#52 Save me

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Claire packte nicht viel zusammen und aß auch nichts. Unfreiwillig dachte sie an die Baderegeln, welche sie regelmäßig bei Abzeichen abfragte, denn eine davon lautet, man sollte niemals mit leerem Magen schwimmen. Als sie das Haus verließ, war Claire aber letztendlich doch zu früh, deshalb machte sie noch kurz einen Abstecher in einer Bäckerei. Dort zog sie sich einen Kaffee und setzte ihren Weg fort. Sie fand, das zählte als Nahrung und außerdem brauchte sie das gerade. Der leicht bittere Geschmack ließ sie wach werden und half ihr, sich mental auf den Tag vorzubereiten.

Es standen schon einige Schüler ihrer Klasse vor dem Bus, als Claire eintraf. "Hey, na du siehst ja scheiße aus", begrüßte Linda sie. "Hahaha danke gleichfalls", Claire setzte sich neben sie auf einen Stein, "Bitte sag mir, du hast deinen Zweitbadeanzug vergessen". "Nein, tut mir leid meine Liebe, aber da musst du jetzt durch". Sie zog einen schwarzen Badeanzug mit gelben Muster aus ihrer Schwimmtasche und hielt ihn Claire entgegen. Nur widerwillig nahm sie ihn an, als auch schon Blake auftauchte. "Guten Morgen", er gähnte, "Wie ihr seht habe ich kein Bock auf Action, also bitte verhaltet euch ruhig und wenn ich auch nur eine Beschwerde über euch höre, egal ob im Bus oder Schwimmbad, gibt's in Mathe Extraaufgaben". Damit jagte er die Schüler in den Bus und schon wenig später schlossen sich die Türen. Claire saß am Fenster, neben ihr Linda, welche aber zum Gang gedreht mit den Jungs quatschte. Die Jüngere sah eine Zeit lang still aus dem Fenster, bis sie sich beobachtet fühlte und über die Sitzreihen schräg nach vorne sah. Blake hatte es sich auf dem Einzelplatz ganz vorne bequem gemacht und sah sie an. Als sie ihren Blick erwiderte lächelte er vorsichtig und wartete auf die gleiche Reaktion seiner Schülerin. Der Blickkontakt reichte, damit Claire etwas entspannte. Sie atmete sichtlich einmal tief durch. Blake zwinkerte ihr einmal zu, dann wandte er sich ab, um mit dem Busfahrer zu reden. Warum tun Sportlehrer das eigentlich immer? Claire drehte sich wieder zum Fenster und beobachtete weiter die vorbeifliegenden Autos und Schilder, bis der Bus wenig später auf einen großen Parkplatz rollte. 

Claire fühlte sich verdammt unwohl in der Mädchenumkleide. Wie kommen die Menschen überhaupt darauf, dass es weniger unangenehm ist seinen Körper zu zeigen, nur weil Mädchen und Jungs separiert sind? Sie drehte sich in Richtung des Spintes und und zog ihr T-Shirt über den Kopf. Ein Schulterblick zurück, der ihr zeigte, dass niemand auf sie achtete und trotzdem beeilte sie sich einfach nur, in dieses enge Stück Stoff zu kommen. Gemeinsam mit Linda duschte sie schon mal und ging weiter in die Halle, während die Anderen noch trödelten. "Ich finde es ja immer mega satisfying, wenn das Wasser so perfekt ruhig ist und dann diese kleinen Wellen nach außen gehen, wenn man es an einer Stelle berührt", meinte Linda und tippte leicht mit ihrem Zeh auf die Wasseroberfläche, als sie an einer Ecke des Beckens vorbeiliefen. Beruhigend langsam kam Bewegung in den Teil des Wassers, aber Claire hatte dafür keinen Kopf. Sie setzten sich auf die Bank hinten, wo schon ein paar Jungs und Blake warteten. Der Lehrer musste ja auch nur Schuhe ausziehen und vielleicht die Hose umziehen, voll unfair. Claire starrte aufs Wasser. Normalerweise hätte sie jetzt ihr Poloshirt und eine kurze Hose an, würde mithelfen, Materialien zu holen, oder eine Trennschnur ins Wasser zu ziehen, damit jede Gruppe ihre Bahn bekommt. Aber nun wartet sie im Badeanzug auf die letzten Mitschüler, damit Blake starten konnte. "Ich will gar nicht wissen, warum das so lange gedauert hat, aber ihr habt Glück, dass ihr erstmal nur heute das Vergnügen mit Schwimmunterricht habt. Sonst würde ich mir nämlich merken, wer so spät kommt, damit die in der nächsten Stunde anfangen dürfen", meinte Blake und stellte sich hin, während sich die angesprochenen Mädchen kleinlaut mit hinsetzten. "Okay wir fangen mal ganz einfach an, damit ich sehen kann, wie weit eure Technik ist", begann er mit dem Unterricht, "Ihr schwimmt bitte sechs Bahnen, in denen mindestens zwei verschiedene Schwimmarten vorkommen sollen". Murrend stellte sich die Klasse in eine Reihe vor den Startblock, was erneut 5 Minuten in Anspruch nahm. Sie durften frei wählen, ob vom Beckenrand oder von oben, aber Claire hatte sich definitiv für die harmlosere Variante entschieden. Als eine der letzten stellte sie sich schließlich nah an die Kante, mit den Zehen ihres rechten Fußes über dem Beckenrand, der linke etwas weiter hinten in Schrittstellung. Sie nahm ihre Hände über den Kopf, spannte sich an, beugte sich nach vorne und das letzte was sie sah, bevor sie ins Wasser eintauchte, war das aufgebrachte Meer und fetzen des Schiffes ihrer Vergangenheit. Das kalte Wasser verschlang sie förmlich und sie vergaß, wo sie eigentlich gerade war. Mit geschlossenen Augen strampelte sie nach oben, bekam Panik, schnappte nach Luft und tauchte wieder kurz ab. Sie spürte förmlich wie in Trance die Wellen um sie herum, Schreie in ihrem Kopf und diese Hilflosigkeit. Erneut schaffte sie es, ihren Kopf über Wasser zu bringen, immer noch mit zusammengepressten Augen. Sie wollte um Hilfe rufen, konnte es aber nicht. Es ging alles so schnell, wie als sie noch 5 Jahre alt war. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und verlor die Orientierung von oben und unten. Es riss sie in die Situation von vor 10 Jahren und Sekunden fühlten sich mit einem Mal wie eine Ewigkeit an. Bis Claire dann endlich spürte, wie jemand neben ihr in Wasser sprang und sie mit starken Armen an den Beckenrand zog, während sie selbst das Bewusstsein verlor.

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Keine Sorge, ich werde das so realistisch wie möglich schreiben. Also keine Mund-zu-Mund Beatmung und halber Smut vor der ganzen Klasse. Der Rest klärt sich dann im nächsten Kapitel...

Danke fürs Lesen ❤️

I love you | SchülerxLehrerTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon