9. Eylen, ich bin dein Vater

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-Eylen-

Sonntag 1. November

Langsam öffnete ich meine Augen. Neben meinem Bett saß mein Vater auf einem Stuhl und starrte ins Leere. Da ich wusste, dass er weder unter Hypnose stand noch verrückt war -naja, manchmal war ich mir da nicht so sicher- fragte ich ihn unwirsch:'' Was willst du hier?'' ''Ich darf doch wohl meine Tochter besuchen?'', kam es schnippisch zurück. ''Wenns nach mir gehen würde, dann dürftest du es nicht. Nochmal: Was willst du?'', ohne es selbst richtig zu bemerken, wurde ich sauer. 

''Mit dir reden.'', die knappe Antwort meines Vaters überraschte mich. ''Dann rede!'' Ich vergrub meine zittrigen Finger in den weißen Laken des Krankenhausbettes. ''Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Ich habe etwas über reagiert'', gab er zu. Ungläubig zog ich die Augenbrauen hoch. Mein Dad, Anthony Edward Stark gab zu, dass er eine dumme Entscheidung getroffen hatte. Das ich das noch erleben durfte... ''Heißt das, du lässt mich wieder zur Schule?'', fragte ich hoffnungsvoll.

-Tony-

''Vergiss es.'' Der schon fast erleichterte Gesichtsausdruck verschwand so blitzartig vom Gesicht meiner Tochter, wie er gekommen war. ''Du wusstest genau, dass die Schule das einzige normale in meinem Leben war und der Einzige Grund warum ich nicht von Dach des Towers gesprungen bin!'', als meine Tochter mir diese Ansage an den Kopf warf, erstarrte sie. Das war wohl keine Absicht.

''Was?'', fragte ich ungläubig. ''Nichts'', antwortete Eylen schnell und versuchte meinem Blick auszuweichen, so schnell konnte sie mich aber nicht ablenken. ''Warum solltest du vom Dach des Towers springen wollen?'' ''Ich will nicht mit dir darüber reden. Wenn es dir so am Herzen liegt, was ich aber irgendwie bezweifle, kannst du jemand anderen herschicken, Nat oder Wanda und wehe, es ist irgendeine Psychotante die mich wegen angeblicher Selbstgefährdung in die Geschlossene verfrachten will'', fauchte Eylen ungehalten.

 ''Ja es liegt mir am Herzen aber du solltest mit mir darüber sprechen. Und wie kommst du darauf, dass du mir nicht am Herzen liegst? Ich bin dein Vater!'' ''Das hat ein Typ bei Star Wars auch gesagt, gebracht hats aber glaub ich nichts'', schoss sie zurück. 
Ich seufzte resigniert. Schweren Herzens musste ich einsehen, dass Eylen kein Wort über das Thema verlieren würde, wäre ich mit im Raum.

-Eylen-

Die kalte Novembersonne schien mir ins Gesicht, während ich auf meine Beiden Freundinnen wartete. Zu meiner Überraschung hatte mein Vater nicht mal beide geschickt um Therapeut zu spielen, sondern nur Wanda. Ich gebe zu, sie ist schon sanftmütiger als Tasha, weshalb mein Dad auch wahrscheinlich sie und nicht meine Lieblings Widow geschickt hatte. 

''Hey.'', begann die Hexe und ließ sich auf der Bettkante nieder. ''Warum hast du das gesagt?'', fragte sie.  Ich wusste genau, worauf Wanda hinauswollte. ''Weil es die Wahrheit ist'', sagte ich mit ruhiger Stimme. Wanda seufzte kaum hörbar. ''Und warum ist es die Wahrheit?'', bohrte sie mit sanfter Stimme weiter. 

"Weil ich kein Gespräch mit meinem Dad führen kann, welches nicht in einem Streit endet. Weil ich niemanden in meinem Alter habe, dem ich mich anvertrauen oder einfach nur ein wenig Zeit verbringen könnte. Weil ich mich alleingelassen und einsam in einem Riesenhaus voller Menschen fühle und weil das einzige das mich dazu bringt etwas zu fühlen, ein Messer an meinem Unterarm ist"
Mit diesen Worten zog ich den Ärmel des Nachthemdes hoch.

''Du hättest früher was sagen sollen'' Wandas Stimme bebte. ''Warum? Damit mich Dad noch früher wieder zu Hause einsperren hätte können mit der Ausrede, dass die Schule mir nicht guttut? Aber da liegt er falsch. Die Schule ist wirklich der Einzige Grund warum ich die 93 Stockwerke nicht schon freiwillig runtergefallen bin!'' Wanda sagte nichts sondern nahm mich einfach in den Arm. Dadurch brachen die Mauern, die ich die Monate über um mich aufgebaut hatte in sich zusammen und ich fing an hemmungslos zu schluchzen.

Wir saßen lange so da bis eine Ärztin hereinkam und ankündigte, dass ich nach Hause gehen konnte, solang mein Vater aufpasste, dass ich regelmäßig aß. Ich zog mich schnell an und und fragte Wanda ob ich schnell noch jemanden besuchen konnte. Sie nickte und ich machte mich schnell auf den Weg ins Zimmer 343.

-Peter-

Es klopfte. ''Ja?'' Ich traute meinen Augen kaum als ich sah wer gerade in mein Krankenzimmer kam. ''Hey Spiderboy'', sagte Eylen und lächelte. ''Hi, was machst du für Sachen?" Die schwarzhaarige schnaubte amüsiert. Während Eylen erzählte, musterte ich sie genau. Sie hatte sich in der kurzen Zeit in der wir uns nicht gesehen hatten, ziemlich verändert. Ihre Wangen waren eingefallen, sie hatte tiefe Augenringe und war ziemlich blass. In ihren Smaragdgrünen Augen herrschte eine stumpfe Leere. Ich machte mir Sorgen um Eylen. Große Sorgen.

''Tja, ich wurde heute entlassen, Wanda bringt mich jetzt nach Hause'', meinte Eylen und versuchte zu lächeln was ihr aber irgendwie nicht so ganz gelang. ''Vielleicht sehen wir uns ja irgendwann wieder...'' sagte sie traurig, verabschiedete sich von mir und ging. Nachdem ich ihr noch gefühlte Stunden hinterhergestarrt hatte, grübelte ich darüber nach, weshalb sie diesen Schwächeanfall wohl hatte. 

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Aus unerfindlichen Gründen war ich so motiviert, zwei Kapitel innerhalb von drei Tagen zu überarbeiten :^)

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Adios Muchachos

All the love
AC. xx

29. Jänner 2021
Überarbeitet am 16. Juni 2022

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