Ich atmete tief ein. Okay. Ich würde jetzt durch diese Tür gehen. Egal was mich dann erwartete. Vorsichtig berührte ich den Katzen Kopf. Sobald ich die Tür jedoch geöffnet hatte, sprangen mir Liv, Mia und Henry entgegen.
,,Verräterin!", schrie Mia.
,,Wie konntest du! Wir dachten, du wärst auf unserer Seite!", brüllte Liv aufgebracht.
,,Einfach Leute einschlafen lassen! Als würde ich nicht da drauf kommen, ich bin Privatdetektivin Mia Silber!"
,,Für wie blöd hälst du uns eigentlich?"
Sie waren stink sauer. Dabei wusste ich nichteinmal, dass ich etwas damit zu tun hatte. Ich öffnete den Mund, doch Mia kam mir zuvor.
,,Spar dir die Ausreden!", fauchte sie. Dann liefen sie alle drei weg.
,,Wartet...", krächzte ich. Ich dacht kurz nach und entschied dann, ihnen hinterher zu laufen. Doch als ich etwa fünf Traumtüren weiter war, fielen plötzlich tausende von Blättern von oben herab. Ich versuchte, sie zu ignorieren, jedoch kam ich schon bald nicht mehr weiter und fiel hin. War das etwa doch der Dämon, vor dem Anabel immer gewarnt hatte? Als ich mich von den Blättern befreite, registrierte ich plötzlich, dass die Wände des Korridore ihren üblichen weisgelben Ton verloren hatten und nun in einem Eisblau gestrichen waren. Und als wäre das nicht schon genug, entdeckte ich, dass es meine Traumtür auf einmal doppelt gab. Einmal dort, wo ich aus ihr herausgekommen war und einmal mitten auf dem Gang.
Und dann verstand ich. Ich träumte. Und zwar nicht luzide sondern Unterbewusst. Ganz normal. Jetzt verwandelte sich der Traum zwar in einen luziden, aber das alles hatte ich mir nur erträumt. Zur Sicherheit ging ich zu der Tür in der Mitte des Korridors. Als ich sie öffnete, fand ich den ganz normalen Korridor vor. Mit gelb-weißen Wänden und ohne Blätter. Ich atmete erleichtert auf. Liv, Henry und Mia waren nicht vor meiner Tür aufgetaucht. Das hatte sich nur mein beschissene Unterbewusstsein ausgedacht.
Ich schloss die Tür wieder und ließ den Korridor in meinem Traum verschwinden. Stattdessen tauchte meine Schule auf. Das war zwar nicht das schönste Szenario aber besser als das von gerade eben. Ich ging also in die Schule und vergaß immer mehr, dass ich nur träumte und bald befand ich mich in einem völlig normalen Traum (so normal es eben war, wenn Frau Müller plötzlich Schlangenhaare bekam und Julius aus dem Fenster flog).
Ich wurde schließlich von Mirandas geschäftigen Einpacken geweckt. Mir fiel ein, dass wir heute schon wieder nach Hause fahren würden. Ich setzte mich seufzend auf die Bettkante. Dann stand ich schließlich auf und packte ein. Und wenn Liv, Mia und Henry wirklich so reagieren würden? Vielleicht hatte Anabel sie ja auch auf diesen Pfad gelockt. Ich warf einen Blick auf mein Handy. Lucy hatte nichts geschrieben. Seit vorgestern Morgen hatten wir einiges geschrieben. Sie war der Meinung, dass ich mir da etwas einbildete, was nicht stimmen konnte. Vielleicht hatte sie ja Recht, aber der Gedanke an das Gegenteil ließ mich erschaudern.
,,Frühstück ist fertig!", rief Mum, während sie in unser Zimmer kam. ,, Ihr packt schon ein, Super. Um Zehn Uhr ist Abfahrt. Kommt ihr?"
Miranda und ich standen auf und liefen hinter Mum zur Küche, wo wir immer aßen, wenn Dorothea nicht dabei war. Wobei ich nicht wusste, was sie eigentlich gerade tat.
,,Wo ist Dorothea?", fragte ich also.
,,In der Kirche.", antwortete Mum. ,,Heute ist da so ein extra Gottesdienst."
Um 15 Uhr kamen wir wieder zu Hause an. Wir hatten noch zwei Stunden in einer Stadt gehalten und dort zu Mittag gegessen. Glücklicherweise war die Rückfahrt ohne Stau verlaufen. Miranda und ich saßen im Wohnzimmer und erzählten dort Dad, was wir alles gemacht hatten. Ruby hatte sich schnurrend auf meinen Schoß gesetzt und schien mir auch zu zu hören. Mum telefonierte währenddessen mit Tante Dorothea um ihr zu versichern, dass wir gut angekommen waren.
,,Was?", fragte sie plötzlich ruckartig in den Hörer. ,,Wacht nicht mehr auf und..."
Dorothea schien sie zu unterbrechen, da sie den Satzt abbrach. Ich begann aber zuzuhören. Wacht nicht mehr auf? Wer? Hatte das vielleicht auch etwas mit den Träumen zu tun?
,,Aber das ist doch unmöglich! Wie kann das sein?"
Doch Mum, offenbar war das möglich. Immerhin wäre das jetzt der sechste Fall, von dem ich hörte. Und es gab sicherlich noch Unmengen von Schläfern an anderen Orten, die mir unbekannt waren.
,,Oh nein. Dann ruf ich gleich noch Hannes..."
,,Diana!"
Miranda Stimme hinderte mich am weiterhören.
,,Dad hat dich was gefragt!"
Dad lächelte.
,,Und was hast du so im Odel-Park gemacht?"
,,Oh, ach so.", murmelte ich verlegen. Warum konnte ich mich nicht auf zwei Gespräche gleichzeitig konzentrieren?
,,Ich bin Achterbahn gefahren und mit jeder Sommerrodelbahn zwei mal."
Ich wollte mich gerade wieder Mum zu wenden, doch die hat mittlerweile aufgelegt und tippte eine andere Nummer ein.
,,Was ist los?", fragte ich schnell.
Mum sah auf, als hätte sie uns beinahe vergessen.
,,Oh, also laut Dorothea ist Paula eingeschlafen und wacht nicht mehr auf. Hannes hat Dorothea heute angerufen. Paula ist schon im Krankenhaus, aber niemand weiß, was los ist. Und so alt ist sie ja noch nicht."
Paula war die Cousine von Mum und Hannes ihr Mann. Sie waren beide ungefähr fünfzig und wirklich nett. Diese Nachricht schockierte mich. Ich sollte mich doch wieder in den Korridor wagen und den anderen davon erzählen. Vielleicht würde ich das diese Nacht tuen. Schaden würde es hoffentlich nicht.
Vielleicht sollte ich aber auch endlich mal mit Herrn Plött reden. Die Ärzte hatten möglicherweise etwas über Josefas Schlaf herausgefunden. Tatsächlich erschien mir dieser Plan vernünftig.
,,Ich geh ein bisschen raus.", sagte ich und schob Ruby von meinem Schoß. Dad nickte und ich stand auf und ging zur Tür, wo ich meine Schuhe anzog. Ich verließ das Haus und ging durch das Gartentor auf die Straße, wo ich nach rechts zum Haus von Josefa und Herr Plött ging. Ich klingelte und hoffte, dass die Klingel wenigstens diesmal funktionierte. Es passierte nämlich erstaunlich oft, dass diese kaputt war und ich hatte keine Ahnung, woran das lag. Ob Herr Plött überhaupt zu Hause war? Vielleicht war er ja gerade unterwegs, dann konnte ich gar nichts herausfinden. Doch in diesem Moment wurde die Tür geöffnet. Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich keine Ahnung hatte, was ich eigentlich sagen wollte. Ich konnte doch nicht einfach nach Josefa fragen. Wie komisch würde das denn wirken?
,,Oh, Hallo Diana.", sagte Herr Plött. ,,Ist irgendwas?"
Ich schüttelte den Kopf.
,,Nein äh also es ist so...", begann ich. ,,Ich wollte fragen, wie es Josefa geht. Sie war die ganze Zeit in der ersten Ferienwoche nicht im Garten. Schläft sie etwa immer noch?"
Ich wusste, dass die Antwort auf diese Frage ,,Ja" war. Und genau das sagte Herr Plött dann auch. Er setzte allerdings noch ein etwas genervtes ,,Warum?" dazu.
,,Ehm... Also ich habe mich gefragt, woran das liegen könnte. Normalerweise schlafen Neunjährige ja nicht einfach so ein."
Plötzlich kam mir eine Idee. Warum denn nicht?
,,Und es ist so, also meine Großcousine schläft auch genau so. Seit letzter Nacht.", fügte ich hinzu. Außerdem schliefen noch der Vater einer Freundin meiner Schwester, die Oma einer Freundin von mir und diverse Londoner Schüler. Dies sprach ich jedoch nicht laut aus.
,,Nun ja, also die Ärzte stehen vor einem Rätsel. Sowas ist noch nie vorgekommen.", sagte Herr Plött jetzt etwas freundlicher.
,,Weißt du, Ihr Herz schlägt und sie atmet ganz normal, wie wenn sie in der Nacht schläft. Aber sie ist nicht aufzuwecken. Man hat alles versucht. Laute Töne neben ihr abgespielt, sie gerüttelt, sogar Wasser über ihr ausgekippt. Das merkwürdige ist, dass es keinen Auslöser für das alles gab. Sie hat nichts besonderes gegessen und sie hat nichts außergewöhnliches gemacht. Außerdem liegen noch ein Mann und eine Frau im Krankenhaus, denen es ähnlich geht. Sie bekommen künstlich Nahrung eingeflößt, aber man kann nichts machen."
Mir lief es kalt den Rücken runter. Wer war diese Frau? Ob ich sie wohl kannte?
,,Danke für die Infos, Herr Plött. Ich geh dann mal wieder. Ähm Tschüss."
Ich lächelte ihn nett an.
,,Tschau, Diana. Komm gerne nochmal, wenn du was wissen willst."
Ich nickte und ging in Gedanken versunken zurück. Ich wüsste zu gerne, was im Kopf von Josefa vor sich ging. Vielleicht könnte das Aufschluss darüber geben, was los war. Aber ihre Tür war verschlossen, genau wie Graysons. Das hatte sicher etwas damit zu tun. Ich seufzte. Das alles überforderte mich so sehr. Ich brauchte wirklich die Hilfe von Liv, Mia und Henry. Ich musste in den Korridor zurück. Und vielleicht war das alles auch nur ein Missverständis.
Ich wollte mal Danke für die 400 Reads sagen. Seit ein paar Wochen/Monaten (?) denke ich mir,,Hmm, 500 wäre mal ganz nett. Ob ich das wohl schaffe?"
Aber anscheinend schaffe ich es in absehbarer Zukunft. Vielleicht noch einen Monat. Oder zwei. Mehr denke ich nicht.
Also Dankeschön❤
Und btw sorry für die beiden äußerst langweiligen Kapitel. Die nächsten sind eigentlich alle interessant. Es sind ja nicht mehr so viele und so langsam werden die Plots kommen.