Gryffindor gegen Ravenclaw

119 8 1
                                    

Am nächsten Morgen gingen Harry und ich zusammen mit den anderen Jungen aus seinem Schlafsaal und den Zwillingen gefolgt von Lee Jordan, die wohl alle meinten, die Feuerblitze verdienen eine Ehrengarde, hinunter zum Frühstück. Als wir die Große Halle betraten, wandten sich die Augen aller den Feuerblitzen zu und aufgeregtes Getuschel hob an. Selbst das Team der Slytherins saß wie vom Donner gerührt da.
Auch Wood badete in dem Glanz, den die Besen, als Anführer des Quidditchteams, auch auf ihn warfen.
„Hier drauf mit den Besen", sagte er und legte die Feuerblitze mitten auf den Tisch, wobei er darauf achtete, dass ja die Namen zu lesen waren. Bald kam einer nach dem andern von den Tischen der Ravenclaws und Hufflepuffs herüber, um sie genauer zu betrachten. Auch Cedric Diggory, Sucher und Anführer der Hufflepuffs, kam zu uns um Harry und mir zu gratulieren, dass wir einen so tollen Ersatz für unsere Nimbusse bekommen hatte.
„Na, na, Penny, keine Sabotage!", sagte Percy gut gelaunt, während ich beobachtete wie die Augen von Penelope Clearwater, Ravenclaw Schülerin und Percys Freundin, über den Feuerblitz glitten. „Penelope und ich haben gewettet", erklärte Percy uns. „Zehn Galleonen auf das Ergebnis des Spiels!"
Penelope legte Harrys Feuerblitz zurück auf den Tisch, dankte Harry und kehrte zu den Ravenclaws zurück. Ein Lachen unterdrückend verdrehte ich bei all dem Wirbel bloß die Augen.
„Bist du auch sicher, dass du mit diesem Besen umgehen kannst, Potter?", hörte ich eine kalte, affektierte Stimme sagen. Ich brauchte nicht mal aufzusehen um diese Stimme mit Draco zu assoziieren, der mit Crabbe und Goyle im Schlepptau herübergekommen war um sich die Sache wohl näher anzusehen.
„Ja, ich denk schon", antwortete Harry beiläufig.
„Hat 'ne Menge Schnickschnack eingebaut, oder?", sagte Draco mit bösartig glitzernden Augen. „Nur Pech, dass er nicht gleich mit Fallschirm geliefert wird – falls du einem Dementor zu nahe kommst."
Crabbe und Goyle kicherten. Ein Grinsen legte sich auf meine Lippen. Das war eine Vorlage der ich einfach nicht wieder stehen konnte.
„Schade, dass du keinen Ersatzarm anschrauben kannst, Draco", meinte ich und biss genüsslich und scheinheilig in mein Toast, „der könnte den Schnatz für dich fangen."
Die Gryffindors um mich herum lachten laut auf. Dracos blasse Augen verengten sich einen Moment und er stakste davon. Ich beobachtete, wie er sich zu den anderen Spielern von Slytherin setzte, die jetzt die Köpfe zusammensteckten und ihn ganz gewiss fragten, ob unsere Besen wirklich Feuerblitze sein.

Um Viertel vor elf brachen wir allmählich zu den Umkleideräumen auf. Es war ein kühler und klarer Tag. Die Sonne schien friedlich auf uns hinunter. Das Wetter war um Welten besser als bei unserem Spiel gegen Hufflepuff. Ich spürte die Aufregung und die Begeisterung die nur ein Quidditch Spiel mit sich bringen konnte. Obwohl ich nie wusste ob ich tatsächlich spielen wurde spürte ich bereits vor jedem Spiel schon das Adrenalin durch meinen Körper pumpen. Wir hörten die anderen Schüler drüben ins Stadion einziehen. Wir zogen unsere Schuluniformen aus und legten die Quidditchuniform an. Während ich meinen Zauberstab in meinen rechten Stiefel gleiten ließ sah ich wie Harry seinen unter seinem Shirt platzierte. Sollte es zu einem Zwischenfall kommen, wir waren gerüstet.
„Du weißt, was wir tun müssen", sagte Wood zu Harry als wir schon auf dem Sprung nach draußen waren. „Wenn wir dieses Spiel verlieren, können wir endgültig einpacken. Flieg – flieg einfach wie gestern im Training und wir schaukeln das Ding!"
Und mit diesen Abschlussworten machten wir uns unter tosendem Applaus hinaus auf das Spielfeld. Das Team der Ravenclaws, ganz in Blau, hatte sich bereits in der Mitte aufgestellt und schien uns zu erwarten.
„Wood, Davies, begrüßt euch", sagte Madam Hooch beschwingt, und Wood und der Kapitän der Ravenclaws schüttelten sich die Hände.
„Besteigt eure Besen ... auf meinen Pfiff geht's los ... drei – zwei – eins!"
Wie immer bezog ich am Spielfeldrand Stellung und sah zu meinem Team das sich in die Lüfte schwang während ich den Worten von Lee Jordan lauschte, der erneut als Kommentator das Spielgeschehen kommentierte.
„Jetzt sind sie oben, und die große Sensation dieses Spiels ist der Feuerblitz, den Harry Potter für die Gryffindors fliegt. Rennbesen im Test zufolge werden die Nationalmannschaften bei der diesjährigen Weltmeisterschaft allesamt den Feuerblitz fliegen..."
„Jordan, wären Sie wohl so freundlich uns zu sagen, wie das Spiel verläuft?", unterbrach ihn Professor McGonagalls Stimme. Grinsend sah zu dem besten Freund der Zwillinge hinauf.
„Da haben Sie vollkommen Recht, Professor – ich wollte nur ein wenig Hintergrundwissen vermitteln – übrigens hat der Feuerblitz eine eingebaute automatische Bremse und..."
„Jordan!"
„Schon gut, schon gut, Gryffindor im Ballbesitz, Katie Bell auf dem Weg zum Tor..."
Mein Blick glitt von Lee und McGonagall wieder hinauf zum Spielgeschehen. Harry zog in der Gegenrichtung an Katie vorbei auf der Suche nach einem goldenen Schimmer und ich bemerkte, dass Cho Chang knapp hinter ihm herflog. Zweifellos war sie eine gute Fliegerin, ständig flog sie ihm in die Quere und zwang ihn, die Richtung zu wechseln.
„Zeig ihr, wie du beschleunigen kannst, Harry!", rief Fred, der einem Klatscher nachjagte, der es auf Alicia abgesehen hatte, so laut, dass ich es selbst hier unten hören konnte. Harry brachte den Feuerblitz auf Touren, drehte ein paar Runden um die Torstangen, und Cho fiel zurück. Als es Katie gelang, das erste Tor zu erzielen begann die Gryffindor-Kurve im Stadion verrückt zu spielen. Harry ging in den Sturzflug; Cho entging das nicht und sie stürzte ihm nach – Harry wurde immer schneller. Ein Klatscher, von einem Treiber der Ravenclaws geschlagen, kam aus dem Nichts angeschossen; Harry machte einen jähen Schlenker und kam um Haaresbreite an ihm vorbei, und in diesen wenigen entscheidenden Sekunden verschwand der Schnatz. Mit offenem Mund sah ich zu meinem Bruder. Sturzflüge waren seine Spezialität doch mein Herz stoppte jedesmal wenn es so einen waghalsigen Zug machte.
Es folgte ein lang gezogenes enttäuschtes „Oooooh" der Gryffindor-Fans, doch viel Applaus der Ravenclaw-Kurve für ihren Treiber. George ließ Dampf ab und schmetterte den zweiten Klatscher gegen diesen Missetäter der anderen Seite, der sich mitten in der Luft auf den Rücken drehen musste, um dem Ball zu entgehen. Es ging eine Weile hin und her. Harry war ein paar mal kurz davor gewesen den Schnatz zu fangen doch Cho flog ihm jedes Mal in die Quere. Wenigstens machten wir - im Gegensatz zu Ravenclaw - reichlich Punkte.
„Gryffindor führt mit achtzig zu null Punkten, und schaut euch an, wie dieser Feuerblitz losgeht! Potter macht ihm jetzt wirklich die Hölle heiß, jetzt geht er scharf in die Kurve und Changs Komet kann da einfach nicht mithalten, die Gleichgewichtsautomatik des Feuerblitzes ist wirklich erstaunlich bei diesen langen..."
„Jordan! Werden Sie dafür bezahlt, um für Feuerblitze Reklame zu machen? Bleiben Sie beim Spiel!"
Die Ravenclaws holten jetzt auf; sie hatten drei Tore erzielt und wir lagen nur noch mit fünfzig Punkten vorn – wenn Cho den Schnatz vor Harry fing, würden sie gewinnen. Ich sah wie Harry sich tiefer sinken ließ, und das Spielfeld absuchte. Als er den Schnatz scheinbar entdeckt hatte beschleunigte er doch erneut flog Cho ihm bitten in die Bahn.
„Harry, du kannst doch jetzt nicht den Kavalier spielen!", polterte Wood, als Harry sich in die Kurve legte, um einen Zusammenprall zu vermeiden. „Hau sie wenn nötig runter von ihrem Besen!"
Wieder war der Schnatz verschwunden. Harry zog den Feuerblitz nach oben und war rasch zehn Meter über dem Spiel. Ich sah, dass Cho ihn immer noch hartnäckig verfolgte.
Wieder stürzte er sich in die Tiefe, und Cho versuchte ihm zu folgen. Scharf riss sich Harry aus dem Sturzflug heraus und sie trudelte weiter in die Tiefe; wieder raste er schnell wie eine Gewehrkugel in die Höhe und dann sah ich ihn – der Schnatz glitzerte hoch über dem Feld drüben auf der Seite der Ravenclaws. Auch Harry schien ihn bemerkt zu haben. Er legte los; viele Meter weiter unten tat es ihm Cho nach.
„Oh!", schrie Cho die dicht auf Harrys Fersen war und deutete mit dem Arm nach unten. Harry ließ sich ablenken und sah hinunter. Auch ich folgte ihren Blicken. Drei Dementoren, drei große, schwarze, kapuzentragende Dementoren, sahen zu Harry hinauf. Ich überlegte nicht lange, zog meinen Zauberstab. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Harry es mit gleichtat.
„Expecto patronum!"
Etwas Silbrigweißes, etwas Riesiges brach aus den Spitzen unserer Zauberstäbe hervor. Ich wusste, dass es direkt auf die Dementoren zu schoss deswegen wartete ich gar nicht erst, um zu sehen, was passierte sondern sah wieder hinauf zu meinem Bruder. Er war fast da,  streckte die Hand aus, die immer noch den Zauberstab hielt, und schaffte es eben noch, die Faust über dem kleinen, widerspenstig flatternden Schnatz zu schließen.
Madam Hoochs Pfiff ertönte und die Gryffindor-Fanseite explodierte.
„Gut gemacht, mein Junge!", schrie Wood immer wieder. Alicia, Angelina und Katie hatten Harry inzwischen allesamt geküsst, Fred hielt ihn so fest umklammert, dass ich fürchtete, er würde Harry noch den Kopf abreißen. In heillosem Durcheinander schaffte das Team gerade noch die Landung. Ich rannte auf das Team zu und sprang direkt in ihre Mitte wodurch ich allesamt zu Boden riss. Lachend rappelten wir uns auf und sahen die Gryffindors auf uns zu laufen. Bevor wir uns retten konnten, waren wir schon von einer jubelnden Menge eingeschlossen.
„Ja!", rief Ron und riss Harrys Arm in die Luft. „Ja! Ja!"
„Gut gemacht, Harry!", sagte Percy vergnügt. „Zehn Galleonen für mich! Ich muss Penelope suchen, entschuldige mich kurz!"
„Feine Sache, Harry!", brüllte Seamus.
Ich kämpfte mich aus der Masse von Menschen und beobachtete glücklich das Treiben.
„Dein Patronus war nicht von schlechten Eltern", flüsterte jemand in mein Ohr.
Ich wandte mich um und erkannte Lupin, der erschüttert und erfreut zugleich wirkte.
„Danke", grinste ich. „Harry hat es auch endlich geschafft! Aber irgendwas an diesen Dementoren war komisch."
Lupin räusperte sich als Harry auf uns zu trat.
„Das liegt daran, dass es keine echten waren."
Er führte uns aus der Menge heraus, bis wir den Spielfeldrand sehen konnten.
„Ihr habt Mr Malfoy einen hübschen Schreck eingejagt", sagte Lupin und unterdrückte ein Schmunzeln.
Harry stand mit offenem Mund da. Ich war mir sicher, ich sah nicht anders aus. In einem verknäuelten Haufen auf dem Boden lagen Draco, Crabbe, Goyle und Marcus Flint, der Teamkapitän der Slytherins, und mühten sich verzweifelt, sich aus ihren langen, schwarzen Kapuzenumhängen zu befreien. Offenbar hatte Draco auf Goyles Schultern gestanden. Jemand hatte sich über ihnen aufgebaut und schaute mit furchtbar wütendem Blick auf sie hinab – Professor McGonagall.
„Ein verabscheuungswürdiger Trick!", rief sie. „Ein mieser und feiger Versuch, den Sucher der Gryffindors zu behindern. Strafarbeiten für Sie alle, und fünfzig Punkte Abzug für Slytherin! Ich werde mit Professor Dumbledore über diese Sache sprechen, machen Sie sich keine falschen Vorstellungen! Ah, da kommt er ja schon!"

Wenn irgendetwas unseren Sieg endgültig besiegelte, dann dies. Ron, Fred und George, die sich zu Harry und mir durchgekämpft hatten, krümmten sich vor Lachen, während wir Draco zusahen, wie er sich aus seinem Umhang, in dem immer noch Goyles Kopf steckte, freizustrampeln versuchte.
„Kommt mit!", sagte George. „Fete ist angesagt! Jetzt gleich im Gemeinschaftsraum!"
„Gut!", sagte Harry, der übers ganze Gesicht grinste. Ich griff nach Georges Hand, gab ihm einen flüchtigen Kuss und folgte Harry und den anderen Spielern, immer noch in den scharlachroten Umhängen, aus dem Stadion hinaus und zurück ins Schloss.

Licht oder Dunkelheit - Die Geschichte der Potter Zwillinge #3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt