Kapitel 2 - Sofia

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Wir standen an der Rezeption und Kati kümmerte sich gerade um die Formalitäten, während ich meinen Blick durch die Lobby schweifen ließ. Es sah elegant aus, aber nicht zu spießig. Es war hell und modern eingerichtet. Ich freute mich schon darauf hier Zeit zu verbringen. Mein Blick wanderte weiter und blieb an einem Typen in einem Sessel hängen. Er war in eine Zeitung vertieft und sein etwas längeres schwarzes Haar brachte sein markantes Profil gut zur Geltung. Sein schwarzes Hemd hatte er bis zu den Ellenbogen zurückgekrempelt und ich konnte seine sehnigen und durchtrainierten Unterarme betrachten. Seine langen Beine wurden von einer grauen ausgewaschenen Jeans verhüllt. Er sah verboten gut aus und so heiß, dass ich mich schon in Gedanken an ihm verbrannte. Mein Kopfkino setzte ein und ich stand vermutlich fast sabbernd da, als Kati mich unsanft mit dem Ellenbogen in die Seite stieß.

»Erde an Sofia, wir können unser Zimmer beziehen oder möchtest du den Kerl weiter mit deinen Blicken ausziehen?«, fragte sie mich schmunzelnd und drehte sich kopfschüttelnd um und stöckelte davon. Währenddessen klappte mir die Kinnlade herunter und ich zischte ihren Namen, sie konnte das doch unmöglich so laut gesagt haben. Ich lief dunkelrot an und ein konnte mir den Blick in seine Richtung nicht verkneifen. Sein Blick war zwar auf die Zeitschrift gerichtet, aber dennoch konnte ich sein anzügliches Grinsen sehen. Bestimmt hatte er sie gehört oder noch schlimmer, er hatte gesehen, wie ich ihn angestarrt habe?! Hoffentlich begegnete ich ihm während unseres Aufenthaltes hier nicht mehr. Zumindest nicht, wenn Schicksal und Zufall ihr Glücksspiel sein lassen würden und mich einfach in Ruhe ließen. Schnell wand ich mich von dieser Blamage ab und marschierte Kati hinterher, die natürlich nicht auf mich gewartet hatte. Ich sah gerade noch, wie sie mit ihrem dunkelblauen Koffer um die Ecke bog und nahm die Verfolgung auf. An unserem Zimmer hatte ich sie endlich eingeholt, sie stand bereits mit großen Augen im Zimmer und ich war ebenfalls begeistert von dem, was ich erblickte. Innen sah es genauso schön aus wie bis jetzt das gesamte Hotel - modern, hell und freundlich. Ich folgte ihr in das Zimmer, sie jedoch ließ mitten im Weg ihren Koffer fallen und ich lief natürlich direkt dagegen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb ich mein Schienbein. Kati riss währenddessen Kati begeistert eine Tür nach der anderen auf und ließ jedes Mal ein verzücktes „Oh" oder „Ah" fallen. Nachdem der pochende Schmerz etwas nachließ, sah ich mich ebenfalls um. Das Bad war weiß, mit einer großen Badewanne, einer Dusche, zwei Waschbecken und einer Toilette. Alles was man eben so brauchte. Das Wohnzimmer, in dem wir bereits standen, war mit einer cremefarbenen Couch, einem kleinen Holztisch aus edlem Holz und einer Minibar ausgestattet. An der gegenüberliegenden Wand der Couch war ein moderner Flachbildfernseher angebracht. Hinter einer halb aufgezogenen Wand und einer kleinen Erhöhung stand dann auch das Kingsize Bett. Kati hatte sich bereits darauf geworfen und es sah so aus, als würde sie auf Wolken liegen, so weiß und fluffig sahen die Decken und Kissen auf dem Bett aus. Am Kopfende prangte an der Wand ein Bild einer wunderschönen Pusteblume die auf einer saftigen grünen Wiese stand und von einem blauen Himmel umrahmt wurde. Der Raum wirkte dadurch frisch und sommerlich.

»Was wollen wir als erstes ausprobieren? Uns steht das ganze Programm zur Verfügung!« Sie stützte sich auf ihren Ellenbogen ab und sah mich erwartungsvoll an. Wie ein Kind, welches vor dem Weihnachtsbaum stand und nicht wusste, welches Päckchen sie zuerst auspacken sollte.

Einen Moment überlegte ich und ging das Angebot, welches es gab, in Gedanken durch. Es gab von Massagen bis hin zu Fitness so ziemlich alles. Wobei die Fitness an diesem Wochenende eher zweitrangig war. Mir war nach Entspannung und deshalb schlug ich vor: »Wir könnten uns einen Drink an der Bar genehmigen und uns dann an den Whirlpool legen? Und anschließend im Restaurant zu Abend essen?«, schlug ich ihr vor. Kati klatschte begeistert in die Hände: »Gesagt getan!« Sie sprang auf und warf einen Moment später mit Schwung ihren Koffer auf das Bett. Dramatisch ließ sie ihn aufschnappen und wühlte darin herum. Schnell hat sie gefunden, was sie gesucht hatte und hielt mir einen grünblauen Bikini vor die Nase. Er würde an ihr einfach nur umwerfend aussehen. Mit einer Kusshand in meine Richtung verschwand sie im Bad und ich begutachtete meinen eigenen Kofferinhalt. Ich zog den Bikini heraus, den ich eingepackt hatte, es war geradewegs unscheinbar, gegen den von Kati. Schwarz, aber immerhin hatte er kleine Strasssteinchen, die seinem schlichten Erscheinungsbild wenigstens etwas Glamour verliehen. Ich hoffte inständig, Kati würde keinen Tobsuchtsanfall deshalb bekommen. Während Kati sich im Badezimmer umzog, entledigte ich mich hier meinen Klamotten. Beinahe zeitgleich waren wir fertig. Sie kam aus dem Badezimmer und bei meinem Anblick schossen ihren Augenbrauen regelrecht in die Höhe und fing sofort an zu schimpfen: »Hab ich dir nicht gesagt, dass du diese Trauerfarbe Zuhause lassen sollst?«

»Schon, aber ich hatte nur diesen oder einen ganz schwarzen und wirklich Zeit um einen neuen zu kaufen hatte ich auch nicht«, versuchte ich mich aus der Situation herauszureden.

»Dann müssen wir demnächst wohl mal wieder dringend shoppen gehen!«

Ergeben zuckte ich mit den Schultern, denn auf einer größere Diskussion, was meinen Kleidungsstil betraf, hatte ich ohnehin nicht und so war das Thema eindeutig schneller vom Tisch um sich schöneren Dingen im Leben zu widmen. Dem Whirlpool zum Beispiel. Ich warf mir noch eine dünne Tunika über - ja sie war ebenfalls schwarz - damit ich mich nicht so nackt fühlte. Mit einem seufzen packte Kati mich am Handgelenk und zog mich übermütig mit sich. Stürmisch wie sie war verließen wir das Zimmer und rannten prompt in jemanden hinein. Perplex hob ich meinen Blick und schluckte. Na ganz toll, vor mir stand der Typ, den ich vorhin beinahe mit meinen Blicken ausgezogen hätte. Diesmal war er allerdings in Begleitung. Ein verschmitztes Grinsen trat in sein Gesicht, als ihm dämmerte wer ich war. Er hatte Katis Bemerkung also doch mitbekommen. Ich tat so, als hätte ich ihn weder erkannt, noch sein Grinsen bemerkt und begutachtete lieber seine Begleitung. Vor mir stand ein Sunnyboy, der so im Bilderbuch hätte stehen können. Braun gebrannte Haut, Bermudashorts, Flipflops und Hawiihemd. Er trug eine Sonnenbrille, welche er sich in die längeren dunkelblonden Haare geschoben hatte. Ich dachte sofort an die Surfer am kalifornischen Strand. Er passte dort perfekt ins Bild. Seine blauen Augen funkelten spitzbübisch und die grünen Sprenkel darin brachten vermutlich jedes Frauenherz um den Verstand. Er schenkte uns ein 100-Watt-Lächeln, welches strahlend weiße Zähne entblößte, mit dem er jede Zahnpasta Werbung in den Schatten stellte. Die beiden Männer waren absolut unterschiedlich in ihrem Aussehen, aber auf jeden Fall genauso heiß. Ich hatte noch keinen Ton gesagt, während Kati bereits wie ein Wasserfall auf sie einredete. Ebenso dumpf, als wäre mein Kopf unter Wasser, kam ihr Lachen bei mir und wusste, dass sie ihn ebenfalls sehr attraktiv fand. Sie umarmte den Sunnyboy und sagte freudig: »Bis dann!« Schließlich schnappte sie mich am Arm und zog mich weiter, erst jetzt dämmerte es mir, dass ich wohl etwas verpasst hatte.

»Süße, der Kerl scheint es dir ja wirklich angetan zu haben. Gleich wirst du Zeit haben, ihn etwas besser kennen zu lernen, dazu solltest du aber auch anfangen deinen hübschen Mund aufzumachen.« Verdutzt blieb ich stehen, eh was? Kati sah mich verwundert an: »Was ist denn los Sofia? Hast du noch nie zwei gutaussehende Kerle gesehen? Gut ich gebe zu, die beiden sind unverschämt heiß, aber was hast du denn?« Mehr als einem Kopfschütteln bekam ich im ersten Moment nicht Zustande.

»Ich dachte, dass sollte ein Mädelswochenende werden und kaum sind wir nicht einmal ein paar Stunden hier, schon zerrst du mich zu einer Verkupplungsaktion?!«, kamen meine Gedanken ungefiltert aus meinem Mund. Sie waren etwas hart und vielleicht reagierte ich auch etwas über, aber dennoch fand ich ihr Verhaltene einfach unmöglich. Verärgert verschränkte ich die Arme vor der Brust und sah sie mit zusammengekniffenen Augen an.

»Hast du was an den Augen? Die beiden sehen umwerfend aus, das kannst du doch nicht übersehen haben?«

»Doch das habe ich sehr wohl gesehen, aber diese Sorte von Männern bringt nur Ärger.«

»Jetzt stell dich doch bitte nicht so an. Dir würde eine heiße Nacht auch mal wieder gut tun. Ich habe schließlich nicht gesagt, dass du ihn heiraten sollst.«

Sie legte den Kopf schief und sah mich mit diesem Dackelblick an, dem ich nie lange widerstehen konnte. Ich spürte wie meine Gegenwehr bröckelte und meine verschränkten Arme sich lockerten. Sie schob ihre Unterlippe nach vorne und präsentierte mir ihren perfekten Schmollmund. Das war so unfair. Bittend sah sie mich an, fast flehend. Ergeben ließ ich die Arme sinken und seufzte, nur durch sie war ich schließlich hier, also konnte ich ihr wohl kaum Vorwürfe machen sie wäre egoistisch. Sie hatte natürlich sofort bemerkt, das mein Widerstand gebrochen war und umarmte mich stürmisch.

»Danke!«, rief sie voller Freude und schmatzte mir einen feuchten Kuss auf die Wange. Der Kerl schien es wirklich angetan zu haben.

»Na dann auf geht's! Ben und Vincent warten sicherlich schon an den Whirlpools auf uns.«

Aha, die beiden hatten also auch einen Namen.

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