Chapter 4 | "Unerwartete Besucher"

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>>Ich mochte Hikari, doch in manchen Situationen wollte ich am liebsten nicht mit ihr reden. <<

Seufzend schlug ich die Tür zu meinem Zimmer auf. Es war nicht direkt meins, da Hikari ja auch noch existierte, aber die kam meistens nur zum Schlafen her. Tagsüber fand man sie immer in der Bibliothek oder im Wintergarten, welcher komischerweise nie benutzt wurde, obwohl genau jetzt der Winter einbrach. 

Erschöpft schmiss ich mich auf den Sitzsack, welcher einst noch schwarz war. Heute war er voll von Graffitis und eigenartigen Zeichnungen, welche ich aus Langeweile oder im Halbschlaf hingekritzelt hatte. Damals war ich wahrscheinlich Zehn. 

Müde schloss ich die Augen. Wie war ich auf die dämliche Idee gekommen noch 'ne Runde joggen zu gehen? Noch dazu bei diesem Wetter? Draußen tobte es. Der Wind riss die Schneeflocken mit sich und klatschte sie dem nächst Besten ins Gesicht, was in dem Fall ich war. 

Eigentlich war mir eiskalt, doch mein Körper hatte keine Kraft um mich noch bis zu den Duschen zu schleppen, weshalb ich nun einfach in meinem Zimmer lag und sowas ähnliches tat wie zu schlafen. 

Erst durch das nervige Vibrieren meines Handys öffnete ich meine Augen. Meine tauben Finger umgriffen das Gerät und zogen es aus meiner Hosentasche, was bei jeder weiteren Bewegung schrecklich weh tat. Kein Wunder, meine Hände waren roter als Mrs Williams heute Mittag. 

Wimmernd entsperrte ich das Display und suchte nach der Ursache für das Vibrieren, welche ich auch schnell gefunden hatte. 

>Normale Menschen gehen im Sonnenlicht joggen. Bei dem Wetter ziehen die Meisten auch ‘ne Jacke an, oder binden sich wenigstens ‘n Schal um den Hals.<

Erschrocken fuhr ich hoch, was ich im nächsten Moment zutiefst bereute, da mein vereister Körper sich ziemlich darüber aufregte. Innerlich starb ich vorlauter Schmerzen, doch äußerlich hielt ich die Tränen zurück. 
>Wo bist du?

Jede Bewegung, die ich machen musste, um die Nachricht einzutippen, tat verdammt weh. Hikari hatte heute Morgen vergessen die Heizungen aufzudrehen, weshalb es gefühlt kälter war als draußen. 

>Vor der Tür<, kam als Antwort zurück. 
Murrend stand ich auf, oder versuchte es zumindest. 
>Ach und ich bin nicht allein. Die Anderen sind auch da.<

Ich beschloss einfach keine Fragen zu stellen und mich weiter zur Tür zu schleppen, bis ich genauso leblos umfiel, wie die ganzen Musterschüler an der Wand. Das konnte ja nicht so schwer sein, hoffte ich jedenfalls. 

Zischend zog ich die Tür auf und biss mir dabei auf die Lippe, um nicht gleich loszuschreien. 

“Ich hab die Wette gewonnen. Sie sieht sogar noch schlimmer aus.” war das Erste, was ich hörte, nachdem die Tür ganz offen war. Sechs Personen standen vor mir, fünf von ihnen warfen einem einen finsteren Blick zu. 

“Immer noch besser als du.” gab ich schnippisch zurück. -“Und jetzt erklärt mir mal, was ihr hier zu suchen habt. Solltet ihr nicht irgendein Ninja Zeug erledigen? Menschen retten und so?”

“Eigentlich ja, aber ich wollte noch zu dir, bevor wir mit dem Dienst am Palast anfangen müssen. Ab dann haben wir kaum noch Zeit, schließlich sorgen wir dann für den Schutz der Oni Maske.” antwortete Lloyd und sah zu mir. Ein Seufzen verließ seine Lippen als er meine Rot angelaufenen Hände sah. -”Wieso musst du’s immer übertreiben?” 

“Was heißt hier denn bitte “immer”? Das ist gerade Mal das zweite Mal passiert! -Und auch nur, weil ich meine Handschuhe vergessen hab.” widersprach ich sofort. Cole verdrehte die Augen. 

“Ja ne, ist klar.” murrte er und drückte mich sanft zurück ins Zimmer. -”Dad muss dir doch bestimmt irgendwas mitgegeben haben, was einigermaßen Wintertauglich ist. Schließlich war der dieses Mal mit dir shoppen.” 

“Das glaubst auch nur du. Der war viel zu sehr mit dem Gespräch mit meinem Vater beschäftigt, als mich auch nur zu bemerken. Und shoppen gegangen bin ich mit Hikari, als ich wieder da war.” 

Unsere Väter waren Brüder. Während der eine eher in die Musikalische Richtung gegangen ist, hat der andere die Medizin gewählt. Seit acht Monaten hatten sie jetzt schon wieder Kontakt, davor herrschte Funkstille zwischen ihnen. Erst seit Cole und ich uns öfters begegneten, was größtenteils an Lloyd lag, fingen auch die beiden Brüder an, den Kontakt zu pflegen. Dad regte sich zwar Regelmäßig über meinen Onkel auf, aber das war mir der Kontakt zu ihm wert.

Cole wollte schon nach den Türen meines Schranks greifen, als Lloyd ihm einen Strich durch die Rechnung machte. 

“Findest du nicht auch, dass wir nichts an ihrem Schrank zu suchen haben?” fragte er. Ich verstand sofort worauf er hinaus wollte und verdrehte innerlich die Augen. Nur weil wir gerade alle im Teenager Alter waren hieß es noch lange nicht, dass man deswegen auch gleich in den Sachen des anderen Geschlechts rumsuchte. Aber wie Lloyd nun mal war, nahm er das alles mal wieder viel zu ernst. 

Als er noch drei Jahre jünger war als ich, war er eindeutig entspannter drauf. 

“Hör auf mich so anzuschauen. Du weißt genau wie ich dazu stehe.” fuhr der Blonde mich an, als er meinen Blick bemerkte. Ich hob entkräftend die Arme, was genauso weh tat wie das Herunterdrücken der Türklinke. 

“I know, I know.” sagte ich und ließ mich erneut auf meinen Sitzsack fallen. -”Aber ich hab kein Problem damit, wenn Cole meinen Schrank öffnet und nach irgend’ner Jacke oder ‘nem Schal sucht. Ganz im Gegenteil, ich wäre ihm sogar dankbar. Es ist scheiße kalt hier.” 

“Wieso gehst du auch im Winter joggen?” fragte Kai. Ich zuckte mit den Schultern. 

“Keine Ahnung. Was weiß ich? Könnte an dem Unterricht bei Mrs Williams liegen, oder an dem ganzen Drama um die Weihnachtsfeier. Oder nein-, Wahrscheinlich wegen dem ach so tollem Gespräch mit meinem Rektor und der wundervollen Info die er mir heute mitgeteilt hat. Vielleicht wollte ich einfach den Kopf frei kriegen.” 

Nya war die Letzte, die den Raum betreten hatte. Vorsichtig schloss sie die Tür hinter sich und setzte sich neben ihren Freund auf das Sofa, welches an der Wand gegenüber der beiden Schreibtische stand. 

“Und jetzt will ich den Grund für euer Erscheinen wissen.” hing ich schnell hinten an, bevor einer der sechs Helden auch nur ansatzweise dazu kam etwas zu sagen. 

“Dein Dad-” fing Jay an, wurde aber von Zane unterbrochen. -”hat ganz sicher nichts damit Zutun! Wir wollten nur mal sehen wie es dir so geht.” 

“Wir hatten gestern erst einen Videochat wo alle dabei waren.” warf ich ein. Misstrauisch hob ich eine Augenbraue und starrte Zane durchdringend an. Es kam nicht oft vor, dass die Ninjas an meiner Schule auftauchten und das aus mehreren Gründen. Wie ich in letzter Zeit erfahren hatte, hatte Kai Angst vor Hikari und Jay traute sich seit einer Stinkbombenattacke meiner Mitschüler kaum noch ins Gebäude, was auch irgendwie verständlich war. 

Nichtsdestotrotz standen, besser gesagt saßen, nun alle vor mir, doch keiner wollte mir den Grund für ihren unerwarteten Besuch nennen. 

//Erneut meine Standartfrage: Wie fandet ihr dieses Kapitel?//

Heartbeat | Lloyd G. x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt