Prolog

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„Ich wechsle die Schule. Jetzt gleich!"

Lachend laufe ich neben Anna her. Hat wohl wieder jemand ein Problem damit gehabt, dass Anna keine Adelige ist, sondern nur aus einer reichen Bürgersfamilie stammt. Schon immer wurde sie damit aufgezogen, obwohl sie ein herzensguter Mensch ist.

„Nur zu, mal sehen wie weit du kommst."

Empört bleibt sie stehen, stemmt die Hände in die Hüften und funkelt mich an. „Schön, dass du das so amüsant findest.."

Es ist nicht so, als würde ich sie nicht ernst nehmen, aber ich selbst wurde wegen dem Reichtum meines Vaters immer mit Respekt behandelt, und war daher noch nie in ihrer Situation. Natürlich ist diese vorgetäuschte Freundlichkeit, die man mir entgegenbringt, nur Fassade, aber man lässt mich im allgemeinen in Ruhe. Gelegentlich erhalte ich eine spitze Bemerkung über meine Freundschaft mit Anna, doch diese übergehe ich geflissentlich.

Dieses mal scheinen die Beleidigungen wirklich verletzend gewesen zu sein, da Anna nornalerweise nicht so aufgebracht ist.

Dann wird ihr Gesichtsausdruck ernst, ihr Kopf und ihre Schultern senken sich.

„Lia", sagt sie zögernd, „ich habe mich an einer englischen Hochschule beworben. In zwei Monaten beginnt dort das neue Semester und einen Platz im Wohnheim habe ich auch schon bekommen." Entschuldigend sieht sie mich an.

Mir ist das Lachen vergangen. Perplex starre ich sie an, bis ihre Worte einen Weg in mein Gehirn finden. Will sie mir etwa wirklich sagen, dass sie sich an einer anderen Schule eingeschrieben hat? Ist es hier so schlimm für sie? Und warum redet sie nicht mit mir darüber?! In meinem Magen ballt sich Wut über ihr fehlendes Vertrauen in mich zusammen.

„Sie haben dich angenommen? Du hast nicht mal ein Zeugnis oder einen Nachweis, das du auf einer Schule warst!" Fassungslos blicke ich sie an, warte auf den Moment, in dem sie mir erklärt, dass alles nur ein Scherz sei. Mit was sollte sie sich denn Bewerben, wir bekommen nur Privatunterricht um das Wichtigste zu lernen, und darüber gibt es keine Unterlagen. Die meisten von uns müssen später sowieso nichts arbeiten.

„Mein Bruder hat mir ein Zeugnis ausgestellt, das genügt", erwidert Anna.

Na klasse, Dominik hat ihr geholfen. Er ist einer der Privatlehrer, der uns und ein paar weitere reiche Töchter unterrichtet. Nie hätte ich gedacht, dass die Beiden mir so in den Rücken fallen. Mit ihnen verbringe ich jede Minute meiner freien Zeit, nur in ihrer Gesellschaft fühle ich mich wohl. Und jetzt will sie mich hier alleine zurücklassen? „Warum tust du das?"

„Ich muss hier raus. Unsere Mitschüler belächeln mich, weil ich nicht so bin wie sie, meine Eltern interessieren sich nicht für das, was ich tue und Dominik.." Sie hält inne und blickt zur Seite.

„Was? Was ist mit ihm?", schreie ich sie an. Hat sie überhaupt eine Ahnung, wie es mir geht, wenn sie nicht da ist?

„Er geht auch. In seinem Lager wurde er zum Leiter befördert, er braucht diesen Job nicht mehr." Über Annas Bruder gibt es viele Gerüchte. Sicher ist nur, dass er oft einige Wochen wegfährt und zwischendurch als Privatlehrer arbeitet. Aber was er macht während er nicht da ist, weis keiner so genau. Außer Anna natürlich, aber sie schweigt beharrlich bei diesem Thema.

„Also lasst ihr mich hier zurück. Du gehst nach England, Dominik verschwindet ins Unbekannte und ich sitze hier fest."

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⏰ Last updated: Jun 12, 2014 ⏰

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Die KämpferinWhere stories live. Discover now