Wie ein aufgescheuchtes Reh, schrecke ich aus dem Schlaf hoch. Ich bin schweiß gebadet, mein Herz rast.
Sofort wandert mein Blick nach links, wo Jorge mich mit müden Augen ansieht.
"Vale, es ist doch noch viel zu früh, leg dich wieder hin", streckt er seinen Arm nach mir aus.
"Ich geh nur schnell duschen, dann muss ich das später nicht machen", stehe ich auf, gehe ins Badezimmer.
Es war nur ein schrecklicher Traum. Jorge lebt und wir werden heute unsere Traumhochzeit feiern.
Ich verbringe eine Ewigkeit unter der Dusche, aber das hilft gerade, denn so komme ich runter.
Nachdem ich mich dann umgezogen und die Haare getrocknet habe, kehre ich ins Schlafzimmer zurück. Jorge hat seine Augen zu, vermutlich schläft er schon wieder.
Ich kuschel mich so nah es geht an ihn heran, als er einen Arm um mich legt.
"Du riechst gut", murmelt er an meinen Hals, küsst die Stelle dann kurz, "Die Frage ist nur, wo warst du duschen, solange wie du weg warst, kann das kaum hier gewesen sein."
"Ich musste nachdenken."
Er zieht sich zurück, sodass wir einander ansehen können.
"Hast du etwa Zweifel wegen heute?", werden seine Augen groß und ich sehe seine Angst.
"Oh Gott nein, niemals...ich hab nur was schreckliches geträumt."
"Magst du mir von dem Traum erzählen?", streichelt er behutsam meinen Rücken entlang und ich nicke, schlucke den fetten Kloß in meinem Hals runter.
"Alles war perfekt und bereit für unseren großen Moment, nur du warst nicht da. Du warst mit Papá und Giménez noch unterwegs. Wir haben versucht euch zu erreichen, weil ihr viel zu spät dran gewesen seid. Irgendwann hat meine Mamá meinen Vater erreicht und der hat gesagt, dass du im Krankenhaus liegst. Wir sind so schnell es geht dorthin, aber es war zu spät. Du hattest einen schlimmen Unfall und sie konnten nichts mehr für dich tun."
"Oh Baby, das tut mir leid, dass du ausgerechnet heute sowas geträumt hast", zieht er mich auf sich, nimmt mein Gesicht in seine Hände und küsst mich. Immer und immer wieder.
"Ich verspreche dir, ich werde heil ankommen und wir werden heiraten."
"Kannst du mir noch was versprechen?"
"Aber natürlich."
"Kannst du bitte nicht mit dem Motorrad fahren? Ich mache mir sonst die ganze Zeit Sorgen."
"Von mir aus, klebe ich an meinen Körper überall Kissen und lasse mich dann in so einer riesigen Kugel in den Garten rollen."
"Mach dich nicht drüber lustig", gebe ich ihm eine sanfte Ohrfeige.
"Ich werde nicht mit dem Motorrad fahren, mach dir keine Sorgen, okay?"
"Okay", stimme ich seufzend zu, lege mich neben ihn.
"Können wir jetzt noch ein bisschen schlafen? Der Tag wird lang genug."
"Hmmm", stimme ich zu, kuschle mich an seine Brust. In einen festen Schlaf falle ich nicht mehr. Dieser Albtraum steckt mir noch zu sehr im Kopf und ich glaube, ich kann den Gedanken daran erst dann vergessen, wenn ich Jorge auf mich warten sehe.
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Er antwortet mir nicht. Ich werde irre. Wir haben ausgemacht, dass er mir schreibt, damit ich nicht durchdrehe.
"Valentina, gib mir dein Handy, du musst entspannen", hält meine Mutter auffordernd ihre Hand auf und ich gebe ihr mein Handy.
Die anderen wissen nicht von meinem schrecklichen Traum, weswegen sie auch nicht wissen, warum ich wie eine irre mein Handy hypnotisiere. Ich schließe meine Augen, versuche runterzkommen. Dabei rede ich mir einfach ein, dass es Jorge gut geht, ich mir keine Sorgen machen muss.
Nachdem die Stylistin nicht nur mein Make- Up gemacht hat, sondern jetzt auch mit meiner Frisur fertig ist, bin ich bereit. Das Kleid habe ich bereits an, es fehlt also nichts mehr.
"Hier, schau nochmal schnell drauf und dann packe ich es in meine Tasche."
Wie eine Furie stürze ich mich auf mein Handy, sehe das Jorge mir eine Audio geschickt hat. Ich starte sie, halte mir das Handy ans Ohr.
"Hey, sorry, dass ich dir nicht geantwortet habe, dein Vater musste mir einen Beruhigungstee machen, weil ich sonst nicht mehr aufgehört hätte zu zittern. Ich bin nervöser als Ruggero und der sah damals ja schon aus wie ein mentales Wrack. Ich wollte dir nur sagen, dass ich heil angekommen bin und jetzt auf dich warte. Ich hoffe du überlegst es dir nicht anders, wobei ich das verstehen könnte. Ich liebe dich meine Göttin."
Ich halte meine Tränen zurück. Das Make- Up ist wasserfest, aber diesen Wasserfall würde es trotzdem nicht überleben. Er ist da und es geht ihm gut, das reicht mir, um endlich zu entspannen.
Es dauert nicht lang, da stehe ich mit meinem Vater im Flur meines Elternhauses. Ich sehe den stolzen Blick von ihm und kann mich mit einer festen Umarmung nicht zurückhalten.
"Valentina, mach sowas nicht, ich weine sonst gleich", streichelt er mir über den Arm, drückt mir vorsichtig einen Kuss aufs Haar.
"Dann sollten wir jetzt besser los", löse ich die Umarmung, hake mich bei ihm unter und gemeinsam schreiten wir nach vorn, durch die Tür, Richtung Garten.
Ich schaue kurz zu unseren Gästen, jedoch gilt meine Aufmerksamkeit komplett Jorge, als ich ihn sehe. Ich erkenne, dass er wie ich kurz davor ist einfach loszuheulen.
"Du kannst nicht eher heulen als ich", sage ich, als er in Hörweite ist.
"Dann heul, damit ich mitmachen kann", erwidert er. Es sind nicht viele Gäste da, somit ist unser Dialog klar und deutlich zu hören.
"Du bist so ein Spinner", schüttel ich lachend den Kopf und auch die Anderen lachen.
Ich verabschiede mich von meinem Papá und gehe zu meinem Zukünftigen nach vorn, der sofort nach meiner Hand greift.
Es wird ruhig um uns herum und so beginnt der Pfarrer mit der Zeremonie. Mit einem Ohr höre ich dem Mann vor uns zu, aber so wirklich verarbeiten kann ich seine Worte nicht, dafür bin ich zu sehr auf Jorge fixiert.
Ich zucke zusammen, als Leo plötzlich bei uns steht. Er bringt uns die Ringe. Jorge wollte ihn so gern mit einbeziehen, damit er merkt, dass er mit uns eine Familie hat und nicht nur ein Anhängsel ist.
"Wollen Sie, Jorge, die hier anwesende Valentina heiraten? So antworten sie mit 'Ja, ich will'", wird er aufgefordert und Jorge nimmt den Ring von dem Kissen.
"Ja, ich will", bringt er diese drei Worte leicht über die Lippen, steckt mir den Ring an.
"Wollen Sie, Valentina, den hier anwesenden Jorge heiraten? So antworten auch sie mit 'Ja, ich will'."
"Natürlich will ich", schreie ich schon fast, nehme den Ring und stecke ihn an Jorges Finger.
"Hiermit erkläre ich sie, kraft meines Amtes, zu Mann und Frau. Sie dürfen die Braut jetzt küssen", erklärt der Pfarrer uns für verheiratet und schon schnappt Jorge mich, drückt mir einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen.
"Ich liebe dich. Ich vergöttere dich. Ich verehre dich", murmelt er gegen meine Lippen, küsst mich wieder.
Nachdem wir mit unser Knutscheinlage fertig sind, erklären wir den Anwesenden, dass die Party jetzt beginnen kann. Der DJ startet mit der Musik und die Ersten führt es schon zum Essen. Wir bedanken uns bei dem Pfarrer und schon knipst Katja die ersten Bilder.
Wir haben zwar einen Fotografen engagiert, aber Katu kann nicht aus ihrer Haut, wofür ich dankbar bin. Bei ihr entstehen so viele Zufallsbilder, die nicht schöner sein könnten. Nachdem sie uns abgelichtet hat, kümmern wir uns um alle, die uns beglückwünschen, ehe wir uns selbst etwas zu essen nehmen, zu unseren Familien setzen.
Nach und nach werden die Gäste damit fertig, beginnen zu trinken und zu tanzen. Jorge hatte wirklich recht damit, dass es eine tolle Idee ist, hier im Garten zu feiern. Da wir gerade nicht gebraucht werden, nehme ich Jorge an die Hand und wir gehen ins Haus, die Treppen nach oben in mein altes Kinderzimmer.
"Ist das eine Entführung?", runzelt Jorge grinsend die Stirn und ich hole meinen Brief aus der Schublade, dort, wo ich ihn vorhin reingelegt habe.
"Ich dachte, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt die Briefe auszutauschen", zucke ich mit den Schultern und sehe, dass mein Mann sofort Feuer und Flamme dafür ist. Er zieht sein Jackett aus, holt seinen Brief aus der Tasche, legt es ordentlich über den Stuhl und setzt sich dann auf mein Bett.
Ich setze mich neben ihn und will ihm gerade meinen Brief geben, doch er schüttelt seinen Kopf.
"Lies ihn mir, bitte."
"Na gut", stimme ich zu und lehne mich an seine Schulter, ehe ich das Stück Papier auffalte.
"An meinen Ehemann, die Liebe meines Lebens. Nichts macht mich glücklicher, als jeden Tag neben dir aufzuwachen und einzuschlafen. Ich hätte nicht gedacht, dass es jemals jemanden geben wird, den ich so liebe wie dich. Du hast mich schon am ersten Tag umgehauen, wortwörtlich."
Schmunzelnd drückt Jorge mir einen Kuss aufs Haar, legt eine Hand auf meinem Bein ab.
"Wenn ich an unsere turbulente Anfangszeit zurückdenke, bin ich froh, dass wir heute hier angekommen sind. Ich weiß nicht, wieso du so um mich gekämpft hast, was du in mir siehst, aber ich bin froh, dass du bei mir bist. Ich liebe es durch die schönen Zeiten mit dir zu gehen, aber noch mehr liebe ich es, wenn du in den schlechten Zeiten bei mir bist. Das zeigt mir, dass du an mich, besser gesagt an uns glaubst. Ich hab dir meine schlechtesten Seiten gezeigt, meine Schwächen und trotzdem liebst du mich bedingungslos. Du verlangst nie ein Dankeschön, für dich ist das selbstverständlich. Ich hab deine Liebe und Aufmerksamkeit auch lange für selbstverständlich gehalten, aber das ist sie nicht."
"Fuck Valentina, wenn ich gewusst hätte, dass du mich emotional gerade zerstörst, dann hätte ich meinen zuerst vorgelesen", unterbricht Jorge mich, und ich sehe wie die Tränen über seine Wangen rollen.
"Gut das du es nicht getan hast. Ich werde nach deinem sicherlich so aufgewühlt sein, dass ich nicht mehr klar denken kann", streiche ich die Tränen aus seinem Gesicht.
"Mein Herz hält das nicht aus", nimmt er eine Hand, legt sie auf seine Brust.
"Ich glaube du solltest dich mal untersuchen lassen, das fühlt sich nicht gesund an."
"Das machst du mit mir. Du hättest es fühlen müssen, als ich auf dich gewartet habe."
"Hattest du Zweifel, dass ich nicht komme?"
In seiner Audio klang es zumindest so.
"Ich glaube die hat jeder, der dort vorn warten muss."
"Du hättest sie nicht haben müssen, das schwöre ich", küsse ich ihn, lehne mich dann wieder in einer bequemen Position an seine Schulter.
"Kann ich weitermachen?", bitte ich um seine Erlaubnis.
"Du bringst mich damit ins Grab, aber ja, mach weiter."
"Wenn ich eins während unserer Beziehung gelernt habe, dann, dass Nichts selbstverständlich ist. Ich sollte jeden Tag deine Liebe zu mir so schätzen, wie du meine schätzt. Du bist nicht nur mein Mann, sondern auch mein bester Freund, sag das bloß nicht Rugge."
Bei dem letzten Satz muss selbst ich schmunzeln. Ruggero ist ein toller bester Freund, nach Jorge.
"Du bist mein Seelsorger. Niemand kennt mich so gut wie du. Ich hab dir meine Vergangenheit anvertraut und hab das nie bereut. Im Gegenteil, durch dich bin ich stärker geworden, stelle mich jeder Angst und weiß, dass du bei mir bist, mir hilfst."
Ich mache eine Pause, schaue Jorge an. Die Tränen fließen weiter bei ihm, sodass ich bemüht bin, nicht auch zu weinen, weil mich das so berührt. Damit das nicht passiert, richte ich meine Augen wieder auf den Brief.
"Du stellst immer meine Bedürfnisse über deine. Dir kann es noch so schlecht gehen, du sorgst erst dafür, dass es mir gut geht, ehe du dich um dich selbst kümmerst. Das bewundere ich so an dir. Natürlich neben all deinen anderen tollen Eigenschaften und deinem Knackpo. Ja, ich musste das hier reinschreiben, damit du zwischenzeitlich mal lachst."
Tatsächlich habe ich ihn damit zum lachen gebracht, also habe ich dieses Ziel schon mal erreicht.
"Ich liebe dich heute. Ich liebe dich morgen. Ich liebe dich für den Rest des Lebens. Jeden Tag ein Stückchen mehr. Jeden Tag für etwas anderes. Ein Grund ist aber immer da: Ich liebe dich, weil du so bist wie du bist. In meinem Augen einfach perfekt."
"Ich bin nichtmal annähernd perfekt", flüstert Jorge mir ins Ohr, woraufhin ich mich empört zu ihm drehe.
"Du wirst kein Wort in diesem Brief anzweifeln junger Mann, hast du mich verstanden?"
"Ich hab dich verstanden, mach weiter", schüttelt er belustigt den Kopf und ich konzentriere mich wieder auf meine geschriebenen Worte.
"Ich kann die Reise kaum erwarten, die jetzt für uns beginnt. Ich liebe dich von ganzen Herzen, mein Lockenköpfchen. In Liebe, deine Valentina."
Ich lege den Brief zur Seite und Jorge knuddelt mich halb zu Tode, übersät dann mein Gesicht mit Küssen.
"Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie schön das gerade war. Das du so von mir denkst, wusste ich nicht."
"Jetzt weißt du es und der Brief ist deine tägliche Erinnerung", erkläre ich und nachdem ich erneut einen Kuss bekommen habe, steht Jorge auf und geht an sein Jackett, um sich mit einem eingesteckten Taschentuch die Nase zu putzen.
"Du hast Taschentücher eingesteckt?"
"Ich dachte eigentlich, dass du sie irgendwann gebrauchen könntest, weil du ja immer so emotional wirst."
"Ich hab deine Worte ja noch gar nicht gelesen und weiß jetzt schon, dass ich die restlichen Taschentücher brauchen werde", antworte ich und Jorge reicht mir die Packung, setzt sich wieder zu mir aufs Bett.
"Willst du selbst lesen, oder soll ich?"
"Lies du, ich muss mich darauf konzentrieren, nicht so sehr zu weinen, dass mein Make- Up davonschwimmt."
"Viel Glück dabei", legt er einen Arm mich, als ich mit dem Rücken an seine Brust gelehnt bin. Mit der anderen Hand hält er den Zettel fest.
"Liebe Valentina, wenn du das hier liest, dann sind wir seit ein paar Stunden verheiratet. Somit hast du mich zum glücklichsten Menschen auf diesem Planeten gemacht...wobei, dass tust jeden Tag."
Zwei Sätze und ich bin schon dahingeschmolzen.
"Für den Anfang sollte ich vielleicht erstmal aufklären, ob du mir wirklich vors Rad gelaufen bist oder ob ich dich angefahren habe."
"Darf ich eine Wette abgeben? Du hast mich angefahren", unterbreche ich Jorge, der mir dafür in die Seite pikst.
"Vielleicht ist das nicht meine beste Anmache gewesen, aber ich wollte die Chance nicht verpassen, dich wiederzusehen. Konnte ja keiner ahnen, dass du auch Psychologie studierst. Ich hab dich gesehen, wie du aus der Haustür raus bist, ich hätte bremsen können, aber dann hätte ich dich vielleicht nie angesprochen. Außerdem musste dir doch jemand sagen, dass du deinen Pullover falschrum trägst. Falls du bleibende Schäden davongetragen hast, tut es mir leid."
"Du bist so ein Spinner, dich hab ich als bleibenden Schaden davongetragen", drehe ich mich, sodass ich ihn anschauen kann.
"Das ist okay", beugt er sich für einen Kuss zu mir runter, widmet sich wieder dem Blatt Papier in seiner Hand.
"Ich kam nach Buenos Aires, um Abstand von Frauen zu gewinnen, mich auf mein Studium zu konzentrieren und dann hab ich dich gesehen und sofort alles über den Haufen geworfen. Ich hatte zahlreiche Diskussionen mit Giménez. Ich glaube seine Ohren bluten noch heute von den Schwärmereien, die er sich anhören musste. Allerdings hat er mir Mut gemacht, dass ich einen Schritt auf dich zugehen sollte."
Dieses große Vertrauensverhältnis von den beiden ist toll. Ich glaube das hat Jorge auch einige Male den Arsch gerettet.
"Und schon sitze ich mit deinen Eltern beim Date."
Erinnerungen werden wach bei seinen Worten. Mir war noch nie etwas so unangenehm. Allerdings hat meine Mamá Recht behalten. Er hatte immer nur Augen für mich.
"Ich hab dir das nie gesagt, aber dein Papá hatte Recht, als er an dem Abend zu mir meinte, dass du das beste sein wirst, was mir im Leben passiert. Keine Ahnung, ob Eltern so eine Intuition haben, aber verdammt, du bist das beste, was mir je passiert ist."
Meine Eltern, die Hobbypsychologen.
"Ich liebe alles an dir. Egal ob es deine nicht vorhandenen Kochkünste sind, dass du so lange schlafen kannst wie ein Faultier, dir ständig meine Pullis klaust, deine Sturheit, deine Eifersucht. Du gibst mir das Gefühl, als sei ich das wertvollste für dich. So habe ich mich nie gefühlt, weder mit meinen Eltern früher, noch in meinen anderen Beziehungen."
"Du bist das wertvollste für mich", schniefe ich, nehme das erste Taschentuch zur Hand.
"Ich selbst kann mich nicht mal annähernd so gut verteidigen, wie du das kannst. Du stellst dich schützend vor mich, nimmst es mit jedem auf, der mir etwas schlechtes will. Du bist mein Schutzengel."
Wenn Jorge nicht für sich Partei ergreift, übernehme ich diesen Job liebend gern.
"Du hast dein Herz für Leo geöffnet. Ich habe das nie verlangt, aber für dich ist das selbstverständlich. Wir sind wie eine kleine Familie und ich kann es kaum erwarten, bis diese wächst."
Sofort kreisen meine Gedanken um unser ungeborenes Baby, weswegen ich noch mehr weine. Allerdings gibt es vielleicht auch einen Grund sich wieder zu freuen.
"Es tut mir leid, wunder Punkt", flüstert Jorge, streichelt meinen Arm entlang, so lange, bis ich mich wieder halbwegs beruhigt habe.
"Irgendwann sind wir zwei Sterne, die sich gemeinsam die Idioten auf der Erde anschauen, aber bis dahin, nehmen wir es mit den Idioten persönlich auf, wie Bonnie und Clyde. Rein metaphorisch natürlich, ohne kriminell zu werden."
Nur Jorge schafft es, dass ich erst aus Trauer weine und zwei Sekunden später herzhaft lachen muss.
"Ich verspreche dir, dass du immer an erster Stelle stehen wirst. Ich verspreche dir, ich werde der beste Ehemann sein, ich lese dir jeden Wunsch von den Lippen ab. Ich verspreche dir bis zu meinem letzten Atemzug an deiner Seite zu sein. Ich verspreche dir, niemals aufzuhören dich zu lieben. Ich liebe dich meine Göttin, seit Tag eins bis Tag unendlich. In Liebe, Jorge, dein Ehemann, falls du mal vergessen solltest, wer ich bin."
Und wieder muss ich lachen und weinen zur gleichen Zeit.
"Ich liebe dich", murmle ich gegen seine Brust und spüre wie er den zweiten Arm um mich legt.
"Ich liebe dich", erwidert er meine Worte, küsst meinen Scheitel.
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Überglücklich sitze ich am Tisch, beobachte Jorge und Leo, wie sie gemeinsam spielen.
"Na, wie ist dein Tag bisher?", rutscht Mamá mit ihrem Stuhl zu mir.
"Noch schöner als ich gedacht habe. Alles ist perfekt."
Ich hätte Jorge auch in unserem Wohnzimmer heiraten können, es wäre immernoch perfekt.
"Das sieht man dir an. Sag mal hast du mit Jorge über die Sache von gestern gesprochen?"
"Nein. Weißt du, nur weil der Test positiv war, muss das nicht heißen, das ich schwanger bin. Solange ich keine Gewissheit vom Arzt habe, werde ich Jorge das nicht erzählen."
Es reicht, wenn mein Herz dabei wieder zerbricht, falls er letztlich doch negativ ausfällt. Wir haben seit zwei Monaten wieder ungeschützten Sex. Ich bin bereit einen neuen Versuch zu wagen.
"Bist du dir sicher?"
"Mamá, schau mich nicht so an", jammere ich und sie legt ihren Arm um meine Schulter.
"Wir wissen beide das ich recht habe."
"Jaaa", gebe ich mich seufzend geschlagen, "vielleicht erzähle ich ihm später davon."
Das Grinsen in ihrem Gesicht ist riesig. Sie weiß, dass sie gewonnen hat.
"Valentina, willst du mit mir tanzen?", steht Leonardo vor mir und hält mir eine Hand hin. Ich liebe den kleinen Lockenkopf.
"Natürlich will ich. Mamá, ich habe eine Pflicht zu erfüllen", drücke ich ihr einen Kuss auf die Wange, nehme Leos Hand und folge ihm auf die Tanzfläche. Der Kleine scheint das Tänzer- Gen von seinem Vater geerbt zu haben. Dieser schaut uns amüsiert dabei zu, wie wir, wie die Weltmeister tanzen.
Nach unserem Tanzmarathon, kommt Giménez irgendwann zu mir, löst Leo ab.
"Ich muss dir danken Valentina", sind seine ersten Worte, während wir tanzen.
"Wofür?"
"Sieh ihn dir an. Du hast ihn heute zu einem sehr glücklichen Mann gemacht", schauen wir beide zu Jorge, der gerade mit Katja tanzt.
"Er hat mich zur glücklichsten Frau der Welt gemacht. Hättest du jemals gedacht, das wir den gleichen Nachnamen tragen würden?"
Schmunzelnd warte ich seine Reaktion ab.
"Niemals, aber nachdem ihr zwei zusammengekommen seid, wusste ich, wir werden früher oder später mal eine Familie sein und ich bin sehr froh darüber."
"Naawwww", falle ich ihm um den Hals, drücke ihn fest.
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Einige Gäste sind schon weg. Es ist auch bereits nach Mitternacht. Candes Mutter war kurz bei uns, hat Leo abgeholt. Für Jorge und mich geht es morgen Abend in die Flitterwochen, weswegen sie auf ihren Enkel aufpasst.
Ein paar Leute tanzen noch. Jorge und ich liegen etwas Abseits von allen im Gras, starren in den Himmel. Die Sache mit dem positiven Schwangerschaftstest liegt mir auf der Seele, seitdem meine Mutter davon geredet hat. Ich sollte wirklich mit Jorge darüber sprechen.
"Ich muss dir was sagen", setze ich mich auf, schaue runter zu meinem Mann.
"Keine 24 Stunden verheiratet und schon so ein ernster Ton?", macht er sich lustig, setzt sich ebenfalls auf, "Na los, erzähl mir was dich bedrückt."
"Es könnte sein, dass ich schwanger bin", erzähle ich und seine Augen beginnen zu leuchten, er grinst wie verrückt.
"Der Test war positiv, aber ich will erst vom Arzt die Bestätigung. Deswegen habe ich noch nichts gesagt."
"Du bist bestimmt schwanger, ich habe da ein gutes Gefühl!", jubelt er, legt die Arme um mich, küsst mich zärtlich.
Ich hoffe es.
Wir haben uns ein Happy End verdient. Genau so eins.
ENDE
Leute, es ist vollbracht. :D
Ihr habt entschieden, ich hoffe, ich habe euch nicht enttäuscht. :D
Ich hab mal nachgeschaut, das allererste Kapitel habe ich am 8.9.2017 veröffentlicht. Leute, da war ich gerade mit dem Abi fertig. Jetzt studiere ich schon 4 Semester Jura. :D
Ich liebe diese Story, von Anfang bis Ende und ich glaube sie ist unter all meinen Büchern mein Favorit. Ich shippe die beiden einfach zu sehr, das ist gestört. :D
Frage an euch: Habt ihr einen Lieblingsmoment? Egal welcher Teil? Also meiner ist glaube ich, als die beiden auf dem Spielplatz ihre letzte gemeinsame Nacht hatten, weil es so ehrlich zwischen den beiden war. ^^
Ich bedanke mich bei allen Lesern, Votern(? :D), und die fleißig Kommentare hinterlassen haben. Ich selbst bin jemand, der Bücher liest, aber nie kommentiert, weswegen ich mich über jegliche Art von Feedback immer sehr gefreut habe! :)
Jetzt, da dieses Buch abgeschlossen ist, kümmere ich mich um meine anderen und natürlich auch um meine Non Fan Fic. Wenn ihr Bock habt da mal reinzuschauen, einfach auf den Account -> -enilec- gehen und die Story aufrufen. Auch da würde ich mich über Feedback freuen. Bis dahin, Ciao Kakao! <333