Der Schlag traf Hollis mit solcher Intensität, dass ihr schwindlig wurde und sie von außen gegen das Zelt stolperte. Sie spürte, dass ihre Nase blutete und ihre Wange brannte. Während sie versuchte, sich wieder aufzurichten, hörte sie Shania entsetzt schreien. Das kleine Mädchen war wach geworden und hatte alles ängstlich verfolgt.
„Shania, verschwinde", brachte Hollis nur keuchend hervor und sah, wie die Kleine Ethan in die Hand biss, als er nach ihr greifen wollte. Blitzschnell huschte das Mädchen an ihm vorbei, griff die zwei Plüschtiere und rannte hinter das Zelt. Bevor Ethan sie verfolgen konnte, war Hollis wieder auf den Beinen und rannte den Eindringling förmlich um. Ungebremst gingen sie beide zu Boden. Hollis tat alles weh, und während sie versuchte wieder aufzustehen, erwischte Ethan sie an den Beinen. Unkontrolliert versuchte sie, sich frei zu strampeln und trat ziellos zu. Als Ethan einen Moment von ihr abließ, schaffte sie es aufzustehen und flüchtete förmlich in Richtung Kofferberg.
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Durch das plötzliche Aufblitzen von Blaulicht auf der Fensterseite abgelenkt, blieb Ethan kurz stehen. Der Sicherheitsdienst oder eine Polizeistreife schienen im Anmarsch zu sein und seine Zeit wurde knapp. Außer sich vor Wut wollte er die Frau um jeden Preis erwischen, als ihn ein derber Schlag in den Magen traf.
Nach Luft ringend sah er seine Gegnerin mit einem Golfschläger vor sich stehen. Ihm blieb keine Zeit darüber nachzudenken, wo sie diesen her hatte, da der zweite Schlag schon auf ihn niedersauste. Bevor sie jedoch zum dritten Schlag ausholen konnte, rannte er sie um. Keuchend gingen sie beide erneut zu Boden. „Miststück", brüllte er sie an, holte aus und schlug zu. Dann ließ er von ihr ab, verwüstete das Zelt und rannte fluchend davon.
Hollis blieb regungslos am Boden liegen. Ihr Kopf dröhnte und alles brannte wie Feuer. Sie spürte noch immer Ethans Körper auf ihrem und seine Hand in ihrem Gesicht. Alles tat weh und sie war nicht in der Lage aufzustehen. Ihre Beine waren wie Gummi und ihre Schulter gar nicht mehr zu bewegen. Sie war wütend. Wütend auf diesen Kerl und wütend auf sich. Sie hätte es wissen und kommen sehen müssen. Wo war nur ihr Instinkt geblieben? Wo war ihre jahrelange Erfahrung hin?
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Als der Agent sich erneut dem Gepäckraum näherte, stellte er zu seinem großen Schreck fest, dass die Tür dorthin offen stand. Er war sicher, sie hinter sich geschlossen zu haben, damit die Kälte der Abflughalle draußen blieb. Im gleichen Moment nahm er eine Bewegung war: Ethan, der wie vom Teufel gejagt aus dem Raum stürzte. Der Ermittler zögerte keine Sekunde.
"Halt!!!" brüllte er. "Bundesagent! Keine Bewegung!" Gleichzeitig setzte er sich in Bewegung und rannte mehr recht wie schlecht auf den blonden Mann zu, der sich einen Moment lang irritiert umdrehte. Als er sah, dass Gibbs keine Waffe bei sich trug, lachte er hämisch und setzte seine Flucht fort.
Jethro folgte ihm, das in Sekundenschnelle freigesetzte Adrenalin ließ ihn alle Schmerzen vergessen. Als er die Tür des Gepäckraums passierte, erinnerte er sich zu spät an Hollis Warnung vor dem Glatteis – und da war es schon passiert. In voller Fahrt aus dem Gleichgewicht gebracht, rutschte der Grauhaarige unkontrolliert über das Eis und landete unsanft auf dem Hosenboden, ehe ein Verkaufsstand seine Rutschpartie radikal beendete.
Gibbs schrie verzweifelt auf. Im Versuch, das Schlimmste zu verhindern, hatte er das linke Bein unglücklich angezogen, so dass es zwischen zwei Holzpfosten verkantete und durch den Schwung des vorbeirutschenden Körpers kräftig verdreht wurde. Keuchend vor Schmerz blieb der Agent einen Moment lang auf dem Eis liegen. Ethan war nun endgültig über alle Berge, vermutlich hätte er ihn ohnehin nie eingeholt.
Jethro setzte sich langsam auf und begann, Arme und Beine zu sortieren. Offensichtlich war alles heile geblieben - bis er versuchte, das linke Bein zu bewegen. Das Knie und vor allem der Knöchel brannten wie Feuer, und als er versuchte, sich hinzustellen, wäre er beinahe sofort wieder umgekippt. Er hoffte, dass nichts gebrochen oder gerissen war, doch das Bein trug sein Gewicht nicht mehr.Erst hast du kein Glück und dann kommt auch noch Pech dazu, seufzte der Agent in Gedanken. Das durfte alles nicht wahr sein.
Anschließend fiel sein Blick erneut auf die offene Tür. Hollis!! Verdammt, Ethan musste sie erwischt haben, warum sonst war sie ihm nicht gefolgt?! Panik ergriff den verletzten Mann, und er schob sich so schnell er konnte auf allen halbwegs einsatzbereiten Gliedmaßen in Richtung Gepäckraum.
Was er dort sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Von Shania und den Kuscheltieren war nichts mehr zu sehen. Statt dessen Hollis lag mit blutigem Gesicht neben einem Golfschläger auf dem Kofferberg und rührte sich nicht. "Holly!!" rief der Silberfuchs entsetzt und störte sich nicht daran, dass seine Stimme sich fast überschlug. Er biss die Zähne zusammen, richtete sich erneut auf und hüpfte auf einen Bein an ihre Seite. "Holly, verdammt, was ist passiert? Antworte!!!"
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Ganz langsam begann sich das Schwarz vor Hollis Augen zu lichten, und sie hörte Jethros Stimme neben sich. Mühsam versuchte sie, sein Gesicht zu erkennen, doch vor lauter Anstrengung schloss sie gleich wieder die Augen. Dann probierte sie es erneut und schaffte es zumindest, eine Antwort auf seine Frage zu geben. Ihre Lippen fühlten sich wie aufgespritzt an und ihr Unterkiefer taub wie nach einem Zahnarztbesuch. Die Worte kam nur sehr undeutlich hervor.
„Ethan war plötzlich hier. Er wollte den Teddy und..." Sie musste eine Pause machen und schloss erneut kurz die Augen. Ihre Schulter brachte sie fast um, und ihr Gesicht fühlte sich an wie in heißes Wasser getaucht. „Shania ist weggelaufen m-mit dem Teddy. Jethro, d-du musst sie finden, b-bevor Ethan sie...", stieß sie hervor und versuchte sich wieder aufzurichten, was ihr jedoch nicht gelang. Mit schmerzverzerrtem Gesicht und Tränen in den Augen fiel sie zurück auf das Gepäck.
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NCIS - (Gibbs/Mibbs) Ein Wintermärchen
FanfictionGibbs und Hollis treffen sich durch Zufall nach Weihnachten auf einem Flughafen im Nirgendwo und werden unfreiwillig länger als geplant dort festgehalten.