#1 - April 》Storylines - Vom Trend zur Strategie《

35 8 10
                                    

Wattpad, ein unendlich großes, freundliches und kreatives Netzwerk, das größte dieser Welt.
So oder zumindest so ähnlich wird Wattpad beworben und die Idee hat auch mich gereizt, als ich das erste Mal davon gehört habe.

Ich war zuvor schon auf einer Schreiberlinge-Seite, doch Wattpad war größer, hatte eine größere Zielgruppe und ich somit mehr Möglichkeiten auf Gleichgesinnte zu treffen.
Damals wusste ich noch nicht, wie das hier so läuft, ich war einfach froh noch mehr lesen und verbreiten zu können.

Ich habe mir als allererstes die Top 1000 Fantasy Bücher zu derzeit angeschaut, habe ein paar gute entdeckt und war von den immer wiederkehrenden Trends dieser Internetplattform verschont geblieben, ein Zustand, der auch einige Monate aufrecht erhalten wurde, und in dem ich mich immer noch so halb befinde.

Ich umgehe diese Gebiete einfach, die schon so alt und ausgelutscht sind und lese nur in Bücher hinein, deren Klappentext mir einmal von der Grammatik und Rechtschreibung zusagt und dessen Inhalt mich ebenfalls zufriedenstellt.

Also eben nicht die x-te Badboy Geschichte in der Sparte Romanze, die jedes Mal aus der Fantasie eines kleinen bis großen Mädchens entsprungen ist, die so jemanden für sich selbst wünscht, und eben nicht die Akademie der Elemente, bei der die Protagonistin alle drölfzigtausend (chemischen) Elemente beherrscht, den magischen Schul-Badboy kriegt und einer Armee finsterer Gestalten gegenüber steht, denen sie mit ihren superbesonderen Super-Fähigkeiten das Fürchten lehrt.

Aber anscheinend lesen die Leute das. Ich kann von meinem Standpunkt aus nicht sagen warum, denn ich verstehe diese Haltung nicht, doch das liegt vielleicht einfach daran, dass ich älter bin als der durchschnittliche Wattpad-Benutzer.

Ich bin auch nicht gänzlich unschuldig, was die Popularität solcher Geschichten angeht, doch wenn mir ein Buch nicht gefällt, dann breche ich es einfach ab und es gibt tatsächlich ein paar Kandidaten, die zwar voller Klischees sind, aber trotzdem aus der Masse herausstechen. Das ist allerdings nicht mein Themengebiet, also kommen wir zu dem, was ich euch hier eigentlich präsentieren möchte:

Storylines, die es oft gibt, und die hochplatziert werden, die sich dann in Trends verwandeln und zu Strategien werden!
Zwei habe ich bereits genannt und diese dürften auch allen Benutzern bekannt sein.

Der Bad Boy in der Story:
So viele der Love Interest werden als von dem/r Autor/in deklarierte „Bad Boys" verkauft, in jedem Genre. Und es funktioniert. Meine Vermutung über den Erfolg dieser Art von primitiven Manipulierung ist, dass jedes Mädchen sich einen Jungen wünscht, der für sie und nur für sie „gut" ist, auf alle anderen aber abweisend reagiert. Das hängt wohl mit dem Reiz der Gefahr zusammen, den dieses Verhalten bietet. Nach dem Motto „nette Jungs sind langweilig" einfach alle Love Interests wankelmütig, aggressiv und als Schläger darstellen. Dass das bei Wattpads Hauptnutzergruppe, die bei Mädchen in deren Teenagerjahren liegt, gefährlich ist, sollte wohl offensichtlich sein. Die Mädchen bekommen ein falsches Bild von Jungs, wenn sie die Geschichten nicht differenziert betrachten können und ich habe manchmal das Gefühl nur die wenigsten wissen, was „differenziert" überhaupt bedeutet.

Elemente Akademie:
Diesen Punkt habe ich ebenfalls schon angesprochen. Klar, es ist irgendwie cool über die Elemente herrschen zu können, aber irgendwo sollte dann auch Schluss und genug sein. Und es nervt mich persönlich immer, wenn ich lesen muss, dass Eis ein eigenes Element ist, dass die Protagonistin irgendwie alle Elemente und zusätzlich die Seele andere Menschen beherrschen kann. Ein Element allein ist schon zu overpowered, weil man zu zum Beispiel Feuer auch noch Licht, Magma, Hitze und so weiter dazurechnen kann. Genaugenommen ist Feuer ja auch nur die Bewegung von sich schnell bewegenden Atomen, also die Atombewegung, mit der man genaugenommen eigentlich alles bewegen kann, aber das führt jetzt zu weit in die chemische Richtung. Was ich sagen will: Den Einheitsbrei, den es hier auf Wattpad gibt, macht mir diese Art von Geschichten schon suspekt, wenn man den ganzen Internatskram mal zur Seite schiebt. So Schulstories sind von mir aus auch noch in Ordnung, sie werden wohl am häufigsten gelesen, weil jeder weiß, wie es in der Schule zugeht, sehen wir mal von den Klischees von wegen coole Clique, Loserclique und so weiter ab, die es so in meinem Leben nicht gibt. Vielleicht aber auch nicht, weil ich nicht so oberflächlich bin, aber das ist jetzt nur Selbstbeweihräucherung.

Adoption durch Stars (Fanfiktions):
Ich kann nicht verstehen woher dieser Trend kommt. Ich persönlich würde so etwas nicht lesen, weil ich es einfach komplett hirnverbrannt finde. Normalerweise adoptiert man jemanden, um mit diesem eine Familie zu gründen, eine platonische Beziehung aufzubauen und nicht um sich einen gesetzlich quasi registrierten Sexsklaven zu halten, der auch noch minderjährig ist. Das ist Gewaltverherrlichung auf dem perverstesten Niveau und absolut realitätsfern. Da ist es auch keine Entschuldigung, dass man davon nichts weiß, im Gegenteil: es macht die ganze Sache schlimmer. Bevor man über etwas schreibt, sollte man sich immer über die behandelten Themen informieren, man ist ja sowieso schon auf Wattpad, warum nicht noch ein Tab öffnen und die fraglichen Dinge googlen? Die Themen, die in solchen Fanfiktions Platz finden, sind meist höchstsensible und vor allem bei zum Beispiel Vergewaltigungen kommt es auf zwei Dinge an:
Sich selbst zuvor informieren, und
So zu schreiben, dass sich der Leser selbst eine Meinung von der Handlung bilden kann.
Das ist vor allem in der ersten Person Singular sehr schwer möglich, in der die meisten solcher Fanfiktions geschrieben sind, da die Hauptidentifikationsfigur für den Leser immer der/die ProtagonistIn ist.

Bücher, die sich über schlechte Bücher aufregen:
Ja, es ist unterhaltsam und ja, auch ich lese solche Bücher mit bitterböser Satire. Man muss hierbei immer beachten: Das ist das Internet. Und das Internet und seine Gestalten vergessen nicht. Vor allem kommentieren diese Gestalten alles, was ihnen nicht in den Kram passt, sei es nun gerechtfertigt oder nicht. Die Anonymität gepaart mit der Meinungsfreiheit ist aber trotzdem kein Freifahrtschein für alles. Als Autor eines solchen Buches muss man immer damit rechnen, auf ein paar Gestalten des Internets zu treffen, die sich durch das Geschriebene angegriffen oder auf den Schlips getreten fühlen und das auch mitteilen müssen. Der Grat zwischen Satire, schwarzem Humor und Beleidigung ist sehr schmal, von jedem einzeln abhängig und der Balanceakt immer ausgesprochen schwer, was dazu führt, dass man mit einem solchen Werk im Gepäck auch öfter mal in den Untiefen Wattpads verschwindet.
Luzifer/s Tochter:
Ein Trend, der mit in letzter Zeit aufgefallen ist, meist gepaart mit dem Internatsklischee. Zumindest in der Geschichte, die ich gelesen haben. Was so spannend am Teufel oder dessen Tochter sein soll, kann sich wohl mit dem Bad Boy Schema vergleichen lassen. Oder aber, es hatte tatsächlich jemand mal Charakterentwicklung im Sinn, sodass ein bisschen Hoffnung in mir aufkeimt, eine ausgereifte Geschichte anzutreffen. Meist ist der Teufel allerdings nur eine „ausgeprägtere" Form des Bad Boys und seine Tochter wird in die Menschenwelt geschickt, wer weiß warum, ich jedenfalls nicht. Der Teufel wird dann als Sexfigur missbraucht, seine Tochter soll plötzlich gut sein und die Welt retten oder ähnlich unrealistische Szenearien, das könnte ich mir jedenfalls vorstellen, schließlich liest man am liebsten Happy Ends hier auf Wattpad, was alles so vorhersehbar macht.

„Du bist mein Mate"-Werwolf Stories:
Ich gestehe, ich lese so etwas eigentlich nicht, ich habe ein besseres Medium um mir Werwolf-Schmonzetten reinzuziehen: Teen Wolf. Und auch das ist nicht wirklich das Gelbe vom Ei. Ob es das in solchen Geschichten überhaupt gibt ist überhaupt fraglich. Auch hier greift wieder Schema A: Bad Boy als Alpha eines Packs, total gutaussehend, Highschool-Schüler, tragische Vergangenheit, die ihm „Tiefe" verleihen soll, von mir kriegt er immer nur den Sticker „Seine-Augen-Sind-So-Tief-Wie-Seine-Vergangenheit_Strahlend-Blau" auf die Stirn geklebt, er hat den perfekten Körper, schließlich ist er ein Wolf und so ein Wolf... hat Muskeln und ist nicht jeden Winter knapp vorm Verhungern. ER ist immer richtig aggressiv und schreit „Du bist mein Mate!" durch die Gegend, der/die ProtagonistIn ist immer richtig abgeneigt und erst gar nicht begeistert, er klebt ihr wie eine Seepocke am Arsch und plötzlich merkt sie, dass sie ihn liebt, nicht mehr ohne ihn kann und er ja eigentlich total süß ist. Echt? Finde ich jetzt nicht... Ich fände es extrem gruselig so jemanden die ganze Zeit um mich zu haben, von dem ich weiß, dass er mich stalkt und irgendwann würde ich auch zur Polizei gehen, aber solchen gesunden Menschenverstand haben Protagonisten anscheinend nicht.
Ist das eine Krankheit? Sie zieht sich durch alle Genres und infiziert die Hauptfiguren? Irgendwie kommt es mir so vor. Es sehen nicht alle Geschichten mit diesen Thematiken aus und auch nicht alle Geschichten mit diesen Grundsätzen sind schlecht, sie gehen nur im Einheitsbrei unter, wodurch ich persönlich sie niemals lesen würde. Schon allein wenn ich „Mate" im Klappentext eines Buches lese, mache ich instant die Beschreibung zu und widme mich etwas anderem, weil ich einfach zu viele schlechte Erfahrungen damit gemacht habe.

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Apr 01, 2017 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

WattiblogWhere stories live. Discover now