Kapitel 87

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•Wincent•

Auch am zweiten Tag verbrachten wir den Tag im Studio, abends wollten wir bei Kevin grillen. Es war Ende April und sie hatten eine grosse Feuerschale im Garten, wo wir uns aufwärmen konnten, sobald die Kinder dann im Bett waren. Ich freute mich schon riesig drauf. Einfach wir zwei Männer mit unseren Frauen auf der Lounge, mit Decken kuscheln und ins Feuer schauen, während die Kleinen schliefen. Ich seufzte zufrieden bei dem Gedanken als mich Kevin anstupste. „Wo bist du gerade?" grinste er mich an. „Heute Abend. Du glaubst nicht wie sehr ich mich freue, mit euch den Abend zu verbringen und einfach nichts zu tun." Schmunzelte ich und da lächelte auch Kevin. „Das wird toll. Schlemmen, trinken und mit unseren Frauen knutschen." Lachte er und ich stimmte mit ein. „Aber bevor das stattfinden wird, haben wir noch Arbeit vor uns." Holte mich Kevin auf den Boden der Tatsachen zurück. „Ja ich weiss." Brummte ich. Meine Laune sank sofort, beim Gedanken die bevorstehende Arbeit in angriff zu nehmen. Nicht weil ich keine Lust auf Musik hatte, nein eher weil ich keine Lust auf die Person hatte, für die es war. Und die betrat gerade das Studio. Ich hörte wie sie Fabi begrüsste und wie sie dann zum Aufnahmeraum kam. „Hiii!" strahlte Gina uns an und wäre ich nicht so freundlich gewesen, hätte ich wahrscheinlich mit den Augen gerollt. „Hey." Begrüsste ich sie und ja ich erwiderte die Umarmung. Das war hier einfach so diese freundschaftliche Atmosphäre in diesem Studio. „Wie geht's?" fragte sie mich dann und lächelte mich an. „Sehr gut. Dir?" fragte ich freundlicherweise nach. „Supi." Lächelte sie mich an. „Dann ist ja Supi..." antwortete ich ihr nickend und ich hörte Fabi der lachte und sah Kevin der sich grinsend zum Bildschirm drehte. „Können wir anfangen?" fragte Kevin und ich setzte mich sofort neben ihn auf den Stuhl.

Gina stellte sich ans Mikro und sang den Track einmal durch. Der Text war ab und an nicht auf die Musik abgestimmt und ich verzog das Gesicht. „Gina!" rief ich doch sie war in ihrem Ding vertieft. „GIINAA!!" rief ich laut und winkte mit meinen Händen. Sie stoppte und sah mich an. „Stimmt etwas nicht?" fragte sie und ich ging zu ihr. „Hier, diese Textzeile. Da muss was geändert werden. Ich dachte ihr habt die Texte durchgeackert." Fragte ich sie. „Haben wir doch. Aber der war perfekt wie er war." Sagte sie und sah mich an. „Naja. Nicht wirklich. Das stimmt ja überhaupt nicht mit der Melodie und dem Timing." Sagte ich und sang den Teil, so wie sie es geschrieben hatte. „Ich würde hier das Wort abändern." Sagte ich. „Ja aber es gibt kein anderes. Sag ein anderes Wort für ‚haben'!" sagte Gina. „Besitzen." Sagte ich trocken aber schüttelte dann den Kopf. „Darum geht's nicht. Du sollst es einfach abändern. Kürz es ab. Sing einfach ‚hab' und fertig." Sagte ich und sah es ihr dann vor. Sie sah mich einfach an und ich merkte wie sie ein Stückchen näher kam. Ich entfernte mich sofort von ihr und setzte mich wieder zu Kevin. Sie nahm tatsächlich alle meine Vorschläge zu Änderungen an und wir bastelten den Text zur Melodie etwas um. „Liegt's an mir, oder ist es anstrengend, mit ihr zu arbeiten?" seufzte ich und sah zu Kevin, als Gina nen Moment den Raum verlassen hatte. „Also ich finds ganz easy eigentlich." Schmunzelte Kevin. „Aber sie klebt auch nicht so sehr an mir, wie an dir." Lachte der Produzent und kassierte direkt einen Klaps an seinen Hinterkopf. Gina kam dann zurück und liess sich dicht neben mich aufs Sofa sinken, auf dem ich mittlerweile Platz genommen hatte. „Ich brauch ne Pause." sagte ich sofort, stand auf und verliess den Raum.

Ich stand gerade in der Küche und machte mir einen Kaffee. Eigentlich war ich eher vor Gina geflüchtet, weil sie mir echt auf den Sack ging. Schon den ganzen Tag versucht sie meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Dumm halt auch, dass ich mich mit ihr abgeben muss, da ich Kevin versprochen hab bei den Songs zu helfen. Und vor allem beim Text, ich fragte mich, was ich damals gehört hatte als sie mir die Songs abgespielt hatte. Ich seufzte leise und stütze mich auf der Platte ab und sah zu, wie der Kaffee in meine Tasse tröpfelte. „Sauber machen, wäre wahrscheinlich mal nicht schlecht." Murmelte ich und versuchte mich irgendwie zu entspannen, die Anwesenheit von Gina war einfach zu viel für mich. Und genau die stand plötzlich hinter mir und legte ihre Hände auf meine Schultern. „Entspann dich doch mal Wincent." Säuselte sie und da verhärteten sich meine Muskeln gleich noch mehr, da ich mich noch ein Stück mehr anspannte. „Fass mich nicht an!!" sagte ich laut, und drehte mich ruckartig zu ihr um und schob sie von mir weg. „Aber Wincent..." begann sie, als in diesem Moment Kevin um die Ecke kam und ich durch ihn abgelenkt wurde. Gina ergriff den Moment und schmiegte sich an mich und wühlte zielsicher ihre Hand unter meinen Pulli und legte sie direkt auf meine Haut. „Was soll das?!" starrte Kevin uns an, als ich bereits wieder die Aufmerksamkeit auf Gina gelenkt hatte und sie wirklich grob von mir weg stiess. „Hör auf damit!! Das zwischen dir und mir, war ein Fehler und ganz sicher eine einmalige Sache! Hör auf dich an mich ran zu schmeissen!!" sagte ich in einer Lautstärke die Gina zusammenzucken und mich mit grossen Augen anstarren liess. Kurzerhand liess ich die beiden einfach stehen und verliess das Studio. Ich brauchte nun einfach frische Luft und hoffte, dass Gina nicht mehr da war, wenn ich zurück kam.

Ich ärgerte mich richtig. Ich bereute zutiefst was damals passiert war und eigentlich war das Studio auch für mich immer ein Rückzugsort. Aber nun war Gina da und ich fühlte mich unwohl. Aber ich war ja selbst schuld. Ich hatte damals diesen Fehler gemacht und war mit Gina in die Kiste gestiegen. Kopf schüttelnd betrat ich den EDEKA in der Nähe und kaufte ein paar Kleinigkeiten ein und ging dann nach ner dreiviertel Stunde wieder zurück ins Studio. Natürlich war Gina immer noch da und kam direkt auf mich zu. „Wincent ich..." begann sie, doch ich schnitt ihr das Wort ab. „Stopp! Gina, lass es. Ich will nichts hören. Lass uns einfach zusammen arbeiten und gut ist. Wir werden keine tiefere Freundschaft aufbauen oder sonst irgendwie mal abhängen. Wir arbeiten hier zusammen und das wars. Wie du mit Fabi und den Anderen befreundet bist, ist deine Sache. Aber du und ich sind nur Bekannte, wir arbeiten ab und an zusammen und das wars." Sagte ich und liess sie dann stehen. Ich packte alles in den Kühlschrank und drehte mich dann wieder zu ihr um. „Können wir weiter arbeiten?" fragte ich sie freundlich und sie nickte. „Ja, aber jetzt warte kurz." Sagte sie dann doch noch und stellte sich mir in den Weg. „Es tut mir leid wegen vorhin.", „Ja, schon okei." Sagte ich dann, ich wollte ja auch nicht, dass sie sich nicht mehr wohl fühlte hier im Studio. Aber das musste nun einfach mal gesagt werden. Kurz nach der Ansage meinerseits, waren wir wieder im Aufnahmeraum und bastelten an Gina's Songs. Ich fühlte mich noch immer nicht hundert Prozent wohl, aber ich konnte es ganz gut überspielen und sie merkte es nicht.

Als sie das Studio verliess, liess ich mich erleichtert in den Stuhl sinken. „Wow ich habe dich noch nie so unentspannt erlebt." Lachte Kevin und ich grinste leicht. „Sorry, aber das war einfach zu viel. Und dann noch ihre Fummelversuche, ich dachte ich spinne. Sag einfach Mia nichts, okei?" sagte ich zu meinem Kumpel und er nickte. „Klar, ich halte dicht." Nickte er und ich griff nach meinem Handy als auch schon das von Kevin klingelte. Ich sah, dass mich Mia versucht hatte zwei mal zu erreichen vor 5 Minuten. Aber noch bevor ich sie zurückrufen konnte, hörte ich Kevins unruhige Stimme. „Ja klar. Wir kommen sofort." Sagte er und ich sah ihn an. „Alles okei?" fragte ich sofort während er seinen Computer ausmachte. „Wir müssen gehen." Sagte er und stand auf. „Kevin was ist los?" fragte ich und wurde sofort unruhig. „Mia geht's nicht gut." Sagte er und da sprang ich sofort vom Stuhl auf. „Was hat Lisi gesagt?!" sagte ich sofort nervös und rannte schon fast zur Tür. „Wahrscheinlich Nervenzusammenbruch. Sie weint nur noch." Waren Kevins Worte und schnellen Schrittes gingen wir zum Auto und fuhren dann zu ihm nach Hause, wo ich mich sofort um meine Frau begann zu kümmern.

Wir beide bleibenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt