Dragon Heart ✔

By xtorykx

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Drachen wurden damals für die Energie in ihren Herzen gejagt, die Menschen dazu verhelfen kann, länger zu leb... More

Vorwort
Karte
Widmung
Kleiner Prolog
Prolog
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
Epilog
Danksagung

8. Kapitel

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By xtorykx

     Sie starrten mich noch immer an. Besonders Cas. Bei ihm war es weniger ein Starren, eher eine stumme, intensive Musterung, die mich etwas aus dem Konzept brachte. Seine dunklen Augen, die in dem wenigen Licht, dass hereinfiel, da die Sonne auf der anderen Seite stand, wirkten fast schwarz. »Du möchtest nicht an deinen Hof zurück?«, fragte Howlan. Entschlossen nickte ich, dann fügte ich, nach kurzem Schweigen hinzu: »Ich kann nicht an diesen Hof zurück, wenn ich weiß, dass die Lords, die Berater, die Leibgardisten, die Ritter und sonst noch wer denken, dass Drachen die Bösen sind. Ich kann nicht zurück, wenn ich weiß, dass sie euch angreifen wollen.«
      Wieder Stille. Niemand schien so wirklich zu wissen, was er sagen sollte. Das war okay. Vermutlich würde ich das selbst nicht wissen. »Also möchtest du einfach bei uns bleiben?«, hakte Cas ernst nach und musterte mich. Sein Blick brannte auf mir wie versengendes Feuer. Es war unangenehm. Sein Blick war so stechend, als könnte er unter meine Haut sehen und dort mein Inneres erkennen. Einfach alles. »Ich...« Sofort verstummte ich wieder.
      Daran hatte ich nicht gedacht. Bei diesem „Plan" hatte ich eigentlich an Garnichts gedacht. Nicht einmal, ob ich an meinen Hof zurückkehren würde. Daran hatte ich einfach nicht gedacht, was vermutlich dumm gewesen war. Mein Vater, ganz der Stratege und Kriegsführer, würde mich jetzt auslachen und sagen, was für eine schlechte Prinzessin ich doch war. Ja, vermutlich war ich das. Ich war eine schlechte Prinzessin. Denn ich hatte ohne zu Denken gehandelt und verriet gerade mein Volk, doch sie wollten Unschuldige ermorden und das konnte ich nicht zulassen.
      »Wenn ich das darf, dann schon, ja...«, sagte ich dann und wurde zum Ende des Satzes hin immer leiser, bis meine Stimme nur noch ein Hauchen war. Cas legte den Kopf schief. »Wie stellst du dir das alles vor, Prinzessin? Das wir einfach hier sitzen, dich aufnehmen und warten? Sie werden denken, wir haben dich entführt. Sie werden denken, wir halten dich gefangen und das wird den Krieg entfachen.« Sein Ton war scharf und er spuckte meinen Titel nur so vor meine Füße. Prinzessin. Als wäre das eine Beleidung. Er sah noch immer das verzogene Gör in mir.
      Wut kochte in mir auf. Vielleicht krallte ich meine Finger deswegen in meinen Oberschenkel, damit ich sie zurückhalten und mich auf den Schmerz konzentrieren konnte. Howlan bemerkte meine Finger, die sich in meinen Oberschenkel gruben, sagte aber nichts. »Ich gebe zu, ich habe sehr spontan gehandelt, weil ich keine Zeit verlieren wollte, euch zu warnen. Doch ich kann nicht zurück, ohne dass sie nicht wissen würden, wo ich war. Ich werde ihnen einfach bei der ersten Begegnung sagen müssen, dass ich freiwillig hier bin und ihr nichts damit zu tun habt.«
      Cas lachte rau und kalt auf. Dieser Laut hallte an den hohen Wänden des Saales wider und schien so laut wie ein Donnergroll zu sein. Er ging mir durch Mark und Knochen. »Wie alt bist du?« Seine Frage traf mich unvorbereitet. Ich runzelte die Stirn. »19.« Er lachte wieder. »Dann wundert mich nicht, warum du so naiv bist. Sie werden dir nicht glauben, Prinzessin. Sie werden denken, dass wir dich zwingen, das zu sagen und dass du unter unserer Macht stehst. Sie werden Krieg fordern, sobald sie dich in unseren Reihen sehen.«
      Seine Worte trafen mich so hart, wie ein Schlag in den Magen. Mein ganzer Körper zuckte zusammen und seine Worte lösten eisige Kälte in mir aus. Eisige Kälte, die sich in jede Zelle schlich. Ich starrte ihn an. Blinzelte. Suchte nach einer schlagfertigen Antwort, doch ich fand keine. Ich fand keine, weil ein Teil in mir wusste, dass er Recht hatte. Ich war naiv. Verdammt naiv. Ich war naiv gewesen zu glauben, es könnte so leicht sein. Ich war naiv gewesen zu glauben, dass alles auf dieser Welt leicht war.
      Dass es leicht werden würde, meinen Vater davon zu überzeugen, dass die Drachen nicht böse waren. Ich war so verdammt naiv gewesen... und war es noch immer. »Jetzt hör auf, Cas. Wir wissen ja nicht, ob sie das wirklich so sehen werden. Ihr Vater kennt doch seine Tochter. Er wird merken, ob sie wirklich hier sein möchte oder nicht«, setzte Howlan sich für mich ein. Cas lachte nur kalt auf. »Verteidige sie nicht, nur weil sie dir gerade leidtut. Auch einer Prinzessin muss man die Wahrheit ins Gesicht sagen.«
      Howlan knurrte. »Du könntest netter zu ihr sein.« Cas' Blick lag noch immer auf mir, als er sagte: »Nettigkeit und Ehrlichkeit gehen nicht immer Hand in Hand.« Auch diese Worte trafen mich wie Pfeile, wurde mir doch bewusst, dass er schon so viel mehr in seinem Leben durchgemacht hatte, als ich. Ich wusste, dass sie alle zwar um die Mitte Zwanzig aussahen, aber eigentlich viel älter waren. Sie alterten langsamer. Viel langsamer. »Sie kann meinetwegen bleiben aber wenn diese Armee sie sieht, wird das Krieg geben«, sagte Cas dann und erhob sich. Wren schnaubte.
      »Dann bleibt sie eben hier.« Cas sah ihn an, seine Lippen verzogen sich zu einem kühlen Lächeln. »Dann wirst du sie wohl anbinden müssen. Du kannst sie ja schlecht gefangen halten.« Daraufhin glitt sein Blick zu mir. Seine Worte taten noch immer in meinem Herzen weh. Mein Herz wandte sich vor Schmerz in meiner Brust, so stark, dass ich das Gefühl hatte, jeden Moment zu ersticken. Es tat so verdammt weh. »Es wird Zeit, dass du dir darüber Gedanken machst, Prinzessin. Denn es wird wohl so oder so Krieg geben, egal ob wir weiter an den Grenzen fliegen oder nicht.«
      Bei seinen Worten schien die Welt stillzuhalten. Die anderen Jungs im Raum hielten inne und starrten Cas an, als käme er vom Mond, als hätten sie vorher noch nie davon gehört. »Denn wenn man wieder Verräter in den eigenen Reihen hat und von innen heraus angegriffen wird, bringt es nichts, wenn einen diese Mauer schützen.« Einen Verräter? Sie hatten einen Verräter? »Cas jetzt warte mal... woher willst du das wissen?«, ergriff Wren das Wort. Cas sah zu ihm und zuckte mit den Schultern. »Das ist so ein Gefühl in mir. Ich weiß es einfach.« Wir alle sahen einander an.
      Bei meiner Ankunft hier hatte ich gedacht, ich hätte mein Ziel erreicht. Ich hatte erwartet, damit wäre es vorbei und ich hätte die Drachen erfolgreich geschützt. Seine Worte machten diese Gedanken zunichte, zeigten sie doch, wie naiv diese waren. Wie naiv ich gewesen war zu glauben, dass ich sie alle damit hätte retten können, dass ich einen Krieg hätte verhindern können, nur weil ich sie gewarnt hatte. Töricht. Naiv. Dumm. Vielleicht hatte Cas recht. Vielleicht war ich eine naive Prinzessin, der zu viel Märchen erzählt worden waren. Das brachte mich aber nicht davon ab, daran zu glauben, dass alles gut werden würde.
      »Dann wird es Zeit, die ausfindig zu machen, die keine Verräter sind, während ich euch sagen kann, wie die Armee meines Vaters gegen euch vorgehen will«, brach es aus mir heraus. Denn ich kannte jeden Trick der Armee gegen Drachen. Ich hatte bei jedem Training zugehört, mir alles eingeprägt. Nicht, um es gegen sie anzuwenden. Das war nie der Plan gewesen. Doch es war, als hätte ein Teil in mir gewusst, dass ich diese Information eines Tages brauchen würde. Denn das tat ich. Ich würde sie brauchen. Sehr bald sogar. Cas sah mich an.
     »Denkst du wirklich die Drachen schließen sich zusammen, nur weil Krieg herrscht? Seit Jahrzehnten sehen wir uns nicht mehr, haben uns auseinandergelebt.« Seine Worte brachten nun mich zu einem kalten Lachen. »Laut Howlans Erzählungen ist das ja wohl deine eigene Schuld. Außerdem geht es hier um Krieg! Nicht um ein dummes Festessen. Entweder könnt ihr zusammen kämpfen, oder ihr geht alle unter. Denn wenn ihr hier einen Verräter habt, wird es Zeit, sich gegen ihn zu wappnen.«
      Cas verschränkte die muskulösen Arme vor der Brust. »Welche Ahnung hat ein neunzehnjähriges, naives Mädchen schon von Krieg? Hm? Willst du uns etwa sagen, wie der Krieg funktioniert?« Wut kochte in mir auf. Dann sprang ich von dem alten Stuhl auf, der knarzen und laut über den Boden donnerte. »Es reicht langsam! Ich kann kämpfen, ich kenne die Strategien der Armee und ihre Vorlieben! Ich kann mit Schwert, Dolchen und Pfeil und Bogen umgehen. Ich mag zwar ein Mädchen sein, das bedeutet aber nicht, dass ich ihre Strategien nicht auswendig kenne. Und du brauchst Hilfe, Cas. Ob du willst oder nicht. Du kannst dich ihnen ja kaum allein stellen und sie alle verkohlen, oder?«
      Er blinzelte. Einmal. Zweimal, seine Augen in Überraschung geweitet. Er starrte mich an, als würde er mich zum ersten Mal sehen. Doch bevor er etwas sagen konnte, fuhr ich fort. »Wenn du weißt, dass es so oder so Krieg geben wird, frage ich mich, warum du hier rumsitzt und es niemanden sagst? Hattest du vor, alle damit zu überraschen? So nach dem Motto: „Ach ja, ich habe ganz vergessen euch zu sagen, dass ich einen Verräter in unseren Reihen vermute und wir so oder so in den Krieg ziehen werden müssen. Aber das ist nicht weiter wichtig. Lasst uns einfach so weiter machen wie bisher." Wolltest du das vielleicht sagen? Bei Krieg darf man keine Sekunde wegsehen und nicht zögern, sonst ist man in der übernächsten Sekunde tot, Cas.«
      Die Stille im Raum schien mich gar zu erdrücken, während alle mich anstarrten. Ein Teil in mir verstand einfach nicht, wie er sie alle hatte vergraulen können und wie er hier sitzen konnte, als würde nicht diesen Verdacht hegen. Wie er einfach wegsehen konnte. Nun sprang Cas auf. In seinen Augen funkelte Wut und unbändiger Zorn. »Jetzt hör mir mal zu, Prinzessin. Die drei Reiche der Drachen verstehen sie untereinander nicht besonders gut! Und das ist nicht allein meine Schuld. Wie stellst du dir vor, sie auf unsere Seite zu ziehen, wenn ihnen alles egal ist? Tag und Nacht feiern die Drachen in Dalenka was auch immer. Besaufen sich und tanzen ihre liebsten Schuhe durch. Von denen aus Morrigan will ich gar nicht erst reden. Die haben sich abgesondert und machen ihr eigenes Ding in ihrer Wüste.«
       Seine Worte waren wie immer so verdammt kalt und hart wie Stahl. Was er davon hatte so zu reden, wusste ich nicht. Ein Teil in mir verstand nicht, wie er das denken konnte. Die Drachen in Dalenka würden sich sicher auf seine Seite schlagen, wenn er sie nur lassen würde. Das glaubte ich jedenfalls. Und dass er meinen Titel so ausspuckte, machte die Sache nicht besser. Überhaupt nicht besser. Ein Teil in mir hasste ihn für diese Worte. So sehr. »Wenn es ihnen egal wäre, dann hätten sie sicher nicht versucht, mit dir zu reden«, erwiderte ich. Cas schnaubte und starrte mich wütend an.
      »Du denkst vielleicht, dass du alles weißt, Prinzessin. Aber da täuscht du dich. Du weißt nicht, wie es hier läuft und wie wir leben. Du hast vielleicht Märchen gehört. Geschichten. Aber es ist nicht mehr so wie früher. Wir halten nicht mehr zusammen und das kannst du nicht ändern.« Wieder einmal trafen mich seine Worte hat. So hart, dass ich zusammenzucken wollte. Doch das tat ich nicht. »Ja, ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, wie es wirklich ist aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie nicht mit dir reden würden, wenn du es versuchen würdest. Nicht, wenn du dich wirklich anstrengst sie zu überreden.«
      Cas sah mich lange an. Immer weiter. Ein Teil in mir wusste nicht, was ich von diesem kühlen Blick halten sollte. Von dieser Kühle in seinem Blick. Es irritierte mich sehr. So sehr, dass ich einen Moment lang nicht wirklich wusste, was ich tun sollte. »Wenn du so denkst, dann bist du wirklich naiv. Nur weil Krieg ist, heißt das nicht, dass wir uns alle wieder vertragen, als wäre nie etwas gewesen.«
     Howlan seufzte. »Cas, jetzt hör aber mal auf, ja? Den anderen ist das nicht so egal, wie du denkst. Und sie hat schon recht. Sie würden sich sicher auf unsere Seite schlagen, wenn du sie nur nett bitten würdest.« Cas sah Howlan mit einem wütenden Funkeln in seinen dunklen Augen an. Doch Howlan ließ sich nicht von seiner Meinung abbringen. Auch Fero schaltete sich ein. »Ich denke auch, dass es, besonders den Drachen in Dalenka, nicht egal ist, wenn wir Krieg haben. Sie würden mit uns kämpfen, da bin ich mir sicher. Mit ihnen stehen die Chancen auch besser. Ich denke, dass Vina recht hat.«
      Cas knurrte ihn an und wirkte nicht sehr begeistert. Er starrte alle an. »Wenn Nila später kommt, beziehen wir sie mit in den Kriegsrat mit ein«, war alles, was er sagte, bevor er aus dem Saal stürmte, die schweren Türen hinter sich ins Schloss krachen ließ und uns allen unseren Gedanken überließ. Niemand wagte es, etwas zu sagen. Im Gegenteil. Wir rührten uns nicht. Sprachen nicht. Wir saßen einfach nur da, ich stand eher. Doch meine Beine zitterten. Ich war naiv gewesen. So naiv...
     Wie hatte ich denken können, dass die Welt besser wurde, nur weil ich sie warnte? Betrübt senkte ich den Kopf, dann verließ ich den Raum. Ich schlug nicht den gleichen Weg ein wie Cas, der anscheinend zu seinem Zimmer lief. Ich nahm den linken Weg. Wohin der auch immer führen mochte. Ziellos und in Gedanken verloren lief ich den Gang entlang. Versuchte meine Gedanken zu ordnen. Das alles hier... ich hatte es mir anders vorgestellt. Es würde Krieg geben. Das wurde mir mit jedem Atemzug bewusster und bewusster. Egal, was ich tun oder sagen würde, es würde nichts ändern.
    Wie dämlich von mir, das zu glauben. So verdammt dämlich. Mit diesedr Tatsache konnte ich nichts ändern. Der Krieg würde laut Cas trotzdem kommen. Besonders, weil sie einen neuen Varräter haben zu schienen. Wie er damit leben konnte, wusste ich nicht. Wie er einfach nur hatte dasitzen können, wusste ich auch nicht. Es war mir ein Rätsel. Meine Füße trugen mich lange Gänge entlang, einige vom goldenen Licht der Sonne beleuchtet, andere von Fackeln, die meinen Schatten flackernd an die Steinwand warfen.
      Unzählige Gänge und Abbiegungen später, fand ich mich auf einem kleinen Vordach wider. Auf dem Vordach erblühten die schönsten Blumen, die meine Augen je erblickt hatten. Vor erstreckte sich ein buntes Meer aus Rot, Gelb, Orange, Lila, Blau, Rosa und Grün. Wunderschön. Zusätzlich gab es noch ein paar Sträucher. Zaghaft betrat ich den kleinen Garten und bewunderte die vielen Pflanzen, die es hier gab. Vögel zwitscherten fröhlich und flatterten über mich hinweg, Schmetterlinge tanzten über die Blumen und Bienen taten an einigen Pflanzen ihre tüchtige Arbeit.
      Ich nahm mir für einen Moment Zeit, diesen Anblick in mich aufzunehmen und zu genießen. Zwar war der Garten eher klein und doch würde ich sagen, dass er schöner als unser Schlossgarten war. Unser Schlossgarten drückte nur aus, dass wir Wohlstand hatten und reich waren. Der Schlossgarten hatte nichts mehr mit einem Garten zu tun. Es war... er war nur ein Stück zum Angeben. Mit den schönsten Figuren aus einer Hecke, mit den teuersten Pflanzen der Welt, mit einem riesigen Springbrunnen und Rosen, bis zum Umfallen. Dieser Garten hier war klein und zierlich und doch wunderschön. Lächelnd nahm ich den Duft der Pflanzen in mich auf und fragte mich gleichzeitig, wie so viele von ihnen schon blühen konnten.
       Wie das möglich sein konnte. Doch instinktiv merkte ich, dass das Klima hier... anders zu sein schien. Ich merkte es an der Art, wie befreit meine Lungen atmete und wie die feine, saubere Luft durch meine Nase in meinen Körper glitt. Ich spürte es an der Art, wie meine Narbe aufgehört hatte wie wild zu pochen. Alles hier fühlte sich anders an. Freier. Besser. Lächelnd spazierte ich durch den Garten, wagte es aber nicht, an den Blumen zu riechen.
Ich wusste nicht, wem der Garten gehörte. Ich nahm es mir nur heraus, ihn anzusehen und meine Gedanken fließen zu lassen. Noch immer wurde mir schmerzhaft bewusst, wie dumm ich doch gewesen war. Wie dumm es gewesen war zu glauben, ich könnte damit die Welt verändern. Wie dumm es gewesen war zu denken, ich könnte irgendetwas bewirken. Denn das konnte ich offensichtlich nicht. Ich war Covina Warrick, die Prinzessin von Falana, na ja, jedenfalls von dem Teil, den die Drachen uns gelassen hatten. Er hieß Falana, aber eigentlich hieß der ganze Kontinent so.
      Gut, wenn man es genau nimmt, hatten die Hexen unserem Stück Land keinen Namen gegeben, die Drachen hatten das durchaus gewollt, doch die Hexen hatten uns keinen Namen gegeben. Eigentlich war ich Covina Warrick, die Prinzessin vom Menschreich. Doch bei uns am Hofe sagten wir, dass wir zu Falana gehörten, also nannten wir uns einfach so, ohne das es autorisiert war. Seufzend fuhr ich mir über das Gesicht und spürte die noch nassen Haarspitzen an meinen Fingern, als ich über meine Stirn fuhr.
      Das alles hier hatte ich mir anders vorgestellt. Ruhiger. Friedlicher. Einfach... anders. Doch jetzt... jetzt verstand ich, dass das nicht mehr möglich war. Ich war jetzt hier und ich wollte nicht mehr zurück. Was bedeutete, dass ich mich dem Krieg stellen musste. Mit all seinen Facetten. Übelkeit stieg in mir auf. Gestern hatte ich noch die Chance gehabt, umzukehren, während Krieg herrschte mich in meinem Bett zu verkriechen und zu warten. Doch das war nicht die richtige Lösung. Das war überhaupt keine Lösung.
      Doch ich wusste auch, dass ich gut genug war, um im Krieg mitzukämpfen. Zwar war das nicht unbedingt, was ich wollte, da ich... niemanden töten wollte. Allein schon der Gedanke daran, dass ich Ritter aus meinem Reich töten musste, schnürte mir die Kehle zu. Auf der anderen Seite war es das Einzige, das helfen würde. Das Einzige, was richtig wäre, wenn sie unschuldige Drachen angriffen. Ein Teil in mir wollte es aber erst mit Reden versuchen. Ich musste einfach versuchen sie zu überreden. Die Frage war nur, ob sie auf mich hören würden, oder ob sie denken würden, die Drachen hätten mich gefangen genommen.
      Das wusste ich nicht. »Was machst du hier?«, erklang eine kalte, stahlharte Stimme hinter mir, die mir mal wieder durch Mark und Knochen ging.

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