„Hey. Mein Beileid."
„Heyy." begrüßte Julian seine Mutter durch das Handy.
„Hallo." murmelte sie traurig.
„Was ist los?"
„Du kennst doch noch Thea Niederlechner, oder?"
„Na klar. Ist alles okay bei ihr?"
„Ihre Mutter ist verstorben. Gestern."
„Ach du scheiße."
„Die Beerdigung ist Samstag... Dein Vater kann nicht, aber vielleicht könntest du mich begleiten?"
„Natürlich! Ich fahr am Freitag nach meinem Spiel direkt los!"
„Okay, danke."
Sie sprachen noch über sonstige Angelegenheiten, bis sie nach einer halben Stunde auflegten.
Geschockt atmete Julian durch und fuhr sich über das Gesicht.
Thea tat ihm leid. Sie waren damals im Streit auseinander gegangen... Sie war seine beste Freundin... und für ihn noch so viel mehr.
Sie lebten zusammen in einer Wohnung mit seinem Bruder Jannis in Köln, bis Thea wieder nach Bremen zog, um sich um ihre kranke Mutter zu kümmern. Sie hatte zum dritten Mal Krebs. Bei den ersten beiden Malen hatte sie noch ihren Mann und die andere Tochter an ihrer Seite, welche aber, beide, vor 2 Jahren an einem Autounfall starben. Und damit sie nicht alleine kämpfen muss, ging Thea wieder nach Hause. Anscheinend hatte sie den Kampf verloren... aber wenigstens war sie nicht allein gewesen.
Julian wusste genau, wie schlecht es Thea nun gehen müsse. Sie hatte ihre ganze Familie innerhalb von 3 Jahren verloren, und war nun allein. Eine gute Bindung zu Geschwistern der Eltern hatte sie nie und jemand anderen gab es ebenfalls nicht. Julian's Eltern waren immer soetwas wie Ersatzeltern für Thea, weshalb sie jetzt auch auf die Trauerfeier eingeladen waren.
Wie ihre Reaktion aber nun war, wenn Julian dort aufraucht, wusste niemand.
Angespannt stieg Julian aus dem Sportwagen, mit schwarzen Anzug, welchen er nervös glatt strich.
Er ging um das Auto und ließ seine Mutter sich bei ihm einhacken. Gemeinsam liefen sie über eine Straße, zu dem Friedhof, auf welche die Beerdigung stattfinden würde. Es standen ein paar Menschen vor der Trauerhalle. Vielleicht 15 bis 25. Die Familie hatte nie viele Freunde oder Bekannte, also war es klar, dass nicht viele Menschen da waren. Und trotzdem tat es Julian weh, zu sehen, wie wenige Personen mit Thea trauern würden. Um so froher war er hier zu sein.
Gerade lief Thea durch den Gang der Halle und ging aus der Tür. Der Bruder ihrer Mutter kam ihr entgegen und nahm sie in den Arm. Über seine Schulter sah sie Heike Brandt über die Straße laufen. Und zu ihrer Verwunderung war auch Julian dabei.
„Es tut mir leid." flüsterte ihr Onkel und löste sich von seiner Nichte.
Abwesend nickte sie und machte einen Schritt zur Seite, damit er das Gebäude betreten kann.
Viele der Besucher kamen zu ihr und wünschten ihr Herzliches Beileid.
Währenddessen stand Julian bei seiner Mutter und ließ seinen Blick über die Menschen gleiten. Bis er die brünette Schönheit entdeckte. Sie hatte ein schwarzes, fast bodenlanges Kleid an und eine dünne Jacke über den Schultern.
Langsam bewegten sich die Beiden auf Thea zu und Julians Mutter löste sich von ihm und schloss die alte Freundin in die Arme.
„Es tut mir so unendlich leid." sie nahm Thea an den Schultern und schaute ihr in die Augen: „Wir sind für dich da! Melde dich, wenn du Hilfe brauchst! Wir haben noch ein Zimmer frei, du kannst da schlafen, damit du nicht in ein Loch fällst, aus dem dich niemand so schnell holen kann."
Die Brünette nickte nur und schluchzte auf.
„Oh, komm her." nochmal nach Heike Brandt Thea in den Arm.
„Hey. Mein Beileid." flüsterte Julian als er sie umarmte.
„Danke, dass ihr hier seid." ehrlich schaute sie die beiden Besucher an.
„Natürlich. Das ist doch selbstverständlich." bestätigend nickte Julians Mutter seiner Aussage zu.
„Kommt, wir gehen rein." langsam umschloss Julian Thea's Hand und lächelte sie aufmunternd an.
Nach der Beerdigung blieb Thea bei Familie Brandt, bis Julian wieder nach Dortmund fuhr.
Er nahm sie mit und ließ sie bei sich wohnen.
Er gestand ihr seine Gefühle und zusammen wurden sie alt. Bekamen Kinder und Heirateten.
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