Scherben

7.4K 427 42
                                    

Sidney bedeutete alles für mich. Mehr als das. All die Jahre, in denen mir Zuneigung und Liebe gefehlt hatten, gab sie mir innerhalb weniger Monate zurück. Sie gab mir mehr. Aber genau deswegen musste ich sie beschützten. Ich könnte es nicht ertragen, wenn ihr etwas zustößt, so melanchorisch das auch klingen mag. Ich wusste, dass Voldemort etwas vorhatte und solange wir zusammen waren, waren wir verletzlicher. Es war einfacher für ihn uns so zu kriegen. Ich musste weg, musste Spuren legen für ihn, weit weg von Sidney, damit er hinter mir her war und nicht hinter ihr. Es verletzte mich unheimlich, sie verletzen zu müssen, doch ich wusste, dass dies der Einzige Weg war, um ihr ein einigermaßen normales Leben zu ermöglichen. Ich liebte sie. Doch mein Vorhaben würde schwierig werden. Komplex und äußerst Risiko reich. Doch ich hatte keine andere Wahl. Ich stand auf, lugte mit dem Kopf unter mein Bett und zog nach kurzem Suchen meinen Tarnumhang hervor.

"Dich und Harry sieht man in letzter Zeit immer weniger zusammen.", meinte Parvati. Ich saß auf einem Sessel im Gemeinschaftsraum und hatte es mir hinter einem dicken Buch über Verteidigungszauber gemütlich gemacht. Parvati und Lavender saßen in der Nähe an einem der Tische und schmöckerten durch verschiedene Magazine. Ich versuchte, so zu tun als hätte ich sie nicht gehört. Hinter dem äußerst gut gespielten Mitgefühl verbarg sich in Wirklichkeit nur der Hunger nach Klatsch und Tratsch. Ich schloss genervt die Augen, als sie mich ein weiteres Mal ansprach und legte langsam mein Buch auf die Seite. 
"Kann sein, Parvati. Ist aber nicht deine Sache.", ich versuchte, meinen Ton nicht zu scharf klingen zu lassen, doch trotzdem versuchte ich ihr damit zu signalisieren, dass ich nicht weiter darüber reden wollte. Meine Taktit schien aufzugehen. Parvati schnaufte beleidigt, fand jedoch rasch neuen Gefallen an einer Frisur von einer der Schicksaalsschwestern, die in ihrem Magazin abgebildet war. Lächelnd wank sie aus ihrer Seite heraus. Auf einmal spürte ich eine Hand an meiner Schulter. 
"Hast du Harry gesehen?", fragte mich Ron, angezogen in seiner Quiddtisch-Montur. 
"Nein, tut mir leid, was gibt's?" Ron sah etwas erschöpft aus. 
"Ich suche ihn schon überall. In einer Stunde fängt das Spiel an und er hätte schon längst zur Mannschaftsversammlung erscheinen sollen...Naja, ihm einfach er soll seinen Hintern sofort runter bewegen sobald du ihn siehst, ja?" 
"In Ordnung." Ich zwinkerte Ron zu, doch sobald er außer Sichtweite war trat ein besorgter Ausdruck auf meinem Gesicht auf. Es passte nicht zu Harry, Quidditsch zu vernachlässigen. Er vergötterte dieses Spiel über alles. Was war nur los mit ihm...Bevor ich mir weiter  Sorgen machte, beschloss ich mich kurzer Hand mich selbst auf die Suche nach ihm zu machen. Nach einer halben Stunde jedoch befand ich mich in der selben Situation wie Ron. Harry war nirgends aufzufinden. Wenig später machte ich mich mit Hermine auf den Weg zum Quidditschfeld. Wir ergatterten Plätze ganz oben, wo ich suchend meine Augen über das Feld wandern ließ. Beschwichtigend legte Hermine mir eine Hand auf die Schulter. 
"Er taucht bestimmt gleich auf. Spätestens wenn das Spiel losgeht wirst du ihn ja sehen. Oh sieh mal, da ist Ron..." Doch Hermine schien nicht ganz zu verstehen, wieso ich mir so Sorgen um Harrys Verschwinden machte. Schon in den letzten Tagen sagte mir meine Intuition, dass etwas nicht stimmte. Madam Hooch betrat unter Jubeln des Publikums das Spielfeld. In der Mitte hielt sie an, doch als ich dachte, sie griff in ihren Umhang, um ihre Pfeife für den Beginn des Spiels heraus zuholen, zog sie ihre Zauberstab und richtete ihn gegen ihren Hals. 
"Sonorus!" Ihre Stimme hallte wie bei Lautsprechern durch die Menge. Sie blickte etwas verärgert umher. "Auf Wunsch der Mannschaft von Gryffindor muss das Spiel wegen Fehlen eines Spielers leider abgesagt werden. Ich wünsche Ihenen allen noch einen schönen Nachmittag." Unter Buh-Rufen und Aufständen verließ sie wieder das Spielfeld. Hermine wollte gerade etwas sagen, doch ich war schon weggerannt. Nun wusste ich sicher, dass etwas nicht im richtigen Gange war. Meine Lungen brannten, da ich so schnell ich nur konnte die Treppen des Schlosses hinauf rannte. Sofort lief ich durch den leeren Gemeinschaftsraum in den Schlafsaal der Jungen zu Harrys Bett. Sein Koffer stand geöffnet und mitten im Raum, die Hälfte seiner Klamotten fehlte und weit und breit war keine Spur oder irgendein Anzeichen von ihm. Erschöpft ließ ich mich auf sein Bett fallen und begann zu weinen. Ich konnte nicht verstehen, was passiert war. Aber dass er mir das hier antat...Auf einmal spürte ich unter seinem Kissen, das so sehr nach ihm roch, etwas knittriges und zog einen Briefumschlag hervor. Ich wischte mir meine Tränen aus dem Gesicht und schaute mich vorsichtig um, ehe ich ihn voller Neugier aufriss. Alles, was mir auch nur irgendeinen Hinweis wegen Harry geben konnte, musste ich jetzt sehen, egal ob dies gegen meine Normen verstoßen würde. 

Sidney,

ich wusste, dass du es sein würdest, die diesen Brief als erste finden würde, deswegen ist er auch für dich gedacht. Es tut mir Leid, dass ich keine Gelegenheit mehr hatte, es dir persönlich zu sagen, aber ich hoffe der Brief reicht dir auch. Ich werde fortgehen. Unsere Beziehung wurde mir auf Dauer zu eng. Für soetwas bin ich im Moment einfach nicht bereit und werde es auch erst einmal nicht sein. Ich suche das Abenteuer und das Neue. Ich hoffe, du verstehst mich, wenn nicht spielt das jetzt auch keine Rolle mehr. Bitte versuch nicht, mich zurück zu holen oder unsere "Liebe" zu retten. Diese Jugendliebe wäre das wirklich nicht wert. Du findest bestimmt jemand anderen.

Mach's gut,
Harry.


Fassunglos legte ich den Brief zur Seite. Ich war nichteinmal mehr in der Lage zu weinen, so sehr erschütterten mich seine Zeilen. Das konnte nicht sein. Das konnte einfach nicht sein. Das war ein anderer Mensch der das geschrieben hat, das war doch nicht Harry. Aber ich erkannte seine Schrift.
"Patefactio!", rief Hermine, mit ihrem Zauberstab auf den Brief zeigend. Doch nichts geschah. WIr drei saßen ratlos im Kreis im Gemeinschaftsraum auf dem Boden, in der Mitte lag der Brief. 
"Das war ein Enthüllungszauber.", meinte Hermine. "Sollte dieser Brief wirklich nicht von Harry sein, dann hätten wir das gemerkt." Tränen flossen über mein Gesicht, obwohl ich sie so gut ich konnte zu verdrängen versuchte. Nun war auch die letzte Hoffnung, dass das alles nur ein rießen Irrtum war verloren. 

Plötzlich in Hogwarts - Harry Potter Fanfictionحيث تعيش القصص. اكتشف الآن