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By quotes04

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Sie war nie dumm, obwohl es manchmal vielleicht danach aussah. Sie war nicht naiv. Niemals. Ein wenig introve... More

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𝑴ü𝒅𝒆 kramte ich meine Geschichtssachen zusammen und stopfte sie so unsanft in meinen Rucksack, dass bestimmt einige Knicke in meinen Heften entstehen würden, doch das interessierte mich in diesem Moment am wenigsten. Außerdem sahen sie bereits verunstaltet aus.

Ich musste definitiv früher schlafen gehen. Das hieß zum Beispiel, kein Netflix nach Mitternacht. Oder, ganz wichtig: keine spontanen Zimmer-Umstellen-Aktionen um zwei Uhr nachts. War ich eigentlich die einzige, die das immer tat? Hoffentlich nicht, sonst wäre das jetzt peinlich gewesen.

Ich seufzte. Ja, ich war definitiv ein hoffnungsloser Fall.

Dies wurde mir auch mal wieder klar, als ich beim Vorbeigehen am Lehrerpult meine Arbeit von letzter Woche abholte und meine Note sah. Ein F, sprich, weniger als 65%. Warum erstaunte mich das nicht? Vielleicht, weil ich mal wieder nicht gelernt hatte und während des Tests Blümchen an den Rand gekritzelt hatte? Möglich.

Ich faltete das Blatt und lief mit ihm in Richtung Spind, um meine bisherigen Sachen gegen die, die ich für die nächsten Stunden bräuchte, auszutauschen. Dabei hatte ich bereits Probleme, diesen zu öffnen, denn der beschissene Spind hatte es offensichtlich auf mich abgesehen und wollte sich, trotz richtig eingegebener Kombination, nicht öffnen. Ich fing also an, wild an diesem zu rütteln, wobei ich einige Blicke auf mich zog, doch ich ignorierte sie, sonst wäre ich vermutlich an die Decke gegangen.

❝ Also so machst du ihn ganz kaputt ❝, wendete sich eine zu bekannte tiefe Stimme an mich. Ich schluckte, denn ich musste nicht einmal hinsehen, um zu wissen, wer sich da neben mich gesellte. Spätestens als ich dessen himmlischen Duft wahrnahm, war ich mir ganz sicher, wer es war.

Immer noch geladen ließ ich von dem Spind ab und blickte in das zu tiefst amüsierte Gesicht, dass nur so vor sich hin prustete. Schwer ausatmend verdrehte ich meine Augen.
❝ Ach ja? Dann los, versuch du doch mal ❝, forderte ich ihn auf und verschränkte die Arme abwartend vor meinem Körper.

Er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und seine Lippen zierten immer noch dieses verschmitzte Grinsen. Fast geriet ich wieder ins Sabbern und Staunen über sein viel zu gutes Aussehen, doch ich konnte mich noch im letzten Moment beherrschen und den Blickkontakt unterbrechen.

Ich deutete, immer noch herausfordernd, auf meinen Spind. Tatsächlich drehte er sich daraufhin zu diesem, was meine Aufmerksamkeit kurz auf seinen breiten Rücken lenkte, doch dann hatte er es bereits geschafft — nach gerade einmal fünf Sekunden.

Mein Ego heulte.

Mit einem siegessicheren Lächeln sah er wieder zu mir. Ich biss mir auf die Lippe. Tja, scheiße gelaufen, nicht wahr? War ja auch irgendwo klar, dass wenn meine große Klappe einen 1,80m Jungen herausforderte, mich das Universum sicher nicht ich hätte gewinnen lassen.

Außer eines kleinen Schmunzeln ließ ich mir aber nichts anmerken. Ich meine, sein Ego jetzt zu puschen tat ich bestimmt nicht. Wieso sollte ich auch? Ganz dumm war ich dann nämlich doch nicht, obwohl es manchmal schon nah daran angrenzte, aber zurück zum Thema.

Ich nahm also meine Sachen aus dem Spind, stopfte meine Geschichtsarbeit hinein und schloss ihn wieder. Dann machte ich mich, ohne zu Reece zurückzublicken, da ich sonst wahrscheinlich doch versehentlich gelacht hätte, auf den Weg in Richtung Biologie, was ich als Nächstes hatte. Schnell merkte ich aber, dass er himmlische Geruch nicht aus meiner Nase ging, denn er lief direkt neben mir.

❝ Nur weil du mich verfolgst, wirst du trotzdem kein Dankeschön zu hören bekommen, Tankstellen Junge ❝, meinte ich, wieder ein wenig schmunzelnd, doch den Blick stur nach vorne richtend. Ich hörte, wie er belustigt lachte, was mich wieder an die Situation im Laden zurückdenken ließ. Es war genauso so tief und schön wie in jener Nacht und ließ mich innerlich ein klitzekleines bisschen schmelzen, aber zu meiner Verteidigung: jedes Mädchen wäre an dieser Stelle dahingeschmolzen.

❝ Keine Sorge, unbekanntes Mädchen. Ich muss tatsächlich zum gleichen Raum wie du. Hab den Kurs gewechselt ❝
Verwundert schoss mein Kopf nach links und sah direkt auf sein perfektes Seitenprofil, dass unter der dunklen Kapuze hervorlugte. Genau in diesem Moment blickte auch er wieder zu mir und traf geradezu auf meine Augen, die vermutlich auch schon sabberten.

❝ Außerdem ist die Tatsache, dass du ohne mich deinen Spind wahrscheinlich gar nicht erst aufbekommen hättest, Bestätigung
genug ❝, meinte er süffisant. Geschockt hielt ich inne. Was ein Arsch. Und trotzdem konnte ich nicht aufhören zu grinsen. Verdammt, reiß dich zusammen Alicia! Vor lauter Gedanken merkte ich auch erst jetzt, dass wir schon am Biologiesaal angekommen waren.

Er lief bereits in diesen, drehte aber seinen Kopf noch kurz nach hinten um mein verdutztes Gesicht zu sehen. Sogar als er sich indirekt über mich lustig gemacht hatte, sah er attraktiver aus, als erlaubt.

❝ Mrs. Moore, warten Sie auf jemanden? ❝, brachte mich unsere Bio Lehrerin wieder aus der Starre. Ich schüttelte meinen Kopf leicht benommen und betrat mit ihr als letzte den Raum. Leider musste ich dort feststellen, dass ein gewisser jemand ausgerechnet neben mir sitzen musste. Zwar waren alle Tische dieser Schule Einzeltische und es lag auch genügend Platz zwischen diesen im Zimmer, dennoch war es nicht in Ordnung. Und fair auch nicht, ich meine, wie sollte man sich da konzentrieren?

Tat ich eh nicht, aber aus Prinzip jetzt noch weniger.

Mein Allerwertester plumpste also widerwillig auf den Platz am Fenster. Kurz spürte ich auch einen Blick auf mir, dann startete der Unterricht jedoch zum Glück.

❝ Gute Morgen, liebe Klasse. Wir fangen auch direkt mit dem Stoff des heutigen Tages an: Verhütungsmittel

Und genau ab diesem Moment wurde mir klar, dass dies ein echt beschissener Tag war.

Amüsiertes Gekicher zog sich die Klasse, während ich am liebsten durch das Fenster in meine Erlösung gesprungen wäre.

❝ Ich bitte Sie, dieses Thema ernst zu nehmen. Denn mal abgesehen davon, dass wir es so oder so aufgrund des Lehrplans durchnehmen müssen, ist es wichtig zu wissen, was es gibt, wie man es anwendet und wie sicher es ist. Früher oder später wird Ihnen dieses Wissen nützen, glauben Sie mir ❝

Ich rollte mit den Augen. ❝ Wir fangen auch gleich mit dem wohl bekanntesten und man meisten verwendeten Verhütungsmittel an: Das Kondom. Vor allem in der Praxis ist es wichtig zu wissen, wie man es ganz korrekt verwendet, deswegen ❝, sie stoppte und holte etwas aus ihrer Tasche, ❝ hab ich gleich heute ein passendes Testmodell dabei, bei dem sie es versuchen werden, anzuwenden ❝

Ich konnte meinen Augen nicht glauben, als ich sah, was sie dort mitten auf das Lehrerpult stellte und begeistert betrachtete.

❝ Einen Holzpenis ❝

Alle fielen in schallendes Gelächter, dem auch ich mich teilweise anschloss, aber nur, weil es so verdammt fremdschämend war. Meine 60-jährige Lehrerin packte einfach so einen Penis aus ihrer Omi Tasche, als wäre es nichts. Als wäre es alltäglich.

❝ Ich hoffe der ist noch nicht gebraucht ❝, kam es aus der ersten Reihe, was mich tatsächlich zum Lachen brachte. Aber der Gedanke, dass er es vielleicht doch war, ließ mich wieder schnell auf den Boden der Tatsachen kommen.

Sehr witzig, Mr. Russell. Wie dem auch sei, wer möchte denn demonstrieren, wie man ein Kondom richtig überzieht? ❝ Natürlich meldete sich keiner, war ja zu erwarten. Mrs. Greenwald verkündete daraufhin, dass sie sich selber einen Freiwilligen aussuchen würde. Das hieß also für mich: Blickkontakt meiden, auf beschäftigt tun und ja keinen Mucks machen.

Die typischen Taktiken jedes Schülers.

❝ Hm, wie wäre es mit ... Mrs. Moore! ❝
Selbstverständlich musste es so kommen, dass ausgerechnet ich ausgewählt wurde. Ich sank, rot angelaufen, immer weiter in meinen Stuhl und machte mir nicht die Mühe aufzustehen. Vielleicht sah sie mich ja nicht.

❝ Ach kommen Sie, ist gar nicht so schwer ❝
Nun sah ich doch auf und begegnete allen Augenpaaren meiner Mitschüler, die mich gespannt durchbohrten. Nur Reece's Blick wich ich peinlich berührt aus, das wäre dann doch zu viel für mich.

❝ Na schön ❝, sagte ich schließlich und lief nach vorne. Bring's einfach hinter dich, redete mir mein Schamgefühl lautstark ein. Ich stellte ich mich hinter das Pult, wo mir Mrs. Greenwald das ausgepackte Kondom in die Hand drückte. Also dann ...

❝ Sie müssen- ❝, begann sie, doch da zog ich es bereits schnell über das Holzding. Oder versuchte es, besser gesagt. Denn so einfach, wie ich es mir vorgestellt hatte, ließ es sich irgendwie doch nicht drüber ziehen, so dass ich mit dem Stück Latex ein wenig zu kämpfen bekam.

❝ Doch nicht so grob, Mrs. Moore ❝, belehrte mich die Lehrerin. Die Klasse lachte. Eine weitere Ladung Röte schoss in mein bereits glühendes Gesicht. Mir wurde die Situation so unangenehm, dass ich das Teil am liebsten einfach nur noch gegen die Wand geschmissen hätte und im Erdboden versunken wäre. Doch das war noch nicht alles, dachte sich das Universum und ließ es noch schlimmer kommen:

Aus welchem Grund auch immer, riss das Kondom auf einmal und brachte so nun auch die letze Person im Raum zum Lachen. Ok, das war definitiv zu viel für mein Schamgefühl. Ich huschte zurück auf meinem Platz und versuchte das letzte bisschen Würde, dass in meinem Körper steckte, vor dem enormen Scham zu bewahren. Aber das war einfacher gesagt, als getan.

❝ Bitte beruhigen Sie sich wieder! ❝, unterbrach Mrs. Greenwald das Gelächter,
❝ das war überhaupt nicht schlimm, Mrs. Moore. Jedem kann so etwas passieren, deswegen behandeln wir dieses Thema ja auch. Aber mit ein bisschen mehr theoretischer Übung werden Sie alle lernen, wie man so etwas vorbeugen kann ❝

❝ Und natürlich praktischer Übung ❝, fügte Blondschopf Ethan hinzu und drehte sich in meine Richtung. Auf seinen Lippen lag dieses arrogante Grinsen und er zwinkerte mir frech zu. Ich verzog mein Gesicht angewidert und gab ihm zu verstehen, dass er sich wieder umdrehen sollte.

Ethan halt.

Dann setzte Mrs. Greenwald  den Unterricht fort, dem ich die restlichen 45 Minuten mehr als desinteressiert nicht folgte.

❝ Verdammt Missy, wo steckst du? ❝
Genervt ließ ich nach meinem bestimmt fünften Anruf mein Handy wieder in meiner Hosentasche verschwinden. Während die meisten Leute bereits gefahren waren, stand ich als einer der letzten an den beinahe leer gefegten Parkplätzen, wo auch das Auto meiner Freundin fehlte. Normalerweise fuhren wir immer zusammen nach Hause. Und wenn einer von uns beiden früher oder später Schluss hatte, gaben wir dem Anderen Bescheid, damit sich solche Situationen vermeiden ließen.

Schwer ausatmend fragte ich mich, wie der Tag eigentlich noch schlimmer werden konnte. Das F in Geschichte, mein zermatschtes Ego, die Blamage in Bio und jetzt durfte ich wahrscheinlich auch noch meine Schwester anrufen, damit ich heute noch irgendwann nach Hause kommen würde.

❝ Wartest du noch auf jemanden? ❝, fragte mich Reece, während er auf mich zulief. Natürlich musste ausgerechnet er auch noch da sein.

❝ Ich ähm ... meine Mitfahrgelegenheit müsste jeden Moment da sein, weißt du ❝, log ich und strich mir einzelne Strähnen, die bereits den ganzen Tag vor meiner Nase flatterten, hinter mein Ohr. Mein Gewicht auf das andere Bein verlagernd, spürte ich seinen Blick immer noch auf mir.

Er nickte langsam und fing dann an zu schmunzeln.

❝ Du kannst echt schlecht lügen ❝
Verwundert blickte ich zu ihm. Wie konnte er mich so schnell durchschauen? Das aufkommende Schamgefühl in mir ignorierend, räusperte ich mich ein wenig nervös.

❝ Ich kann dich mitnehmen ❝, meinte er auf einmal aufmerksam, doch ich schüttelte meinen Kopf hastig. ❝ Ist echt nicht nötig ❝
Nun atmete auch er angestrengt aus und lieferte sich ein Blickduell mit mir. Ja nicht einknicken. Ich verschränkte meine Arme abwartend vor meinem Körper und gab zu verstehen, dass ich hier bleiben würde. Tatsächlich unterbrach er den Augenkontakt als Erstes. was mich zufrieden Lächeln ließ.

Mit einem Na schön wendete er sich dann auch von mir ab und lief zum anderen Ende des Parkplatzes. Während ich ihm hinterher sah wurde mir immer mehr bewusst, was für Scheiße ich eigentlich gebaut hatte, denn Pru würde mich nie im Leben abholen, vor allem nach dem sie dies bereits vor ein paar Tagen machen musste. Und mehr Gefallen waren bei ihr echt nicht drin. Außerdem würden meine Eltern darauf bestehen, dass ich auch mal ein bisschen laufen könnte.

Ich war so ein Idiot.

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