POV Alice
Ich sitze am Gate und warte auf meinen Flug um wieder zurück in meine Heimat zu fliegen.
Es erstaunt mich, wie ruhig es hier am Flughafen ist.
Normalerweise ist hier immer etwas los.
Doch heute nicht und dafür bin ich sehr dankbar, denn so kann ich mich entspannen und auf das was mich erwartet vorbereiten.
Ich würde nicht sagen das ich Angst vor dem Fliegen habe, auch wenn ich seit zwei Jahren nicht mehr in einem Flugzeug sass.
Es ist eher so, dass ich wieder an den Ort zurückkehre von dem ich weg musste.
Allerdings nehme ich das für diesen Anlass gerne in Kauf, denn mein grosser Bruder Alex heiratet meine beste Freundin Rose.
Bei diesem Gedanken muss ich etwas schmunzeln.
Mir war schon immer klar, dass die Zwei etwas füreinander empfinden.
Zwar hatte es lange gedauert, aber mir war klar warum, denn Rose wollte unsere Freundschaft nicht zerstören und Alex wollte sich nicht zwischen Rose und mich stellen.
Als ich dann vor zwei Jahren weg gegangen bin, habe ich ihnen in einem Brief geschrieben, dass ich weiss, dass sie sich mögen. Ich war mir sicher, sie würden zusammenkommen... Und nun heiraten sie.
Dass ich es herausgefunden habe war eigentlich ganz leicht, denn ich war schon immer jemand der einfach Sachen aufdecken konnte. Wie? Das bleibt mein Geheimnis.
Doch als ich die Mitteilung gelesen habe, dass sie diesen Sommer heiraten, wusste ich einfach das ich zurückkommen musste, um an diesem Tag dabei zu sein.
Doch ich habe Angst wie sie reagieren werden, wenn ich wieder da bin.
«Boarding für den Flug nach San Francisco beginnt. Wir bitten alle Passagiere sich zum Boarding bereit zu machen», kommt es durch die Ansage an meinem Gate.
Alle stehen sofort auf und es entsteht eine lange Schlange. Doch ich habe es nicht eilig und warte lieber bis die Schlange kürzer wird.
Auf einmal klingelt mein Handy, ich nehme es hervor und schaue auf das Display: Marco.
«Hallo, zum Glück erreiche ich dich noch» sagt er erleichtert. Dabei muss ich etwas lächeln.
«Das Boarding hat gerade erst begonnen.»
«Ich wollte dich eigentlich abholen und selbst zum Flughafen bringen. Doch als ich dann bei dir war, warst du schon weg.»
Darauf antworte ich nichts, denn mir ist bewusst das er mich abholen wollte.
Doch ich hatte Angst davor was passieren würde, wenn wir am Flughafen sind.
Mir war klar, ich muss unbedingt an diese Hochzeit und wenn ich erst mal da bin, wer weiss ob ich nicht vielleicht dort bleiben werde.
«Hallo? Bist du noch dran?», fragt er.
«Ja bin ich.»
«Warum bist du einfach gegangen?»
Ich weiss nicht, was ich sagen soll.
«Marco, es tut mir leid, aber ich muss los.»
«Nein warte», doch da habe ich schon aufgelegt.
Es tut mir weh, doch ich weiss einfach nicht was ich machen soll. Meine Angst verletzt zu werden ist einfach zu gross. Auch nach zwei Jahren habe ich es nicht geschafft diese Angst loszuwerden.
Ich schaue auf und merke, dass die Schlange kleiner geworden ist. Also stehe ich auf, nehme meine Sachen, besteige das Flugzeug, begebe mich an meinen Platz und packe meine Tasche weg. Dann setze ich mich ans Fenster und lehne meinen Kopf an die Scheibe, genau wie an dem Tag als ich hier ankam.
DU LIEST GERADE
Far Away
Short StoryAlice hat mit 18 Jahren ihre Eltern verloren. Seit dem sind nun fünf Jahre vergangen und sie kommt immer noch nicht mit dem Schmerz zurecht. Anders als ihr Bruder Alex; zwei Jahre nach dem Tod der Eltern konnte er mit dem Schicksalsschlag umgehen un...