Teil 9 (Band 2)

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Wir mussten leise sein, denn WCKED's Leute waren bereits eingedrungen und lauerten hinter jeder Ecke. Brenda gab mir eine Pistole. Ich umklammerte sie fest und lief mit Brenda vor meinen Freunden, um sie im Notfall zu beschützen.
Wieder vorbei an den Buntglasfenstern und an den Tischen, an denen die Männer Karten gespielt hatten, als wir hier eintrafen.
Jetzt war niemand hier.
Ich konnte Schüsse hören. Sie kamen von hinter uns. Wir mussten uns beeilen, wenn wir leben wollten.
"Hey, Brenda!", flüsterte eine Männerstimme, welche aus einem Gang rechts von uns kam.
Wir fuhren alle herum, nur um Jorge dort stehen zu sehen.
"Jorge, man hab ich mir Sorgen gemacht.", sagte Brenda und zog den Mann am Ärmel mit uns.
"Was ist dein Plan?", fragte sie ihn.
Jorge schmunzelte bei ihrer Frage.
"Ich habe mein Lieblingslied eingeschaltet."
Was sollte das bedeuten?
Brendas Augen weiteten sich und ihr Mund stand für kurze Zeit offen.
"Oh scheiße.", flüsterte sie dann heiser.
Wir anderen hatten keine Ahnung. Ich schaute Newt verwirrt an und er antwortete mit einem nicht weniger verwirrtem Blick.
Ein paar Sekunden später ertönte Musik.
Wir alle konnten sie hören.

I go out walkin' after midnight
Out in the moonlight...

Das Lied kam mir bekannt vor. Natürlich konnte ich mich dank WCKED nicht entsinnen woher.
"Wir müssen uns jetzt beeilen.", sagte Jorge und wir teilten seine Meinung.
Achtsam, schlichen wir die Gänge entlang, bis wir an ein Fenster gelangten. Ich wollte weitergehen, doch Jorge hielt mich zurück.
"Das hier ist der Ausgang.", sagte er, bevor er die Fenster auseinander schob.
"Bitte was?", fragte Minho ungläubig.
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um einen Blick auf das zu erspähen, was sich unter dem Fenster befand.
Schleunigst taumelte ich zurück.
Dort ging es bestimmt fünfzehn Meter in die Tiefe.
Brenda zeigte auf ein Seil, welches weitere fünfzehn Meter von unserem Fenster, bis zu einem Fenster gegenüber von uns gespannt war. Dieses weit entfernte Fenster, gehörte zu den Überresten eines Steinhauses. Man konnte förmlich durch das Haus durchsehen. Fenster waren eingeschlagen, Böden waren zerbröckelt, Steine lagen umher und hätte es Farbe gegeben, so hätten wir sie in der Dunkelheit wohl kaum erkennen können.
Jorge nahm ein weiteres, kürzeres Seil, klammerte sich daran fest und rutschte wie an einer Seilrutsche auf die andere Seite.
Brenda reichte Aris ein Seil. Ängstlich schaute der Junge von diesem, auf das halbeingestürtzte Haus und wieder zurück. Ich klopfte ihm ermutigend auf die Schulter. Aris gab sich einen Ruck und rutschte Jorge hinterher.
Dann reichte ich Newt eines von diesen Seilen.
"Kommt gar nicht in Frage! Du gehst zuerst."
Ich verdrehte die Augen.
"Komm schon, Newt. Ich komme nach."
"Das weißt du nicht, y/n. Keine Wiederrede, du gehst zuerst."
Ich atmete tief ein. Auf keinen Fall, würde ich zulassen, dass ich ihn verlieren würde.
"Tut mir leid, Newt.", sagte ich, legte meine Hände schnell auf seine und diese wiederum an das Seil. Dann verpasste ich ihm einen Schubser und sah zu, wie er unvorbereitet das Seil herunterrutschte.
Ich fühlte mich ehrlich gesagt kein bisschen schlecht. Es war zu seinem Besten. Ich ließ Minho herunterrutschen, darauf folgte Thomas und schließlich auch Frypan.
Nun standen nur noch Brenda und ich am Fenster.
Ich hörte ein Gegröhle aus dem Inneren des Gebäudes.
"Was zum Teufel war das?", fragte ich Brenda schockiert.
"Wir müssen uns beeilen. Gleich fliegt hier alle in die Luft."
Jetzt war ich noch schockierter, vorrausgesetzt, dies wäre überhaupt möglich.
In der Dunkelheit konnte ich plötzlich einen Hubschrauber erkennen, welcher über dem Gebäude und der Bruchbude schwebte, in der sich meine Freunde gerade befanden.
Ich kniff die Augen angestrengt zusammen und erkannte ihn.

Es war Janson.
Er griff nach einem Megaphone und begann hineinzusprechen.

"Ergebt euch. Ihr habt keine Chance. WCKED hat euch umstellt."

Ich konnte die Schadenfreude aus seiner Stimme heraushören.
Ich griff gerade nach zwei weiteren Seilen, eines für Brenda und eines für mich, das hörte ich Schüsse.
Diesmal kamen sie jedoch aus dem Hubschrauber, in dem Janson saß. Er war es nicht, der geschossen hatte. Es waren noch andere Soldaten mit ihm im Hubschrauber. Sie schossen wieder, diesmal direkt auf Brenda und mich. Sie griff meinen Ärmel und zog mich mit sich.
"Jetzt ist es zu gefährlich, komm mit. Es gibt einen anderen Ausweg."
Ich folgte ihr in dem Wissen, dass ich mein Versprechen Newt gegenüber gebrochen hatte.
Ein Teil des Gebäudes begann bereits einzustürzen.
Wir rannten und ein paar der Soldaten, die bereits eingedrungen waren, liefen uns hinterher. Ich konnte jedoch nicht entscheiden, ob aus Angst vor dem Einsturz oder weil ihnen ihr Auftrag, uns zu fassen, wichtiger war, als ihr eigenes Leben.
Die Decke brach hinter uns zusammen und verschüttete die Männer augenblicklich. Wir hatten keine Zeit, um zu verschnaufen. Bald würde auch der Rest des Gerüstes nachgeben. Wir liefen eine rostige Metalltreppe hinauf. Von hier aus, gab es keinen Boden mehr, sondern nur das bloße Gerüst, welches hier nur aus angelegten Metallstangen bestand. Wir hatten keine Wahl. Brenda ging vor und ich balancierte ihr hinterher. Es war schwer, das Gleichgewicht zu halten, wenn unter einem alles zu beben begann und der Orientierungssinn komplett im Eimer war. Und da balancierten wir, wortwörtlich um unser Leben.

Night winds wisper to me
I'm lonesome as I can be

Im Hintergrund ertönte das ruhige Lied, doch es beruhigte mich kein bisschen.
"Beeil dich, das Lied ist fast vorbei.", rief Brenda mir über die Schulter zu.
Ich legte einen Zahn zu und wäre dabei beinahe vom Gerüst gestürzt, konnte mich aber noch rechtzeitig halten. Endlich war ich bei Brenda angekommen. Wir standen nun vor einem Fahrstuhl...nur ohne Fahrstuhl. Es war sozusagen nur ein Schacht, von dem ich nicht wusste, wie tief er ging.
Seile rissen, Stangen fiehlen und dann war das Lied vorbei.
Ein lauter Knall, schallte bis zu uns hinüber.
Eine Explosion. Ich konnte das Feuer sehen, welches sich schnell in unsere Richtung bewegte und alles mit sich zog, was ihm im Weg Stand.
Ohne weiter zu fackeln, sprangen Brenda und ich in den Schacht.
Er war garnicht so tief.
Ich blickte nach oben. Holzspaten und unzählige andere Dinge waren dabei, auf uns niederzustürzen.
Brenda zog mich schnell aus dem Schacht heraus und keine Sekunde später, prallte das ganze Zeug auf den Boden des Schachtes und durch die Öffnung in unsere Richtung, bis wir nichts mehr sehen konnten.
Ich erinnere mich noch, wie der dünne Staub der Gesteinsbrocken uns umhüllte, ich darauf hin stark hustete und wenig später bewusstlos wurde.

Als ich aufwachte war alles ruhig. Der Staub hatte sich gelegt und ich konnte wieder sehen. Brenda saß neben mir.
Als ihr Blick auf mich fiehl, verzog ihr Mund sich zu einem sanften Lächeln.
"Na endlich, du bist wach."
Ich richtete mich auf. Alles schmerzte mir und ich bekam einen Hustenanfall. Nachdem ich wieder vernünftig Luft bekam, schaute ich Brenda an.
"Wie lange war ich weg?", fragte ich.
"Ich würde sagen, eine Stunde."
Ich rieb mir die Schläfen und kratzte mich am Kopf.
"Warum hast du gewartet?"
"Warum? Hätte ich dich etwa zurücklassen sollen?"
Ich schüttelte den Kopf.
"Außerdem sind wir zugeschüttet."
Na super. Zu allem Übel, waren wir auch noch so gut wie tot.
Ich wollte aufstehen, um mir selbst ein Bild zu machen, doch mein Knöchel begann wie wild zu pochen.
"Ahh!", schrie ich auf.
"Was ist los?", fragte Brenda.
Voller Schmerz, zeigte ich auf meinen Fuß, der von einer Steinplatte bedeckt und zugeschüttet wurde.
"Verdammt.", flüsterte sie.
Der Schmerz ließ etwas nach und ich versuchte mein linkes Bein so wenig wie möglich zu bewegen.
"Hast du einen Plan?", fragte ich.
Brenda rieb sich die Stirn. Ohne ein Wort zu sagen, entfernte sie sich ein paar Meter von mir. Ich behielt die im Auge und überlegte, was sie wohl tun würde. Sie griff sich eine Brechstange aus einem Haufen anderer Sachen und lief wieder zu mir.
"Okay, wenn ich den Steinblock anhebe, ziehst du den Fuß weg, verstanden?"
Ich nickte. Brenda setzte die Brechstange an und stemmte den Steinblock mit voller Kraft ein paar Zentimeter hoch.
Es tat verdammt weh und ich musste die Zähne zusammen beißen, damit mir nicht schon wieder ein Irdischer entfloh. Schnell zog ich den Fuß aus der Spalte und Brenda ließ den Stein zurückfallen, bevor sie sich erschöpft auf ihn setzte.
"Alles klar?", fragte sie mich besorgt.
Ich rieb mir den Knöchel. Er war gottseidank weder gebrochen, noch verstaucht.
"Ja. Danke."
Sie reichte mir ihre Hand und half mir hoch.
"Wir wurden uns noch nicht richtig vorgestellt. Ich heiße Brenda."
Ich reichte ihr diesmal die Hand.
"Ich heiße y/n. Freut mich, dich kennenzulernen."
Brenda schüttelte mir die Hand.
Ich sah mich um.
Wir waren tatsächlich zugeschüttet.
Das einzige Licht kam von Brendas Taschenlampe, welche auf dem Boden lag. Doch die Batterien würden nicht ewig halten, genauso wenig wie der Sauerstoff hier unten, denn ich konnte beinahe spüren, wie er immer dünner wurde.


Hey, Freunde!
Ich hab schon wieder so lange mit dem veröffentlichen gebraucht.
Tut mir echt leid.
Aber ihr gebt mir immer wieder Motivation, weiter zu schreiben und dafür liebe ich euch so sehr.
Vielen Dank für eure herzallerliebsten Kommentare und die Votes.
Ich freue mich immer sehr darüber, wenn ich sehe oder lese, dass euch meine Arbeit gefällt.
Tausend Dank für 12.4 K Reads.
OMG WAAAS?
Das ist so unnormal krass, ohne Witz jetzt.
Danke euch, ihr Schlingel!
Jedenfalls habe ich euch unter meinem letzten Kapitel gefragt, ob ihr Ideen für einen Titel für dieses Buch hättet, da mir der jetzige
(Newt und y/n), nicht besonders gefällt.
Leider hab ich keine Vorschläge bekommen, es wäre aber sehr lieb, wenn ihr hier kommentieren würdet und mir ein paar Ideen geben könntet.
Ich fände es einfach sehr gerecht, wenn nach allem, was ihr mir gegeben habt, ich etwas zurückgeben könnte, indem ihr mitentscheiden könnt.
Ich freue mich schon auf eure Kommis.
Hab euch lieb.
Zuckersüße Grüße an meine Herzensmenschen,
-J

Newt und y/nWo Geschichten leben. Entdecke jetzt