Kapitel 34

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THOMAS


Ich hatte das T-Shirt angezogen, dass Hannah bis zum Morgen noch getragen hatte. Es roch immer noch nach ihr und ich beschloss, es nie wieder zu waschen. Ihr Duft, der aus einer Mischung aus, Lavendel, Mango, Tanne und Zimt bestand, und der nun an dem Shirt haftete, sollte nie aus dem Stoff gewaschen werden. Mein Handy vibrierte, als ich meine Nase erneut in den weichen Stoff drücken wollte. Es war eine Nachricht von Christina. Die Nachricht war kurz, doch ich wusste, dass sie das, was sie geschrieben hatte, ernst meinte.

Wenn du ihr weh tust, hast du ein Problem mit mir. Und du willst kein Problem mit mir haben, weil du das nicht überleben würdest. Außerdem will ich eigentlich keins mit dir haben, weil du nett bist. Also, was ich eigentlich sagen will, ist, tu ihr einfach nicht weh und behandle sie gut. Sie ist das Beste, was dir je passieren wird.

Etwas anderes hatte ich gar nicht vor. Ich wusste, dass sie eigentlich viel zu gut für mich war und ich sie nicht ein Stück verdient hatte.

Sie war eines der Mädchen, die nur ein paar wenige Freunde hatte. Sie war ein Mädchen, das viel zu viel akzeptierte. Sie sagte, dass es ihr egal war, was Leute über sie dachten, aber tief im Inneren, dachte sie viel zu lange über alles nach und im Endeffekt, war es ihr alles andere als egal. Sie war das Mädchen, dass zu allen nett war und grundsätzlich an das Gute in den Menschen glaubte, auch wenn sie sich innerlich etwas anderes über sie dachte. Sie war das Mädchen, dass nie von deiner Seite weichen würde, nur um dich aufzumuntern und sich immer Zeit für dich nehmen würde, egal, wie viel sie selber gerade zu tun hatte. Sie war das Mädchen, dass dich niemals aufgeben würde, wenn sie wirklich an dich glaubte. Und ich wusste, dass ich all das in einer Person eigentlich nicht verdient hatte.

Als ich mich wenig später mit Mike im Spreegold traf, sah er mir sofort an, dass sich etwas verändert hatte. Mit zusammengekniffenen Augen beäugte er mich sah an mir herab und schließlich wieder hoch in mein Gesicht. Dann breitete sich ein wissendes Grinsen auf seinem Gesicht aus. Mit einer Hand wies er mir an, ihm gegenüber Platz zu nehmen und nippte an seinem Getränk. Ich nahm an, dass es Kaffee war. „Du siehst aus, als hättest du eine tolle Nacht gehabt." Er kannte mich zu gut. „Bekomme ich Details?"

Diese Frage überraschte mich. Wir hatten nie über solche Dinge gesprochen. Klar hatten wir uns immer mal wieder kurz darüber unterhalten und immer mal wieder Kleinigkeiten erwähnt, doch noch nie hatte einer von uns beiden so direkt nach unserem Liebeseben gefragt.

„Seit wann interessiert es dich denn so sehr, was ich nachts so mache?", fragte ich skeptisch und fläzte mich in die einer Couch ähnelnden Sitzgelegenheit, auf der ich Platz genommen hatte.

Er zuckte mit den Schultern. „Seitdem Hannah die ist, mit der du rummacht."

Das Wort rummachen erschien mir im Zusammenhang mit Hannah ein wenig unpassend. „Wer sagt denn, dass es Hannah war. Und außerdem beschreibt rummachen das Ganze nicht mal im Entferntesten." Mike verdrehte die Augen.

„Ich bin nicht blöd. Ist das was Ernstes mit ihr?"

Ich konnte nichts gegen das Lächeln machen, das sich auf meinem Gesicht ausbreitete. Im nächsten Moment schlug er nach meinem Arm. „Ich fasse es nicht! Du siehst glücklich aus. Ich freue mich für euch." Ich wusste nicht, dass es sich so anfühlen würde, verliebt zu sein. Ich wusste nicht, dass allein der bloße Gedanke an sie, mein Herz schneller schlagen lassen würde.

Wenig später kamen Julian und Artur ebenfalls hinzu und Mike konnte es sich nicht verkneifen, ihnen bei der sich erst bietenden Gelegenheit von den Neuigkeiten zu erzählen. Ich fühlte mich manchmal mit Mike so, als würde ich in einer Folge Gossip Girl mitspielen. Er war immer auf dem neusten Stand was Klatsch und Tratsch betraf und genauso gerne, wie er von diesen Storys hörte, genauso gerne erzählte er sie auch weiter. Er war eine kleine Labertasche, aber trotzdem hatte ich ihn gerne.

„Thomas und Hannah haben jetzt was mit einander.", sagte er und Julian und Artur sahen mich fassungslos mit offenen Mündern an. Julian war der Erste, der sich wieder fing.

„Ich wusste es!", sagte er laut und ich Grinste.

„Und, wie ist sie im Bett?", fragte Artur, zivilisiert und feinfühlig wie eh und je.

„Wunderschön.", antwortete ich, wohlwissend, dass das nicht die Antwort zu seiner Frage war.

„Du hast die Frage nicht verstanden.", sagte er vorwurfsvoll und ich schüttelte den Kopf.

„Nein, du hast versteht nur leider immer noch nicht, das Frauen kein Stück Fleisch sind, dass man einfach benutzen kann.", sagte ich, woraufhin Artur dann die Augen verdrehte und das Thema wechselte.

Kurz darauf luden wir auch Christina und Hannah ein, uns Gesellschaft zu leisten. Wir entschlossen uns dazu, zum Tempelhofer Feld zu fahren und es uns dort mit reichlich Bier und Musik gemütlich zu machen. Wir tanzen zu den Songs und hatten jeder Bier in der Hand, während wir uns munter und ausgelassen amüsierten. Hannah lag halb in meinem Schoß, als wir irgendwann never have I ever spielten. Auch Christina und Mike schienen sich gut zu verstehen, da die beiden kaum fünf Zentimeter von einander entfernt waren und immer mal wieder ihre Hände in einander legten. Ein paar Stunden später lehnte Christina dann bereits an ihm und ihre Beine waren miteinander verschränkt, während Hannah und ich uns sehr beherrschen mussten, nicht die gesamte Zeit aneinander zu kleben. Wir sahen dem Sonnenuntergang zu und verabschiedeten uns wenig später, da es mittlerweile Mitte November war und es kalt wurde.

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Ein paar Tage später kam sie zu mir, damit wird unser Portfolio beenden konnten. Mittlerweile waren es zwölf Orte, die wir aufschreiben konnten und damit zwei mehr, als wir eigentlich mussten. Herrn Ebers würde das mit Sicherheit gut gefallen.

Café Milia und SchäfaWohnungsmuseum Prenzlauer BergTempelhoferfeldMonkey BarBahnhof SiemensstadtRAW-Gelände / Disko-TelefonzelleWaffle BrothersWalter-Benjamin PlatzDoloresTierparkSpreegoldSchlosspark CharlottenburgSchlachtensee

Und auch, wenn wir nie zusammen in der Money Bar, bei Waffle Brothers, oder auf dem Walter-Benjamin Platz gewesen waren, nahmen wir sie trotzdem mit in die Liste auf, weil es Lieblingsorte von Hannah und mir waren.

Nachdem wir mit unserem Endergebnis zufrieden waren, und es unserem Lehrer per E-Mail geschickt hatten, legten wir uns zusammen auf die Couch und sahen uns einen Film an. Zum Glück kam mein Vater nicht in der Zeit nach Hause, in der wir dort zusammen im Wohnzimmer lagen, weil ich keine Lust darauf hatte, dass er Hannah erneut beleidigte. Auf der anderen Seite würde ich sie nicht auf Ewig von ihm fernalten können, da es sehr wahrscheinlich war, dass sie in der nächsten Zeit öfter bei mir auftauchen würde.

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Wir haben doch alle jmd. in unserem Leben, der dem Freund/der Freundin so eine Nachricht schreiben würde, oder?

Das Buch neigt sich leider dem Ende... trzd wünsche ich euch noch viel Spaß mit dem Rest der Geschichte.

lots of love
TPWK
Lou

Learn to Feel AgainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt