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Meine Finger krallen sich in meine Haare und zerren daran. Diese brodelnd heisse Wut in mir will einfach nicht verschwinden. Die halbe Zimmereinrichtung habe ich schon zerstört, doch sie nimmt einfach nicht ab. Der Drang weitere Gegenstände zu zerschmettern verschwindet einfach nicht, egal was ich tue. 
Ein neues Bild schleicht sich in meine Gedanken. Es zeigt meinen Schrank, welcher mir gegenüber steht. Weitere Wut steigt in mir auf. Warum muss er da stehen, wenn es mir so schlecht geht? Warum sollte es ihm gut gehen, wenn es mir nicht gut geht?
Zielstrebig gehe ich auf den Schrank zu, welcher ruhig dasteht. Ich stehe an die Seite und stosse ihn mit einem Ruck um. Dabei gebe ich einen grellen Schrei von mir. 
"Glaubst du wirklich, du kannst einfach hier stehen?", zische ich ihn dann sauer an. Der Schrank fällt krachend um und ich kann hören, wie er zersplittert. 
Der Knall lässt mich zusammenzucken, doch ich verstecke mich nicht. So erbärmlich bin ich nicht mehr. 

Ein Klopfen an der Tür lässt mich umdrehen. 
"Riley? Alles okay?" Clint steht hinter der Tür und er klingt besorgt. Vorsichtig ducke ich mich und greife nach einem langen Stück Holz. 
"Hau ab!", rufe ich durch die Tür. Ich höre Clint seufzen, doch er kommt noch einen Schritt näher zu Tür. 
"Habe ich mich nicht deutlich ausgedrückt? Verpiss dich verdammt nochmal!", schreie ich weiter und kicke ein weiteres Stück Holz weg. 
"Riley, ich will dir nur helfen", probiert Clint mich zu beruhigen. Doch ich schleudere das Holzstück in meiner Hand gegen die Türe. Das wirkt genügend, dass er wieder einen Schritt nach hinten zurückweicht. 
"Riley bitte, ich weiss das es dir nicht gut geht. Aber ich kann dir helfen, wenn du mich lässt", versucht er es weiter. In meiner Brust brodelt es und am liebsten würde ich einfach dir Tür aufreissen und ihn zusammenschlagen. Doch ich darf Befehlshaber nicht angreifen, so sehr ich es auch will.
"Wenn du mir helfen willst, dann lass mich einfach in Ruhe! Warum verstehst du das nicht?", brülle ich ihn deshalb an. Ich greife nach einem neuen Teil des Schrankes und mache mich bereit nochmals zu schiessen. Doch Clint bleibt ruhig stehen, sodass ich ihn nicht weiter einschätzen kann. 
"Okay, wenn du etwas brauchst, sag Friday Bescheid. Ich werde es dir bringen", gibt er dann leise etwas nach. Ich entspanne mich etwas und lasse das Holzteil etwas sinken. Doch ich behalte es in meiner Hand. Nur für den Fall. 
"Na gut", brumme ich noch, bevor ich zu meinem Bett zurückkehre. Noch ein letztes Mal, werfe ich das Ding in meiner Hand gegen die Tür, bevor ich mich auf dem Bett zusammenrolle. 

Stunden später liege ich gedankenlos da, als wäre ich nur noch eine Hülle. In den letzten zwei Stunden, begann mir alles egal zu werden. 
Mir wurde egal, dass ich beinahe von einem Auto erfasst wurde.
Mir wurde egal, dass ich mein Zimmer verwüstet hatte. 
Mir wurde egal, dass die Avengers mich deshalb vielleicht Rausschmeissen würden.
Mir wurde selbst egal, dass ich diese unbändige Wut verspürte. 
Ich liege also nur noch da und warte ab, was jetzt passieren würde. Meine Position ähnelt stark der eines Hundes. Ich liege mit dem Oberkörper auf dem Bauch und meine Beine habe ich seitlich von mir angewinkelt. 
Clints Schritte nähern sich hinter der Tür, doch ich bleibe ruhig. Die Tür öffnet sich langsam und ich höre Clints Herz schneller klopfen. Ich lenke meine Augen zur Tür, um ihm zu zeigen, dass ich ihn bemerkt habe. Ich erwarte bereits in jeder Sekunde von ihm angeschrien zu werden, dass ich mein Zimmer auseinander genommen habe. 
"Geht es dir besser?", widerspricht er jedoch meinen Erwartungen. Ich zucke schwach mit den Schultern und senke meinen Blick wieder. 
"Ist es in Ordnung für dich, wenn ich eintrete?", stellt er möglichst entspannt die nächste Frage. Seine Unsicherheit bekomme ich trotzdem mit. Ich antworte ihm mit einem weiteren Schulterzucken und warte, bis er eintritt. 
"Ich will eine richtige Zustimmung, oder ich lasse es", erklärt er mir aber nüchtern. Ich reagiere nicht, denn ich weiss selber nicht, ob ich ihn hier haben will. 
"Riley, bist du damit einverstanden, dass ich zu dir komme, oder nicht?", fragt Clint etwas eindringlicher. Wieder zucke ich nur mit den Schultern. Clint knurrt auf und ich zucke reflexartig zusammen. 
"Muss ich dir ernsthaft wieder klarmachen, dass du deine eignen Entscheidungen treffen kannst? Du musst nicht mehr einfach allem zustimmen und dein Wohlergehen hinten anstellen. Du musst nichts mehr über dich ergehen lassen, was du nicht willst", hält er mir einen kurzen Vortrag. Ich kommentiere es wieder nur mit einem Achselzucken. 
"Riley, bitte. Ich verzweifle gleich, weil ich keine Ahnung habe, was ich jetzt mit dir tun soll", fleht Clint und ich höre seine Hände zusammenklatschen. Sofort zucke ich bei dem unerwarteten Knallen weiter nach hinten. Rein aus Erfahrung warte ich darauf, bis seine Hände als nächstes mein Gesicht treffen. 
"Sorry, habe im Affekt nicht daran gedacht, dass du plötzliche Geräusche hasst", entschuldigt Clint sich eilig. Ich senke meinen Blick nur wieder nach unten. 
Clint seufzt und seine Schritte nähern sich wieder der Tür. Überrascht sehe ich auf und lege den Kopf ein wenig schief. Dazu runzle ich meine Stirn und versuche sein Verhalten einzuschätzen. 
"Ich dachte, du kennst mich langsam gut genug, um zu wissen, dass ich nicht einfach in deine Wohlfühlzone eindringe", meint Clint leise und tritt nun ganz durch die Tür und aus meinem Zimmer raus.
"Clint?", stoppe ich ihn dann vorsichtig. Ich höre Clint fragend summen und kaue nervös auf meiner Lippe. 
"Kannst du Bucky herschicken? Tut mir leid...", meine ich schnell, als mir auffällt, dass ich ihn beleidigt haben könnte. Denn ihn will ich nicht hier haben, aber nach Bucky frage ich sogar? Dabei ist er doch meine Ansprechperson und nicht Bucky. 
"Entschuldigung, ich wollte dich nicht beleidigen. Du darfst gerne hierbleiben", korrigiere ich mich deshalb schnell. Wohl etwas zu schnell, denn Clint lacht leise auf. Ich hebe unsicher meinen Blick an, bis mir wieder einmal auffällt, dass ich seine Reaktion gar nicht mehr sehen kann. 
"Schon okay, du musst dich nicht entschuldigen. Ich finde es gut, wenn du nach den Leuten fragst, denen du am meisten vertraust. Und es ist nicht schlimm, wenn das nicht ich bin", beruhigt er mich mit liebevoll sanfter Stimme. Ich nicke nachdenklich und rolle mich wieder etwas mehr zusammen. 
"Ich geh ihn holen und wenn was sein sollte, kannst du dich jederzeit bei Friday melden", verabschiedet Clint sich und verschwindet. Er schliesst die Tür vorsichtig und ich höre zu, wie seine Schritte hinter der Wand langsam verklingen. Doch er läuft nicht zum Aufzug, sondern in Buckys Zimmer. 

Bald darauf nähern sich leichte, schüchterne Schritte, welche mich wieder aufblicken lassen. Noch bevor Bucky an die Tür klopfen kann, rufe ich: "Kannst reinkommen!" 
Die Tür öffnet sich vorsichtig und ich setze mich langsam auf. Ich kann Buckys Herz schnell klopfen hören und sehe zu ihm auf. Er kommt langsam etwas näher und ich nehme wahr, wie er seine Finger reibt. Vermutlich Daumen und Zeigefinger, wie er es schon getan hat, als ich noch sehen konnte. 
"Tut mir leid, dass ich vorher so nach dir geschnappt habe", meine ich kleinlaut und rutsche etwas näher zur Wand am Kopfteil meines Bettes. Bucky seufzt und ich sehe vorsichtig zu ihm. Habe ich ihn damit zu sehr verletzt? Will er mich nicht mehr bei sich haben? Aber warum ist er dann zu mir gekommen?
"Schon okay, ich habe bis jetzt nur nicht mitbekommen, dass du auch schlechte Tage hast. Aber das hätte ich mir denken können, immerhin war es bei mir ähnlich", erzählt er leise und setzt sich ans untere Ende des Bettes. 
Ich lehne meinen Kopf gegen die Wand und schliesse meine Augen. Der ganze Tag hat mich erschöpft und ich habe keine Ahnung, ob überhaupt schon Abend ist. 
"Hast du Hunger?", fragt Bucky und durchbricht damit das peinliche Schweigen. Wieder einmal zucke ich nur mit den Schultern, was Bucky schmunzeln lässt. Doch es ist eine traurige Note dabei, welche ich nicht ganz einschätzen kann. 
"Ich glaube Clint hat dir bereits gesagt, dass du auch nein sagen kannst, oder?", meint er dann behutsam. Seine weiche Stimme jagt mir Eis über den Rücken, durch welches mein ganzer Körper von Gänsehaut erfasst wird. 
"Es ist nur so schwer. Ich habe immer gedacht, es wäre leichter, wenn ich Hydra entkommen kann. Aber es ist beinahe schwerer", gebe ich flüsternd zu und senke beschämt den Kopf. Schon mehrmals habe ich mit dem Gedanken gespielt, einfach zu Hydra zurückzukehren. Bis jetzt weiss aber noch niemand etwas von meinem heimlichen Wunsch.
"Ich weiss, dass es nicht leicht ist. Aber du machst Fortschritte", versucht er mich aufzuheitern. Doch ich lache nur.
"Was für Fortschritte mache ich denn bitte?", spotte ich finster und schlage meinen Kopf einmal gegen die Wand. Bucky legt seine Hand möglichst vorsichtig auf meinen Fuss, was mich zusammenzucken lässt. 
"Du versteckst dich nicht mehr im Schrank, wenn du dich erschreckst. Und du kniest auch nicht mehr so oft defensiv auf dem Boden, wenn du dich vor uns fürchtest", zählt er leise auf. Dabei höre ich deutlich den Schmerz in seiner Stimme. Ich zucke erneut mit den Schultern. 
"Aber ich bin noch lange nicht da, wo ich sein will", flüstere ich leise und drehe meinen Kopf zu dem Fenster. Was würde ich dafür geben, die Ruhe des Waldes noch einmal sehen zu können?

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Hello, hello!

Es ging doch etwas schneller als erwartet und tja, hier sind wir :)

Noch einen schönen Sonntagnachmittag und einen guten Wochenstart morgen ;)

LG Jas_Barnes <3

Alpha - New LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt