Fliegender Wechsel

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An einem ruhigen Plätzchen im Wald sass ich im Schneidersitz auf dem Boden und meditierte.

Meine Hände waren schon fast gänzlich geheilt, aber die Wut in mir war noch immer da.

Daniel schlief noch, denn es war früh am Morgen und die Sonne war noch nicht aufgegangen.

Er und mein Vater hatten gestern noch lange über irgendetwas diskutiert, was ich aber nicht wirklich mitbekommen hatte.

Ich hörte dem beruhigenden Plätschern eines Baches in der Nähe zu und fand langsam meine innere Ruhe.

Stück für Stück horchte ich mehr in mich hinein, bis ich mich gänzlich von der Aussenwelt abgegrenzt hatte.

Es war friedlich hier und die Ruhe strahlte in ihrer vollen Kraft, welche mich zu hypnotisieren begann.

Eine gewisse Schläfrigkeit überkam mich und ehe ich mich versah, streckte ich mich gähnend und bettete meinen Kopf auf meine Vorderpfoten.

Ich war so schnell weggetreten, dass ich nicht mal mehr die Gelegenheit hatte, mich zu fragen, wann ich mich in einen Wolf verwandelt hatte.

„Ein bezauberndes kleines Baby, das sie da haben.", sprach ein alter Mann zu einem jungen Päärchen.

Ich konnte sie nicht erkennen, da ich von der Sicht des Babys sah und meinen Rücken zu der Frau, die mich im Arm hielt und dem Mann hinter der Frau hatte.

Doch ich konnte spüren, wie glücklich und stolz die beiden waren.

Der alte Mann hatte einen langen, weissen Bart und ebenfalls weisse, lange Haare. Er sah ein bisschen aus, wie Albus Dumbledore in Harry Potter.
In seinen warmen braunen Augen erkannte ich, die Weisheit, die in ihm steckte.

„Was können Sie uns betreffend unserer Frage erzählen?", fragte die Frau mit einer angenehm klingenden Stimme, welche mir sehr vertraut vorkam.

Der alte Mann sah die beiden mit einem mitleidigen Blick lange an, bevor er nachfragte, ob sie das wirklich wissen wollen.

Die beiden hinter mir nickten synchron, was den alten Mann seufzen liess.

Ich blickte mich um und alles was ich erkennen konnte, waren überall Bäume um uns herum.

Doch irgendetwas war komisch. Dieser Bereich fühlte sich, dafür dass es mitten im Sommer sein sollte, extrem kalt an.

„Sie wird eine der ganz seltenen sein. So selten, dass fast niemand davon weiss.
Seit Anbeginn der Zeiten wurde ein Gen von einer Generation zur anderen vererbt. Doch nur bei ganz wenigen ist dieses Gen stark genug, um beide Seiten zu akzeptieren und hervorzurufen.
Schützt euer Kind gut, denn es gibt solche, die sie als Bedrohung ansehen, da sie stärker als andere sein wird."

Warnend sah er die beiden an und ich konnte in seinem Blick erkennen, wie leid es ihm tat, dass eine eigentlich erfreuliche Nachricht so viel Gefahr mit sich brachte.

„Trainiert mir ihr, schaut, wie sie ihre beiden Seiten am besten benützen kann.
Ich spüre ihre grosse Kraft, ihr sollte der fliegende Wechsel gelingen, was vielen anderen, die selten waren, vor ihr nicht gelang.
Zudem seh ich eine grosse Gefahr, sobald sich die zweite Seite offenbart hat."

Zeit für Fragen blieb den beiden nicht, denn der alte Mann schien sich wortwörtlich vor ihnen in Luft aufzulösen.

„Viel Glück."

Seine letzten Worte schwebten noch in der Luft, während die Frau mich langsam zu sich umdrehte, sodass ich sie endlich sehen konnte.

Sie lächelte mich an, doch in ihren hellbraunen Augen konnte ich die Sorge um mich erkennen. Ihre dunkelbraunen Haare hatte sie zu einem Dutt zusammengerollt, aus welchem ein paar Strähnen heraus fielen. 

Hybrid - nur ein halber WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt