Kapitel 11: Ist das real?

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Als die ersten Sonnenstrahlen am nächsten Morgen durch das Fenster hereinschienen, schlug Legolas seine Augen auf. Er war noch genauso an den Mann gekuschelt, wie am Abend zuvor. Kurz hob er seinen Kopf und sah, dass Estel noch ruhig schlief.

Es war die erste Nacht seit einer längeren Zeit, in der er sich sicher gefühlt hatte und ihn auch kein Albtraum plagte. Noch etwas verschlafen legte er seinen Kopf wieder zurück und schaute aus dem Fenster, während er mit seinen Fingern über den dünnen Stoff von Estels Hemd fuhr. Die blonden Haare fielen ihm ein wenig wirr über die Schultern, während einige Strähnen im Gesicht hingen.

Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, als er spürte, wie eine warme Hand über seinen Rücken strich.

„Estel...", flüstere er und erhob sich etwas, um einen sanften Kuss auf den weichen Lippen des Mannes zu hinterlassen. Dieser umfasste Legolas' Wange und streichelte mit seinem Daumen leicht über die weichen Gesichtszüge.

„Man erin, Legolas (Guten Morgen, Legolas)", antwortete der Mann mit leiser Stimme und betrachtete den Elben mit einem Lächeln, bis er ihm einen erneuten Kuss gab. Da es noch relativ früh war, blieben sie noch etwas liegen und ruhten sich aus.

„Wir könnten heute Bogenschießen gehen", schlug Legolas dann plötzlich vor, als er seinen Blick auf das Fenster richtete. Estel folgte dem Blick und sah, dass das Wetter wirklich gut war.

„Das letzte Mal das ich Bogenschießen war, ist einige Jahre her, ich weiß nicht ob ich es noch kann", erwiderte der Mann. Er wollte Legolas nicht enttäuschen, weil er lange nicht mehr geübt hatte.

„Du hast das Bogenschießen in sehr kurzer Zeit gelernt und du bist besser als viele Elben, die Jahrhunderte Zeit hatten zu trainieren. Ich bin sicher, dass du es noch mindestens genauso gut kannst, wie beim letzten Mal", gab der Elb zurück und hielt seine Augen auf die grauen des Mannes gerichtet.

„Das hoffe ich, denn ich lerne vom Besten", sagte Estel und grinste.

Danach standen sie auf und zogen sich wieder ihre Tunika vom Vortag über die dünnen Baumwollhemden. Bei Frühstück trafen sie auf niemanden, Thranduil und Elrond schienen schon vor einigen Stunden gegessen zu haben und auch Otherion war nicht anwesend, das war er bisher bei kaum einem der gemeinsamen Essen.

Legolas ging dann direkt zur Waffenkammer, um einen perfekten Bogen für Estel zu finden. Er griff schließlich nach einem aus Eibenholz, der von goldenen Verzierungen bedeckt war. Die Sehne war dünn, man könnte denken, dass sie bei einer leichten Berührung reißen würde, doch sie war dehnbar und äußerst robust.

Der Elb reichte Estel noch einen gut gefüllten Pfeilköcher, mit hochwertigen Elbenpfeilen. Seine eigene Ausrüstung holte er aus einem speziellen Schrank in der Ecke des Raumes.

„Gut, ich denke das sollte gehen. Dann lass uns loslegen", sagte er und ging aus dem Raum. Der Mann folgte ihm mit einem Lächeln auf den Lippen. Er fragte sich, wie gut er noch schießen konnte, aber es gab nur eine Möglichkeit: Er musste es wieder ausprobieren.

Thranduil lief währenddessen in seinem Arbeitszimmer auf und ab, während Elrond am Schreibtisch saß und die zahlreichen Zettel zum hundertsten Mal las.

„Das macht einfach keinen Sinn, ich verstehe es nicht", sagte er und seufzte. Seit dem Vorfall hatten sie versucht, den Täter zu finden. Sie gingen die Namensliste durch und befragten viele der Leute im Palast, aber ohne Erfolg. Entweder log jemand so gut, dass die beiden es nicht erkannten oder die Person wurde nicht mit auf der Liste verzeichnet.

„Wir haben mit jedem gesprochen und die Liste wirklich hundertmal überprüft und dennoch, es ergibt einfach keinen Sinn. Derjenige kann ja nicht einfach verschwunden sein", sprach Thranduil und blieb vor dem Schreibtisch stehen, um ebenfalls einen der Zettel nochmals zu lesen.

Licht meines Lebens | Aralas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt