Epilog

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„Miles!" Lautes Kreischen ertönte, als meine kleine Schwester die Tür öffnete. „Du bist wieder da", rief sie erfreut und sprang ohne nachzudenken in meine Arme. Sie hatte noch immer blindes Vertrauen.

„Hallo meine Kleine", begrüßte ich sie und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe.
„Hallo Aaron", sagte sie, als sie meinen Begleiter bemerkte. Sie streckte ihm eine Hand entgegen, mit der anderen krallte sie sich noch immer an mir fest. Aaron lächelte und begrüßte sie händeschüttelnd.


Als Merle dann meinte, mich fertig geknuddelt zu haben, löste sie sich von mir und spazierte ins Haus hinein.
„Mum! Dad!", rief sie laut. „Es ist Miles!" Meine Eltern hatten das natürlich schon mitbekommen und waren bereits auf dem Weg zur Tür.

„Oh Miles, es ist so schön, dich wiederzusehen", sagte Mum und schloss mich fest in die Arme. Auch von Dad durfte ich mir eine lange Umarmung abholen.
„Wie war deine Reise, Schatz? Hast du alles gesehen, was du sehen wolltest?" Mum löcherte mich sofort mit Fragen, während Dad uns erstmal ins Haus hinein bat und uns etwas zu trinken anbot.

„Es war sehr abenteuerlich", erklärte ich mit einem Schmunzeln. „Sagen wir es mal so: Ich habe gefunden, wonach ich gesucht habe." Aaron und ich warfen uns vielsagende Blicke zu, doch außer uns bemerkte die keiner. Mum meinte nur, wie sehr sie sich für mich freute und Merle begann zu berichten, was sie in all der Zeit meiner Abwesenheit erlebt hatte.
Da war eine Spinne, die sie todesmutig selbst aus ihrem Zimmer verbannt hatte, die guten Noten, die sie mit nach Hause brachte und dieser besondere Junge aus ihrer Klasse, mit dem sie jetzt gerne die Pausen und ihre Freizeit verbrachte. Ich schmunzelte. Vor meiner Abreise war eben dieser Junge noch ‚absolut dumm und blöd' gewesen.

Meine Eltern bestellten zur Freude unseres Wiedersehens mein Lieblingsessen und das sogar in rauen Mengen. Davon würden wir alle dreimal satt werden.


Am Abend saßen wir dann beisammen und ich erzählte von unseren Plänen. Wir würden jetzt ein paar Tage hier bleiben, wenn das für meine Eltern okay wäre, dann würde ich wieder mit zu Aaron gehen.
Merle wirkte ein wenig enttäuscht, doch nicht mehr ganz so frustriert wie bei meiner letzten Abreise. Und Aaron schien sie auch wieder gern zu haben, jedenfalls hatte sie kein Problem mehr damit, ihn in aufgeregte Gespräche zu verwickeln.

„Ihr wollt schon zusammenziehen? Ist es dafür nicht ein wenig zu früh?", fragte meine Mutter, doch mein Vater legte seine Hand auf ihre und schmunzelte.
„Liebling, vergiss doch nicht, wie es bei uns damals war. Wir kannten uns ein halbes Jahr und haben schon ein Kind adoptiert. Dieses Tempo hat er sicherlich von uns." Dad zwinkerte mir zu und ich musste grinsen. Mum hatte dem nichts mehr entgegenzusetzen.


Ich verbrachte wunderschöne Tage mit meiner Familie, wir unternahmen sogar einen Ausflug, als Mum und Dad sich beide kurzfristig frei nehmen konnten. Einen Tag besuchten wir auch Felix, der mich freudestrahlend empfing und mich sogleich über die Reise ausquetschte. Ich sagte ihm nicht, was ich über meine leiblichen Eltern herausgefunden hatte. Es wäre schwer, ihm die Zusammenhänge verständlich zu machen und außerdem war das Thema „leibliche Familie" für mich nun beendet.

Ich hatte mein Rudel. Ich hatte Mum und Dad und Merle. Ich hatte auch Felix, aber vor allem hatte ich Aaron, der nun bis ans Ende meiner Tage immer bei mir sein würde. Mit ihm würde ich alle künftigen Probleme lösen können. Endlich wusste ich, was ich mit meinem Leben anfangen wollte. Und ich war glücklich, so unglaublich glücklich wie noch nie in meinem Leben.

Plötzlich WolfWhere stories live. Discover now