Rotes Haar

239 10 0
                                    

Azriel atmete schwer als er sich aus Ophilie zurückzog und neben sie legte.

Nur mit Müh und Not hatte er sie in den letzten Momenten ihres Liebesaktes auf das Bett zerren können, um sie beide weich zu betten, ehe sie gemeinsam ihren persönlichen Himmel erreichten.

Doch es hatte lange nicht gereicht, um den Boden Eisfrei zu halten.

Eine dicke glitzernde Eisschicht überzog die Hälfte des Bodens und machte ihn zu einer Eisfläche.

„Meinst du, du kannst das wieder auftauen?" fragte der Schattensänger mehr schlafend als wach. Seine Glieder schmerzten und sein Hals und Rücken waren wundgebissen und aufgekratzt.

Ophilie sah kaum besser aus als er. Eine lange Blutspur zog sich um ihre Brüste und fand ihre Quelle an ihrem Hals. Azriels persönlichem Festmahl. Sie lächelte müde. „Es wird tauen. Genau wie der Rest des Hauses."

Azriel wagte einen kurzen Blick auf die Eisfläche, dann schloss er erneut die Augen. „Wie kommt es, dass du dabei immer noch die Kontrolle über deine Magie verlierst? Es sind über fünfhundert Jahre ins Land gezogen seit wir das erste mal Sex hatten. Inzwischen bist du wesentlich stärker und ausgebildeter als damals."

Ophilie zuckte müde mit den Schultern. „Man kann Eis nicht kontrollieren. Es ist ein Impuls. Eine Stimmung, wenn du so willst. Wenn ich hoch konzentriert bin, kann ich es kontrollieren und für meine Zwecke verwenden. Bin ich in einen Gefühlschaos oder schwebe in höchster Ekstase, ist es für mich genauso unkontrollierbar wie für dich. Meine Gedanken sind dann, weit, weit woanders. Ich glaube nicht, dass ich das jemals lerne zu kontrollieren."

Das erklärte einiges. Um nicht gar zu sagen, alles.

Azriel öffnete ein weiteres Mal die Augen und sah zu seiner Gefährtin hinüber. Sie rang nach Luft. Ihre Wangen waren gerötet von ihrer gemeinsamen Lust. Genauso liebte er sie am meisten anzusehen.

Azriel drehte sich zur Seite und zog Ophilie an sich heran. Er betete den Kopf an ihrer Schulter und legte einen großen Flügel um sie beide herum als sei es eine Decke. „An was denkst du?" fragte er leise.

„Dass ich schlafen will. Und mehr Sex will. Aber ich bin so müde." brummte sie schlaftrunken.

Der Schattensänger schmunzelte zart und inhalierte ihren Duften in sich hinein. So lange hatte er nicht mehr die Chance gehabt sie zu fühlen, sie zu schmecken, zu riechen oder zu sehen. Auch wenn er der Sehnsucht nach ihr hin und wieder nachgab und sie besucht hatte. Genau dann, wenn der Schmerz über ihren Verlust bei Hofe am schlimmsten war.

Und auch, wenn der Schattensänger sich sicher war, dass sie nicht ihre Tür für ihn öffnen würde, wenn ihm die Sehnsucht so sehr verschlang, dass er zu ihr reiste, öffnete sie ein jedes Mal und ließ ihn eintreten.

Jedes Mal stritten sie wild, jedes Mal verfluchte sie ihn und wollte ihn vor die Tür werfen. Und doch endete es jedes Mal nackt auf dem Boden, dem Tisch oder in ihrem Bett. Manchmal sogar im Garten oder den anliegenden Wäldern.

Er hatte Rhys davon nie erzählt, dass er Ophilie hin und wieder besuchte. Auch um sie zu schützen. Und doch brach es ihm das Herz, wenn er nach ihren gemeinsamen Nächten, sich alleine in ihrem Bett wiederfand. Sie beendete die Sache immerzu umkommentiert und schien nicht darüber sprechen zu wollen, erneut bei ihrem Ex-Geliebten schwach geworden zu sein.

Doch jetzt war es anders. Jetzt gehörte sie wieder zu ihm. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Jetzt gehörten sie wieder zueinander. So wie früher.

„Azriel, du erdrückst mich!" protestierte Ophilie müde als der Schattensänger sie in Gedanken noch enger an sich heranzog.

A Court of Fire and Ice | Azriel Fanfiction  | Watty 2022 ShortlistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt