. Sie holte einmal tief Luft, bevor sie begann zu erklären. "Seitdem ich im Waisenhaus war, besitze ich einige Bücher über die Verwandlung zum Animagus. Warum weiß ich nicht, anfangs habe ich sie auch nicht verstanden. Aber seit dem ersten Jahr, versuche ich mich an der Verwandlung zum Animagus. Ich hoffe, dass ich es dieses Jahr endlich schaffe." Vorsichtig blickte sie zu Harry.
Harry war sprachlos. "Es tut mir fürchterlich Leid, dass ich dir nichts gesagt habe." Emily fuhr sich durch die Haare. "Ich bin es einfach nicht gewöhnt, dass es jemanden wie dich gibt."
"Ist dass nicht voll schwer?", war das einzige was Harry fragen konnte.
Emily schaffte es kurz zu lächeln. "Schon, aber ich übe seit fast zwei Jahren dafür. Ich hätte es dir eher sagen sollen, aber nun ja." Sie spielte nervös mit dem Saum ihres Pullovers. "Es tut mir Leid."
"Ich weiß gar nicht was ich sagen soll", sagte Harry. "Aber übel nehme ich es dir nicht. Ich würde es wahrscheinlich auch nicht anders machen. Immerhin hast du es mir überhaupt gesagt. Ich bin nur überrascht. Das ist alles."
Emily fiel Harry um den Hals. "Oh ich hatte schon Angst, du wärest unglaublich sauer auf mich deswegen. Wenn du willst, kann ich es dir auch beibringen."
"Ich glaube, dass ist nichts für mich", erwiderte Harry als Emily ihn wieder losgelassen hatte. "Ich meine du bist ja immerhin schon zwei Jahre dabei und hast es noch nicht geschafft. Ich hätte nicht das Durchhaltevermögen. Weißt du schon welche Form du annehmen wirst?"
"Nein." Emily schüttelte bedauernd den Kopf. "Erst wenn ich mich zum ersten Mal verwandle. Aber das wird noch ein bisschen dauern. Aber wenn es soweit ist, dann sage ich dir als erstes Bescheid. Versprochen."
"Damit kann ich leben." Harry grinste. "Irgendwie ist es cool, dass du dich einfach so verwandeln kannst. Du könntest dann einfach so durch Hogwarts spazieren."
"Tja, dass ist das Problem", antwortete Emily. "So wie ich es mache, ist es illegal. Eigentlich wird das vom Ministerium überwacht, aber als ich davon erfahren habe, habe ich beschlossen es trotzdem zu machen."
"Illegal?", wiederholte Harry ungläubig.
"Ja. Aber in meinen Bücher wird von anderen Animagi gesprochen, aber die sind nicht registriert. Es gibt auch keine Fälle in denen ein illegaler Animagus verurteilt wurde. Ich werde sowieso kein großes Tier, dann falle ich eh nicht auf. Warum also Sorgen machen?" Sie zuckte leicht mit den Schultern. "Ich habe ja auch nicht vor es an die große Glocke zu hängen."
"Bist du dir sicher?", hakte er nach. "Ich meine du könntest in Gefängnis kommen, oder so?"
"Ich passe auf", versichte Emily ihm. "Ich will nur nicht aufgeben, ich bin so kurz davor." In ihrer Stimme schwang die Sehnsucht mit. "Verstehst du?"
"Ja, klar", antwortete Harry. "Aber sei bitte vorsichtig, ja?" Ein Grinsen breitete sich plötzlich wieder auf seinem Gesicht aus. "Wir können es aber auch nie normal machen, oder?"
Emily musste lachen. "Anscheinend nicht. Wir sind nun mal Potters, da ist nichts normal."
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Die Widmung geht an DasOreokeks, zum Einen als Dankeschön fürs Fannen & zum Anderen als verspätetes Geburtstagsgeschenk :)
Ich hoffe euch gefällt das Kapitel, auch wenn Ingas Brief irgendwie ein bisschen zu lang geraten ist :)
Andere Frage: Möchte einer von euch noch einen zweiten Oneshot über den ersten Orden lesen, so ähnlich wie der über Benjy? Dann würde ich die Serie nämlich erweitern :)