Kapitel 6

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Das heiße Wasser der Dusche prasselte auf sie hinab und sie wusch sich die letzten Reste ihres wunderbar duftenden Shampoos aus den Haaren. Ihre Hände glitten daraufhin ebenfalls ihren nackten Körper hinab, um auch diesen von noch übriggeblieben Seifenblasen zu befreien. Sie ließ einem entspannen Seufzen freien Lauf und hätte noch Stunden unter dem angenehm warmen Strahl verbringen können, doch sie wusste, dass Robert auch noch duschen wollte und hatte sich deswegen extra beeilt. Nach dem Kuss hatte sie eine ganze Weile nichts sagen können. Sie hatten beide nur dagelegen und die Decke angestarrt, mit pochenden Herzen und kribbelnden Fingern, die eigentlich viel mehr wollten als nur diesen Kuss. Lippen, die schmecken und Hände, die fühlen wollten, alles, doch sie hatte sich in letzter Sekunde widerwillig losgerissen. Sie war dann irgendwann unauffällig ins Badezimmer geflüchtet, um wenigstens für einen Moment die Gelegenheit zu haben ihre Gedanken ein wenig zu sortieren.

Sie drehte das Wasser schließlich ab und fischte sich ein Handtuch aus dem kleinen Regal direkt neben der Dusche, mit dem sie sich die Haare und ihren Körper ein wenig trocken rubbelte und es sich schließlich umwickelte und seitlich feststeckte. „Annalena, willst du auch Kaffee oder lieber Tee?" Drang es nach einem sanften Klopfen durch die verschlossene Badezimmertür, die sie zu seiner Überraschung einen Spalt öffnete und den Kopf hindurchsteckte. „Ich kann auch Kaffee machen, dann kannst du währenddessen duschen, also wenn du willst." Die Kühle des Flurs ließ eine plötzliche Gänsehaut auf ihrem Körper entstehen, was seine Augen sofort wahrzunehmen schienen, genauso wie die losen Wassertropfen, die sich blind ihren Weg über ihr Dekolletee bahnten und dann irgendwo in ihrem Handtuch verschwanden. „Entschuldige." Murmelte er etwas verlegen vor sich hin und riss seinen Blick nur mühsam von ihr los. Da war es wieder, dieses Kribbeln in ihren Fingerspitzen, in ihrem Innersten. Sie müsste nur einmal ziehen, oder er. Das Handtuch saß ganz locker. Sie standen sich eine gefühlte Ewigkeit stumm gegenüber, bis sie schließlich genug hatte. „Entweder du küsst mich jetzt oder du hörst auf mich so anzusehen." Das hatte gesessen und genau das in ihm ausgelöst, was sie sich erhofft hatte. Er zog sie an sich, hastig und ungeduldig, presste seine Lippen so heftig auf ihre, dass sie vor Leidenschaft erzitterte. Ihre Arme schlangen sich währenddessen wie Ranken um seinen Hals. Sie brauchten es beide, diese Nähe, diese Versuchung, es war wie bestimmt. Völlig vertieft ineinander, in dieses Spiel, diese Gier, stolperten sie ihren Wohnungsflur hinunter, bis ins Schlafzimmer, wo er sie bis zum Rand ihres großen Bettes schob und aus dem Nichts innehielt. „Du hast keine Ahnung, wie sehr ich das hier, wie sehr ich dich will." Nuschelte er unter seinem regen Atem und verpasste ihr eine weitere Gänsehaut. Es war nicht das erste Mal, dass sie sich so nah kamen, doch sie spürten beide, dass es dieses Mal anders war. Da war kein Alkohol im Spiel, stattdessen waren sie vollkommen nüchtern, lediglich benebelt voneinander. Er nahm wahr, wie sie sich auf ihren Zehenspitzen aufrichtete und den Abstand zu ihm verringerte. „Schlaf mit mir." Hauchte sie ihm daraufhin mit solch einer Verführung ins Ohr, wie er es noch nie zuvor erlebt hatte. Mit einer einzigen Bewegung riss er ihr das weiße Handtuch vom Körper, umfasste ihre nackten Hüften und ließ sich mit ihr aufs Bett fallen, wo sie sich in einem erneuten Kuss verloren. Seine Hände waren wie Feuer auf ihre Haut, seine Lippen, seine Zunge so erfrischend, dass sie sich fühlte wie im Rausch zwischen Himmel und Hölle. Wieder und wieder bohrten sich ihre bunt lackierten Fingernägel in seinen nackten Rücken, immer wieder war er da und quälte sie auf die beste Weise. Sie biss ihm in die Schulter, hinterließ Abdrücke, während seine Lippen an ihrem Hals saugten und diesen stellenweise dunkelfärbten. „Das muss ich alles überschminken." Presste sie ächzend hervor, während er mit seinen Fingern zwischen ihren Beinen zugange war. Ein schelmisches Grinsen schlich sich auf seine Lippen, während er ihr vor Erregung zuckendes Gesicht nicht aus den Augen ließ. „Ich könnte jetzt sagen, dass mir das leidtut, aber das tut es nicht. Sieh mich an." Ihre halb geschlossenen Augen schnellten auf, ihre Zähne bohrten sich in ihre Unterlippe. Bereits seit einer Weile vergruben sich ihre Finger mehr und mehr in den Tiefen ihrer Matratze. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so erregt gewesen war. In diesem Zustand hätte sie zu allem ja gesagt. 


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Der Himmel über uns (Annalena Baerbock x Robert Habeck)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt