Kapitel 41

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Ich nickte meinen Adjutanten zu, um meine tägliche Pause zu machen und Camilla eine Runde durch den Park zu begleiten. Camilla stieg auf alles ein, dass ich ihr anbot und ich fühlte mich auf eine widerliche Art von ihr umworben. Sie lachte an den richtigen Stellen, gab mir aber noch einige Seitenhiebe, wenn sie die Gelegenheit dazu entdeckte.

Mittlerweile konnte ich mir tatsächlich vorstellen, mit ihr zu leben. Die Hofgesellschaft stob bei meinem Anblick auseinander. Ich wusste nicht, wie Camilla ihren fortwährenden Rückzug vom Hof rechtfertigte. Sie schien nicht gesagt zu haben, ich sei paranoid, ansonsten würden wohl kaum alle aus meinem Weg springen. Seufzend ließ ich mich in Camillas Salon auf die Sitzgruppe fallen. Mit Sicherheit würde sie jeden Moment herauskommen.

Ich hörte es in ihrem Ankleidezimmer rascheln und erhob mich seufzend. Unpünktlichkeit sah ihr nicht ähnlich. Das hätte ihrem Streben nach Perfektion widersprochen und das mochte sie nicht. Seufzend klopfte ich die Tür ihres Ankleidezimmers. Hoffentlich hatte sie sich nicht mit Papa überworfen. Ich war selbst nicht erfreut, dass er sich so wichtigmachte, aber er lenkte die Minister von Mama ab und das konnte ich gerade sehr gut gebrauchen.

„Camilla? Ist alles in Ordnung?", rief ich durch die Tür. Sofort erstarben die Geräusche und ich runzelte verwirrt die Stirn. Versteckte sie sich in etwas vor mir? Ich zählte langsam bis zehn, hörte aber bei vier schon wieder kopfschüttelnd auf und klopfte erneut. „Camilla? Ist dir nicht wohl?", riet ich weiter, worauf wieder nur Stille folgte. Dieses Mal ersparte ich mir das scheinheilige warten auf eine Antwort, die sie anscheinend nicht geben wollte und rief drohend: „Wenn du mir nicht öffnest, muss ich hineinkommen um zu sehen, ob es dir gut geht"

Camilla wusste, dass ich damit kein Problem haben würde und ich wusste, dass Camilla dieses Eindringe in ihre Privatsphäre stören würde. „Die Prinzessin ist bereits im Garten, königliche Hoheit", rief mir eine Frau von der anderen Seite der Tür zu. Ich brauchte einen Moment, bis ich die Stimme eingeordnet hatte und runzelte dann erneut die Stirn. „Gräfin Russo? Was machen Sie denn hier? Kommen sie heraus!", verlangte ich irritiert. Papa bezahlte sie sicherlich gut, dass schloss bereits aus, dass sie Camilla bestehlen würde, aber ich traute ihr durchaus zu, Camillas Sachen zu durchwühlen.

Ich trat einen Schritt zurück, als sich die Türschnalle bewegte und Gräfin Russo sich langsam herausschob. Ich registrierte weder ihren hochroten Kopf noch ihr Gestammel, sondern sah nur das weiße Kleid das sie trug. Ich hatte Beth nie ein Detail ihres Kleides entlocken können, aber ich wusste instinktiv, dass es ihres war.

„Die Prinzessin hat mir erlaubt, Lizzis Sachen in Ruhe durchzusehen – es tut mir so leid, Majestät", vernahm ich wieder und ihre Wangen röteten sich immer wieder. Unbewusst trat ich näher auf sie zu. Für einen Fremden musste es so aussehen, als sei Beth wiedererwacht. Sie hatten dieselben vollen Lippen und gesprenkelten Pupillen, nur ihre Nase war ein wenig kleiner und ihre Wangenknochen markanter. Sie war ohne Frage schön. Vielleicht sogar noch schöner als Beth.

Ich legte eine Hand an ihre Wange, worauf sie sich sofort unter mir versteifte. Aber darauf konnte ich im Moment keine Rücksicht nehmen. Wie wäre es wohl gewesen, Beth in diesem Kleid auf mich in der Kirche zukommen zu sehen. Ich schloss meine Augen und im nächsten Moment spürte ich ihre Lippen auf meinen. Einen Moment lang war ich verblüfft und ich musste ihren Kopf festhalten, damit sie sich nicht verlegen zurückziehe konnte, bevor ich ihren Kuss erwidert hatte.

Meine Hand rutschte von ihrer Wange in ihr Haar, das sich genauso anfühlte, wie Beths und meine zweite Hand verkrallte sich in ihrem Kleid. Wenn ich nicht wüsste, dass Beth tot wäre und ich Camilla heiraten ... ich fuhr sofort zurück.

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