|Kapitel 15|

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Pov Dongju(Xion):

Ich zischte kurz auf, als Gunhak meine Hand nahm, die zuvor noch auf meiner Wunde gelegen hatte, da ich nicht gerade sanft ausversehen eben über diese rieb. Der Größere sah mich kurz entschuldigend an und zog mich dann sanft, aber bestimmt mit sich. Es dauerte eine Weile, bis wir an unserem Zuhause ankamen und den ganzen Weg über, lag ein unangenehmes Schweigen zwischen uns, da ich mich nicht traute irgendwas zu sagen.

Gunhak stieß die Tür auf und führte mich ins Wohnzimmer, wo er mich auf der Couch platzierte. Er sah mir kurz in die Augen und sagte dann:

"Ich weiß du hast Fragen und ich werde sie beantworten, aber erst sind deine Verletzungen dran, ok?", er blickte mich besorgt an und zog seine Augenbrauen etwas zusammen. Ich nickte nur und schon verschwand Gunhak in der Küche. Er kam kurz darauf mit einer Schüssel, in der sich Wasser und ein Lappen befand, und Verbandszeug zu mir zurück und setzte sich neben mich. Ich drehte mich automatisch etwas zu ihm und sah dann auf meinen Arm. Er sah wirklich nicht allzu gut aus, um es harmlos auszudrücken.

Der Blondhaarige nahm meinen Arm mit äußerster Vorsicht und drehte ihn so, dass man den Schnitt gut erreichte. Dann nahm er den Lappen aus der Schüssel und ich spürte das warme Wasser, das über und in den Schnitt hinein floss.

"Au- Ahh- Auaaaa- Man das tut voll wehhh!", quengelte ich, als Gunhak mit etwas Druck den Lappen über meinen Arm bewegte. Er sah mich nur mit einem etwas genervten Blick an, aus dem ich die Botschaft: 'Hey, hör gefälligst auf so rumzuningeln, ich bin schon so vorsichtig, wie es überhaupt möglich ist~' entnahm. Nach dieser indirekten Ermahnung sah ich beschämt auf meine Hand, die auf meinem Oberschenkel lag.

Gunhak setzte anschließend seine Arbeit schweigend fort und ich versuchte mein Zischen zu unterdrücken. Nach etwa einer Minute wurde mir aber die Stille so unangenehm, dass ich beschloss etwas zu sagen.

"Sag mal, Gunhak... Können wir uns vielleicht ein bisschen besser kennenlernen?", er sah mich kurz fragend an, weshalb ich noch hinzufügte:

"Naja, du hast mir schon zwei Mal das Leben gerettet und mich aber auch einmal fast umgebracht. Ich lebe quasi bei dir und alles, was ich über dich weiß, ist, dass du anscheinend ein Vampir oder so etwas in der Art bist und Gunhak heißt...", ich sah wieder auf meine Oberschenkel, nachdem ich die Worte gesprochen hatte, die mir schon lange auf dem Herzen lagen. Ich sah dann aber doch nach oben und merkte, wie Gunhak mich musterte und dann seufzte.

"Naja, du hast schon irgendwie Recht", meinte er mit seiner tiefen Stimme. Ich würde wirklich gerne wissen, wie er sich anhören würde, wenn er sang. Irgendwie hatte ich bei ihm das Gefühl, dass er musikalisch war.

"Also?", fragte ich, "Erzählst du mir was von dir? Bitte?"

"Jaja, ok", erwiderte der Blondhaarige schließlich, während er dabei war meinen Arm zu verbinden.

Pov Gunhak(Leedo):

Als mich Dongju fragte, ob ich ihm etwas über mich erzählen konnte, war ich mir ziemlich unsicher. Es stimmte schon, dass wir zwar zusammen lebten, aber uns so gut wie nicht kannten und eigentlich nur den Namen von dem jeweils anderen wussten, aber was sollte ich dem Jungen denn über mich erzählen, ohne dass er noch verstörter als ohnehin schon war?

Sollte ich ihm von meiner Zeit mit Hwanwoong und Ravn erzählen oder von der Zeit, meiner "Findungsphase", in der ich mich dazu entschied mich von meinen Freunden abzuwenden und keine unschuldigen Menschen mehr zu töten oder von der Zeit noch vor Hwanwoong und Ravn? Ich entschied mich, letztendlich doch dafür, Dongju wenigstens einen Bruchteil von meinem Leben zu erzählen.

"Naja, also wo soll ich anfangen?", fragte ich eher mich selber als den Kleineren und ich sah, wie seine Augen aufleuchteten. Anscheinend brannte er wirklich darauf, mehr über mich zu erfahren.

"Also, ich wurde vor ungefähr 100 Jahren von meiner Mutter auf die Welt gebracht. Viele denken, dass Vampire vorher einmal Menschen waren und erst verwandelt werden, aber das stimmt nur halb. Es ist richtig, dass ein Vampir einen Menschen verwandeln kann, aber das kommt ziemlich selten vor. In den meisten Fällen werden wir schon so geboren. Meinen Vater habe ich leider nie kennengelernt, aber meine Mutter war dafür die tollste Frau, die ich kenne. Sie war immer fröhlich und verständnisvoll und ich liebe sie wirklich sehr", ich machte eine kurze Pause. Während ich sprach, sah ich Dongju die ganze Zeit an und ich hatte gemerkt, wie sich sein Blick bei der Erwähnung von "Mutter" und "Vater" verfinstert hatte.

"Ich würde sagen, du bist erstmal dran. Wir können abwechselnd von unserem Leben erzählen, ok?", schlug ich vor und erhielt ein Nicken von dem Braunhaarigen.

To Be? or Not To Be? ~LeeOnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt