Lektion Eins

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Es war ein Dienstag, die Straßen waren schon dunkel und noch immer lag Schnee.

Kyra sah sich zu Watson um, der wie immer auf ihren Rücksitz saß und müde aus dem Fenster sah, als der Wagen endlich vor dem weißen Reihenhaus am Rand von Livingston stand. „Na, was meinst du, Watson?"

Er sah sie nur verwirrt an und gab einen leisen Kehllaut von sich.

Kyra seufzte. Sie war etwas nervös. „Wollen wir etwas Magie lernen?"

Watson bellte. Er hatte absolut keine Ahnung, was Magie sein sollte, da war sie sich sicher, aber ihr Tonfall ließ ihn begeistert klingen. Vielleicht erkannte er auch nur das Haus und erwartete, sich Welpenfutter erschnorren zu können. Dabei war er ohnehin schon ein leicht übergewichtiger Hund.

„Dann lass uns mal." Sie stieg aus und klappte den Fahrersitz vor, um Watson aussteigen zu lassen. Nachdem sie die Tür geschlossen und den Wagen verriegelt hatte, ging sie mit unsicheren Schritten zur Haustür.

Der schwarze Familienvan der Sterling-Familie stand bereits in der Einfahrt, was wohl bedeutete, dass ihre Mentorinnen – es machte ihr beinahe Spaß, so über die beiden zu denken – bereits hier waren.

Watson trappelte neben ihr und sah erwartungsvoll zur Tür, als Kyra klingelte.

Schritte erklangen auf der anderen Seite der Tür und dann öffnete einer der beiden Zwillinge. Kyra war nicht sicher, ob es Lilly oder Luna war. Sie konnte die beiden einfach nicht auseinander halten.

„Hey, Kyra, da bist du ja!" Der Zwilling grinste sie breit an. Also war es Luna? Sie trat zur Seite und ließ Kyra eintreten. „Lilly, unsere süße, kleine Schülerin ist da", flötete sie dann in die Wohnung, während sie die Tür schloss.

Es war Luna.

„Ich bin nicht zu spät, oder?", fragte Kyra und öffnete ihre Jacke. Sie schlüpfte heraus, während sie Luna in Richtung der Wohnzimmertür am anderen Ende des Flurs folgte, und warf sie auf die Garderobe.

„Nein, nein." Luna winkte ab und ging durch die Tür.

Im Wohnzimmer saß auch Lilly, die abgesehen von ihrem Lächeln Luna bis ins letzte Detail ähnelte, am Tisch. Sie stand auf und kam ihnen entgegen.

„Da bist du ja", kam es auch von ihr.

Kyra seufzte. „Ja, da bin ich."

Watson stürmte an ihr vorbei und sah sich um. Er hechelte und sah sich um, rannte zwei Mal um den Wohnzimmertisch und dann in die Küche, ehe er verwirrt inne hielt.

„Es tut mir leid, Watson", meinte Lilly. „Die Welpen sind mit Andrew in Edinburgh."

„Er ist mit ihnen allein?", fragte Kyra. Ein wenig tat er ihr leid, da es bedeutete, dass er auf drei eigentlich ausgewachsene, aber noch immer energetische Wolfswelpen, zwei fünfjährige Kinder und ein Baby aufpasste. Jedenfalls sah sie auch keins der Kinder hier.

„Ja." Luna grinste. „Wir dachten, es wäre vielleicht besser, wenn wir erst einmal" – sie räusperte sich – „nur zu dritt sind. Ungefährlicher, weißt du?"

Kyra runzelte die Stirn. Sagte Luna gerade, dass sie Angst hatte, dass Kyra etwas in die Luft jagte? Hatte sie so wenig Vertrauen in Kyras magische Kräfte?

Nicht, dass Kyra selbst Vertrauen hatte. Sie hatte selbst keine Ahnung von Magie. Zur Hölle, bis vor vier Tagen hatte sie nicht gewusst, dass sie ein magisches Talent hatte. Sie war sich auch jetzt nicht sicher, ob die beiden sie nicht zum Narren hielten.

Für einen Moment senkte sich eine peinliche Stille über die Runde, ehe sich Lilly räusperte. „Willst du vielleicht einen Tee?"

„Gern", erwiderte Kyra. „Schwarz."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 29, 2019 ⏰

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