Es müsste um diese Uhrzeit eigentlich dunkel sein, doch da die Menschen die Lichtverschmutzung so toll fanden, strahlte Jackson hell in der Dunkelheit der umliegenden Landschaft. Leise hob und senkte ich meine Flüge, drehte mich in der Luft zu meinem Fenster um und versuchte es zu schließen. Da das aber von außen nicht funktionierte, lehnte ich es nur an. Ich entfernte mich etwas von meinem Haus und stieg dann höher. Wie immer, sah die Welt von oben friedlich aus. Es wirkte leider nur so, denn ich wusste ganz genau, dass Menschen grausame Wesen waren. Als ich so über Jackson kreiste, ich hatte noch ungefähr eine halbe Stunde bis ich mich mit Jeffrey traf, viel mir wieder ein, wie scheiße Menschen eigentlich waren. Sie sind gemein und hassen ihre Mitmenschen, und dann erzählen sie dir, sie kümmern sich um dich, nur um dich dann einfach weg zuwerfen, wenn sie dich nicht mehr brauchen. Frustriert und wütend lies ich eine kleine Rauchwolke aus meiner Nase entwischen. Natürlich war mir klar, dass nicht alle Menschen schlecht waren, doch bisher waren es Alle, die ich bisher kennengelernt habe.
Ein lauter Schrei riss mich aus meinen Gedanken. Ich schaute mich schnell um, und teilverwandelte meine Augen um besser sehen zu können. Auf der östlichen Seite von Jackson gab es einen Park und eben daher kam der Schrei. Schnell, und immer noch hoch genug um nicht gesehen zu werden, flog ich zu diesem Park. Ich war schockiert über das was ich dort war. Auf einer der großen Grünflächen des Parkes stand eine Frau. Doch leider war sie nicht allein. Knapp vor ihr stand ein Mann der seltsam grinste. Er hob die Hand und berührte die Frau an Stellen, die wirklich nicht in Ordnung waren. Als sie sich wehren wollte, schlug er sie ins Gesicht, sodass sie blutete. Spätestens jetzt musste ich eingreifen. Da der Frau eh keiner glauben würde, etwas wie mich gesehen zu haben, blieb ich teilverwandelt. Nicht nur dass. Zusätzlich zu meinen Augen und Flügeln, teilverwandelte ich noch mein Gebiss und meiner Hörner. In voller Montur setzte ich zu einem Sturzflug an. Ich schoss zu den beiden hinunter wie ein Pfeil und landete mit riesiger Staubwolke knapp neben der Frau. Beide, der Mann und die Fraue, erschraken sich, und der Mann zuckte ein Stück zurück. Diese Chance nutzte ich und stellte mich zwischen die Beiden mit dem Gesicht zum Mann. Ich breitete meine riesigen Flügel aus und verdeckte dadurch die Frau fast vollständig. Da ich erst 15 war, war ich leider kleiner als der Mann. Ich hasste es kleiner zu sein, als jemand Anderes. Der Mann fing wieder an zu grinsen und sagte mit einem ekelhaften Unterton:" Nettes Kostüm hast du da. Aber jetzt hau ab! Ich habe noch was zu tun!" Ich wurde noch wütender. Kostüm, was viel diesem Menschen nur ein?! Ich öffnete mein Gebiss, gab einen guten Blick auf meine langen scharfen Zähne frei, und schrie ihn mit einem Brüllen an:" DAS IST KEIN KOSTÜM!" Ich brüllte noch einmal und jetzt schien dieser Mensch gar nichts mehr zu kapieren. Während er immer mehr nach hinten trat, lief ich ihm langsam nach, immer noch die Flügel erhoben, um ihm keinen Blick auf die Frau zu genehmigen. Seine Augen waren schreckgeweitet, als ich ihm ein Flamme ins Gesicht spuckte, dann drehte er sich um und rannte schnell weg. Um sicher zu gehen, dass es der Frau gut ging, drehte ich mich zu ihr um. Auch die Augen der Frau waren schreckgeweitet. Als sie merkte, dass ich sie ansah, schrie sie laut auf, drehte sich um und rannte weg. Während sie rannte rief sie lautstark:" Ein Monster! Hilfe, ein Monster!" Leise murmelte ich vor mich hin:" Jaja. Du mich auch." Dann erhob ich mich wieder in die Luft. Während ich knapp unter der Wolkendecke auf die Klippe über Jackson zu steuerte, verwandelte ich mein Gebiss wieder zurück. Meine Augen und Hörner ließ ich teilverwandelt, einfach nur, weil es sich richtig anfühlte.
Nach nicht mal einer Minute in der Luft, sah ich auf der Klippe eine Jeffrey förmige Gestalt. Heute war er nicht in Wolfsgestalt gekommen und als er mich sah winkte er mit seiner Menschenhand in meine Richtung. Ich wusste nicht, ob er mich schon genau erkennen konnte, aber ich winkte aus der Luft zurück. Die Klippe näherte sich immer mehr und als ich direkt über ihr war, landete ich mit einem gekonnten Sturzflug vor Jeffrey. Als ich Jeffrey das letzte mal in Menschengestalt gesehen hatte, sah er irgendwie verletzlich und unglaublich deprimiert aus, doch davon war jetzt kaum etwas zu sehen. Natürlich hatte er noch Augenringe, und sah echt erschöpft aus, aber an seiner Art hatte sich etwas geändert. Seine Augen wirkten nicht mehr leblos und er stand aufrechter. Irgendwie war es seltsam, ihn so zusehen, und nur um sicher zu gehen, fragte ich nach:" Dir geht es besser, oder?" "Merkt man das so sehr?", fragte er zurück. Ich nickte nur und sein Blick glitt nach oben zu meinen Hörnern. "Warum bist du teilverwandelt?", fragte er dann.
Ich zuckte mit den Schultern. Ich wollte es ihm erzählen. Natürlich. Einfach alles, die scheiß Menschen, dass von meiner Pflegefamilie und das ich zurück nach Afrika zu meinem Vater wollte. Aber ich traute mich nicht. Ich wusste ich musste es ihm sagen, aber ich konnte nicht. Ich konnte all das einfach nicht aussprechen. Dann viel mir auf, was er gesagt hatte und wechselte das Thema:" Was macht dich denn eigentlich so glücklich?" Ich lächelte und ging, während er neben mir lief zur Kannte der Klippe. Während wir uns beide hinsetzen, fing er wieder an zu sprechen:" Naja. Ich bin jetzt nicht mehr alleine. Und solange das so bleibt, ist es erstmal ganz ertragbar. Außerdem habe ich heute von Trudy geträumt." Er lächelte seelig und schaute nach oben zu den Sternen. Von den Sternen war zwar durch die Wolken nicht viel zu erkennen, aber der Gedanke zählte ja. Ich war eigentlich neugierig inwiefern er von Trudy geträumt hatte, aber ich wusste, dass es seine Sache war, und solange es ihn glücklich machte, war es eine gute Sache. Wir saßen eine Weile dort und schauten auf die Wolken. Sie zogen schnell vorbei und manchmal erhaschte man einen kurzen Blick auf den Mond. Ich legte mich nach hinten, so dass ich zwar lag, meine Beine aber immer noch von der Klippe baumelten und Jeffrey tat es mir nach. Nach einiger Zeit verlor ich mich wieder in Gedanken. Ich analysierte genau den heutigen Tag. Zuerst den Streit mit Amelia, danach die Sache mit Sihlas. Und da viel mir etwas auf. Sie hatten zwar danach nichts mehr gesagt, doch sich immer wieder Zettel zugeworfen, bis Herr Richter kam und mich aus der Klasse eskortierte. Morgen würde ich mir diese Zettel mal ansehen. Ich dachte weiter nach und kam schließlich bei meiner Pflegefamilie an. Sie wollten mich loswerden. Ich war wohl wirklich einfach zu seltsam, unter Woodwalkern und sogar unter Menschen viel diese Tatsache auf.
Die Drachin Afrikas
By Alexioso21
Skylar ist gefangen zwischen zwei Welten in denen sie beide nicht Zuhause ist. Menschen und Woodwalker dürfen... More