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Sie sah zu mir. Betrachtete mich. Eigentlich sah sie nicht direkt mich an, sondern mein linkes Auge. Das warf mich plötzlich zurück in diese ekelhafte Situation in der ich am Tag meines Unfalls steckte.
Ich sollte einen Mann, Dreyden Sawyer, umbringen. Er war ein gefährlicher Landsmann aus dem Thorn Clan und damals traute man mir anscheinend zu, ihn umzulegen.
Ich musste zugeben, mir selbst traute ich es auch zu, doch da schien ich mich überschätzt zu haben. "Ich möchte von dir, dass du deinen Auftrag zu Ende bringst. Schneid ihm die Kehle durch und lass ihn verrotten, wie er es verdient hat. Denk an deine Mutter, sie hätte bei sowas auch nichts anbrennen lassen." Ihre Worte erschreckten mich. Wie konnte ich sicher sein, dass ich diejenige war, die ihm den Dolch reinstieß und nicht er mir. Ich verspürte ein komisches Gefühl im Magen. Angst. Todesangst, die empfand ich gegenüber Dreyden Sawyer. Dass er mich noch nicht mit bloßen Händen umgebracht hatte, grenzte an ein Wunder.

Ich setzte mich aufrecht hin und blickte Adola tief in die Augen. "Wenn das dein Auftrag für mich ist, werde ich ihn erfüllen." "Du kannst gehen." sagte sie noch und ich verlor keine Zeit, aus dem Raum zu flüchten. 

Ich rannte förmlich die Gänge hinunter, zu meinem Zufluchtsort, wenn mir mal alles zu viel wurde. Die Bibliothek. Dort fand ich immer meinen Frieden. Da meine Mutter schon immer die Fantasie-Welten in Büchern bewundert hat und oft in der Bibliothek zu finden gewesen war, war dies auch ein Ort an dem ich mich geborgen fühlte. Früher, als ich noch jünger war, so um die 6-7 herum, da rannte ich immer zu ihr, wenn ich weinte. Sie nahm mich dann meist in den Arm und tröstete mich. Sie las mir oft Geschichten aus fernen Fantasie-Welten vor, an die ich mich heute ebenfalls noch gerne erinnerte. Piratengeschichten, wo reiche Königreiche um ihren Schatz beraubt wurden, oder Liebesromane, in denen der Held seine große Liebe kriegte. Es war so schön ihr zuzuhören und ich fühlte mich so sicher und geliebt. Sie hatte schon immer eine große Vorliebe für Bücher gehabt. Manchmal nahm ich mir auch noch Bücher, die wir zusammen gelesen haben und las sie noch einmal. Das gab mir so das Gefühl, als würde sie noch leben.

Queen of AssassinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt