2 | XXXVII

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Nach einer groben Zusammenfassung meines Meisters zum Geschehenen wurde mir die Erlaubnis erteilt, zum Tempel zurückzukehren. Müde, erschöpft und mit trübem Blick schlenderte ich über die Plattform, an der ich mit dem riesigen Schiff angedockt bin, auf meinen Jäger zu, der bereits aus dem Schiff transportiert wurde. Gerade wollte ich seufzend auf meinen Sitz springen und R8 begrüßen, da hörte ich eine zarte, leise und zerbrechliche Stimme hinter mir, die mich bat, zu warten. Ich hielt inne, schloss meine Augen und atmete tief ein.

Das Letzte, das ich jetzt wollte, war eine Konversation mit der Herzogin, doch dem ließ sich jetzt auch nicht mehr aus dem Wege gehen. Also drehte ich mich mit zusammengepressten Lippen, um meine wenig vorhandene Lust nicht offen zu zeigen, um.

"Dass ich die Letzte bin, die Ihr jetzt sehen wollt, kann ich gut verstehen." Betrübt und trotzdem mit einem verunsicherten Lächeln auf den Lippen, senkte sie ihren Kopf. "Ich wollte Euch nur etwas... erklären." Vorsichtig suchte sie meinen Blick. Ich reagierte nicht, was sie als Zustimmung auffasste. Satine holte tief Luft und formte ihre Lippen zu einem selbstbewussten Schmunzeln. "Ich bin die Herzogin eines Planetensystems und vieler weiterer, die in Frieden leben wollen." Starr sah ich in ihre aufleuchtenden Augen. "Ich habe eine Art Vorbildfunktion und muss meinen Untertanen zeigen, was richtig und was falsch ist. Das versteht Ihr sicherlich?"

"Selbstverständlich." Antwortete ich trocken. "Als Jedi ist es stets eine Herausforderung, den Einklang zwischen Frieden und Krieg, der dem Frieden dient, zu finden und dies den Betroffenen zu vermitteln." Satine nickte geistesabwesend.

"Worauf ich hinaus will, ist, dass ich zu schätzen weiß, was Ihr für meine Schwester getan habt. Ich weiß auch, dass sie es kaum verdient hat," sie machte eine wegwerfende, trauernde Handbewegung, schüttelte dann kurz den Kopf, "doch vielleicht versteht Ihr meine Tat, wenn ich Euch meine Ansichtsweise erkläre." Um etwas entgegen zu wirken, gelang mir nicht, die Herzogin erzählte einfach darauf los. "Ich habe mir geschworen," begann sie, stolz in den Himmel blickend, "dass ich das Potential meines Lebens komplett ausschöpfen. Und vermutlich eines Tages auch dafür zu sterben. Das mag für Euch vielleicht seltsam klingen, doch seht es so, man lebt nur einmal. Ich weiß, ihr Jedi seht die Dinge eh anders." Sie verdrehte die Augen, ich zog nur eine Augenbraue in die Höhe. "Aber eben deswegen denke ich mir, dass ich in diesem einen Leben, dass ich habe, die richtigen Entscheidungen treffen muss, denn ich treffe sie nur einmal." Meine Schultern wurden wider Willen lockerer und meine Gesichtszüge milder. "Was ich Euch versuche zu sagen ist, dass meine Schwester trotz all ihrer kriminellen Taten meine Schwester ist." Mein Blick wurde mittleidig. "Ich habe mich dazu entschieden," ihre Stirn legte sich in Falten, "um das Leben meiner Schwester zu bitten, da ich weiß, dass Ihr eine gute Jedi seid, Kiona. Und wenn es darauf ankommt, gäbe meine Schwester auch für mich ihr Leben. Sie hätte mich niemals getötet." Die letzten zwei Sätze sprudelten wie ein Anhang aus ihr heraus.

Ich seufzte erneut und lächelte schief. 

"Ich verstehe, Herzogin." Aufrichtig und respektvoll nickte ich ihr zu, drehte mich zu meinem Jäger, sprang in das Cockpit und ließ Satine alleine auf der Plattform zurück. Zunächst spürte ich ihren mir folgenden verwirrten Blick, doch dann wurde er dankbar und zufrieden. Ich wusste, was sie meinte. Für Ahsoka oder Obi Wan hätte ich dasselbe getan, auch wenn sie - ich dachte lange nach - aus dem Orden austreten würden. Gedankenverloren sah ich an den beleuchteten Häuserfronten Coruscant's vorbei. Die Herzogin hatte einfach ein gutes Herz und ein viel zu friedliches Weltbild. 

Guten Mutes ging ich durch den hellen Tempel hindurch, auf mein Quartier zu. Ein bisschen erholsamen Schlaf könnte mir nach all meinen Erlebnissen nicht schaden. Vermutlich würde ich davor noch etwas meditieren, denn wegen einer Sache war ich mit mir nicht im Reinen. Ich bog kurz vor dem Padawantrackt zu den Gärten ab und suchte mir meinen altbekannten Platz in dem kleinen Gärtchen mit dem rosa blühenden Baum und den Steinhockern. Glücklich ließ ich mich nieder und schloss im selben Augenblick meine Augen. Das Gefühl dieses vertrauten Ortes, auch des Baumes, war einfach nur berauschend und zutiefst entspannend. Fast schon besser als Schlaf. flüchtig grinste ich, fokussierte mich dann aber auf das Rauschen der Blätter im zarten Winde und den vorbeifliegenden Raumschiffen. 

Tief atmete ich ein und erinnerte mich an einen Moment, weit in meiner Vergangenheit, der mich seit geraumer Zeit nicht losließ. Es waren die Worte "Du wirst mich nie wieder los, ich bin nun ein Teil von dir und du von mir" von Assajj Ventress. Unbewusst legte ich meine Stirn in Falten. Durch all das Trara nach dem Vorfall im Gefängnis konnte ich nur selten einen Gedanken an das Gesagte verschwenden, doch nun wollte ich diesem auf den Grund gehen. 

Den Moment hatte ich exakt vor Augen. Ventress stützte sich auf den Boden, meinte, ich sollte aufhören. Ich hatte mich an jenem Tag über die Macht mit ihr verbunden. Damals - auch wenn es kaum ein dreiviertel Jahr her war - war ich unerfahren, was diese Fähigkeit anging. Unerfahrener, als ich es jetzt bin. Natürlich hatte ich bereits in den Schaltkreis eines Droiden eindringen können, doch die Macht eines anderen Machtnutzers, oder in meinem Falle einer Machtnutzerin, war etwas ganz anderes. Beschreiben konnte ich es nicht, doch wenn ich es fühlte, so war es verschieden.

Der Droide fühlte sich kalt an, im Vergleich zu Ventress war er wie das Eis auf Orto Plutonia. Die Attentäterin hingegen hatte ich mit lauter Wärme wahrgenommen. Fast schon Hitze, doch diese war unerträglich. Diese Hitze hatte mich entführt in die Welt der Dunkelheit. Das war es, was ich an Ventress gespürt hatte. Hass, Furcht und Finsternis. Sie war wie General Grievous - eine Maschine, doch mit weitaus mehr Verstand und menschlichen Eigenschaften. Ihr Ziel war, meiner Ansicht nach, trotzdem das Gleiche. 

Was also hatte es damit zutun, dass es nun eine Verbindung zwischen ihr und mir gab? Meinte sie damit, ich hätte den Samen der hellen Seite und des Guten in ihr gepflanzt und sie die Dunkelheit der Sith in mir? Hatte es zu bedeuten, dass ich meine entwickelte Macht aus der Dunkelheit zog? Erschrocken schlug ich meine Augen auf.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 08, 2021 ⏰

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