Kapitel 20

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Kapitel 20:
Als Steff die Tür zum Probenraum hinter sich zufallen ließ und sich umdrehte, blickte sie in drei Paar große Augen, die sie erwartungsvoll anblickten. Steff seufzte laut auf. „Euer Ernst?" So gerne sie die Jungs auch hatte, ein Teil von ihr wollte den Probenraum direkt wieder durch die Tür verlassen. Die drei saßen nebeneinander auf der Couch, jeder mit einer Flasche Bier in der Hand und grinsten. Schließlich war es Nowi, der als erster zu sprechen begann. „Naaaaa..." Der zweideutige, auffordernde Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören. Steff verdrehte die Augen, doch Nowi wackelte nur amüsiert mit den Augenbrauen. „Ihr seid schlimmer als irgendwelche Waschweiber, die auf den neusten Tratsch warten, wisst ihr das?" Thomas und Hannes hatten den Anstand zumindest so zu tun, als hätten sie den Ansatz eines schlechten Gewissens. Sie senkten den Blick und schienen sich schließlich sehr für das Bier in ihren Händen zu interessieren. Doch Nowi kam gerade erst so richtig in Fahrt. „Ach komm, als ob du anders reagieren würdest, wenn du an der Stelle von einem von uns gewesen wärst. Und jetzt komm, gib und die Details!" Steff blieb stumm, doch als sie langsam in Richtung der Jungs auf der Couch lief, wanderten ihre Gedanken unweigerlich zurück zum vergangenen Morgen...
Steff schlug die Augen auf und blickte sich verschlafen um. Sie wusste nicht womit sie gerechnet hatte, doch als ihr Blick auf den leeren Platz neben ihr fiel, spürte sie einen viel zu großen Stich in ihrem Herz. Die Bilder der letzten Nacht waren in ihrem Kopf noch immer viel zu lebendig. Das Gefühl von Yvonnes Körper der sich gegen ihren presste, ihre Finger auf ihrer Haut, ihr warmer Atem, ihr pochender Herzschlag. Es war, als hätte sich für sie endlich ein Puzzle zusammengefügt, bei dem sie viel zu lange nach dem letzten Teil gesucht hatte. Umso größer war die Enttäuschung, dass Yvonne all dies nun doch irgendwo zu bereuen schien und sich bei der ersten Gelegenheit aus dem Staub gemacht hatte. Steff konnte es nicht leugnen, ein kleiner Teil von ihr hatte mit genau so etwas gerechnet. Sie war von Yvonnes Verhalten überrascht gewesen, hatte nicht damit gerechnet, dass sie den Mut finden würde, sich ihren Gefühlen tatsächlich zu stellen. Das war es wahrscheinlich, was sie ganz besonders traf. Sie hatte Yvonne die Chance gegeben, das Ganze zu stoppen, bevor es überhaupt richtig begonnen hatte, hatte ihr einen Ausweg geben wollen, Freiraum. Doch Yvonne hatte sich ganz bewusst auf Steff eingelassen, hatte nicht das geringste Zögern gezeigt und so hatte auch Steff sich voll und ganz Fallen lassen. Es war unüberlegt gewesen, vielleicht auch ein wenig voreilig, aber sie hatte das Gefühl gehabt, dass sie beide mit ganzen Herzen dabei gewesen waren. Hatte sie sich wirklich so getäuscht? Doch bevor sie sich weiter in ihren Selbstzweifeln verlieren konnte, hörte sie ein lautes Rumpeln aus Richtung der Küche, gefolgt von einem leisen Fluchen. Beim Klang der Stimme machte ihr Herz einen kleinen Satz und mit einem Mal waren all ihre Sorgen vergessen. Steff setzte sich im Bett auf, als sie leise Schritte auf dem Flur hörte und wenige Augenblicke später stand Yvonne im Türrahmen, zwei dampfende Becher Kaffee in den Händen. Sie trug eins von Steffs übergroßen Schlafshirts, und als Steff ihren Blick ihre nackten Beine heraufwandern ließ, hoch zu ihren noch immer völlig chaotischen Haaren, schlich sich ein breites Lächeln auf ihr Gesicht. Yvonne erwiderte das Lächeln. „Guten Morgen schöne Frau. Kaffee?" Sie lief in Richtung des Bettes und stellte die beiden Tassen auf den Nachtisch. Dann beugte sie sich zu Steff vor und küsste sie sanft. Steff war selbst erstaunt, wie vertraut das Alles wirkte, fast so, als hätten sie schon unzählige Nächte miteinander verbracht. Als Yvonne leise in den Kuss seufzte, nutzte Steff ihre Chance und schob ihre Zunge in Yvonnes Mund. Der Kuss vertiefte sich weiter und schließlich umfasste Steff Yvonnes Handgelenke und zog sie ein wenig zu stürmisch zu sich aufs Bett. Yvonne quietschte auf und landete äußerst unelegant auf Steffs Beinen. Sie lachte, und drehte ihren Kopf wieder in Steffs Richtung. „Ganz schön stürmisch, so auf den frühen Morgen." Steff zuckte nur mit den Schultern, beugte sich dann vor, so dass ihre Lippen kurz über Yvonnes Ohr schwebten. „Sorry." Ihre Stimme war leise, noch etwas rau und belegt. „Es gibt da nur gerade etwas, dass ich sehr viel lieber tun würde als Kaffee trinken." Sie spürte wie Yvonne schluckte. „Und das wäre?" Steff legte ihre Hand auf Yvonnes Wange und drehte ihren Kopf sanft, aber bestimmt in ihre Richtung. Dann presste sie ihre Lippen erneut stürmisch auf die der Tänzerin. Wie so oft, wenn Yvonne in ihrer Gegenwart war, vergaß sie alles um sich herum. Alles was zählte war das Gefühl von Yvonnes Lippen, die sich gierig gegen ihre eigenen bewegten. Ihre Finger fuhren unter Yvonnes Oberteil und begannen kleine Kreise über ihre nackte Haut zu ziehen. Dann spürte sie den Druck von Yvonnes Händen auf ihren Brüsten und als sie begann sie langsam zu kneten, stöhnte sie leise auf. Yvonnes Lippen wanderten ihren Hals herunter und als sie Steff gerade das Shirt über den Kopf streifen wollte... erklang aus Richtung der Schlafzimmertür ein lautes Räuspern. Die Beiden fuhren blitzschnell auseinander und als Steff in Richtung der Tür blickte, stand dort niemand geringeres als Nowi, der mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht auf sie herabschaute. Während Yvonne neben ihr feuerrot anlief und sich die Bettdecke über den Kopf zog, blickte Steff den Schlagzeuger mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Ich wusste, dass ich es irgendwas bereuen werde, dass ich euch einen Schlüssel für meine Wohnung gegeben habe." Hinter Nowi klang Hannes gespielt empörte Stimme zu ihr. „Ey, das habe ich gehört." Wenig später blickte er neugierig über Nowis Schulter. Sein Blick blieb für einen kurzen Moment an dem Deckenberg neben ihr hängen, oder viel mehr an den brünetten Haaren und dem nackten Bein, die darunter hervorlugten. Der kurze Moment der Überraschung wurde sehr schnell von Erkenntnis überspielt. Er grinste und buffte Nowi seinen Ellenbogen in die Seite. „Wir hätten wetten sollen!" Da stieß Thomas zu den anderen. „Wetten?" Dann begriff auch er, wo sie hier gerade reingeplatzt waren. Er schien die Situation im Raum in sekundenschnelle zu analysieren und verzog dann, sehr zu Steffs Erleichterung, keine Miene. Von den Vieren hatte er schon immer das beste Pokerface gehabt. Nur das Funkeln in seinen Augen verriet, dass auch er sich vielleicht ein wenig zu sehr über das ganze Chaos freute. Steff musste sich beim Anblick der drei ein Schmunzeln verkneifen. „Euch auch einen Guten Morgen. Darf ich fragen, warum ihr um diese Uhrzeit in meinem Schlafzimmer steht?" Nowi lachte leise. „Wir wollten eigentlich in die Küche." Steff konnte hören wie Yvonne unter der Decke irgendwas murmelte, dass verdächtig nach „Du brauchst definitiv einen Stadtplan für deine Wohnung, so oft wie sich Leute hier in der Tür irren..." klang. Dann fuhr Nowi fort. „Wir wollten dich mit einem Frühstück überraschen, aber dann habe ich aus dem Schlafzimmer Geräusche gehört und wollte rausfinden, für wie viele Personen wir eigentlich den Tisch decken sollen. Ich konnte ja nicht wissen, dass du dich gerade schon selbst um dein Frühstück kümmerst." Steff schmiss ihr Kopfkissen nach dem Schlagzeuger. „Idiot."
Zurück im Probenraum hatte Steff sich inzwischen von den Jungs auf die Couch ziehen lassen. Noch immer machten sie keine Anstalten, Steff vom Haken zu lassen und innerlich wusste sie bereits, dass sie verloren hatte. Nachdem ihr Hannes schließlich ein Bier reichte und ihr auffordernd zunickte, gab sie schließlich nach. „Also gut, was wollt ihr wissen?" Nowi war sofort zur Stelle. „Alles. Inklusive der dreckigen Details." Thomas schlug ihm mit der Hand leicht gegen den Hinterkopf.  „Benimm dich." Dann wandte er sich Steff zu. „Beginnen wir doch einfach am Anfang. Wie genau sind wir von „Diese Frau ist der absolute Albtraum, ich weiß nicht wie ich vernünftig mit ihr tanzen soll" dazu gekommen, dass ihr euer Tanztraining plötzlich in dein Schlafzimmer verlagert habt?" Hannes neben ihm konnte sein Lachen nur schwer unterdrücken. Steff rollte nur erneut mit den Augen, begann dann jedoch endlich zu erzählen. Wie sie und Yvonne sich langsam immer besser verstanden hatten, sie angefangen hatten sich einander mehr und mehr zu öffnen, Steff endlich begonnen hatte zu verstehen, was in der Tänzerin vor sich ging. Der improvisierte Kuss, den die Jungs zwar mit interessierten Blicken im Fernsehen verfolgt, Steff gegenüber aber nie angesprochen hatten, ihr Streit, die Versöhnung, ihr gemeinsamer Abend bei Steff, eine kurze Zusammenfassung der letzten Show. „Naja und was dann passiert ist... könnt ihr euch ja denken." Sie spielte ein wenig nervös mit den Ringen an ihren Fingern und blickte dann in die Runde. Zu ihrer eigenen Überraschung wirkte niemand der Jungs auch nur im Geringsten von den Geschehnissen überrascht. „Also ganz ehrlich Steff? Es war nur eine Frage der Zeit, bis es dazu kommt. Ich habe Hannes und Thomas von der ersten Show an, als sie dir Yvonne als Partnerin zugeteilt haben, gesagt, dass du ein riesengroßes Problem haben wirst." Steff boxte ihm gegen den Oberarm. „War es wirklich so offensichtlich?" Wie als hätten die Drei Jungs sich abgesprochen, nickten sie und sagten einstimmig „Ja." Steff merkte wie sie rot wurde und den Blick abwendete. Dann spürte sie Thomas Hand an ihrem Arm, der ihn sanft drückte. „Hey, es ist verdammt schön zu sehen, wie glücklich sie dich macht. So habe ich dich schon viel zu lange nicht mehr gesehen." Steff schenkte ihm ein warmes Lächeln. „Also wie ist das jetzt mit euch? Wird das jetzt was Festes?" Hannes blickte sie erwartungsvoll an und als Steff antwortete, lag eine gewisse Unsicherheit in ihrer Stimme. „Ich... denke schon? Wir haben etwas geredet, nachdem ihr gegangen seid." „... Nachdem du uns hochkant aus deiner Wohnung geschmissen hast." „Wie auch immer." Wieder wanderten Steffs Gedanken zurück zu dem vergangenen Morgen.
Nachdem sie die Jungs ziemlich deutlich zum Gehen bewegt hatte, trat Steff zurück ins Schlafzimmer. Yvonne war inzwischen unter der Bettdecke hervorgekrochen und saß aufrecht, gegen das Bettgestell gelehnt. Steff setzte sich neben sie auf die Bettkante und blickte sie entschuldigend an. „Sorry." Doch Yvonne winkte ab. „Ist ja nicht deine Schuld." Sie legte Steff eine Hand auf den Oberschenkel. „Die Drei sind halt einfach ein paar Chaoten." Die Tänzerin lachte leise. „Ich mag sie jetzt schon." Steff erwiderte ihr Lachen. „Ich auch... Meistens." Dann schwiegen sie für einen Moment, bis Yvonne schließlich wieder mit etwas zögerlicher Stimme zu sprechen begann. „Ich denke, dass mit dem für uns behalten, können wir dann erstmal vergessen." Steff schüttelte den Kopf. „Die Jungs schweigen wie ein Grab, keine Sorge. Die Frage ist eher, willst du, dass die letzte Nacht alles bleibt, was wir für uns behalten müssen?" Als Yvonne schwieg, fuhr sie schließlich fort, auch wenn alles in ihr sie anschrie es nicht zu tun. „Wir können es genau dabei belassen. Eine Nacht. Eine einzige Nacht, in der wir einmal alles rauslassen konnten, was sich in der letzten Zeit so angestaut hat. Wir hatte beide unseren Spaß, keine Gefühle, keine Wiederholung. Wenn du das willst, ist das okay." Steff wusste selber, dass sie bereits viel zu tief in ihrem Gefühlschaos versunken war, als dass das wirklich okay war und sie war sich sicher, dass Yvonne das Geräusch des Steins hören konnte, der ihr vom Herzen fiel, als sie nach einem weiteren Moment des Überlegens langsam den Kopf schüttelte. „Nein. Nein, das will ich nicht." Steff blickte sie erwartungsvoll an, während Yvonne noch darüber nachdachte, wie sie ihre Gefühle am Besten in Worte verpacken konnte. „Ich will ehrlich mit dir sein. Ich weiß nicht was das zwischen uns ist. Ich weiß nicht mal ob das so eine gute Idee ist, wahrscheinlich ist es genau das Gegenteil. Ja ich bin unsicher, und ja ich weiß, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis ich mit meiner Unsicherheit irgendwas kaputt machen werde... Aber ich will das hier... ich will dich. Du lässt mich Dinge fühlen, die ich noch nie zuvor gefühlt habe. Es fühlt sich einfach alles so richtig an und auch wenn ich eine verdammte Angst habe, will ich wissen wohin das mit uns führt." Ein warmes Gefühl breitete sich in Steff aus. „Okay." Yvonne blickte ihr in die Augen. „Okay?" „Okay." Dann beugte sich Steff vor und presste ihre Lippen auf die der Tänzerin....
„Und was danach passiert ist, wollt ihr denke ich nicht wissen.", beendete Steff ihre Erzählung grinsend. Nowi grinste anzüglich. „Also eigentlich... AU." Thomas und Hannes hatten ihm zeitgleich gegen den Arm geboxt. „Die ganzen blauen Flecken, mit denen ich hier heute rausgehen werde... das grenzt ja schon an Körperverletzung." Steff hatte nicht das geringste Mitleid für den Schlagzeuger. „Selbst schuld." Die Vier lachten und schwiegen für einen Moment. Es war als sorgte dieser kurze Moment der Stille dafür, dass sich die Atmosphäre im Raum langsam änderte. Die ausgelassene Heiterkeit wich einer emotionalen Schwere und Steff wusste, dass jetzt wohl der Moment gekommen war, in dem die Jungs sie auf den Tanz ansprechen würden. Zu ihrer Überraschung war es schließlich Thomas, der den Elefant im Raum schließlich ansprach. Er war normalerweise derjenige, der sich mit Worten immer zurückhielt, aber das hier schien ihm wirklich wichtig zu sein. „Also Steff... Dein Tanz gestern..." Er zögerte. „Ich weiß gar nicht, wie ich das in Worte packen soll. Der Moment hat uns alle so berührt – und ich meine wirklich berührt. Hannes saß hier vor dem Fernseher und hat Rotz und Wasser geheult." Sein Bruder fiel ihm ins Wort. „Habe ich nicht." „Es gibt Videos."  Dann wurde der Gitarrist wieder ernster. „Naja, wie dem auch sei. Danke, wirklich Steff. Ich glaube ich spreche für uns alle, wenn ich dir sage, wir haben uns in jedem dieser Momente, die du da getanzt hast, exakt genau so gefühlt." Die anderen Zwei nickten zustimmend und Steff merkte wie ihr bei den Erinnerungen sofort wieder die Tränen in die Augen stiegen. Schließlich fuhr Thomas fort. „Ich würde jetzt hier gerne eine lange und total emotionale Rede halten, aber wir wissen alle, dass das deine Aufgabe hier in der Runde ist, also lassen wir das lieber. Ich will auf jeden Fall, dass du weißt, dass uns allen das unglaublich viel bedeutet hat." Als Thomas sah, dass Steff sichtlich mit sich zu kämpfen hatte und ihr bereits einige Tränen die Wange herunterrollten, breitete er schließlich seine Arme aus. „Komm her." Er zog Steff in eine feste Umarmung, in die Hannes und Nowi Augenblicke später mit einfielen. So saßen sie einige Minuten eng umschlungen auf der Couch im Probenraum und Steff war unheimlich froh, dass die drei Jungs trotz all der Tiefen, noch immer ein so unfassbarer wichtiger Teil ihres Lebens waren. „Ich habe euch lieb, ihr Chaoten." Sie schniefte und begann dann, sich langsam aus der Umarmung zu lösen. „Also ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber diese ganze Emotionalität macht mich fertig. Können wir jetzt bitte einfach ein bisschen Musik machen?"

Let's Dance (Your Way into my Heart)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt